Schloss Teupitz
Das Schloss Teupitz stand in Teupitz, einer Stadt im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg. Es wurde im 14. Jahrhundert errichtet und war bis in das 18. Jahrhundert von der Familie Schenk von Landsberg bewohnt.
Lage
BearbeitenDas Schloss befand sich auf einer Halbinsel im Teupitzer See, die nordwestlich des Stadtzentrums liegt. Die Insel wird von der Kirchstraße erschlossen. Die exponierte Lage der Halbinsel ermöglicht einen Blick vom Schweriner Horst im Nordosten bis zum Egsdorfer Horst im Westen des Sees.
Geschichte
Bearbeiten1307 wurde auf der Halbinsel erstmals eine Burg Tupcz erwähnt, die im Jahr 1330 fertiggestellt wurde und als Sitz des brandenburgischen Adelsgeschlechts derer von Plötzke diente. Sie könnte möglicherweise auf einem slawischen Vorgängerbau errichtet worden sein. 1330 verlegten die Schenken von Landsberg aus dem bisherigen Wirkungskreis in Landsberg (Sachsen-Anhalt) ihren Sitz nach Teupitz, den sie bis zum Jahr 1717 innehatten. 1668 entstand ein Inventarverzeichnis, als das Schloss bis 1679 kurzzeitig im Besitz derer von Solms-Baruth gelangte. 1685 war die finanzielle Lage derer von Landsberg erneut kritisch. Sie dachten wiederum über den Verkauf des Schlosses nach und ließen einen kurfürstlichen Inspektionsbericht erstellen. Geschwächt durch den Dreißigjährigen Krieg verkaufte Ludwig-Alexander Schenk von Landsberg am 18. Dezember 1717 schließlich das Schloss sowie die umliegenden Dörfer für 54.000 Taler an Friedrich Wilhelm I. Der preußische Staat richtete daraufhin das Gebäude für einen königlichen Amtmann her und nutzte es bis 1812. Einer dieser Diener war der Oberamtmann Ludwig Bein, an den eine Stele erinnert, die sich an der Heilig-Geist-Kirche – und damit südlich des Schlosses an der Kirchstraße befindet. Das Schloss wurde von den umliegenden Ländereien versorgt: So wurde beispielsweise Wein im benachbarten Egsdorf angebaut. Zu dieser Zeit muss das Schloss bereits in einem schlechten Zustand gewesen sein. Von 1788 bis 1791 wurde es wegen Baufälligkeit fast vollständig abgerissen: Das unterste Stockwerk blieb erhalten und der Amtmann zog in ein eingeschossiges Gutshaus auf dem Gelände. Im 21. Jahrhundert ist lediglich ein Teil der alten Schlossmauer sowie des stadtseitigen Wachturms erhalten geblieben.
An einer Restaurierung hatte das preußische Königshaus kein Interesse, da mit dem Schloss Köpenick und dem Schloss Königs Wusterhausen zwei prachtvolle Bauwerke bereits bestanden. Nach dem Auszug des Amtmanns wechselten die Eigentümer, um 1857 besaß die Familie[1][2] von Treskow, einem jüngeren genealogischen Nebenzweig derer von Tresckow, den Besitz. Ab 1860 übernahm die briefadelige[3] Familie von Parpart das Gut. 1879 ist im General-Adressbuch der Rittergutsbesitzer für die Provinz Brandenburg ein Baron von Parpart „auf dem Anwesen“ genannt. Er ließ den Weinanbau wiederaufleben und führte die Fischzucht am Teupitzer See ein. Zum kreistagsfähigen Rittergut Teupitz gehörte eine Gesamtumfang von 813 ha. Dazu gehörten 774 ha Besitz an Wasser, 21 ha Acker und 17 ha Wiesen.[4] Bei Baron von Parpart handelt es sich um Arthur Leonce Hilarion von Parpart, geboren 1816, verheiratet 1846 mit Ida Honigmann.[5] Ihr Sohn Oskar von Parpart war Zögling der Ritterakademie Brandenburg, wurde später Regimentskommandeur und Oberst, lebte aber auf Schloss Klein-Katz in Westpreußen.[6] Nach dem Tod seines Vaters 1910 wechselten die Besitzer erneut. Nach amtlichen Quellen blieb die Familie von Parpart bis 1914 Eigentümer.[7] 1927 wurden die Rittergüter als selbstständige Orte mit den Gemeinden zusammengeschlossen. An den privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Besitzungen änderte sich dadurch nichts. Für 1929 liegen durch das letztmals amtlich publizierte Landwirtschaftliche Adressbuch Brandenburg konkrete Daten vor. Der Bereich Schloss Teupitz bestand noch aus einem Restgut von 25 ha der Auguste Sieke und einem großen Fischereigut mit 650 ha des Walter Rosengarten aus Bad Saarow. Die Titulatur Rittergut findet keine Erwähnung mehr.[8] Der Berliner Kohlenhändler Paul Hamburger kaufte das Schloss auf und eröffnete am 15. Juni 1930 das Hotel Schloß am Teupitzsee. Nur kurze Zeit später, am 11. Oktober 1930 wurde der Berliner Brauer Georg Ziebarth neuer Eigentümer. Er stand der NSDAP nahe und veranstaltete auf dem Sitz einige Treffen der Partei; musste 1934 jedoch Insolvenz anmelden. Das Gebäude wurde anschließend von den Eltern von Gerhart Drabsch erworben, die es ihrem Sohn und der Schwiegertochter überließen. Sie nutzen es von 1937 bis 1945 als nationalsozialistische Produktionsstätte für kunstgewerbliche Produkte, aber auch für die Herstellung von Blusen, Kleidern und Tischdecken.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Drabschs enteignet und das Schloss ging in das Volkseigentum über. Nachdem es zunächst Umsiedlern diente, erfolgte ab 1949 der Wiederaufbau unter der Leitung der örtlichen SED-Kreisfunktionäre mit Hilfe des Architekten Willi Hermann aus Rangsdorf. So ertüchtigt diente es als öffentliches Kulturzentrum, Konferenzstätte sowie Kinderferienlager und Ferienheim eines Berliner Betriebs. Seit 1956 nutzte das Zentralkomitee der SED das Haus als Betriebsferienheim mit zunächst 20 Zimmern. Von 1984 bis 1986 erfolgte eine Modernisierung und Erweiterung auf 60 Zimmer. Nach der Wende wurde das Anwesen von der PDS in die Hotelkette Belvedere überführt. Die Treuhandanstalt verkaufte es an einen privaten Investor, der ein Hotel eröffnete. Die neuen Eigentümer mussten den Betrieb am 27. Juni 2005 nach einer Zwangsversteigerung einstellen. Seit dieser Zeit ist es in Privatbesitz und nicht öffentlich zugänglich.
Architektur
BearbeitenDas Bauwerk wies einen rechteckigen Grundriss bei einer Länge von etwa 29 Metern und einer Breite von rund 21 Metern auf. Es war drei Geschosse hoch und besaß zwei Giebel. In einer Chronik der Stadt verweist ein Historiker auf Parallelen zum Schloss Königs Wusterhausen. Allerdings soll das Teupitzer Schloss deutlich höher gewesen sein und an seiner Front einen viereckigen Erker besessen haben, in dem sich der Turmaufstieg befand. Im ersten Stock befand sich ein Saal, eine Hofstube und eine Kapelle. Im mittleren Stockwerk waren die Küche mit einer Tafelstube und weiteren Kammern untergebracht; darüber befanden sich die Wohnräume sowie ein Saal für die Schenken von Landsberg. Einige der Ziegelsteine in diesem Geschoss weisen die Jahreszahl 1554 auf. Das lässt vermuten, dass das obere Stockwerk – möglicherweise nach einem Brand – ausgebessert oder gar neu aufgebaut wurde.
Das Anwesen wurde von einer hohen Mauer eingefriedet, die im unteren Bereich aus Feldsteinen bestand und mit Mauersteinen aufgestockt wurde. Zur Stadt hin befand sich ein Tor mit einem Wachturm. Auf der gegenüberliegenden Seite waren die Stallungen für die Pferde sowie ein Brau- und Backhaus platziert. Ein Vorwerk mit Wohnhaus, Scheune und Viehställen befand sich vor dem Ensemble neben der Heilig-Geist-Kirche.
Literatur
Bearbeiten- Geschichte von Schloss und Stadt Teupitz von Franz Hoffmann. Reprint der Teupitzer Stadtchronik von 1902. Stadt Teupitz, Teupitz 2014
- Teupitzer Miniaturen – Dreißig Geschichten aus der 700-jährigen Schenkenstadt. 1. Auflage. BiKuT (Hrsg.), Weißensee-Verlag, 2009, ISBN 978-3-89998-160-5, S. 188.
- Teupitz am See – ein Schatz in der Mark Brandenburg. Historischer Stadtführer. 1. Auflage. BiKuT (Hrsg.), Lothar Tyb'l, Weißensee-Verlag, 2006, ISBN 978-3-89998-090-5, S. 230.
- Vinzenz Czech, Christiane Salge: Teupitz. In: Peter Michael Hahn, Hellmut Lorenz: Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann, Berlin 2000, ISBN 3-87584-024-0, S. 601–604; gesamt 2 Bände: Einführung und Katalog. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857–1883), 856 S., 275 farbige, 825 SW-Abb.
- Teupitz. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 7. Duncker, Berlin 1864, Blatt 386 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).
Weblinks
Bearbeiten- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09140288 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter. 1857. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): GAB-Vorgänger auf Matrikel-Basis. Provinz Brandenburg. (Kreis) Teltow, Kreistagsfähige Güter (Verzeichniss v. 22. Oktober 1839). 6. Teupitz. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 83 (uni-duesseldorf.de).
- ↑ Alphabetischer Nachweis (Adressbuch) des in den Preussischen Staaten mit Rittergütern angesessenen Adels. 1857. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): GAB-Vorgänger auf Matrikel-Basis. Treskow, Teupitz. Teltow. Selbstverlag, Berlin 1857, S. 234 (uni-duesseldorf.de).
- ↑ Maximilian Gritzner: Chronologische Matrikel der Brandenburgisch-Preussischen Standeserhöhungen und Gnadenacte. Nach amtlichen u. a. gedruckten und ungedruckten Quellen zusammengestellt. 1874. Band 1871, 15. Febr. Parpart. Mitscher & Röstell, Berlin 1874, S. 148 (google.de).
- ↑ P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen. Kreis Teltow, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 262–263, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1913. In: „Der Gotha“. 7. Auflage. Parpart, 2. Ast. Preußische Wappenbesserung Versailles 15. Febr. 1871. Justus Perthes, Gotha 22. November 1912, S. 618–619 (uni-duesseldorf.de).
- ↑ Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Schüler-und Alumnatsverzeichnis. I von IV, von Parpart, Oskar Ernst Ludwig-Zögling-RA-No. 1208. Selbstverlag. Gedruckt in der Buchdruckerei P. Riemann, Belzig / Ludwigslust 1913, DNB 361143532, S. 308 (staatsbibliothek-berlin.de).
- ↑ Ernst Seyfert: Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher. Band VII. Landwirtschaftliches Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1914. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung von Staats-und Kommunalbehörden, sowie des Brandenburgischen Landbundes zu Berlin, sowie der Kreislandbünde. Reprint erschienen 2021 bei Klaus D. Becker Potsdam Auflage. Reg.-Bezirk Potsdam. Kreis Teltow, Paul Niekammer-Reihe. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, ISBN 3-88372-273-1, S. 154–155 (google.de).
- ↑ Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hofgrefe: Niekammer’s Landwirtschaftliches Adressbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. In: GAB Reihe Paul Niekammer-Letztausgabe. 4. Auflage. Band VII., Reg.-Bezirk Potsdam. Kreis Teltow. Niekammer, Leipzig 1929, S. 121 (martin-opitz-bibliothek.de).
Koordinaten: 52° 8′ 21,5″ N, 13° 36′ 23,5″ O