Neroth ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Gerolstein an.

Wappen Deutschlandkarte
Neroth
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Neroth hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 12′ N, 6° 45′ OKoordinaten: 50° 12′ N, 6° 45′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Vulkaneifel
Verbandsgemeinde: Gerolstein
Höhe: 470 m ü. NHN
Fläche: 7,24 km2
Einwohner: 853 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 118 Einwohner je km2
Postleitzahl: 54570
Vorwahl: 06591
Kfz-Kennzeichen: DAU
Gemeindeschlüssel: 07 2 33 050
Adresse der Verbandsverwaltung: Kyllweg 1
54568 Gerolstein
Website: www.neroth.de
Ortsbürgermeister: Klaus-Dieter Peters
Lage der Ortsgemeinde Neroth im Landkreis Vulkaneifel
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Karte
Die Ortschaft überragt vom Nerother Kopf
Der fast gleiche Blickwinkel im Winter.
Neroth, Ortslage von Westen

Geographische Lage

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Neroth liegt am Fuß des Nerother Kopfes (651,7 m) zwischen Daun und Gerolstein im Naturpark Vulkaneifel. Es ist mit diesen Orten über Gemeindestraßen verbunden. Zudem hat Neroth Anteil an den Landschaftsschutzgebieten „Zwischen Ueß und Kyll“ (östlicher Gemeindeteil) und „Gerolstein und Umgebung“ (westlicher Gemeindeteil).

Geschichte

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Neroth gehört, auch aufgrund seines Namens, zur mittelalterlichen Rodungsperiode, die um 1200 abgeschlossen war. Es wurde 1388 erstmals als Niederroth urkundlich erwähnt. Die dazugehörigen Siedlungsplätze Oberroth und Hundswinkel wurden wohl in der darauf folgenden spätmittelalterlichen Wüstungsperiode aufgegeben. Neroth war einst recht bedeutend, es hatte ein Hochgericht, an dem die Herren von Daun und von Ulmen Recht sprachen. Und die Nerother Burg war eine Anlage der Grafen von Luxemburg, später der Kurfürsten von Trier.

Bevölkerungsentwicklung

Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Neroth, die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]

Jahr Einwohner
1815 347
1835 527
1871 586
1905 610
1939 758
1950 766
Jahr Einwohner
1961 716
1970 874
1987 912
2005 925
2011 862
2017 830

Gemeinderat

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Der Gemeinderat in Neroth besteht aus den Ratsmitgliedern, die in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.[3]

Ortsbürgermeister

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Klaus-Dieter Peters wurde 2024 vom Gemeinderat zum Ortsbürgermeister gewählt.[4]

Egon Schommers war von 1991 bis 2024 Ortsbürgermeister von Neroth. Die Ortsgemeinde hat ihm für seine besonderen Verdienste im Juli 2024 das Ehrenbürgerrecht der Ortsgemeinde verliehen.[5]

 
Wappen von Neroth
Blasonierung: „Zwischen einem durch Zinnenschnitt von Gold und Rot geteilten Schildhaupt und einem grünen Fünfberg, darin eine silberne Mausefalle, in Gold eine rote Waage“
Wappenbegründung: Der gold-rote Zinnenschnitt im Schildhaupt symbolisiert die von Johann von Böhmen errichtete Burg auf dem Nerother Kopf. Die Waage steht für das Nerother Hochgericht. 1677 werden als gemeinsame Gerichtsherren Graf Nikolaus zu Daun, Haust von Ulmen und Zant von Merl genannt. Fünf markante vulkanische Erhebungen (Berge) umrahmen den Ort. Aus diesem Grunde wurde der Fünfberg aufgenommen. Die silberne Mausefalle weist auf die Drahtwarenindustrie als Erwerbsgrundlage im 19. Jahrhundert und auf das einmalige Mausefallenmuseum der Gemeinde hin.

Öffentliches Leben

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Bereits seit 1910 gibt es in Neroth eine Freiwillige Feuerwehr, die – wie oftmals im ländlichen Raum in Deutschland – durch die Einbindung der Bevölkerung einen wichtigen Bestandteil des öffentlichen Lebens einnimmt. Erst in viel späteren Jahren wurden die verschiedenen in Neroth existierenden Sportvereine gegründet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Sehenswürdigkeiten

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Auf dem nahe gelegenen Berg Nerother Kopf befindet sich die Freudenkoppe, eine Burgruine mit in der Nähe liegender Mühlsteinhöhle. In dieser wurde in der Silvesternacht 1919/20 der Nerother Wandervogel gegründet.

Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Neroth

Mausefallen

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Video: Herstellung von Mausefallen und anderen Gegenständen aus Draht in Neroth, 1980

Die Eifel war im 19. Jahrhundert eine Landschaft großer Armut, auch verursacht durch die Realerbteilung, die die landwirtschaftliche Erwerbsgrundlage zusehends verkleinerte. Die Landwirtschaft war äußerst karg. Gewerbliche und handwerkliche Verdienstmöglichkeiten waren gering. Neroth war unter den Dörfern der Eifel insofern keine Ausnahme. Ein Teil der eingesessenen Dorfbevölkerung betrieb daher Nebengewerbe wie den Hausierhandel mit geschnitzten Löffeln oder Korbwaren. Bei einem weiteren, kleinen Teil handelte es sich um zugezogene und ortsfest werdende jenische Hausierhändler und Flickhandwerker. So waren die Voraussetzungen für den Einstieg in die handwerkliche Produktion und in den Vertrieb eines viel verlangten Gegenstands, der Mause- und Rattenfalle, gegeben, den ein damaliger Lehrer aus Neroth für die Menschen seines Dorfes als Ausweg aus der Existenznot um die Mitte des Jahrhunderts konzipierte.

Viele der ärmeren Bewohner – jenische und nichtjenische – betrieben in der Folge einen Hausierhandel mit Drahterzeugnissen, darunter Mausefallen. Im Ergebnis verbesserte sich die Lebenssituation vieler Familien deutlich. Hergestellt wurden die Drahtwaren hauptsächlich von Frauen in Heimarbeit. Die Männer verkauften die Fallen als fahrende Händler. Dabei gelangten die „Musfallskrämer“ weit über die Grenzen der heutigen Bundesrepublik bis nach Polen und in die tschechische Republik. Die Hausierer benutzten zur Verständigung untereinander eine Geheimsprache, das Jenisch. Die zunehmende Industrialisierung erschwerte das Geschäft ab Beginn des 20. Jahrhunderts jedoch zusehends, bis es 1970 ganz zum Erliegen kam. Die hergestellten Drahtwaren konnten sich zu jeder Zeit mit industriellen Fertigprodukten messen oder waren sogar von höherer Qualität, durch die Handarbeit bei ihrer Herstellung wurden sie in Zeiten gestiegener Löhne jedoch zu teuer. Kennzeichen war der „aufgebundene Draht“. Das heißt, die Drähte wurden an Kreuzungspunkten mit einem feineren Draht umwickelt. Heute befindet sich in Neroth das Mausefallenmuseum[6][7] und dokumentiert die Arbeit und das einfache Leben der Mausefallenmacher.[8] Weiterhin existiert ein Buch und ein Dokumentarfilm zu diesem Thema.

Tourismus

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Seit den 1960er Jahren befindet sich in Neroth ein mittelgroßer Hotelbetrieb. Durch Kontakte des Nerother Musikvereins gehören dort niederländische Touristen zu den regelmäßigen Gästen.

Seit 2009 führen etliche Kilometer der 10. Etappe des neuen Eifelsteigs von Gerolstein nach Daun durch den Ort, wobei diese ziemlich genau die Mitte der Etappe bilden. In der Folge wurde ein örtliches Restaurant mit wenigen Gästezimmern ebenfalls zu einem Hotel erweitert.

Kuriosum: Ein Luxemburger als Lehrer in Neroth im Kriegsjahre 1942

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Der ehemalige Direktor des Luxemburger Nationalarchivs Paul Spang hat im Jahre 1942 eine kurze Zeit lang als Vertretungslehrer an der Volksschule in Neroth unterrichtet. Spang hatte im Juli 1941 das Abitur in seiner Heimatstadt Echternach im damals von Nazi-Deutschland besetzten Großherzogtum Luxemburg bestanden. Der Zugang zum Universitätsstudium blieb ihm aber versperrt, da hierzu ein eindeutiges Bekenntnis zum Deutschtum und eine freiwillige Meldung zum "freiwilligen" Arbeitsdienst verlangt waren, zwei Voraussetzungen, die Spang nicht erfüllte. Der Besuch der Volksschullehrerbildungsanstalt in Ettelbrück wurde ihm allerdings nicht verwehrt, und so entschloss er sich Volksschullehrer zu werden, ein Studienweg, der ihn schließlich nach Neroth führen sollte, aber nicht verhindern konnte, dass er im Oktober 1942 in den Reichsarbeitsdienst eingezogen und danach als Zwangsrekrutierter in der deutschen Wehrmacht an die Ostfront kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Spang dann sein Universitätsstudium doch antreten können, wurde Professor am Echternacher Gymnasium und später Direktor des Nationalarchivs.[9]

Mit Neroth, wo er bei der Familie Felix Klaus einquartiert war, hat er positive Erinnerungen verknüpft: “In Neroth, auf historisch luxemburgischem Territorium, gab es nur eine Hakenkreuzfahne, und die lag auf dem Speicher der Schule. Hier waren alle freundlich mit mir und ich durfte sogar mit Pfarrer Schelian spazieren gehen, trotzdem dieser auf Geheiß der Gestapo das Ortsgebiet nicht verlassen durfte.”[9]

Ehrenbürger

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  • 2024: Egon Schommers, Ortsbürgermeister von 1991 bis 2024[5]

Literatur

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  • Willi Steffens: Der Nerother Kopf. In: Heimatjahrbuch 1974. Weiss-Verlag, Daun 1974, S. 40–41. online
  • Siegfried Stahnke: Nerother Burg – Vergessene Burg? In: Heimatjahrbuch 1983. Weiss-Verlag, Daun 1983, S. 47–53. online
  • Siegfried Stahnke: Mausefallen aus Neroth. In: Heimatjahrbuch 1985. Weiss-Verlag, Daun 1985, S. 145–147. online
  • Werner Grasediek: Vom Steffelberg rollt das Feuerrad. In: Heimatjahrbuch 2003. Weiss-Verlag, Daun 2003, S. 113–115. online
  • Hildegard Ginzler: Die „Musfallskrämer“ aus der Eifel: Entwicklung des Drahtwarengewerbes in Neroth als Beispiel für Selbsthilfe in einer Mittelgebirgsregion. Gesellschaft für Volkskunde Rheinland-Pfalz, Mainz 1986, ISBN 3-926052-00-7.
  • Hildegard Ginzler: Die Mausefallenmacher. Rheinland-Verlag, Köln 1989, ISBN 3-7927-1111-7 ISBN 3-7927-1111-0
  • Peter Honnen: Geheimsprachen im Rheinland. Eine Dokumentation der Rotwelschdialekte in Bell, Breyell, Kofferen, Neroth, Speicher und Stotzheim. In: Rheinische Mundarten. 2. Auflage. Band 10. Rheinland-Verlag, Köln 2000, ISBN 3-7927-1728-X, VI. Neroth, S. 156–174 (Mit einer CD).
  • Wolfram Windolph: Nerother Jenisch: Schriftliche Quellen und Glossar. Harrassowitz, Wiesbaden 1998, ISBN 3-447-04044-0.
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Commons: Neroth – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 31. Dezember 2023, Landkreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Regionaldaten.
  3. Neroth, Gemeinde- / Stadtratswahl 09.06.2024
  4. Neroth, Ortsbürgermeisterwahl (Gemeinde) 09.06.2024
  5. a b Ehrenbürgerwürde für Egon Schommers
  6. Mausefallen-Museum (Memento vom 5. Oktober 2011 im Internet Archive)
  7. Mausefallenmuseum Neroth. Eifel Tourismus GmbH, abgerufen am 8. Mai 2019.
  8. Museen in der Eifel bringen sich neu in Position. Kulturabteilung des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz, 9. April 2009, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 8. Mai 2019.@1@2Vorlage:Toter Link/kulturland.rlp.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven), Artikel der Landesregierung vom 8. April 2009.
  9. a b Paul Spang: Die ausgeklammerten Jahre : 10. Mai 1940 – 17. Mai 1945. Aus dem Tagebuch eines zwangsrekrutierten Luxemburgers. Éditions Saint-Paul, Luxembourg 2012, ISBN 978-2-87963-842-3, S. 29–38 (posthum erschienen).