Royal Society

britische Gelehrtengesellschaft zur Wissenschaftspflege

Die Royal Society (deutsch Königliche Gesellschaft) ist eine 1660 gegründete britische Gelehrtengesellschaft zur Wissenschaftspflege. Sie dient als nationale Akademie der Wissenschaften des Vereinigten Königreiches für die Naturwissenschaften. Ihre Mitglieder werden als Fellow of the Royal Society (kurz FRS oder F.R.S.) bezeichnet. Die Royal Society verleiht zudem wissenschaftliche Auszeichnungen, insbesondere die Copley-Medaille, die Royal Medal sowie Medaillen, die bestimmten Fachbereichen gewidmet sind.

Royal Society
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Rechtsform Registered charity
Gründung 15. Juli 1662
Sitz London
Motto Nullius in verba
Zweck Wissenschaft und Forschung
Vorsitz Adrian Smith
Umsatz 136.170.000 Pfund Sterling (2021)
Beschäftigte 219 (2021)
Mitglieder 1700 (2020)
Website royalsociety.org
Gebäude der Royal Society in London
Das Frontispiz von Thomas Sprats The History of the Royal-Society of London (1667) zeigt William Brouncker, eine Büste von König Karl II. und Francis Bacon
Vom 9. Januar 1667 bis Ende Oktober 1674 fanden die wöchentlichen Treffen vorübergehend im Arundel House statt. Ab dem 12. November 1674 traf man sich wieder im Gresham College.
Philosophical transactions, giving some accompt of the present undertakings, studies, and labours of the ingenious, in many considerable parts of the world – Titelblatt der ersten Ausgabe vom 6. März 1665

Geschichte

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Die Royal Society wurde am 28. November 1660 im Gresham College in London als Gesellschaft zur Verbesserung der Naturerkenntnis gegründet. Die zwölf Gründungsmitglieder („Founder Fellows“) waren Christopher Wren, Robert Boyle, John Wilkins, William Petty, William Brouncker, Robert Moray, Alexander Bruce, 2. Earl of Kincardine, Paul Neile (1613–1686), Jonathan Goddard, William Ball, Abraham Hill und Lawrence Rooke. Der nicht anwesende William Croone wurde zum Registrator der Gesellschaft ernannt. Am 6. März 1661 wurde Robert Moray zum Vorsitzenden der Royal Society gewählt.[1]

Die Bezeichnung „Royal Society“ erschien erstmals 1661 in gedruckter Form. Am 15. Juli 1662 gewährte Karl II. der Gesellschaft eine erste Royal Charter.[2] Sie bestimmte William Brouncker zu deren Präsidenten und legte die Mitglieder des Councils fest. Der Council der Gesellschaft war jedoch mit ihr unzufrieden und erwirkte einige Änderungen. Die zweite Royal Charter trat am 23. April 1663 in Kraft. Sie legte den Namen der Gesellschaft als Royal Society of London for Improving Natural Knowledge fest, erkannte Karl II. als Gründer und Patron an und berechtigte sie zum Führen eines Wappens. Die zweite Royal Charter wurde am 13. Mai 1663 bei einem Treffen der Mitglieder verlesen.[3] Sie räumte dem Präsidenten und dem Council außerdem das Recht ein, während einer zweimonatigen Übergangsphase ohne Wahl passende Mitglieder in die Gesellschaft zu berufen. Die auf diese Weise am 20. Mai und 22. Juni 1663 in die Royal Society gewählten Mitglieder werden als „Original Fellows“ bezeichnet.[4] Zu den frühen Mitgliedern zählen u. a. John Evelyn, Robert Hooke, Samuel Pepys, John Wallis, Thomas Willis, Theodor Haak und Henry Oldenburg.

Mit finanzieller Unterstützung der Gesellschaft wurden Evelyns Sylva (1664) und Hookes Micrographia (1665) veröffentlicht.

Oldenburg begann am 6. März 1665 privat mit der Herausgabe der Philosophical Transactions, die durch die Gesellschaft lizenziert wurde und seitdem als Organ der Gesellschaft fungiert.

Während der Großen Pest von London wurden die wöchentlichen Treffen ausgesetzt. Das letzte Treffen fand am 28. Juni 1665, das nächste erst wieder am 14. März 1666 statt.[5]

Bereits 1667 veröffentlichte Thomas Sprat mit The History of the Royal-Society of London ein erstes Werk zur Geschichte der Gesellschaft.[6]

Von 1703 bis 1727 stand Sir Isaac Newton der Royal Society vor. Unter seiner Präsidentschaft wurde ein eigenes Gebäude in London am Strand erworben. 1780 werden der Gesellschaft Räumlichkeiten im Somerset House (London/Strand) zur Verfügung gestellt. Obgleich die Mitglieder der Gesellschaft von Anfang an gewählt wurden, wurden erst seit 1847 die wissenschaftlichen Verdienste des potentiellen Mitglieds wichtigstes Aufnahmekriterium. Frauen wurden erst 1945 als Mitglieder zugelassen, einzige Ausnahme war Königin Victoria.[7]

1857 wurde die Royal Society im Burlington House London / Piccadilly untergebracht. Heute nutzt sie das ehemalige Gebäude der deutschen Botschaft in London, No. 8 & No. 9 Carlton House Terrace, als ihren Sitz. Die Royal Society hat sich zu einer bedeutenden Akademie hochrangiger Wissenschaftler entwickelt.

Wahlspruch

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Wahlspruch der Royal Society ist „Nullius in verba“, das sich mit „nach niemandes Worten“ übersetzen lässt (gemeint ist wohl „auf niemandes Worte schwören“ – Nullius in verba iurare). Es steht für den erklärten Willen der Gesellschaft, eine experimentell untermauerte Wissenschaft zu begründen, die sich nicht damit begnügt, Autoritäten zu zitieren. Obwohl es heute selbstverständlich scheint, war dies zum Gründungszeitpunkt ein deutlicher Bruch mit der bis dahin vorherrschenden Wissenschaftsphilosophie.

Mitgliedschaft

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Die Mitgliedschaft in der Royal Society ist eine Ehrung, die an Personen verliehen wird, die nach Ansicht der Royal Society einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des naturwissenschaftlichen Wissens einschließlich der Mathematik, der Ingenieurwissenschaften und der Medizin geleistet haben. Bisher gab es insgesamt rund 8000 Fellows. Gegenwärtig gibt es etwa 1700 lebende Fellows.[8] Es gibt folgende Arten von Fellowships:

  • Fellow of the Royal Society (FRS)
  • Foreign Member of the Royal Society (ForMemRS) für ausländische Mitglieder
  • Honorary Fellow of the Royal Society (HonFRS), früher Statute 12 Fellowship, ist die Ehrenmitgliedschaft in der Royal Society für Personen, die sich um die Wissenschaft verdient gemacht haben, ohne die formalen Voraussetzungen
  • Royal Fellows of the Royal Society für Mitglieder der königlichen Familie

Fellows führen die Auszeichnung als Namenszusatz, z. B.: Sir Alec Jeffreys FRS (Fellow of the Royal Society).

Vergebene Auszeichnungen

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Medaillen

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Die Royal Society vergibt zehn verschiedene Medaillen, neun „prizes and awards“ und neun „prize lectureships“ in je nach Auszeichnung jährlichem, zweijährlichem oder dreijährlichem Rhythmus. Die Empfänger der Medaillen und „prize lectureships“ werden vom Physical Sciences Awards Committee und vom Biological Sciences Awards Committee bestimmt. Diese Komitees bestehen aus Mitgliedern („Fellows“) der Royal Society.

Bislang vergebene Medaillen:

Englische Bezeichnung Deutsche Bezeichnung Eingerichtet Turnus (aktuell) Bereich
Buchanan Medal Buchanan-Medaille 1897 zweijährlich in ungeraden Jahren Medizin
Copley Medal Copley-Medaille 1731 jährlich alle Wissenschaften
Darwin Medal Darwin-Medaille 1890 zweijährlich in geraden Jahren Biologie
Davy Medal Davy-Medaille 1877 jährlich Chemie
Gabor Medal Gabor-Medaille 1989 zweijährlich in ungeraden Jahren interdisziplinäre Forschung
Hughes Medal Hughes-Medaille 1902 jährlich Physik
King Charles II Medal 1997 unregelmäßig für Staatsoberhäupter, die Forschung fördern
Leverhulme Medal Leverhulme-Medaille 1960 dreijährlich Chemie und Chemieingenieurwesen
Royal Medal Royal Medal 1826 drei Medaillen jährlich 2× Naturwissenschaften, 1× Angewandte Wissenschaften
Rumford Medal Rumford-Medaille 1800 zweijährlich in geraden Jahren Thermische und optische Materialeigenschaften
Sylvester Medal Sylvester-Medaille 1901 zweijährlich Mathematik

Sonstige Preise

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Zu den Awards zählt der seit 2003 ausschließlich an weibliche Preisträger vergebene Rosalind Franklin Award. Er ist mit £ 30.000 dotiert und ehrt besondere Leistungen auf dem Gebiete der Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik (STEM). Für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Informatik wird der nach Robin Milner benannte Royal Society Milner Award vergeben. Preisträger sind Xavier Leroy (2016), Thomas Henzinger (2015), Bernhard Schölkopf (2014), Serge Abiteboul (2013) und Gordon Plotkin (2012).[9]

Jährlich werden außerdem die Bakerian Lecture und die Croonian Lecture gehalten.

Publikationen

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Die folgenden Zeitschriften werden durch die Royal Society veröffentlicht:[10]

Präsidenten

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Hier eine Auflistung einiger wichtiger Präsidenten:

Mitglieder

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Siehe: Kategorie:Mitglied der Royal Society

2016 gab es rund 1600 Fellows und auswärtige Mitglieder der Royal Society.[12] Fellow kann ein Wissenschaftler aus Großbritannien oder dem Commonwealth werden. Jedes Jahr werden bis zu 52 Fellows und 10 auswärtige Mitglieder neu aufgenommen durch Wahl aus einer Liste von etwa 700 Kandidaten, die die Mitglieder vorschlagen.

Mitglieder des Britischen Königshauses können zu Royal Fellows der Royal Society in geheimer Wahl bestimmt werden. 2013 wurde Prinz Andrew zum Fellow der Royal Society gewählt. Die Stimmzettel enthielten traditionsgemäß nur die Möglichkeit, ein „Ja“ anzukreuzen oder die Stimmzettel ungültig zu machen. Dieses Verfahren führte zu Protesten prominenter Mitglieder der Royal Society.[13]

Daneben gibt es seit 1996 Honorary Fellows, zum Beispiel Bill Bryson, die nicht aufgrund wissenschaftlicher Leistungen, sondern aus anderen Gründen gewählt werden. Zuvor gab es dazu das Verfahren des Statute 12 Arrangements.

Literatur

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  • Bill Bryson (Hrsg.): Seeing Further. The Story of Science and the Royal Society. Harper Press, London 2010, ISBN 978-0-00-730256-7.
  • Thomas Birch: The history of the Royal Society of London for improving of natural knowledge from its first rise, in which the most considerable of those papers communicated to the Society, which have hitherto not been published, are inserted as a supplement to the Philosophical Transactions. 4 Bände, A. Millar, London 1756–1757, Band 1 (1660–1664), Band 2 (1665–1671), Band 3 (1672–1679), Band 4 (1680–1687).
  • Marie Boas Hall: Promoting experimental learning: experiment and the Royal Society 1660–1727. Cambridge University Press, 1991, ISBN 0-521-40503-3.
  • Douglas McKie: The origins and foundation of the Royal Society of London. In: Notes and Records. Band 15, 1960, S. 1–37 (doi:10.1098/rsnr.1960.0001).
  • Thomas Sprat: The history of the Royal Society of London, for the improving of natural knowledge. J. Martyn, London 1667 (Digitalisat).
  • Charles Richard Weld: A History of the Royal Society: With Memoirs of the Presidents. J. W. Parker, London 1848, Band 1 (1660–1745), Band 2 (1746–1847).
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Commons: Royal Society – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Thomas Birch: The history of the Royal Society of London for improving of natural knowledge. Band 1, S. 17 (online).
  2. Thomas Birch: The history of the Royal Society of London for improving of natural knowledge. Band 1, S. 88 ff. (online).
  3. Thomas Birch: The history of the Royal Society of London for improving of natural knowledge. Band 1, S. 236 ff. (online).
  4. E. S. de Beer: The Earliest Fellows of the Royal Society. In: Notes and Records of the Royal Society of London. Band 7, Nummer 2, 1950, S. 172–192 (doi:10.1098/rsnr.1950.0014).
  5. Thomas Birch: The history of the Royal Society of London for improving of natural knowledge. Band 2, S. 65 (online).
  6. Thomas Sprat, The History of the Royal Society (1667). In: William E. Engel, Rory Loughnane, Grant Williams (Hrsg.): The Memory Arts in Renaissance England. A Critical Anthology. Cambridge University Press, Cambridge 2016, ISBN 978-1-107-08681-4, S. 168–171.
  7. Richard Holmes: The Royal Society’s lost women scientists. In: The Observer. 21. November 2010.
  8. Fellows Directory - Royal Society. In: Royalsociety.org. Abgerufen am 20. April 2023 (englisch).
  9. Royal Society Milner Award (Memento vom 23. Juli 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 20. Juli 2015.
  10. Journals | Royal Society. Abgerufen am 6. November 2024 (britisches Englisch).
  11. Fellows. In: Royal Society. Royal Society, abgerufen am 5. Mai 2021 (englisch).
  12. Royal Society, Fellows
  13. Peter Walker: Royal Society scientists angered by Prince Andrew's election as fellow In: The Guardian, 5. Mai 2013 (englisch).