Tadeusz Mazowiecki

polnischer Politiker und Ministerpräsident

Tadeusz Mazowiecki (* 18. April 1927 in Płock; † 28. Oktober 2013 in Warschau[1]) war ein polnischer Publizist, Bürgerrechtler und Politiker und von 1989 bis 1990 Ministerpräsident der Republik Polen.

Tadeusz Mazowiecki (November 1989)
Tadeusz Mazowiecki an seinem 80. Geburtstag
Tadeusz Mazowiecki, Büste in Sarajevo

Vom Bürgerrechtler zum Regierungschef

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1958 gründete Mazowiecki die intellektuelle Monatszeitschrift Więź (deutsch Bindung) und wurde deren Chefredakteur. Für die katholische Bewegung Znak (deutsch Zeichen) war er bereits von 1961 bis 1971 Abgeordneter im Sejm, dem polnischen Parlament. Danach beteiligte er sich an oppositionellen Bewegungen katholischer Intellektueller, unter anderem im Klub der katholischen Intelligenz in Breslau, gegen die regierende Polnische Vereinigte Arbeiterpartei.

Seit 1980 war er Berater und Publizist der Gewerkschaft Solidarność (deutsch Solidarität). Nach Verhängung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 wurde er bis 1982 inhaftiert. 1989 nahm er wieder als Berater von Lech Wałęsa an den Runden-Tisch-Gesprächen teil.

Am 24. August 1989 wählte ihn der Sejm zum Vorsitzenden des Ministerrats (poln. Prezes Rady Ministrów). Er war der erste nicht-kommunistische Regierungschef Polens nach dem Zweiten Weltkrieg.[2]

Das Verhältnis zum „Arbeiterhelden“ Wałęsa trübte sich, als Mazowiecki sich entschloss, bei der Präsidentschaftswahl im Herbst 1990 gegen Wałęsa anzutreten. Als er am 9. Dezember 1990 gegen diesen nicht einmal in die Stichwahl kam, trat er am 14. Dezember 1990 vom Amt des Ministerpräsidenten zurück.

Politische Agenden und Ehrungen

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Von 1990 bis 1995 war Mazowiecki, der bis 2001 als Abgeordneter tätig war, Vorsitzender der liberalen Partei Unia Demokratyczna (deutsch Demokratische Union) und später deren Nachfolgepartei Unia Wolności (deutsch Freiheitsunion). 2002 trat er aus letzterer aus, nachdem diese die Christlich Demokratische Internationale verlassen hatte. Seit 2004 engagierte er sich wieder als Mitglied und Spitzenkandidat der sozial-liberalen Partia Demokratyczna (deutsch Demokratische Partei).

Während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien war Mazowiecki Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen über die Lage der Menschenrechte. Aus Protest gegen die Passivität der internationalen Staatengemeinschaft während des Massakers von Srebrenica legte Mazowiecki dieses Mandat nieder.

Er erwarb sich den Ruf eines Reformers. Die Regierung von Mazowiecki führte ein radikales marktwirtschaftliches Programm durch. Kritisiert wurde die „Schocktherapie“ zur Senkung der Inflation und des Budgetdefizits, weil dabei Hunderttausende in die Arbeitslosigkeit gerieten. Er bekannte sich zwar zum Warschauer Pakt, nannte das bisherige Staatsgebaren allerdings totalitär, weshalb er Polen auf den Weg zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit führen wollte.[2] Sein Spruch „Wir ziehen eine dicke Linie unter die Vergangenheit“ fand auch zahlreiche Kritiker. Dies führte zum relativ schlechtem Ergebnis von Mazowiecki in der Präsidentschaftswahl 1990.

1995 wurde ihm von der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen die Dag-Hammarskjöld-Ehrenmedaille verliehen. Im selben Jahr erhielt er den internationalen Adalbert-Preis der Adalbert-Stiftung. 2005 erhielt er die Robert-Schuman-Medaille, 2009 folgten einer Ehrenbürgerschaft von Sarajevo (2002)[3] diejenigen von Posen[4] und Warschau[5], später kamen die der Städte Danzig (2010)[6], Słubice (2010)[7], Płock (2011)[8] und Brzeg Dolny (2013)[9] hinzu. 2010 verlieh ihm die Europastadt Görlitz/Zgorzelec den Internationalen Brückepreis.

Mazowiecki verstarb am 28. Oktober 2013 in Warschau. Außenminister Radosław Sikorski bezeichnete ihn als „einen der Väter der polnischen Freiheit“. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso nannte ihn „einen großen Europäer und Humanisten“.

2013 wurde der Deutsch-Polnische Journalistenpreis nach ihm benannt.[10]

Schriften

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  • Tadeusz Mazowiecki: Partei nehmen für die Hoffnung. Über Moral in der Politik, mit einem Geleitwort von Manfred Seidler u. einem Nachwort von Georg Ziegler, [Übers. aus dem Poln. von Angelika Weber u. Georg Ziegler]. Freiburg im Breisgau 1990, ISBN 3-451-21825-9
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Commons: Tadeusz Mazowiecki – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Tadeusz Mazowiecki nie żyje. Miał 86 lat. „Uczył nas pokory w polityce“. Gazeta Wyborcza, 28. Oktober 2013.
  2. a b Thomas Urban: Historische Entscheidung in Warschau. Erstmals Nichtkommunist Premier im Ostblock. Der Kandidat der „Solidarität“, Tadeusz Mazowiecki, erhält 378 von 423 Stimmen / Bekenntnis zum Warschauer Pakt. In: Süddeutsche Zeitung. 25. August 1989.
  3. A. H.: Ko su počasni građani Grada Sarajeva. In: Haber.ba. 3. März 2019, abgerufen am 4. Juni 2020 (bosnisch).
  4. Zenon Zabawny: Mazowiecki honorowym obywatelem Poznania. 29. Juni 2009, abgerufen am 4. Juni 2020 (polnisch).
  5. Tadeusz Mazowiecki, honorowy obywatel Warszawy. In: um.warszawa.pl. 28. Oktober 2013, archiviert vom Original am 13. August 2020; abgerufen am 4. Juni 2020 (polnisch).
  6. Tadeusz Mazowiecki – Honorowym Obywatelem Gdańska - Gdańsk - oficjaln… 31. Juli 2012, archiviert vom Original am 31. Juli 2012; abgerufen am 4. Juni 2020.
  7. Słubice24.pl - Tadeusz Mazowiecki odebrał tytuł Honorowego Obywatela Słubic. 9. November 2010, archiviert vom Original am 7. Juli 2014; abgerufen am 4. Juni 2020 (polnisch).
  8. Mazowiecki honorowym obywatelem Płocka. In: wprost.pl. 9. Juni 2011, abgerufen am 4. Juni 2020 (polnisch).
  9. Mazowiecki honorowym obywatelem. Brzeg Dolny planował dziś uroczystość. In: tvn24.pl. 28. Oktober 2013, abgerufen am 4. Juni 2020 (polnisch).
  10. Doppel-Jubiläum: 20. Wettbewerb um den Deutsch-Polnischen Tadeusz-Mazowiecki-Journalistenpreis – Ehrung bei den 10. Deutsch-Polnischen Medientagen auf medienservice.sachsen.de, 8. November 2016