Eine Hemiole (griechisch ἡμιόλιος, hēmiólios „anderthalb“) ist eine Sonderform der Synkope. Dabei wird das Betonungsschema eines Taktes durch Akzentverschiebung vorübergehend so aufgebrochen, dass der Schein einer neuen anderen Taktart gesetzt wird. Durch Überbindung werden häufig zwei Dreiertakte zu einem großen Dreiertakt des doppelten Notenwertes umgedeutet.[1] Hemiolen sind aber auch – in diesem Fall ohne Überbindung – im 64- oder 68-Takt möglich (und werden dadurch zum 32- bzw. 34-Takt).

Beispiel einer Hemiolenbildung: [2]
1. Zeile: Notation. 3. und 4. Takt: Die Überbindung, die zur Hemiolenbildung führt.
2. Zeile: Erzielte Wirkung. 3. Takt: Aus zwei 34-Takten wird quasi ein 32-Takt.

Die neue Taktgliederung und der veränderte Rhythmus haben die Wirkung einer Verbreiterung (ritardando). Dieser Effekt findet sich oft in Barock-Kadenzen, besonders bei Phrasenabschlüssen in Tanzsätzen. Obwohl sie in der Wiener Klassik etwas in Vergessenheit gerieten, findet man Hemiolen im 19. Jahrhundert wieder häufiger, so insbesondere bei Johannes Brahms oder Robert Schumann.

Beispiel einer Hemiole aus dem Hauptthema der 3. Sinfonie Es-Dur von R. Schumann. Das Thema ist die ersten Takte quasi im 32-Takt.

Eine Hemiole kann auch durch entsprechende rhythmische Gestaltung innerhalb eines Dreiertaktes ohne Synkopierung entstehen.

Durch rhythmische Gestaltung und Akzentuierung wird eine Hemiole ganz ohne Synkopierung gebildet.

In der Mensuralnotation wurde eine Hemiole häufig durch Kolorierung bzw. Notenschwärzung gekennzeichnet im damals üblichen 31-Takt (die Kennzeichnung 32 ist in diesem Fall keine Taktbezeichnung). In späteren Zeiten unterblieb die Kennzeichnung der Hemiole.

Literatur

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  • Wilibald Gurlitt (Hrsg.): Riemann-Musiklexikon. 12. Aufl. Sachteil. Artikel Hemiole. Schott Verlag, Mainz 1961.
  • Clemens Kühn: Musiklehre. Grundlagen und Erscheinungsformen der abendländischen Musik (= (im Laaber Verlag): Musik-Taschenbücher Theoretica, Bd. 18, (im Hans Gerig Verlag): TB 269). Laaber-Verlag, Regensburg / Hans Gerig Verlag, Köln 1981, ISBN 3-921518-60-1.
  • Wieland Ziegenrücker: ABC Musik. Allgemeine Musiklehre. 6. Auflage. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-7651-0309-4.
  • Ferdinand Hirsch: Wörterbuch der Musik, Pawlak-Verlag, ISBN 3-88199-397-5, S. 202
  • James Tyler: A guide to playing the baroque guitar. Indiana University Press, Bloomington/Indianapolis 2011, ISBN 978-0-253-22289-3, S. 50–56.

Einzelnachweise

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  1. Merkformel: Der 2×3-Takt wird zu einem 3×2-Takt. S. Hermann Grabner: Allgemeine Musiklehre. 11. Auflage mit einem Nachtrag von Diether de la Motte. Bärenreiter-Verlag, Kassel u. a. 1974, ISBN 3-7618-0061-4. S. 41.
  2. Das Notenbeispiel stammt aus: Wieland Ziegenrücker: ABC Musik. Allgemeine Musiklehre. 6. Auflage. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-7651-0309-4, S. 76, Nr. 123.