Schienenverkehr in Kolumbien

Eisenbahnverkehr
Dies ist die gesichtete Version, die am 6. August 2024 markiert wurde. Es existiert 1 ausstehende Änderung, die noch gesichtet werden muss.

Der Schienenverkehr in Kolumbien spielte eine große Rolle in der Entwicklung Kolumbiens. Heute ist vor allem der Güterverkehr von Bedeutung.

Eisenbahnnetz in Kolumbien
Ein Kohlezug aus dem Bergwerk El Cerrejón nahe Uribia
Der als Museumseisenbahn betriebene Tren Turístico de la Sabana zwischen Bogotá und Zipaquirá

Netzwerk

Bearbeiten

Das Eisenbahnnetz in Kolumbien hat eine Gesamtlänge von 3304 km. Davon sind 150 km Normalspur auf der für den Kohletransport genutzten Strecke von den Kohlebergwerken El Cerrejón zum Hafen Puerto Bolívar an der Bahía Portete. Die verbleibenden 3154 km sind Schmalspur mit einer Spurweite von 914 mm (3 Fuß), von denen noch 2611 km in Betrieb sind.[1] Die staatliche Eisenbahngesellschaft Ferrocarriles Nacionales de Colombia wurde in den 1990er Jahren liquidiert. Seitdem gibt es Personenverkehr auf den klassischen Eisenbahnstrecken nur noch auf der als Museumseisenbahn betriebenen Tren Turístico de la Sabana zwischen Bogotá und Zipaquirá. Hier werden Dampflokomotiven eingesetzt. In und um Barrancabermeja verkehren täglich Passagierzüge, die die Orte Puente Sogamoso, Garcia Cadena, Puerto Berrío und Puerto Parra erschließen. Der Betreiber ist Coopsercol.

Es gibt zurzeit keinen grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr mit den Nachbarstaaten, aber es wird in Erwägung gezogen, die Strecke nach Venezuela wieder zu eröffnen.

Konzessionen

Bearbeiten

Die Atlantik-Konzession wurde am 27. Juli 1999 an die Ferrocarriles del Norte de Colombia S.A. (FENOCO) zum Betrieb der Eisenbahn vergeben. Seit Juli 2003 wird auf der 256 km langen Strecke Bogotá–Belencito im Rahmen der Atlantik-Konzession Zement transportiert.

Die Pazifik-Konzession wurde am 4. November 1998 an die Sociedad Concesionaria de la Red Férrea del Pacífico SA vergeben, die später in Tren de Occidente SA umbenannt wurde. Seit 1991 wird auf der 192 km langen Schmalspurstrecke von La Loma nach Puerto Drummond Kohle transportiert. Die Pazifikstrecke von La Paila nach Buenaventura ist 292 km lang.

Im November 2009 richtete die kolumbianische Regierung ein aus Beratern und Spezialisten bestehendes Komitee ein, um die Ferroviario-Central-Konzession im Wert von 440 Mio. US-$ auszuschreiben. Die Ausschreibung wurde aber wegen eines Korruptionsverdachtes verzögert und konnte erst im Februar 2011 wiederaufgenommen werden.[2] Daraufhin wurden die 257 km lange Bahnstrecke Bogotá–Belencito und die 523 km lange Bahnstrecke La Dorada–Chiriguaná von 2013 bis 2016 generalsaniert.[3][4] Eine vieldiskutierte Umspurung in eine Normalspurstrecke mit einer Spurweite von 1435 mm wurde aufgrund der wesentlich höheren Kosten verworfen.[5]

Investitionen

Bearbeiten

Für 2008 waren ein 600 Millionen US-Dollar schweres Investitionsprogramm sowie Untersuchungen für eine 350 Millionen US-Dollar teure neue Verbindung zwischen Puerto Berrío und Saboya geplant. Hierfür wäre es erforderlich, neue Strecken zwischen Neiva und Villavieja sowie zwischen Ibagué und La Dorada zu errichten; zwischen Sogamoso und Tunja sowie zwischen Puerto Berrío und Cisneros wären Nachrüstungen nötig.[6]

Bahnstrecken

Bearbeiten
Bahnstrecken in Kolumbien[7]
Bahnstrecke Streckenverlauf Bauzeit
Ferrocarril de Bolívar Barranquilla – Puerto Salgar – Puerto Colombia 1869–1873
Ferrocarril de Santa Marta Santa Marta – Ciénaga – Aracataca – Fundación 1881–1906
Ferrocarril de Cartagena Cartagena – Calamar 1889–1894
Ferrocarril de Girardot GirardotApuloFacatativá (Verbindung mit der FC de La Sabana) 1881–1909
Ferrocarril de La Sabana y Cundinamarca Bogotá – Facatativá – Puerto Salgar 1881–1909
Ferrocarril del Norte Bogotá – Puente del Común – CajicáZipaquiráChiquinquiráBarbosa 1889–1935
Ferrocarril del Sur SoachaSibaté – Bogotá (Verbindung mit der FC de La Sabana) – Salto del Tequendama 1895–1927
Ferrocarril del Oriente Puente Nuñez – Río FuchaYamasáUsme 1914–1931
Ferrocarril del Carare TunjaVélez 1925–1928
Ferrocarril del Nordeste Bogotá – Usaquén – Albarracín – Tunja – Sogamoso – Paz del Río 1925–1938
Ferrocarril de Pacífico BuenaventuraCórdoba – Dagua – YumboCaliPalmiraBugaTuluáBugalagrandeZarzalCartago und Cali - JamundíPopayán 1872–1927
Ferrocarril del Tolima-Huila Girardot – Ibagué (Verbindung mit der FC Armenia) – Chicoral – El Espinal – Villavieja – Neiva 1893–1937
Ferrocarril de Antioquia Puerto Berrío – Pavas – Medellín 1874–1914
Ferrocarril Armenia – Ibagué Armenia (Verbindung mit der FC Pacífico) – Ibagué (Verbindung mit der FC Tolima) 1914–1949
Ferrocarril de Caldas Puerto Caldas - PereiraManizales und Pereira – QuimbayaArmenia (Verbindung mit der FC Pacífico) 1915–1929
Ferrocarril de Cúcuta Cúcuta – Puerto Santander – Venezuela and Cúcuta – Río Táchira 1878–1888
Ferrocarril del Atlántico Puerto Wilches – Puerto Salgar – Puerto Berrío – Gamarra – Fundación und La DoradaPuerto Berrío 1950–1961
Ferrocarril de Nariño Tumaco – Aguaclara – Llorente (Nariño) – El Diviso 1924–1944

Bahnhöfe

Bearbeiten

Städtischer Nahverkehr

Bearbeiten
 
Die Metro de Medellín in Medellín neben alten Schienenfahrzeugen

Medellín ist die einzige Stadt in Kolumbien mit einem U-Bahn-System (Stand 2023): die Metro de Medellín besteht aus zwei Linien mit 27 Stationen und wurde 2022 von über 200 Millionen Fahrgästen genutzt.[8] Darüber hinaus existiert in Medellín die Ayacucho-Tram, eine Straßenbahn auf Gummireifen nach dem System Translohr.

Seit März 2020 befindet sich die Metro Bogotá im Bau, ihr erster Teil wird voraussichtlich 2028 eröffnet werden.[9] Auf dem Berg Monserrate dient eine Standseilbahn dem Personenverkehr.[10]

Literatur

Bearbeiten
  • Gustavo Arias de Greiff, Peter K. Dewhurst: La Segunda Mula de Hierro: Historia de los Ferrocarriles Colombianos a través de sus locomotora / The Second Iron Mule: History of the Colombian Railroads through their Locomotives. Panamericana Formas e Impresos, Bogotá 2006, ISBN 958-33-9731-8. (Spanisch und Englisch)
  • Christopher Walker: Narrow Gauge in Colombia: Railways and Steam Locomotives. Trackside Publications, Skipton 2005, ISBN 1-900095-23-8. (englisch)
Bearbeiten
Commons: Schienenverkehr in Kolumbien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Country profile: Colombia. (PDF) Library of Congress – Federal Research Division, Februar 2007, S. 18, archiviert vom Original am 27. März 2009; abgerufen am 8. Januar 2009.
  2. Ferroviario Central Back On The Tenders List – Corporate Financing Week. Archiviert vom Original am 8. Juli 2011; abgerufen am 19. Februar 2011.
  3. Successful test run carried out on Colombia's Chiriguana to la Dorada railway line. 20. Oktober 2016. Abgerufen am 12. April 2017.
  4. First freight train in Colombia between Caribbean coast and midlands realized. (Memento des Originals vom 5. April 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/abonneren.rijksoverheid.nl Rijksoverheid.nl. Abgerufen am 12. April 2017.
  5. Colombian railway revival gets underway. Railway Gazette, 10. Februar 2014. Abgerufen am 12. April 2017.
  6. Colombia to launch US$600m tender package. In: Railway Gazette International. 8. Oktober 2007, archiviert vom Original am 26. Dezember 2007; abgerufen am 20. September 2023 (englisch).
  7. Dirección Técnica de la Cámara Colombiana de la Infraestructura: Líneas Férreas Departamentales. (PDF) In: Seguimento a proyectos de infrastructura. S. 4, abgerufen am 12. April 2017 (spanisch).
  8. Boletín Técnico Encuesta de Transporte Urbano de Pasajeros (ETUP) Cuarto trimestre de 2022
  9. Metro de Bogotá solo estaría listo en 2028. In: Semana. 29. Februar 2020, abgerufen am 20. September 2023 (spanisch).
  10. Urban Rail News in Brief. In: Railway Gazette International. Mai 2008, archiviert vom Original am 8. Juli 2008;.