Selbitz (Oberfranken)
Selbitz (fränkisch: Selbeds[2]) ist eine Stadt im oberfränkischen Landkreis Hof in Bayern und liegt im Frankenwald, etwa 14 Kilometer westlich der Stadt Hof.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 19′ N, 11° 45′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Hof | |
Höhe: | 520 m ü. NHN | |
Fläche: | 27,75 km2 | |
Einwohner: | 4274 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 154 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 95152 | |
Vorwahl: | 09280 | |
Kfz-Kennzeichen: | HO, MÜB, NAI, REH, SAN | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 75 171 | |
Stadtgliederung: | 17 Gemeindeteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Bahnhofstraße 2 95152 Selbitz | |
Website: | www.selbitz.de | |
Bürgermeister: | Stefan Busch (Parteifreie Wähler) | |
Lage der Stadt Selbitz im Landkreis Hof | ||
Ortsname
BearbeitenDer Ortsname ist belegt mit „Seilbitz“ (1358),[3] „Selbitz“ (1367), „Selwitz“ (1374), „Selwicz“ und „Selbitz“ (1386), „Selbicz“ (1388), „Schelwitz“ (1401), „Selwitz“ (1407), „Selwicz“ (1421) und ab dem 15. Jahrhundert „Selbitz“.[3]
Die Bezeichnung stammt entweder vom Gewässernamen Želvьnica (für Schildkrötenbach), wofür das westslawische Wort Žely (für Schildkröte) als Basis diente,[3] oder vom Wort Zělwina (für die Grüne) ab.[4] Damit und wegen der Endung -itz ist der Ortsname ein Relikt der Westslawen, die sich vor allem im 6. Jahrhundert bei einer Siedlungswelle im heutigen Oberfranken (daraufhin auch als terra slavorum bezeichnet) niederließen.[5]
Geografie
BearbeitenGeografische Lage
BearbeitenDie Stadt liegt am gleichnamigen Fluss Selbitz, der den Ort von Süd nach Nord durchfließt. Im Stadtgebiet mündet auch der aus südöstlicher Richtung kommende Rothenbach. Selbitz liegt im Bayerischen Vogtland und am östlichen Rand des Naturparks Frankenwald.
Nachbargemeinden
BearbeitenAngrenzende Gemeinden sind:
Berg | Köditz | |
Naila | Hof | |
Schauenstein | Leupoldsgrün |
Gemeindegliederung
BearbeitenDie Gemeinde Selbitz hat 17 Gemeindeteile; in Klammern sind die Siedlungstypen und die Einwohnerzahlen mit Stand 8. Juni 2021 angegeben:[6][7]
- Dörnthal (Dorf, 97)
- Edlasmühle (Einöde)
- Föhrighaus (Einöde)
- Hüttung (Dorf, 107)
- Hüttungshaus (Einöde)
- Kohlbühl (Weiler, 16)
- Kreuzbühl (Einöde)
- Neuhaus (Dorf, 171)
- Rodesgrün (Dorf, 164)
- Rothenbürg (Dorf, 141)
- Schertlas (Einöde)
- Selbitz (Hauptort, 3201)
- Sellanger (Dorf, 99)
- Staudenhäuser (Dorf, 78)
- Stegenwaldhaus
- Wachholderbusch (Dorf, 50)
- Weidesgrün (Dorf, 173)
Geschichte
BearbeitenSelbitz war seit 1388 im Besitz der Burggrafen von Nürnberg, die den Ort häufig als Lehen weitergaben. Dem späteren Amt des seit 1792 preußischen Fürstentums Bayreuth wurde am 16. Mai 1783 das Marktrecht verliehen. Selbitz besaß wichtige magistratische Eigenrechte. Die Marktgemeinde fiel im Frieden von Tilsit 1807 an Frankreich und kam 1810 zu Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde. Am 26. Oktober 1954 wurde dem Markt Selbitz die Bezeichnung Stadt verliehen.
Dreißigjähriger Krieg
BearbeitenDa sich Markgraf Christian in den ersten 13 Jahren des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) neutral verhielt, blieb die Gegend um Selbitz weitgehend vom Krieg verschont. 1632 schloss er ein Bündnis mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf, wodurch der Krieg auch nach Selbitz kam. Am 11. Oktober 1632 wurde die Stadtkirche von Kroaten in Brand gesteckt, das Pfarrhaus, die Schule und weitere Wohnhäuser und Scheunen wurden ebenfalls zerstört. Außerdem gingen dabei die Kirchenbücher verloren.[8]
Bierkrieg zwischen Naila und Selbitz
BearbeitenAm 11. April 1778 wurde die ehemals reußische Selbitzer Brauerei an die Nailaer bürgerliche Braugenossenschaft verkauft, ohne vorher die Bevölkerung davon in Kenntnis zu setzen. Das hatte zur Folge, dass auch Bier aus Naila nach Selbitz geliefert werden durfte. Als am 13. April 1778 die ersten Fässer nach Selbitz gebracht werden sollten, wurde der Transport zunächst von General von Reitzenstein, Besitzer der zweiten Selbitzer Brauerei, Heinrich Beyer, Bürgermeister, und Georg Christoph Dittmar, Schöffe und Bäcker, aufgehalten, durfte aber später doch passieren, wobei ein Fass direkt ins Wirtshaus, die übrigen in einen Keller geliefert wurden. Diese wurden zwei Tage später durch den Bürgermeister und den Schöffen zerstört. Als am 24. April erneut eine Lieferung nach Selbitz unterwegs war, stoppten Beyer und Dittmar auch diese, worauf beide verhaftet wurden, aber zunächst mit Unterstützung der örtlichen Bevölkerung fliehen konnten. Am 6. Mai wurden beide zu Hause verhaftet und zur Gerichtsverhandlung nach Hof gebracht.[9] Dort wurden sie zu je sechs Wochen Gefängnis wegen Beschädigung fremden Eigentums, Befehlsverweigerung und Vergeudung von Gerstensaft verurteilt.[10]
Obwohl die Selbitzer den Prozess und damit den Bierkrieg verloren, wird bei dem seit 1834 jährlich stattfindenden Heimat- und Wiesenfest[11] in Ermangelung einer eigenen Brauerei Bier aus Naila ausgeschenkt. Ebenso wird bei dem Fest seit 1959 im Anschluss an den Festzug die Gerichtsverhandlung von Kindern und Jugendlichen auf der Rathaustreppe nachgespielt (Wiesenfestspiel).
Gebietsreform
BearbeitenBei der Gebietsreform in Bayern wurden in den 1970er Jahren vier Gemeinden nach Selbitz (mit Föhrighaus, Hüttungshaus, Kreuzbühl, Schertlas) eingemeindet: Dörnthal (mit Hüttung, Rothenbürg, Sellanger, Staudenhäuser, Stegenwaldhaus), Neuhaus (mit Edlasmühle, Wachholderbusch), Rodesgrün (mit Kohlbühl) am 1. April 1971[12] und Weidesgrün am 1. Mai 1978.[13] Außerdem wurden am 1. Juli 1976 Gebietsteile der Nachbargemeinden Köditz und Leupoldsgrün mit damals jeweils weniger als 50 Einwohnern eingegliedert.[13]
Im Zuge der Kreisgebietsreform kam der Landkreis Naila zusammen mit Selbitz am 1. Juli 1972 zum Landkreis Hof.
Einwohner und Einwohnerentwicklung
BearbeitenDie Einwohner tragen den Spitznamen „Bockpfeifer“. Diese Bezeichnung ist etwa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden, da die Selbitzer häufig als Bettelmusikanten in der Gegend unterwegs waren und dabei eine Bockpfeife (Dudelsack) spielten.[14] Die Benennung ist in Selbitz häufig anzutreffen, so gibt es zum Beispiel eine Gaststätte,[15] einen Fanclub,[16] einen Wanderweg[17] und den Brunnen am Rathaus, deren Namensbestandteil Bockpfeifer ist. Auch im Stadtwappen und im Titel des ehemaligen Heimatblattes Der Selbitzer Bockpfeifer taucht die Figur auf.
Im Zeitraum 1988 bis 2018 sank die Einwohnerzahl von 4948 auf 4294 um 654 bzw. um 13,2 %. Am 31. Dezember 1994 hatte die Stadt 5048 Einwohner.
Jahr | Bevölkerung |
---|---|
1961 | 5707 |
1970 | 5651 |
1987 | 4981 |
1995 | 4999 |
2000 | 4947 |
2005 | 4746 |
2010 | 4507 |
2015 | 4359 |
2019 | 4250 |
2020 | 4275 |
Dokumentation der Stadtgeschichte
BearbeitenZur Dokumentation der Geschichte der heutigen Gemeinde Selbitz, tragen das Stadtarchiv im Rathaus und das Schulmuseum in der Grund- und Mittelschule bei. Des Weiteren wurde seit den 1950er Jahren der Selbitzer Bockpfeifer als Beilage des städtischen Bürgerblattes veröffentlicht, wobei die Vergangenheit von Selbitz, sowie Erlebnisse der Bevölkerung (laienhaft) beleuchtet wurden (→ Literatur).
Religion
BearbeitenDer Großteil der Bevölkerung gehört der evangelisch-lutherischen Kirche an.[18] Außerdem besitzen die evangelisch-methodistische Kirche sowie die römisch-katholische Kirche eigene Gotteshäuser.
Der Friedhof befindet sich etwas außerhalb der Stadt in der Brunnenstraße, nachdem der alte Friedhof an der evangelisch-lutherischen Pfarrkirche zu klein geworden war. Die Namen der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege sind auf Tafeln an der Außenseite des Gotteshauses verzeichnet.[19]
Selbitz ist seit 1949 Sitz der Communität Christusbruderschaft Selbitz, einer Lebensgemeinschaft innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Das Gelände der Communität befindet sich auf dem Wildenberg, einer Anhöhe oberhalb des Ortes am Waldrand. Neben dem Ordenshaus befindet sich dort auch ein Gästehaus, das Haus der Begegnung und Einkehr. Im Walter-Hümmer-Haus betreibt die Christusbruderschaft Selbitz ein Altenheim und eine Arztpraxis, ebenfalls auf dem Wildenberg. Für verstorbene Mitglieder der Christusbruderschaft gibt es auf dem Wildenberg im Wald einen eigenen Friedhof.
Politik
BearbeitenBürgermeister
BearbeitenListe der Bürgermeister seit dem Zweiten Weltkrieg:
- 1945US-Militärverwaltung : Hans Kießling, eingesetzt von der
- 1945–1946: Hans Friedrich, eingesetzt von der US-Militärverwaltung
- 1946–1948: Georg Rank (Christlich-Demokratische Wählergruppe CDW)
- 1948–1952: Nikol Weber (CDW)
- 1952–1956: Josef Kohnen (SPD)
- 1956–1978: Adolf Thumser (Überparteiliche Wählergemeinschaft ÜWG)
- 1978–1990: Herbert Schmidt (Parteifreie Wähler PFW)
- 1990–2013: Klaus Adelt (SPD)
- 2013–2014: Karl-Heinz Färber (PFW), als zweiter Bürgermeister
- seit 2014: Stefan Busch (PFW)[20][21][22]
(2014: 71,8 %)
Stadtrat
BearbeitenDie vergangenen vier Kommunalwahlen führten in Selbitz zu den folgenden Sitzverteilungen im Stadtrat:[24]
Partei / Liste | 2002 | 2008 | 2014 | 2020 |
---|---|---|---|---|
CSU | 7 | 5 | 5 | 5 |
SPD | 8 | 6 | 4 | 4 |
Grüne | – | – | – | 1 |
Parteifreie Wähler (PFW) | 3 | 3 | 5 | 4 |
Überparteiliche Wählergemeinschaft (ÜWG) | 2 | 2 | 2 | 2 |
Summe | 20 | 16 | 16 | 16 |
Bundestag, Landtag, Bezirkstag und Kreistag
BearbeitenSelbitz liegt bei Bundestagswahlen im Wahlkreis Hof (Wahlkreis 239), der neben dem Landkreis Hof die Stadt Hof sowie den Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge umfasst. Bei der Wahl 2013 direkt gewählter Abgeordneter ist Hans-Peter Friedrich (CSU). Daneben gehören aus dem Wahlkreis auch Petra Ernstberger (SPD), Silke Launert (CSU) und Elisabeth Scharfenberg (Grüne) dem Deutschen Bundestag (631 Mitglieder) an.
Für die Landtagswahlen umfasst der Stimmkreis Hof (Stimmkreis 406), in dem Selbitz liegt, die Stadt Hof sowie den Landkreis Hof. Bei der letzten Wahl 2013 direkt gewählter Abgeordneter ist Alexander König (CSU). Zudem gehört der ehemalige Selbitzer Bürgermeister Klaus Adelt (SPD) als Listenkandidat dem Bayerischen Landtag (180 Mitglieder) an.
Der Stimmkreis für den Bezirkstag von Oberfranken (17 Mitglieder) ist mit dem Landtagsstimmkreis identisch, die Wahl findet zudem zeitgleich statt. Direkt gewählter Abgeordneter ist Eberhard Siller (CSU). Derzeit gehört kein weiterer Abgeordneter aus dem Gebiet des Stimmkreises dem Bezirkstag an.
Im Kreistag (60 Mitglieder) des Landkreises Hof (letzte Wahl 2014) ist Selbitz mit den Kreistagsabgeordneten Klaus Adelt (SPD), Christa Fickenscher und Carsten Kirschner (beide CSU) vertreten.[25]
Wappen
BearbeitenBlasonierung: „Gespalten; vorne (heraldisch rechts) in Rot auf grünem Boden die silbern gekleidete Figur eines Dudelsackpfeifers (Bockpfeifer) mit schwarzem Dudelsack; hinten (heraldisch links) geviert von Silber und Schwarz“[26] | |
Wappenbegründung: Dieses Wappen ist das aktuelle Stadtwappen seit 1977. Im Jahre 1783 wurde dem Ort Selbitz von dem Markgrafen von Brandenburg-Ansbach das Marktrecht verliehen. Aus diesem Grund ist das Stadtwappen der Markgrafen – die Silber-Schwarz-Vierung – in das Stadtwappen übernommen worden. Die Gestalt des sogenannten Bockpfeifers erinnert an einen Übernamen der Selbitzer Bürger, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden ist, und auf das Gewerbe der Wandermusikanten hinweist, dem die Selbitzer wegen der damaligen sozialen Lage vielfach nachgegangen sind. Es handelt sich hierbei um die Darstellung einer charakteristischen örtlichen Überlieferung.[27] |
Partnerschaften
BearbeitenIm Zuge der Wende 1990 wurde Pausa im sächsischen Vogtlandkreis die Partnerstadt von Selbitz. Außerdem besteht eine Partnerschaft mit dem gleichnamigen Ortsteil Selbitz der Stadt Kemberg im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt.[28]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBaudenkmäler
Bearbeiten- In Selbitz gab es ein Altes Schloss, das dem Fürstenhaus Reuß gehörte und 1972 wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde. Heute existiert noch das Neue Schloss, das nach der Teilung des Rittergutes erbaut wurde und sich zunächst im Eigentum der Familie von Reitzenstein befand.
Im Gemeindeteil Neuhaus befindet sich das Schloss Neuhaus. Das Bauwerk wurde 1427/1428 errichtet und gehörte u. a. der Familie von Waldenfels. Das Schloss befindet sich im Privatbesitz.[29]
Sport
BearbeitenIm Jahr 1971 wurde das städtische Hallenbad mit Sauna in Selbitz eröffnet. Nach über 38 Jahren musste das Bad 2010 aus finanziellen Gründen geschlossen werden.[30] Nachdem das Gebäude noch lange Zeit als Vereinssauna gedient hatte, wurde es im Jahr 2019 abgerissen und das Gelände renaturiert.
Freizeit, Sport und Tourismus
BearbeitenDie Stadt Selbitz zieht während des Heimat- und Wiesenfestes seit 1834 alljährlich Ende Juli mehrere tausend Besucher an. Im Laufe des Jahres finden der Ostermarkt, Bauernmärkte, ein Kärwamarkt, der Herbstmarkt und der Weihnachtsmarkt statt.
Die Stadt und ihr Umland bieten für Besucher zahlreiche Möglichkeiten für Wanderungen, Fahrradtouren (102 km Strecke), Reiten, Schießen und Tennis.
Freizeitangebote und -aktivitäten werden u. a. durch den Fremdenverkehrsverein und die überregionale Touristikgemeinschaft Selbitztal koordiniert.[31] In Selbitz gibt es eine Reihe Vereine, darunter Freiwillige Feuerwehren und Zimmerstutzen-Schützengesellschaften mehrerer Ortsteile, außerdem Fußballvereine. Die SpVgg Selbitz (gegründet 1914) spielt, nachdem 2012 der Aufstieg aus der Staffel Nord der Landesliga Bayern gelang, in der Saison 2013/14 in der Nordstaffel der Fußball-Bayernliga und ist damit fünftklassig.
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenUnternehmen
BearbeitenÜberwiegend ist Industrie ansässig (Textil und Bekleidung, Farben und Lacke, Gewürze, Kunststoffverarbeitung, Elektrotechnik, Maschinenbau, Druckerei, Spedition, Bauwaren und Bauhandwerk), wobei die Anzahl an Firmen in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat. Neu angesiedelt wurde die Firma Serag-Wiesner. Auf dem Gelände der 1998 in die Insolvenz gegangenen Apparatebau Wilhelm Heibl GmbH & Co. wurde Ende 2009 die mediherz-Versandapotheke eröffnet, die zur Luitpold Apotheke in Bad Steben (medikamente-per-klick.de) gehört. Einer der bekanntesten Firmen in Selbitz ist die Schuhfabrik Jomos. Die Stadt verfügt über ein verkehrsgünstig an den Bundesautobahnen A 9 und A 72 gelegenes Gewerbegebiet.
Medien
BearbeitenIm Bereich der Printmedien wird die Frankenpost gelesen. Jeden Donnerstag gibt die Stadt Selbitz ihr Bürgerblatt heraus, das bei der Gemeinde und in einigen örtlichen Geschäften erhältlich ist. Regionale Fernseh- (TV Oberfranken) und Radiosender (z. B. Radio Euroherz) können empfangen werden.
Bildung und Schulen
BearbeitenSelbitz verfügt über zwei Kindergärten, beide in evangelisch-lutherischer Trägerschaft und eine Grund- und Mittelschule (bis zum Schuljahr 2009/10 Grund- und Hauptschule; vor Ort ist zudem die Benennung „Volksschule“ üblich).[32] Weiterführende Schulen gibt es im vier Kilometer entfernten Naila und im 14 km entfernten Hof. In jedem Semester finden mehrere Kurse der Volkshochschule in Selbitz statt.
Verkehr
BearbeitenDie Stadt liegt an der A 9 (Berlin–München, Ausfahrt Naila/Selbitz) und in der Nähe des Autobahndreiecks Bayerisches Vogtland von A 9 und A 72. Eine Anreise mit dem Linienflugzeug ist nicht mehr möglich, seit 2012 am wenige Kilometer entfernten Verkehrslandeplatz Hof-Plauen der Linienverkehr eingestellt wurde.
Selbitz wird über die Bahnstrecke Hof–Bad Steben im Schienenverkehr bedient. Neben dem Hauptort befinden sich auch in den Ortsteilen Rothenbürg und Stegenwaldhaus Haltestellen als Bedarfshalte. Der Bahnhof in Selbitz verfügt gegenwärtig über zwei Durchfahrtsgleise und ist Kreuzungsbahnhof für die ansonsten eingleisige Strecke, die im angenäherten Stundentakt befahren wird. Die Strecke Hof–Bad Steben wird seit 2011 von der Agilis-Verkehrsgesellschaft betrieben.
Früher war es über die Bahnstrecke Münchberg–Selbitz möglich, von Selbitz direkt nach Münchberg und weiter zu fahren. Im Streckenverlauf hatte neben Selbitz auch Weidesgrün einen Haltepunkt. Seit 1976 endet die Strecke von Münchberg aus in Helmbrechts. Von Selbitz aus muss über Hof gefahren werden, um mit dem Zug nach Münchberg zu gelangen.
Persönlichkeiten
BearbeitenEhrenbürger
BearbeitenSelbitz hat einen Ehrenbürger:
- Josef Witt (1884–1954), Gründer des Textilhandelhauses Witt Weiden, für den Auf- und Ausbau einer Weberei in Selbitz, ernannt 1949.[33]
Außerdem wurden 1933, zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus, aus politischen Gründen vier Ehrenbürger ernannt, denen der Ehrentitel nach Kriegsende 1945 wieder entzogen wurde (angegeben sind die Funktionen bei der Ernennung):[33]
- Franz Ritter von Epp (1868–1947), Reichsstatthalter in Bayern
- Paul von Hindenburg (1847–1934), Reichspräsident
- Adolf Hitler (1889–1945), Reichskanzler
- Hans Schemm (1891–1935), Gauleiter der Bayerischen Ostmark, bayerischer Kultusminister
Söhne der Stadt
Bearbeiten- Heinrich von Selbitz (Heinrich Barnickel) (1843–1919), Schriftsteller
- Philipp Wurzbacher (1898–1984), Politiker (NSDAP) und Mitglied des Reichstages
- Georg Kießling (1903–1964), Fußballspieler (vor allem SpVgg Fürth)
- Gerhard Wirth (1926–2021), im Stadtteil Hüttung geborener Historiker und Hochschullehrer
Personen, die vor Ort wirken oder gewirkt haben
Bearbeiten- Klaus Adelt (* 1956), Politiker (SPD), von 1990 bis 2013 Erster Bürgermeister von Selbitz, jetzt Stadtratsmitglied, Kreisrat und Mitglied des Landtages
- Walid Aziz (* 1969), Transportunternehmer und bis 2022 Brauereibesitzer in Naila
Adelsfamilien
BearbeitenDie Geschichte von Selbitz und seiner Ortsteile wurde Jahrhunderte u. a. von Mitgliedern der Adelsfamilien Reitzenstein, Reuß, Rotenhan und Tettenbach geprägt. Deren Familienwappen sind an der Decke der Stadtkirche angebracht. Weitere Geschlechter mit Bezug zum Ort sind Dobeneck und Waldenfels.
Darüber hinaus gab es eine dem Ritterkanton Rhön-Werra angehörende Familie von Selbitz, die ihr Stammhaus „unweit [der Nachbargemeinde] Schauenstein“ hatte.[34] Hans von Selbitz war Mitstreiter des Götz von Berlichingen und wurde im Schauspiel Götz von Berlichingen (1773) von Johann Wolfgang von Goethe literarisch verewigt.[35]
Literatur
Bearbeiten- Volksschule Selbitz (Hrsg.): Der Selbitzer Bockpfeifer, Gebrüder Müller, Selbitz 1955–1984
- Arbeitskreis Selbitzer Bockpfeifer und Stadt Selbitz (Hrsg.): Selbitzer Bockpfeifer. Müller Fotosatz & Druck, Selbitz 1999–2007.
- Johann Kaspar Bundschuh: Selbitz. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 283–284 (Digitalisat).
- Karl-Ludwig Lippert: Landkreis Naila (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 27). Deutscher Kunstverlag, München 1963, DNB 453135234, S. 67–70.
- Herbert Maas: Mausgesees und Ochsenschenkel: Kleine Nordbayerische Ortsnamenkunde. Verlag Nürnberger Presse, Nürnberg 1995, 3. Aufl., ISBN 3-920701-94-1
- Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 207.
- Pleikard Joseph Stumpf: Selbitz. In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 615–616 (Digitalisat).
Weblinks
Bearbeiten- Seite der Stadt Selbitz
- Eintrag zum Wappen von Selbitz (Oberfranken) in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Jaques Crevorcel: Sedda und sedda - Gschichdla und Verschla und nuchawos in unnera Spraouch, 3. Ausgabe 2004, S. 77
- ↑ a b c Reitzenstein, S. 207.
- ↑ Maas, S. 205.
- ↑ Gewusst?, Nürnberger Nachrichten, 9. Dezember 2006.
- ↑ Gemeinde Selbitz, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 1. Dezember 2021.
- ↑ Stadt Selbitz - Zahlen, Daten und Fakten. Abgerufen am 10. Oktober 2021.
- ↑ Evangelische Kirche im Frankenwald. Verlag der Ev.-Luth. Mission Erlangen, Erlangen 1990, S. 119.
- ↑ Der Selbitzer Bockpfeifer. Wiesenfestsondernummer/1959, 18. Juli 1959, S. 1–3.
- ↑ Der Selbitzer Bockpfeifer. #25/1959, 12. Dezember 1959, S. 1–4.
- ↑ Geschichte der Stadt Selbitz. Abgerufen am 19. August 2016.
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 530.
- ↑ a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 687 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Der Selbitzer Bockpfeifer, #1/1970, S. 1–4, 10. Januar 1970.
- ↑ Gaststätte Bockpfeifer, abgerufen am 24. Juli 2011
- ↑ FCN Fanclub Bockpfeifer, abgerufen am 24. Juli 2011.
- ↑ www.wanderkompass.de ( vom 25. Februar 2011 im Internet Archive), abgerufen am 24. Juli 2011.
- ↑ Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Selbitz
- ↑ Abbildungen der Stadtkirche in Selbitz, abgerufen am 8. Mai 2011.
- ↑ Ergebnis Bürgermeisterwahl 2014. Stadt Selbitz, 16. März 2014, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. April 2014; abgerufen am 30. März 2014.
- ↑ Ergebnis Bürgermeister Stichwahl 2014. Stadt Selbitz, 30. März 2014, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. April 2014; abgerufen am 30. März 2014.
- ↑ Schneller Wechsel in Selbitz. Frankenpost, 1. April 2014, abgerufen am 6. April 2014.
- ↑ Wahlergebnis 2020 – Wahl des Stadtrats Stadt Selbitz, abgerufen am 7. April 2020.
- ↑ Ergebnis Stadtratswahl 2014. Stadt Selbitz, 16. März 2014, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. April 2014; abgerufen am 30. März 2014.
- ↑ Ergebnis zur Kreistagswahl 2014 am 16. März 2014 Landkreis Hof. Landkreis Hof, 24. März 2014, abgerufen am 6. April 2014.
- ↑ Eintrag zum Wappen von Selbitz (Oberfranken) in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Wappenbeschreibung auf der stadteigenen Internetseite ( vom 7. Februar 2011 im Internet Archive), abgerufen am 26. August 2023.
- ↑ www.stadt-kemberg.de ( vom 1. Februar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 4. März 2012.
- ↑ Ausführliche Chronologie von Dorf und Schloss Neuhaus, abgerufen am 24. Juli 2011.
- ↑ Pressemitteilung zur Schließung des Hallenbades erschienen in der Frankenpost, abgerufen am 30. Juli 2010.
- ↑ www.selbitztal.de
- ↑ Grund- und Mittelschule Selbitz. September 2013, abgerufen am 5. Oktober 2013.
- ↑ a b Der Selbitzer Bockpfeifer, #14/1983, S. 196, 15. Oktober 1983.
- ↑ Johann Gottfried Biedermann: Geschlechtsregister Der Reichsfrey unmittelbaren Ritterschaft Landes zu Franken Löblichen Orts Rhön und Werra: Welches aus denen bewährtesten Urkunden, Kauf- Lehen- und Heyrathsbriefen gesamleten Grabschriften und eingeholten genauen Nachrichten von innen beschriebenen Gräflich-Freyherrlich- und Edlen Häusern. Bayreuth 1749, S. CCCCXXV und CCCCXXVI (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ 11. Wohnhaus Paul Graf von Waldersees. Königsberg in Bayern, abgerufen am 5. April 2014.