Dylan Thomas

walisischer Dichter und Schriftsteller

Dylan Marlais Thomas (* 27. Oktober 1914 in Swansea, Wales; † 9. November 1953 in New York City) war ein walisischer Dichter und Schriftsteller. Thomas schrieb Gedichte, Essays, Briefe, Drehbücher, autobiographische Erzählungen und ein Theaterstück: Under Milk Wood (Unter dem Milchwald), sein Hauptwerk, das als Radio-Hörspiel 1954 postum mit dem Prix Italia ausgezeichnet wurde.

Dylan-Thomas-Denkmal, Maritime Quarter, Swansea, von John Doubleday
 
Geburtshaus, Swansea

Dylan Thomas war das zweite Kind des Gymnasiallehrers David John Thomas und dessen Frau Florence Williams.[1] Er wurde „in eine Tradition geboren, in der die Bibel, Predigtsammlungen und die walisischen Klassiker die Literatur waren und die Chapel die Unterhaltung am Sonntag. Man achtete Prediger und Dichter.“[2] Bereits im Alter von vier Jahren lernte er Gedichte von Shakespeare auswendig und mit acht Jahren schrieb er selbst seine ersten Gedichte.[3] Mit elf Jahren veröffentlichte er einige Gedichte in der Schülerzeitung seines Gymnasiums, das er 1931 vorzeitig verließ, um sich zwei Jahre als Journalist bei der Tageszeitung South Wales Daily Post in Swansea zu verdingen. Anschließend widmete er sich dem Londoner Bohèmeleben und seiner anderen Leidenschaft, dem Alkohol.

1934 erschien seine erste Gedichtsammlung in London: 18 Poems, mit denen er die Aufmerksamkeit von Edith Sitwell erregte. Diese frühen Gedichte weisen eine strenge metaphorische Logik auf und kreisen um „die dialektische Einheit von Leben oder Sexualität und Tod“. Eine Vorlage für seine poetischen Bilder und Metaphern fand Thomas bei William Blake, dessen ambivalente und klangvolle Bilder er zuvor in einem eigenen Wörterbuch zusammengestellt hatte. Die einzelnen Gedichte entstanden aus zahlreichen Vorfassungen, die er gleichermaßen in kleinen Wörterbüchern sammelte.[4]

1937 hatte er seine erste Rundfunkaufnahme bei der BBC. Im selben Jahr heiratete er die Tänzerin Caitlin MacNamara (* 8. Dezember 1913, † 1. August 1994), mit der er drei Kinder hatte. Er war ein überzeugter Kriegsgegner und entging dem Kriegsdienst, indem er volltrunken zur Musterung erschien und krankheitshalber freigestellt wurde. Als Dichter und Schriftsteller war Dylan Thomas sehr erfolgreich, wohingegen er unfähig war, mit Geld umzugehen. Während es seiner Familie ständig am Nötigsten fehlte, opferte er alles Geld seinem Alkoholismus.

 
Boathouse der Familie Thomas in Laugharne, 2007

Mit Rebecca’s Daughters versuchte er, ein Drehbuch zu schreiben, das sich wie ein Roman lesen lässt.

Von 1949 bis zu seinem Tod im Jahre 1953 lebte Thomas mit seiner Familie in einem notdürftig umgebauten, zweistöckigen Bootsschuppen an der Flussmündung des Tâf beim südwalisischen Fischerdorf Laugharne.[5] Laugharne war dabei Vorbild für den fiktiven Ort Llareggub aus dem in dieser Zeit entstandenen Stück Unter dem Milchwald. Um in Ruhe weiterhin Gedichte schreiben zu können, suchte er dafür den kleinen Erker auf der Burgmauer des verfallenen Laugharne Castle an der Küste auf.

Thomas wurde von dem Literaten John Malcolm Brinnin zu Lesereisen in die USA eingeladen. Er stieg zuerst im Künstlerhotel Chelsea Hotel im New Yorker Greenwich Village ab, was er bei allen vier USA-Reisen tat. Auf seiner dritten Vortragsreise mit eigenen Gedichten durch die USA wurde er um ein Libretto für eine Oper von Igor Strawinsky gebeten, der einen Text von dem „besten lebenden Schriftsteller“ haben wollte. Dazu sollte es nicht mehr kommen; Thomas starb an einer Lungenentzündung, die er wegen seiner Alkoholexzesse nie auskurieren konnte. Thomas wurde in Laugharne beigesetzt.

Obwohl einige wenige seiner Gedichte, wie etwa Do not go gentle into that good night, in nahezu allen Anthologien im englischsprachigen Raum vertreten sind, nimmt Thomas dennoch eher eine Außenseiterrolle unter den britischen Lyrikern des 20. Jahrhunderts ein.[6]

Werke und Werkausgaben

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Gedicht Was there a time an einem Haus in Leiden
 
Dylan Thomas’ Grab auf dem Friedhof von Laugharne

Englisch

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  • Walford Davies, Ralph Maud (Hrsg.): Collected Poems 1934–1953. Dent, London 1998. (Folgt Thomas’ eigener thematischer Anordnung seiner Gedichte)
  • John Goodby (Hrsg.): The Collected Poems of Dylan Thomas: The New Centenary Edition. Weidenfeld and Nicolson, London 2014. (Erweiterte Ausgabe, kommentiert und in chronologischer Anordnung)
  • The Collected Stories. Dent, London 1983.
  • Early Prose Writings. Hrsg.: Walford Davies. Dent, London 1971.
  • Quite Early One Morning. Dent, London 1954.
  • Dylan Thomas reading. (Unter diesem Titel veröffentlichte Caedmon einige Lesungen eigener Werke von 1952/53).
  • Selected Letters. Dent, London 1966.
  • Unter dem Milchwald. Ein Spiel für Stimmen. Reclams Universal-Bibliothek 7930, Ditzingen 1998, ISBN 3-15-007930-6 (Originaltitel: Under Milk Wood. Übersetzt von Erich Fried, erste deutschsprachige Auflage 1954, Drei Brücken Verlag, Heidelberg).
  • Die Befragung des Echos. Frühe Erzählungen und Aufsätze. Mit Anmerkungen und Nachwort. Übersetzung Erich Fried, Detlev Gohrbandt, Klaus Martens. (= Dylan Thomas: Ausgewählte Werke in Einzelausgaben. Hrsg. Klaus Martens. Band 1) Carl Hanser, München 1991, ISBN 978-3-446-15083-6; S. Fischer, Frankfurt 1995, ISBN 3-596-11361-X.
  • Windabgeworfenes Licht. Gedichte Englisch-Deutsch. Mit Anmerkungen, Vor- und Nachwort. Übersetzung Reinhard Paul Becker, Erich Fried, Klaus Martens u. a. (= Dylan Thomas: Ausgewählte Werke in Einzelausgaben. Hrsg. Klaus Martens. Band 2). Carl Hanser, München 1993, ISBN 3-446-15080-3; S. Fischer, Frankfurt 1995, ISBN 3-596-11362-8.
  • Porträt des Künstlers als junger Hund. Autobiographische Erzählungen. Mit Anmerkungen und Nachwort. Übersetzung Klaus Martens, Erich Fried u. a. (= Dylan Thomas: Ausgewählte Werke in Einzelausgaben. Hrsg. Klaus Martens. Band 3). Carl Hanser, München 1994, ISBN 3-446-15084-6; S. Fischer, Frankfurt 1995, ISBN 3-596-11363-6.
  • Unter dem Milchwald, Texte für Stimmen: Ausgewählte Briefe. Mit Anmerkungen und Nachwort. Übersetzung Erich Fried, Klaus Martens, Margit Peterfy. (= Dylan Thomas: Ausgewählte Werke in Einzelausgaben. Hrsg. Klaus Martens. Band 4). Carl Hanser, München 1996, ISBN 3-446-15085-4; S. Fischer, Frankfurt 1999, ISBN 3-596-11364-4.
  • Gedichte. Ausgewählt von Raoul Schrott, Siegfried Völlger und Michael Krüger. Aus Klaus Martens, Hrsg., Teilübersetzung. Windabgeworfenes Licht. Hanser, München 1999, ISBN 3-446-19713-3.

Adaptionen

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Hörspiele

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  • 1954: Unter dem Milchwald, Übersetzung und Bearbeitung: Erich Fried, Regie: Fritz Schröder-Jahn, Komposition: Siegfried Franz. Produktion: NWDR.
  • 1969: Unter dem Milchwald, Übersetzung: Erich Fried; Bearbeitung: Christoph Buggert; Regie: Raoul Wolfgang Schnell, Produktion: BR/WDR.
  • 1989: Unter dem Milchwald, Übersetzung: Erich Fried, Regie: Fritz Göhler, Komposition: Joachim Schmutzler, Produktion: Rundfunk der DDR (Funkhaus Berlin)
  • 2003: Unter dem Milchwald, Bearbeitung und Regie: Götz Fritsch, Komposition: Peter Kaizar, Produktion: MDR .
  • 2006: Ünner den Melkwoold. Ein Spiel für Stimme, Niederdeutsche Fassung. Übersetzung: Hartmut Cyriacks, Peter Nissen, Bearbeitung: Jochen Schütt, Regie: Hans Helge Ott, Komposition: Serge Weber, Produktion: RB/NDR.
  • 2023: Unter Milch Wald Kreuzberg von Brezel Göring nach einer Idee von Jacek Slaski. Übersetzung: Brezel Göring & Stefanie Mousa, Komposition: Brezel Göring, Produktion: RBB.

Literatur

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Zu Dylan Thomas wurden mittlerweile (2010) über 300 Veröffentlichungen publiziert:

  • Bill Read: Dylan Thomas in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 978-3-499-50143-2.
  • Aeronwy Thomas: My father’s house. Constable, London 2009, ISBN 1-84901-005-6.
  • Elke Heidenreich, Tom Krausz: Dylan Thomas. Waliser, Dichter, Trinker. Knesebeck, München 2011, ISBN 978-3-86873-222-1 (Ausgezeichnet mit dem Corine-Buchpreis).
  • Hilly Janes: The three lives of Dylan Thomas. Robson, London 2014, ISBN 978-1-84954-688-1.
  • William Christie: Dylan Thomas. A literary life. Palgrave Macmillan, Basingstoke u. a. 2014, ISBN 978-1-137-32256-2.
  • Patrick Gill: Origins and effects of poetic ambiguity in Dylan Thomas's collected poems (= Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Mainz University studies in English, Band 20, WVT), Wissenschaftlicher Verlag Trier 2014, ISBN 978-3-86821-545-8 (Dissertation Universität Mainz 2008, 180 Seiten).
  • Paul Ferris: Dylan Thomas – A Biography. Paragon House, New York 1989 (Erstveröffentlichung 1977), ISBN 1-55778-215-6.

Filme und Theaterstücke über Dylan Thomas

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Tonträger

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Widmungen

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Thomas’ Schreibtisch, Boathouse, Laugharne, 1955
  • Igor Strawinsky komponierte im Jahr nach Thomas’ Tod das Stück In memoriam Dylan Thomas für Tenor, Streichquartett und vier Posaunen.
  • Johannes Bobrowski verfasste im Mai 1959 ein Gedicht mit dem Titel „Dylan Thomas“,[8] das in seinem ersten Gedichtband Sarmatische Zeit 1961 veröffentlicht wurde.[9]
  • Pianist Stan Tracey schrieb, nachdem er mehrfach die Hörspielversion von Under Milk Wood gehört hatte, für sein Quartett die Jazzsuite Under Milk Wood, die er 1965 auf dem gleichnamigen Album einspielte.
  • John Cale vertonte 1989 mit Orchestermusik die Words for the Dying in seinem gleichnamigen Album.
  • Thomas’ Gedicht Do not go gentle into that good night ist ein Leitmotiv des Science-Fiction-Films Interstellar (2014) und Titel des Filmdramas That Good Night (2017).
  • Günter Kunert veröffentlichte 1992 ein Gedicht mit dem Titel „Hommage à Dylan Thomas“, in: Neue Rundschau. 103. Jg., 1992, Heft 1, S. 119.
  • 2015 wurde ein Asteroid nach ihm benannt: (13130) Dylanthomas.
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Commons: Dylan Thomas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Dylan Thomas – Zitate (englisch)

Datenbanken:

Inhaltliches:

Einzelnachweise

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  1. Dylan Thomas birthplace, Seite zu seinem Geburtshaus in Swansea (englisch)
  2. David Larsen: The Company of the Creative. A Christian Reader’s Guide to Great Literature and its Themes. Kregel, Grand Rapids 1999. Darin über Dylan Thomas: S. 258–260, Zitat S. 258.
  3. Elke Heidenreich: Dylan Thomas – Dichter mit Treibstoff Alkohol (Memento vom 5. Februar 2010 im Internet Archive). In: arte, 31. Januar 2010.
  4. Wolfgang Karrer: Thomas, Dylan [Marlais]. In: Metzler Lexikon englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsg. von Eberhard Kreutzer und Ansgar Nünning, Metzler, Stuttgart/Weimar 2002, ISBN 3-476-01746-X, 666 Seiten (Sonderausgabe Stuttgart/Weimar 2006, ISBN 978-3-476-02125-0), S. 579.
  5. Jakob Strobel y Serra: Nackt vorbei an der Schenke. Dylan Thomas führte ein rausch-haftes Leben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Oktober 2014, S. R1 und R3.
  6. Wolfgang Karrer: Thomas, Dylan [Marlais]. In: Metzler Lexikon englischsprachiger Autorinnen und Autoren. 631 Porträts – Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsg. von Eberhard Kreutzer und Ansgar Nünning, Metzler, Stuttgart/Weimar 2002, ISBN 3-476-01746-X, 666 Seiten (Sonderausgabe Stuttgart/Weimar 2006, ISBN 978-3-476-02125-0), S. 580.
  7. Besprechung von: Dylan Thomas: Return Journey. (englisch).
  8. Ulrich Ott, Friedrich Pfäfflin (Hrsg.): Johannes Bobrowski oder Landschaft mit Leuten. Marbacher Kataloge 46. Marbach 1993, ISBN 3-928882-99-6, S. 443.
  9. Johannes Bobrowski: Sarmatische Zeit. Schattenland Ströme. Gedichte. Neuausgabe in einem Band. DVA, Stuttgart 1961, ISBN 3-421-01560-0, S. 31–32.