Keidenzell
Keidenzell (fränkisch: „Kaidndsel“[2]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Langenzenn im Landkreis Fürth (Mittelfranken, Bayern).[3] Die Gemarkung Keidenzell hat eine Fläche von 13,103 km². Sie ist in 1794 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 7304,01 m² haben.[4] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Burggrafenhof, Hammerschmiede, Klaushof, Ödenhof, Stinzendorf und Wittinghof.[5]
Keidenzell Stadt Langenzenn
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Koordinaten: | 49° 28′ N, 10° 47′ O |
Höhe: | 343 m ü. NHN |
Einwohner: | 309 (2. Jan. 2019)[1] |
Eingemeindung: | 1. Mai 1978 |
Postleitzahl: | 90579 |
Vorwahl: | 09101 |
Geographie
BearbeitenIm Kirchdorf fließen der Dürrnfarrnbach und der Kirchfarrnbach zum Farrnbach zusammen. Der Ort ist ringsum von Acker- und Grünland umgeben. Im Nordwesten wird die Flur Hutäcker genannt, im Westen Lohhof und im Süden Braunbauernfeld. 0,5 km nordöstlich liegt der Große Wald. Die Kreisstraße FÜ 11 führt nach Kirchfarrnbach (3,5 km südwestlich) bzw. nach Burggrafenhof (1,5 km nördlich). Die Kreisstraße FÜ 16 führt über Hammerschmiede und Stinzendorf nach Roßendorf (3,6 km östlich). Die Kreisstraße FÜ 24 führt nach Deberndorf (3,3 km südöstlich).[6]
Geschichte
BearbeitenDer Ort wurde 1360/70 im Urbar der Burggrafschaft Nürnberg als „Keydenzelle“ erstmals urkundlich erwähnt.[2] Es gab zu dieser Zeit 21 bäuerliche Güter.[1] Aus dem Grundwort „–zell“ kann man schließen, dass der Ort von einem Kloster aus gegründet wurde, in diesem Fall war es das Kloster Herrieden. Der Ort gehörte zum Herrieder Klosteramt Hornsegen und muss noch im 9. Jahrhundert gegründet worden sein, da das Kloster bereits 888 wieder aufgelöst wurde. Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist möglicherweise der slawische Personenname Kojata/Kaita.[2]
Im 14. Jahrhundert wurde im Ort eine dem Heiligen Nikolaus geweihte Kapelle errichtet. Einige Güter wurden an die Reichsstadt Nürnberg verkauft, die burggräflichen Anwesen gingen im 15. Jahrhundert an dessen Rechtsnachfolger, dem Fürstentum Ansbach, über. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort samt der Kapelle zerstört.[1]
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Keidenzell 24 Anwesen. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das brandenburg-ansbachische Stadtvogteiamt Langenzenn aus. Grundherren waren das brandenburg-ansbachische Kastenamt Cadolzburg (drei Höfe, zehn Halbhöfe, fünf Güter, zwei Häuser, eine Hammerschmiede, Ödenhof) und das Landesalmosenamt der Reichsstadt Nürnberg (ein Hof, ein Halbhof).[7]
Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Cadolzburg. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 der Steuerdistrikt Keidenzell gebildet, zu dem Burggrafenhof, Hammerschmiede, Klaushof, Ödenhof, Stinzendorf und Wittinghof gehörten. Im selben Jahr entstand die Ruralgemeinde Keidenzell, die deckungsgleich mit dem Steuerdistrikt war. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Cadolzburg zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Cadolzburg (1919 in Finanzamt Cadolzburg umbenannt).[8][9] Ab 1862 gehörte Keidenzell zum Bezirksamt Fürth (1939 in Landkreis Fürth umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Cadolzburg (1879 in Amtsgericht Cadolzburg umbenannt), seit 1931 ist das Amtsgericht Fürth zuständig. Die Finanzverwaltung wurde 1929 vom Finanzamt Fürth übernommen. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 13,221 km².[10]
Von 1863 bis 1865 wurde ein Gebäude errichtet, das teils als Schule, teils als Bethaus diente.[1]
Mit der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Keidenzell am 1. Mai 1978 in die Stadt Langenzenn eingegliedert.[11]
Baudenkmäler
Bearbeiten- Farrnbachstr. 5: Wohnstallhaus
- Fürther Str. 13: Ehemaliges Forsthaus
- Fürther Str. 19: Schul- und Bethaus
Einwohnerentwicklung
BearbeitenGemeinde Keidenzell
Jahr | 1818 | 1840 | 1852 | 1855 | 1861 | 1867 | 1871 | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1895 | 1900 | 1905 | 1910 | 1919 | 1925 | 1933 | 1939 | 1946 | 1950 | 1952 | 1961 | 1970 |
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Einwohner | 387 | 449 | 515 | 522 | 525 | 555 | 566 | 548 | 579 | 546 | 508 | 512 | 521 | 499 | 502 | 524 | 484 | 508 | 489 | 679 | 740 | 699 | 570 | 676 |
Häuser[12] | 61 | 70 | 95 | 101 | 97 | 100 | 101 | 98 | 108 | |||||||||||||||
Quelle | [13] | [14] | [15] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] | [22] | [15] | [23] | [15] | [24] | [15] | [25] | [15] | [15] | [15] | [26] | [15] | [10] | [27] |
Ort Keidenzell
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 | 2019 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 157* | 180 | 201† | 222 | 217 | 203 | 188 | 310 | 195 | 234 | 210 | 309 |
Häuser[12] | 25* | 29 | 39 | 42 | 42 | 40 | 41 | 51 | ||||
Quelle | [13] | [14] | [16] | [18] | [21] | [23] | [25] | [26] | [10] | [27] | [28] | [1] |
Religion
BearbeitenDer Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und in die Trinitatiskirche gepfarrt.[7] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession waren ursprünglich nach St. Michael (Wilhermsdorf) gepfarrt,[10] heute ist die Pfarrei St. Marien (Langenzenn) zuständig.[29]
Literatur
Bearbeiten- Johann Kaspar Bundschuh: Keidenzell. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 73 (Digitalisat).
- August Gebeßler: Stadt und Landkreis Fürth (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 18). Deutscher Kunstverlag, München 1963, DNB 451450957, S. 109–110.
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 129–130 (Digitalisat). Ebd. S. 229–230 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Keydenzell. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 345 (Digitalisat).
- Wolfgang Wiessner: Stadt- und Landkreis Fürth (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1963, DNB 455524629, S. 55–56.
Weblinks
Bearbeiten- Keidenzell. In: Website langenzenn.de. Abgerufen am 17. Juli 2023.
- Keidenzell in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 4. September 2021.
- Keidenzell in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 21. September 2019.
- Keidenzell im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
Bearbeiten- ↑ a b c d e Keidenzell. In: Website langenzenn.de. Abgerufen am 17. Juli 2023.
- ↑ a b c W. Wiessner: Stadt und Landkreis Fürth, S. 55 f.
- ↑ Gemeinde Langenzenn, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 17. Juli 2023.
- ↑ Gemarkung Keidenzell (093329). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 17. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ a b H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 129 f.
- ↑ H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 229 f.
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 27 (Digitalisat).
- ↑ a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 780–781 (Digitalisat).
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 714 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
- ↑ a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 47 (Digitalisat). Für die Gemeinde Keidenzell zuzüglich der Einwohner und Gebäude von Burggrafenhof (S. 15), Claushof (S. 16), Oedenhof (S. 69), Stinzendorf (S. 89) und Wittinghof (S. 104).
- ↑ a b Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 66–67 (Digitalisat). Laut Historischem Gemeindeverzeichnis hatte die Gemeinde 436 Einwohner.
- ↑ a b c d e f g h i Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 172, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
- ↑ a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1030, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 162 (Digitalisat).
- ↑ a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1196, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 63 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 182 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1126 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 183 (Digitalisat).
- ↑ a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1194 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 183 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1232 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1062 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 174 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 336 (Digitalisat).
- ↑ Struktur. In: ssb-clw.kirche-bamberg.de. Abgerufen am 22. März 2023.