Misteln

Gattung der Familie Sandelholzgewächse (Santalaceae), Ektoparasit

Die Misteln (Viscum) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae)[1], nach einer alternativen Klassifikation in einer wieder errichteten Familie Viscaceae[2]. Sie sind mit etwa 70 bis 120 Arten in der Alten Welt verbreitet, mit Verbreitungszentrum im südlichen Afrika und auf Madagaskar. Wenige Arten erreichen gemäßigte (temperate) Klimazonen.

Misteln

Weißbeerige Mistel (Viscum album)

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Sandelholzartige (Santalales)
Familie: Sandelholzgewächse (Santalaceae)
Gattung: Misteln
Wissenschaftlicher Name
Viscum
L.

Beschreibung

Bearbeiten
 
Weißbeerige Mistel (Viscum album)
 
2-jährige Weißbeerige Mistel (grün) und die Gewöhnliche Gelbflechte
 
Weibliche Blüten von Viscum rotundifolium
 
Früchte von Viscum pauciflorum

Vegetative Merkmale

Bearbeiten

Mistel-Arten sind immergrüne oder schuppenblättrige Halbschmarotzer, die auf Bäumen oder Sträuchern wachsen, meist zweikeimblättrigen, wenige Arten auf Nadelhölzern. Etwa zehn Arten parasitieren auf Arten der Riemenblumengewächse, die selbst parasitisch auf Bäumen wachsen, sind also Hyperparasiten. Die größeren Arten erreichen eine Länge von etwa 2 Meter, die Europäische Mistel als eine der größten maximal etwa 2,5 Meter, daneben existieren Zwergpflanzen von wenigen Millimeter Länge.[3] Misteln sind im Wirtsgewebe durch ein Haustorium genanntes Organ verankert, das bei der Gattung aus der Keimwurzel (Radicula) hervorgeht, auf der Rinde kriechende (epikortikale) Wurzeln mit sekundären Haustorien werden nicht ausgebildet. Häufig werden aber Wurzelstränge im Holz des Wirts, oberhalb von dessen Kambium gebildet, von denen im Xylem verankerte Senkwurzeln abgehen. Aus diesen kann dann an anderer Stelle ein neuer exophyter Trieb aus dem Wirtsgewebe hervorbrechen.[4] Die endophytischen, im Wirtsgewebe verborgenen Teile der Pflanze sind bei Misteln ebenfalls grün gefärbt.[3] Die freien (exophyten) Triebe sind meist verholzt, aber leicht brüchig, bei einigen afrikanischen Arten krautig, bei sehr wenigen wie etwa Viscum capense sukkulent. Sie sind aufrecht oder hängend, grün gefärbt und unbehaart, stielrund, abgeflacht (oft bei unbeblätterten Arten) oder vierkantig und je nach Art unterschiedlich verzweigt, meist gabelteilig (dichotom). Bei vielen Arten, so bei der europäischen weißbeerigen Mistel, wird jedes Jahr aus einer Knospe ein neuer Triebabschnitt gebildet, der nur aus einem langen Internodium, am Ende mit zwei gegenständigen Blättern und einer terminalen Infloreszenz besteht; neue Triebe entstehen im nächsten Jahr aus den achselständigen Blattknospen (ein Dichasium). Dadurch resultiert ein sehr regelmäßiges Verzweigungsmuster. Die gegenständigen Laubblätter sind ganzrandig, bei manchen Arten zu Schuppenblättern reduziert.[4]

Im Extremfall (bei Viscum minimum) befindet sich mit Ausnahme der Blüten fast die gesamte Pflanze innerhalb des Wirtes. Die etwa drei Millimeter langen Triebe tragen winzige grüne Blätter. Die Frucht, eine einzelne Beere, besitzt ein Vielfaches der Größe der sie tragenden Pflanze.

Generative Merkmale

Bearbeiten

Viscum-Arten sind einhäusig (monözisch) oder zweihäusig (diözisch) getrenntgeschlechtig, also mit eingeschlechtigen, männlichen oder weiblichen, Blüten entweder auf derselben Pflanze oder getrennt auf verschiedenen. Die Blütenstände stehen im Grundplan endständig an den diesjährigen Trieben, sie bestehen aus drei Blüten, einer medianen und zwei seitlichen, die in den Blattachseln der beiden den Blütenstand einschließenden Schuppenblätter gebildet werden. Als Abwandlung verzweigt sich die Einheit ein zweites Mal, wodurch einen fünfblütige Zyme resultiert. Misteln besitzen besondere, ungestielte und kissenartig ausgebildete, mehrkammerige Staubblätter, die Staubbeutel sind sitzend und ungestielt, sie öffnen sich durch Poren. Selten, wie bei der Zwergmistel, sind alle Staubblätter zu einem zentralen, säulenartigen Synandrium verwachsen. Bei den einhäusigen Arten ist in der Regel die zentrale Blüte weiblich, die seitlichen männlich, bei den zweihäusigen besteht der Blütenstand bei den weiblichen Blüten oft nur aus einer einzelnen Blüte. Die Blüten der Mistelarten sind vierzählig (selten dreizählig, manchmal, wie bei Viscum minimum, beides auf derselben Pflanze).[4] Blüten sind nektarführend, die Nektardrüse umgibt ringförmig den Stempel der weiblichen Blüten. Die Blütenhülle ein einfaches Perianth, d. h. die Blütenblätter einfach und nicht in Kelch- und Kronblätter differenziert (Tepalen), diese gehen auf die Kronblätter zurück, die Kelchblätter sind vollständig verschmolzen und nicht mehr sichtbar. Die Blüten sind meist klein, selten größer als drei Millimeter. Die größten Blüten in der Gattung besitzt Viscum cruciatum mit etwa 6 bis 8 Millimeter Länge. Bei der Weißbeerigen Mistel werden etwa vier Millimeter erreicht.[5]

Die Beerenfrüchte sind oft weiß gefärbt, je nach Art auch gelb, orange, rosa oder rot. In den Beeren befinden sich meist nur ein einzelner Samen. Die Oberfläche ist bei einigen afrikanischen Arten nicht glatt, sondern durch zahlreiche Höcker rau.[4]

Ökologie

Bearbeiten

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten.

Eine Besonderheit der Mistel-Früchte und Samen liegt darin, dass keine Samenschale ausgebildet wird. Stattdessen bildet das Mesokarp eine klebrige Schicht aus Cellulose, Hemicellulosen und Pektinen, die als Viscin bezeichnet wird.[6] Die Samen werden von Vögeln verbreitet, die die Früchte fressen. Die klebrigen Samen können sich dabei z. B. an den Schnabel heften und werden später an Zweigen abgestreift oder passieren den Darm und werden mit dem Kot ausgeschieden.[7][8][9] Das Viscin wird nicht vollständig verdaut und sorgt dafür, dass die Samen auch nach der Passage durch den Vogeldarm an Zweigen haften. Für die Keimung der Samen ist das Verschlucken ohne Bedeutung.[10]

Bei der Keimung entsteht unter den winzigen Keimblättern ein „Schlauch“ mit endständiger Scheibe, aus der sich bei Kontakt mit einem geeigneten Wirt auf noch glatter Rinde ein Haustorium entwickelt, durch das der Keimling zu den Leitbahnen der Wirtspflanze vordringen kann.

Systematik und Verbreitung

Bearbeiten

Die Gattung Viscum wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 1023 aufgestellt.[11]

Die Gattung Viscum gehört zur Familie der Santalaceae.[1] In der Literatur findet sich häufig die frühere Einteilung in die eigene Familie der Mistelgewächse (Viscaceae). Der US-amerikanische Botaniker und Mistel-Experte Daniel L. Nickrent favorisiert seit 1998 eine andere Phylogenie, die aber von der Angiosperm Phylogeny Group, bis einschließlich der APG III-Klassifikation nicht übernommen wurde. Er hat mit Kollegen im Jahr 2010 eine veränderte Klassifikation vorgestellt, bei der die Santalaceae aufgesplittet wurden, dabei hat er für die Gattung Viscum und sechs andere Gattungen die traditionelle Familie Viscaceae wieder aufgestellt.[2] Darin sind ihm zahlreiche Botaniker gefolgt. Nach den molekularen Untersuchungen ist die wahrscheinliche Schwestergruppe der Misteln die Gattung Notothixos, die mit acht Arten von Ostasien bis Australien verbreitet ist.

Viscum-Arten sind in der Alten Welt in den tropischen, subtropischen und gemäßigten Gebieten verbreitet.[1] Verbreitungszentrum der Gattung ist Afrika mit etwa 45 Arten, auch die Insel Madagaskar ist, mit etwa 30, d. h. einem Viertel aller Arten, artenreich besiedelt. Zweites Verbreitungszentrum ist das tropische Ostasien. Fast alle hier vorkommenden Arten sind einhäusig (die afrikanischen überwiegend zweihäusig), viele ohne grüne Blätter. Mit wenigen Arten werden Australien und Europa (je zwei Arten) erreicht. Zweite europäische Art neben der bekannten Weißbeerigen Mistel ist die rotbeerige Viscum cruciatum, die in Spanien, Marokko und im Nahen Osten vorkommt. In Ostasien erreichen mit Viscum nudum und Viscum coloratum auch zwei Arten die temperate Zone.

Die weißbeerige europäische Mistel wurde durch den bekannten amerikanischen Pflanzenzüchter Luther Burbank absichtlich in Kalifornien angesiedelt, wo sie nun als Neophyt etabliert ist.[4]

 
Zwergmistel (Viscum minimum)
 
Viscum rotundifolium aus Südafrika mit roten Beeren

Die Artenzahl wird je nach Autoren und Bearbeitungsjahr etwas unterschiedlich angegeben, mit 70[1], etwa 100[5][4] oder sogar 150[3]. Daniel Nickrent listet, im Jahr 2020, 130 Arten.[12]

Arten (Auswahl):

Etymologie

Bearbeiten

Der Name Mistel (mhd. mistel, ahd. mistil) ist mit Mist (ahd. mist) verwandt. Mistelsamen werden von Vögeln gefressen und gelangen mit ihren Ausscheidungen („Vogelmist“) wieder auf die Bäume.[13] Zugrunde liegt eine urgermanische Wurzel *mihst- (‚Mist; Harn, Kot, Dünger‘), deutbar auch als ‚(klebrige) Ausschwitzung bzw. krankhafter Auswuchs‘ (‚Saft, Pflanzenschleim, Sekretionsstoff‘) auf der Wirtspflanze.[14][15]

Der botanische Gattungsname Viscum ist identisch mit dem lateinischen Wort viscum für ‚Leim‘. Von den Römern wurde aus den klebrigen Beeren Vogelleim hergestellt, der dem Vogelfang diente. Der Begriff Viskosität (Maß für Zähflüssigkeit) geht auf spätlateinisch viscosus ‚klebrig‘ zurück und damit ebenfalls auf viscum, den klebrigen Schleim der Mistelbeeren (Mistelleim).[16]

Geschichte

Bearbeiten

Im ersten Jahrhundert beschrieben Dioskurides und Plinius Mistelpflanzen („ixos“, „viscum“), die vor allem auf Eichbäumen, aber auch auf Apfelbäumen, auf Birnbäumen und auf weiteren Baumarten wachsen. Plinius erkannte bereits, dass die Misteln[17] bei ihrer Fortpflanzung auf die Hilfe von Vögeln angewiesen sind, indem ihre Samen durch den Kot der Vögel verbreitet werden (Naturalis historia Buch 16, Kapitel 93). Auch die Riten der Gallier-Druiden bei der Ernte der „Eichen-Misteln“ beschrieb Plinius ausführlich (Naturalis historia Buch 16, Kapitel 95; Medikamente aus Misteln: Buch 24, Kap. 6). Es handelt sich nicht um die heute so genannte Eichenmistel Loranthus europaeus, denn die einzige in Gallien vorkommende Mistelart ist die Weißbeerige Mistel Viscum album.

Für die medizinische Verwendung wurde ihnen die Kraft zugeschrieben, Geschwüre zu erweichen und sie zur Reifung zu bringen. Die von der Eiche unter Anwendung von Ritualen gewonnene Mistel sollte bei Epilepsie und zur Förderung der Empfängnis der Frauen angewendet werden.[18][19][20]

Mittelalter

Bearbeiten

Die Ärzte des Arabischen Mittelalters übernahmen die von den griechisch-römischen Ärzten überlieferten Angaben zur Mistel.[21][22][23]

Im Lateinischen Mittelalter schrieb Hildegard von Bingen über die Wirkungen der „Birnbaum-Mistel“. Sie gab nicht an, welcher Teil der Pflanze zu verwenden war. Die gepulverte „Birnbaum-Mistel“ sollte mit ebenso viel Süßholz vermischt und nüchtern eingenommen werden. Dadurch würden Schmerzen im Brustkorb und in der Lunge beseitigt. Eine aus „Birnbaum-Mistel“, Olivenöl, Hirschtalg und Spica nardi bereitete Salbe empfahl sie zur Einreibung bei Lähmungen („gicht“, „paralysim“).[24][25]

Im Lateinischen Mittelalter weit verbreitet war ein „Eichenmistel-Traktat“. Bei der darin behandelten „Eichenmistel“ handelt es sich nicht um die heute so genannte Eichenmistel Loranthus europaeus, sondern um die Weißbeerige Mistel Viscum album, die auch auf Eichen wächst. Ob die Autoren der Antike und des Mittelalters diese Arten überhaupt unterschieden haben, bleibt unklar. Marzell meint, dass die in alten Apotheken als Eichenmistel gehandelte Mistel wohl eine weiße Mistel war und sehr selten von einer Eiche geerntet wurde. Vielmehr sei Eichelmistel als Handelsname zu verstehen.[26] Der „Eichenmistel-Traktat“ wurde in der ersten Hälfte des 14. Jh.s im bairisch-österreichischen Raum verfasst und ab 1400 vom deutschen Südosten aus in den Nachbarmundarten verbreitet. Er richtete sich an Laien und Laien-Ärzte und fügte zu der Angabe der die Epilepsie verhütenden Kraft der „Eichenmistel“ weitere Heilanzeigen in Form von wechselnden Versatz-Stücken an.[27][28][29]

Die Mainzer Kräuterbuch-Inkunabeln des 15. Jahrhunderts (Herbarius Moguntinus 1484[30]Gart der Gesundheit 1485[31]Hortus sanitatis 1491[32]) beschrieben die „Eichen-Mistel“. Der Straßburger Chirurg Hieronymus Brunschwig jedoch schrieb über die „wild affolter mystel“ (1500). Er meinte damit die Weißbeerige Mistel Viscum album, die auf einem wilden Apfelbaum wächst. Als Indikation für diese Mistel gab er Lungenerkrankungen an. Brunschwig übernahm damit die Indikation, die Hildegard von Bingen für die „Birnbaum-Mistel“ angegeben hatte.[33][34][35]

16. Jahrhundert

Bearbeiten

Otto Brunfels 1537[36] --- Leonhart Fuchs 1542/1543[37] --- Hieronymus Bock 1546[38] --- Mattioli / Handsch / Camerarius 1586[39]

17. bis 19. Jahrhundert

Bearbeiten

In den Amtlichen Arzneibüchern des 17. bis 19. Jahrhunderts wurden die Stängel und die Blätter der auf Eichen wachsenden Weißbeerigen Mistel aufgeführt.

  • Vom letzten Viertel des 17. Jahrhunderts bis zum ersten Viertel des 19. Jahrhunderts als Bestandteil des Emplastrum Catagmaticum (Pflaster zur Förderung der Heilung von Knochenbrüchen)
  • Vom ersten Viertel des 18. Jahrhunderts bis zum letzten Viertel des 19. Jahrhunderts als Bestandteil von Pulvern zur Verhütung von Epilepsie-Anfällen

In der 1872 erstmals aufgelegten Pharmacopœa Germanica wurde die Mistel nicht mehr erwähnt.[40][41][42][43][44][45][46][47][48][49][50]

Ort – Titel Jahr Verwendeter Teil Indikation – Zubereitung – Digitalisat
London. Pharmacopoeia Collegii Regalis Londini 1677 Die Mistel-Stängel (lignum) S. 166: Emplastrum Catamaticum (Digitalisat)
London (Jena). Pharmacopoeia Collegii Londinensis 1701 Die Mistel-Stängel (lignum) S. 323: Emplastrum Catamaticum Secundum (Digitalisat)
Edinburgh (Göttingen). Pharmacopoeia Collegii Regii Medicorum Edinburgensis 1735 S. 20: Pulver aus Stängeln (lignum) (Digitalisat) S. 86: Pulvis Antiepilepticus (Digitalisat)
Straßburg. Pharmacopoeia Argentoratensis 1725 Die Mistel-Stängel (lignum) S. 73: Emplastrum Catagmaticum, seu ad fracturas ossium (Digitalisat)
Pulver aus Stängeln und Blättern S. 138–139: Pulvis Epilepticus Marchionis (Digitalisat)
Straßburg. Pharmacopoeia Argentoratensis 1757 Pulver aus Stängeln und Blättern S. 122–123: Pulvis Epilepticus Marchionis (Digitalisat)
Stuttgart Pharmacopœa Wirtenbergica 1754 S. 106: Pulver aus Stängeln (Digitalisat) S. 139–140: Pulvis Epilepticus (Digitalisat)
Stuttgart Pharmacopœa Wirtenbergica 1786 S. 120–121: Pulver aus Stängeln (Digitalisat) S. 139–140: Pulvis Epilepticus (Digitalisat)
Basel. Pharmacopoea Helvetica 1771 Pulver aus Stängeln und Blättern S. 193: Viscus. Spezifikum gegen Epilepsie (Digitalisat)
Berlin. Pharmacopœa Borussica 1799 Pulver aus Stängeln und Blättern S. 68 : Viscum album (Digitalisat)
Berlin (Leipzig). Pharmacopoea Borussica. 1: Einfache Mittel 1828 Pulver aus Stängeln und Blättern S. 883–885: Viscum album (Digitalisat)
Berlin (Braunschweig). Commentar zur Preussischen Pharmakopœ 1849 Pulver aus Stängeln und Blättern Band 2, S. 443: Viscum album (Digitalisat)
Berlin. Pharmacopœa Germanica 1872 Viscum wird nicht erwähnt (Digitalisat)

Historische Abbildungen

Bearbeiten

Toxizität

Bearbeiten

Die Weißbeerige Mistel ist in allen Teilen schwach giftig, sie enthält apoptotisch wirkende Mistellectine (wobei Laubholzmisteln höhere Durchschnittswerte als Nadelholzmisteln aufweisen) sowie Viscotoxine.[51]

Das in allen Mistelarten und insbesondere den Beeren enthaltene Tyramin wirkt besonders in Verbindung mit MAO-Hemmern ebenfalls toxisch.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c d e f g h i j k l m Huaxing Qiu, Michael G. Gilbert: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 5: Viscaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2010, ISBN 978-1-930723-91-7. Viscaceae Batsch. S. 240–245, – textgleich online wie gedrucktes Werk.
  2. a b Daniel L. Nickrent, Valéry Malécot, Romina Vidal-Russell, Joshua P. Der (2010): A revised classification of Santalales. Taxon 59 (2): 538–558. doi:10.1002/tax.592019
  3. a b c Henning S. Heide-Jørgensen: Parasitic Flowering Plants. Brill NV, Leiden, The Netherlands, 2008, ISBN 978-90-04-16750-6. Viscum auf S. 127–136.
  4. a b c d e f Job Kuijt: Family Viscaceae. In Job Kuijt & Bertel Hansen (Hrsg.): The Families and Genera of Vascular Plants. XII Flowering Plants, Eudicots: Santalales, Balanophorales. Springer International Publishing Switzerland 2015, ISBN 978-3-319-09295-9. S. 169–185.
  5. a b Donald W. Kirkup, Roger M. Polhill, Delbert Wiens: Viscum in the context of its family, Viscaceae, and its diversity in Africa. Chapter 2 in: Arndt Büssing (Hrsg.): Mistletoe. The Genus Viscum. (Medicinal and Aromatical Plants, Industrial Profiles). Harwood Academic Publishers, Amsterdam 2000, ISBN 90-5823-092-9
  6. Jun-ichi Azuma, Nam-Hun Kim, Laurent Heux, Roger Vuong, Henri Chanzy: The cellulose system in viscin from mistletoe berries. In: Cellulose. 7, S. 3–19, doi:10.1023/A:1009223730317.
  7. Nierhaus-Wunderwald, Dagmar, Lawrenz, Peter: Zur Biologie der Mistel. In: Merkblatt für die Praxis 28, 1997, S. 1–8. ISSN 1422-2876 Herausgeber: Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, Birmensdorf
  8. Tony Hall, Steve Davis: Viscum album (mistletoe). Royal Botanic Garden Kew, archiviert vom Original am 21. Mai 2015; abgerufen am 7. Juni 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kew.org
  9. Kahle-Zuber, Doris: Biology and evolution of the European mistletoe (Viscum album) Doktorarbeit, ETH Zürich, Zürich 2008
  10. Ana Mellado, Regino Zamora: Generalist birds govern the seed dispersal of a parasitic plant with strong recruitment constraints. In: Oecologia. 176, 2014, S. 139–147, doi:10.1007/s00442-014-3013-8.
  11. a b c d P. Uotila, 2011+: Loranthaceae. Viscum Datenblatt In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  12. Viscaceae Batsch. The Parasitic Plant Connection, by Dan Nickrent.
  13. Duden online: Mistel
  14. Lars Hermodssin: Der Name der Mistel. In: Studia neophilologica 43, 1971, S. 173–179.
  15. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache (1967), S. 481 f. (Mist und Mistel).
  16. Vgl. Duden online: viskos
  17. Soweit erkennbar behandelt er die europäische Viscum album
  18. Pedanios Dioskurides. 1. Jh. De Medicinali Materia libri quinque. Übersetzung. Julius Berendes. Des Pedanius Dioskurides Arzneimittellehre in 5 Büchern. Enke, Stuttgart 1902, S. 325 (Buch III, Kapitel 93): Ixos (Digitalisat)
  19. Plinius der Ältere, 1. Jh. Naturalis historia Buch 16, Kapitel 93: Viscum (Digitalisat); Übersetzung Külb 1855 (Digitalisat). – Buch 24, Kapitel 6: Viscum (Digitalisat); Übersetzung Külb 1855 (Digitalisat)
  20. Galen, 2. Jh. De simplicium medicamentorum temperamentis ac facultatibus, Buch VI, Kapitel IX/2 (nach der Ausgabe Kühn 1826, Band XI, S. 888: Viscum (Digitalisat))
  21. Avicenna, 11. Jh., Kanon der Medizin. Übersetzung und Bearbeitung durch Gerhard von Cremona, Arnaldus de Villanova und Andrea Alpago (1450–1521). Basel 1556, Band II, Kapitel 728: Viscus (Digitalisat)
  22. Pseudo-Serapion 13. Jh., Druck. Venedig 1497, Blatt 120v (No CLXVII): Viscus (Digitalisat)
  23. Abu Muhammad ibn al-Baitar, 13. Jh., Kitāb al-jāmiʿ li-mufradāt al-adwiya wa al-aghdhiya. Übersetzung. Joseph Sontheimer unter dem Titel Große Zusammenstellung über die Kräfte der bekannten einfachen Heil- und Nahrungsmittel. Hallberger, Stuttgart Band I 1840, S. 410: Viscum (Digitalisat)
  24. Charles Victor Daremberg und Friedrich Anton Reuß (1810–1868): S. Hildegardis Abbatissae Subtilitatum Diversarum Naturarum Creaturarum Libri Novem. Physica, Buch III, Kapitel 2: Birbaumes mistel. Migne, Paris 1855. Sp. 1218 (Digitalisat)
  25. Herbert Reier: Hildegard von Bingen Physica. Nach der Textausgabe von J. P. Migne, Paris 1882 ins Deutsche übersetzt. Kiel 1980, S. 107. – – – Marie-Louise Portmann: Hildegard von Bingen. Heilkraft der Natur – „Physica.“ Augsburg 1991, S. 235–237.
  26. Heinrich Marzell: Geschichte und Volkskunde der deutschen Heilpflanzen. Neudruck der Ausgabe von 1938 vermehrt um ein Register. Reichl Verlag St. Goar, 2002, ISBN 3-87667-234-1, S. 82ff.
  27. Gundolf Keil: Eichenmisteltraktat. In: Gundolf Keil, Kurt Ruh et al. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. De Gruyter, Berlin / New York, Band 2 (1979), Sp. 392–393. – – – Annelore Högemann: Der altdeutsche Eichenmisteltraktat. Untersuchungen zu einer bairischen Drogenmonographie des 14. Jahrhunderts. (Würzburger medizinhistorische Forschungen 19), Pattensen 1981. – – – Gundolf Keil: Eichenmisteltraktat. In: Lexikon des Mittelalters. Band 3 (1999), Sp. 1667
  28. Der Handschriftencensus listete im Oktober 2022 bereits 51 Einträge für den Eichenmisteltraktat auf: (Digitalisat)
  29. Aus dieser Liste des Handschriftencensus sind sieben Textzeugen des 15. Jahrhunderts digital zugänglich: 1) Frankfurt a. M. Universitätsbibliothek, Ms. germ. qu. 17, Blatt 311vb–312ra: Eichenmisteltraktat, Elsass 1. Viertel 15. Jh., Schreibsprache elsässisch (Digitalisat). 2) Heidelberg Universitätsbibliothek Cpg 558, Bl. 197r/v: Eichenmisteltraktat, um 1470-um 1485 nordbairisch (Digitalisat). 3) Göttingen, Staats- und Universitätsbibliothek, 8° Cod. Ms. jurid. 391, Bl. 167v: Eichenmisteltraktat, 1474 oberfränkisch (Digitalisat). 4) München Staatsbibliothek, Cgm 467, Blatt 118r–119r: Eichenmisteltraktat, 1477, mittelbairisch (Digitalisat). 5) New Haven (Conn.), Yale Univ., Beinecke Rare Book and Manuscript Libr., MS 653, Bl. 125r–v: Eichenmisteltraktat, Mitte 15. Jh. bairisch-österreichisch (Digitalisat). 6) Salzburg, Universitätsbibliothek, Cod. M III 3, Bl. 324ra–324rb: Eichenmisteltraktat, 3. Viertel 15. Jh., rheinfränkisch (Digitalisat). 7) Solothurn, Zentralbibliothek, Cod. S. 386, Bl. 177r: Eichenmisteltraktat, 1463–1466 (Digitalisat)
  30. Herbarius Moguntinus, Mainz 1484, Teil II, Kapitel 27: Viscus … in arbore glandium (Digitalisat)
  31. Gart der Gesundheit. Mainz 1485, Kapitel 33: Arbor glandis … Item eychen mispel … (Digitalisat)
  32. Hortus sanitatis 1491, Mainz 1491, Teil 1, Kapitel 496: Viscus (Digitalisat)
  33. Hieronymus Brunschwig. Kleines Destillierbuch, Straßburg 1500, Blatt 16: Wild affolter mystel (Digitalisat)
  34. Heinrich Marzell Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. 5 Bände (unter Mitwirkung von Wilhelm Wissmann und Wolfgang Pfeifer). Stuttgart 1979, Band 4, Sp. 1206–1207.
  35. Dietrich Arends, Erika Hickel, Wolfgang Schneider: Das Warenlager einer mittelalterlichen Apotheke: (Ratsapotheke Lüneburg 1475), S. 86: Viscum quercinum. In: Veröffentlichungen aus dem Pharmaziegeschichtlichen Seminar der TH Braunschweig, 1957/4, Braunschweig 1960 (Digitalisat)
  36. Otto Brunfels. Ander Teyl des Teütschen Contrafayten Kreüterbůchs. Johann Schott, Straßburg 1537, S. 168: Mystel / Affolter (Digitalisat)
  37. Leonhart Fuchs. De Historia Stirpivm Commentarii Insignes: Maximis Impensis Et Vigiliis Elaborati, Adiectis Earvndem Vivis Plvsqvam quingentis imaginibus, nunquam antea ad naturae imitationem artificiosius effictis & expressis ; accessit ijs succincta admodum uocum difficilium & obscurarum ... Isengrin, Basel 1542, Kapitel 123 (S. 328): De ixo (Digitalisat); New Kreütterbuch … Michael Isingrin, Basel 1543, Kapitel 124: Mystel (Digitalisat)
  38. Hieronymus Bock. New Kreütter Bůch. Wendel Rihel, Straßburg 1546, Teil III, Kapitel 3: Mistel (Digitalisat)
  39. Pietro Andrea Mattioli. Commentarii, in libros sex Pedacii Dioscoridis Anazarbei, de medica materia. Übersetzung durch Georg Handsch, bearbeitet durch Joachim Camerarius den Jüngeren, Johan Feyerabend, Franckfurt am Mayn 1586, Blatt 277v–278v: Misteln (Digitalisat)
  40. Nicolas Lémery. Dictionnaire universel des drogues simples. Paris 1699, S. 815–816: Viscum (Digitalisat); Übersetzung. Vollständiges Materialien-Lexicon. Zu erst in Frantzösischer Sprache entworffen, nunmehro aber nach der dritten, um ein grosses vermehreten Edition [...] ins Hochteutsche übersetzt / Von Christoph Friedrich Richtern, [...]. Leipzig: Johann Friedrich Braun, 1721, Sp. 1190–1192: Viscum (Digitalisat)
  41. Albrecht von Haller (Hrsg.): Onomatologia medica completa oder Medicinisches Lexicon das alle Benennungen und Kunstwörter welche der Arzneywissenschaft und Apoteckerkunst eigen sind deutlich und vollständig erkläret [...]. Gaumische Handlung, Ulm/ Frankfurt am Main/ Leipzig 1755, Sp. 1328–1329: Viscum, Viscus quercinus (Digitalisat)
  42. William Cullen A treatise of the materia medica. Charles Elliot, Edinburgh 1789. Band II, S. 47: Viscus (Digitalisat). Deutsch. Samuel Hahnemann. Schwickert, Leipzig 1790. Band II, S. 57: Mistel (Digitalisat)
  43. August Friedrich Hecker’s practische Arzneimittellehre. Revidiert und mit neuesten Entdeckungen bereichert von einem practischen Arzte. Camesius, Wien, Band I 1814, S. 516–518: Lignum Visci, Mistelholz (Digitalisat)
  44. Philipp Lorenz Geiger: Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen & zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker & Droguisten. Wolters, Stuttgart, 2. Band, 1. Hälfte 1830, S. 721–722: Loranthus (Digitalisat); 2. Band, 1. Hälfte 1830, S. 1553–1555: Viscum (Digitalisat)
  45. Dietrich Arends, Erika Hickel, Wolfgang Schneider: Das Warenlager einer mittelalterlichen Apotheke: (Ratsapotheke Lüneburg 1475). In: Veröffentlichungen aus dem Pharmaziegeschichtlichen Seminar der TH Braunschweig, 1957/4, Braunschweig 1960, S. 33: „Visci q(ue)rc(ini)“ (Digitalisat)
  46. Paul Reinsch: Beiträge zur chemischen Kenntniss der weissen Mistel (Viscum album L.). In: Neues Jahrbuch der Pharmacie, 14 (1860), S. 129–161: Viscin (Digitalisat)
  47. August Husemann / Theodor Husemann: Die Pflanzenstoffe in chemischer, physiologischer, pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht. Für Aerzte, Apotheker, Chemiker und Pharmakologen. Springer, Berlin 1871, S. 1135: Viscin und Viskautschin (Digitalisat)
  48. Köhler’s Medizinal-Pflanzen. Gera 1887, Band 1, No. 29: Viscum album (Digitalisat)
  49. Hagers Handbuch der pharmaceutischen Praxis für Apotheker, Ärzte, Drogisten und Medicinalbeamte. Springer Berlin, Ergänzungsband 1908, S. 781–782: Viscum album (Digitalisat)
  50. Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Govi-Verlag, Frankfurt a. M., Band V/3 1974, S. 404–406: Viscum (Digitalisat)
  51. CliniPharm/CliniTox

Weiterführende Literatur

Bearbeiten
  • Hans Christian Weber: Parasitismus von Blütenpflanzen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993.
  • Eberhard Teuscher: Viscum. In: Rudolf Hänsel, K. Keller, H. Rimpler und G. Schneider (Hrsg.): Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. 5. Auflage, Springer, Band 6 (1994), S. 1160–1183
  • H. S. Heide-Jorgensen: Parasitic Flowering Plants. Brill Academic Publishers, 2008, ISBN 978-90-04-16750-6.
Bearbeiten
Commons: Misteln (Viscum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien