Diskussion:Heerte
ehem. kath. Notkirche in Heerte
BearbeitenHallo Johamar, darf ich dich nochmal löchern? Das ist dann aber die letzte Kirche aus Salzgitter über die ich recherchiere :-) In Heerte gab es eine katholiche Notkirche, in einer Publikation des Bistums Hildesheim von 1987 wird sie noch erwähnt und dass sie vom Pfarrer in Gebhardshagen betreut wird. In einer Publikation von 1991 wird sie nicht mehr erwähnt. In meinen alten Stadtplänen von Salzgitter ist eine Kirche direkt südlich der ev. Kirche angrenzend eingezeichnet, an der Ecke Querstr./Zingelstr. Das müßte das Grundstück Zingelstraße 18 sein, auf dem sich heute eine Heizungs- und Sanitärfirma befindet. Das ist leider schon alles, was ich weiß. Vielleicht weißt du oder ein anderer Leser ja mehr und ich kann die Info in den Heerte-Artikel aufnehmen. --Kirchenfan (Diskussion) 12:37, 1. Aug. 2012 (CEST)
- Hallo Kirchenfan, der Artikel über Heerte stammt größtenteils aus meiner Feder. Ich kann mich aber nicht erinnern, in den spezifischen Quellen (Kleine Chronik von Heerte und Ortschaft West in alten Ansichten) etwas über die katholische Kirche gelesen zu haben. Bleibt nur noch die dortige Heimatpflegerin, die ich in den nächsten Tagen mal ansprechen werde (wenn sie nicht gerade im Urlaub ist). Ich melde mich dann wieder. Gruß --Johamar (Diskussion) 20:14, 1. Aug. 2012 (CEST)
Wie ich schon vermutete, ist meine Ansprechpartnerin zur Zeit nicht erreichbar. Ich habe aber nochmals in meinen Unterlagen geforscht und dort einen kurzen Aufsatz von 1985/86 über die katholische Kirchengemeinde von Heerte gefunden, den ich im folgenden zitiere:
„Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges begann die große Völkerwanderung von ostdeutschen Christen nach Westdeutschland. Inbegriffen Tausende von kath. Christen aus Pommern, Schlesien, Oberschlesien, blieb ein Teil von ihnen in Heerte. Der amerikanische Stadtkommandant erteilte daraufhin dem Kommissarischen Bürgermeister den Befehl, der katholischen Kirchengemeinde Räume zur Verfügung zu stellen. Für sie wurde in einer Baracke (ehemaliges Lager 37) eine Notkapelle unter der Leitung des zuständigen Pfarrers Wosnitza aus Gebhardshagen eingerichtet. Die Anzahl der katholischen Christen betrug ca. 600 Personen. Schon damals befand sich in der Gebhardshagen ein Kirchenneubau sowie das Altersheim "Maria im Thann" in der Planung. Dazu kam, dass die Stadt Salzgitter den großen Besiedlungsplan zwischen Heerte und Barum gestrichen hatte. Somit stand für die Heerter Christen fest, dass vorläufig keine katholische Kirche in Heerte gebaut wird. Daraufhin verließen ca. 50 % der Gemeinde die Ortschaft Heerte. Zwangsläufig ergab sich, dass die katholischen Christen vernachlässigt und für sie nur tröstende Worte gefunden wurden. Die Hoffnung waren groß auf ein festes Bauwerk in Heerte. Verständlicherweise muss man dazu sagen, dass die katholischen Christen, die in Heerte eine Heimat gefunden hatten, aus Kirchengemeinden mit großen Kirchenbauten kamen. Die Gotteshäuser im Osten Deutschlands waren weltweit bekannt. Als das Baracken-Räumungs-Programm der Stadt Salzgitter zum Tragen kamen, fiel auch das Lager 37 mit der katholischen Notkirche mit Glocke zum Opfer. Gesucht wurde nun ein neuer Raum im Ort, der im Januar 1960 auf dem Privatgrundstück Gerhard Becker, Querstraße 12 gefunden wurde, wo der Gottesdienst noch heute stattfindet. Als Küsterinnen wurden damals Thorwart, Hedwig Woitas sowie Krah eingesetzt (bis 1970). Ab 1971 wird die Notkapelle von Angela Goldman als Küsterin betreut. Die priesterliche Betreuung der katholischen Christen erfolgte seit 1945 von St. Gabriel, Gebhardshagen. Seit den 60er Jahren besitzt die katholische Gemeinde Heerte ein Kirchengrundstück von 3000 qm Größe am Ausgang des Ortsteiles Heerte mit der Hoffnung, doch einmal eine Kapelle darauf bauen zu können. In der gesamtenZeit haben nun Kapläne in verschiedenen Zeiträumen in Heerte Gottesdienste gehalten. Es besteht auch ein katholischer Elisabeth-Verein in dieser Christengemeinde (seit 1945)und Caritasarbeit durch Leitung der 1.Vorsitzenden Angela Goldmann.“
Damals gab es die Kirchengemeinde also noch. Wie ich weiter erfuhr, wurde es aber nichts mit dem erhofften Neubau und heute gibt es die Gemeinde nicht mehr. Heerte hat keine eigene Kirche mehr und gehört nun zur katholischen Pfarrgemeinde St. Marien in Salzgitter-Bad (Infos siehe Dekanat Goslar-Salzgitter). Die nächste Kirche ist die Filialkirche St. Gabriel in Gebhardshagen.
Mehr kann ich zur Zeit nicht in Erfahrung bringen, insbesondere über die Schließung der Heerter Notkirche habe ich keine Informationen. Wenn Du es bis dahin nicht schon gefunden hast, versuche ich es in etwa 3 Wochen noch einmal. Gruß --Johamar (Diskussion) 16:11, 2. Aug. 2012 (CEST)
- SUPER, das ist ja viel mehr als ich erwartet hatte! Dachte ich mir doch daß ich bei dir an der richtigen Adresse bin wenn es um Salzgitter geht :-) Falls du dann nach dem Uralub noch das Profanierungsdatum herausbekommen kannst wären alle Infos komplett um sie in den Ortsartikel einbauen zu können. Die Adresse Querstraße 12 gibt es nicht mehr, die geraden Hausnummern gehen nur noch bis 8. Die Nr. 12 muß östlich der Nr. 8 gewesen sein, also südlich der ev. Kirche, stimmt meine Vermutung also daß sich die kath. Notkirche direkt südlich der ev. Kirche befand. --Kirchenfan (Diskussion) 17:35, 2. Aug. 2012 (CEST)
Nachtrag
BearbeitenInzwischen habe ich noch ein wenig nachgeforscht und zwei Quellen zu diesem Thema ausgegraben. Zum einen hatte die Stadt Salzgitter 1992 zum 50-jährigen Jubiläum ein kleines Buch herausgegeben, in dem die hiesigen Ortsheimatpfleger über ihre Stadtteile berichten. Ich zitiere:
„Die katholischen Einwohner, deren Zahl sich erst ab 1939 und besonders durch die Flüchtlinge nach 1945 stark erhöhte (1939:128, 1946:481, 1961:400, 1971:301), hielten ihren Messen anfangs in einem Klassenraum in der noch vorhandenen Schulbaracke, dem AWO-Heim, dann in einem Gemeinschaftsraum im ehemaligen Lager „Musekanp“ und danach in einer Baracke im ehemaligen Lager „An der Wanne“. Ab 1960 diente dazu der umgebaute Saal einer früheren Gastwirtschaft. Heute (Anm.: seit 1986) ist der Raum in einem Haus in der Querstraße (Anm.: Querstraße 1), gegenüber dem Bunker. Die heute ca. 300 Mitglieder zählende Gemeinde gehört zum Pfarrbezirk Salzgitter-Gebhardshagen und wird von Pfarrer Leo Folger betreut.“
Eine weitere Abhandlung zur katholischen Gemeinde von Heerte fand ich in der Chronik zur Ortschaft West, zu der Heerte gehört. Hier heißt es:
„Viele der durch den Aufbau der Reichswerke in das Salzgittergebiet gekommenen Arbeitskräfte und ihre Familienangehörigen waren Katholiken. So wurde am 1. April 1941 ein katholischer Pfarrbezirk Gebhardshagen gebildet, der mit Pastor Johannes Wosnitza einen eigenen Seelsorge erhielt. Zu diesem Pfarrbezirk gehörte auch Heerte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Pfarrgemeinde in Heerte ein in der Schule ein Raum für kirchliche Zwecke zur Verfügung gestellt. Als die Schule den Raum wieder dringend selbst benötigte, konnte die zeitweise 600 Mitglieder umfassende katholische Gemeinde im Gemeinschaftsraum des Flüchtlingslagers „Musekamp“ ihre Gottesdienste feiern. Nach der Umsiedlung der letzten polnischen Zivilarbeiter aus dem Stadtgebiet übernahm die katholische Pfarrgemeinde eine Gemeinschaftsbaracke im Lager „An der Wanne“. Als im Sommer 1960 die Lagerbaracken abgebrochen wurden, mußte sich die durch Fortzug kleiner gewordene katholische Gemeinde neue Räumlichkeiten in Salzgitter-Heerte suchen.
Sie wurden im gleichen Jahr auf dem Privatgrundstück von Gerhard Geppart, Querstraße 12, gefunden. Die priesterliche Betreuung der katholischen Christen in Salzgitter-Heerte erfolgte weiterhin von Gebhardshagen. Als Küsterinnen waren Charlotte Thorwarth, Hedwig Woitas, Katharina Krah und Angela Goldmann eingesetzt. In den neuen Räumlichkeiten trafen sich auch die Angehörigen des katholischen Elisabeth-Vereins, der 1945 gegründet worden war, und die Mitglieder der Caritas. Mitte der 1980er Jahre mußten auch diese Räume verlassen werden, und die katholische Kirchengemeinde Salzgitter-Heerte erhielt einen Gemeinschaftsraum neben dem Bunker.“
Das Folgende habe ich aus Befragungen der Einwohner erfahren, hierzu gibt es aber leider Wiki-konformen Belege:
- Der Umzug der Gemeinde vom Haus Querstraße 12 in einen Raum im Haus Querstraße 1 (neben dem Bunker) fand 1986 statt, das Haus Nr. 12 wurde danach abgerissen und das Grundstück wird seitdem vom benachbarten Industriebetrieb genutzt. Die Gottesdienste in der Querstraße 1 fanden in der Regel am Samstagabend statt, hierzu kam der Kaplan aus Gebhardshagen, der auch die benötigte Ausrüstung mitbrachte. Anfang der 1990er Jahre wurde auch der Raum im Haus Querstraße 1 aufgegeben, Gottesdienste gibt es seitdem nur noch in Gebhardshagen.
Von der katholischen Pfarrgemeinde St. Marien in Salzgitter-Bad, zu der Heerte gehört, konnte ich leider keine weiterführenden Informationen erhalten. So werden wir uns also mit diesen Informationen begnügen müssen: Ich hoffe aber, dass es für Deine Ergänzung des Artikels ausreichen wird. Mit den besten Grüßen aus dem sonnigen Süden Salzgitters --Johamar (Diskussion) 16:37, 16. Aug. 2012 (CEST)
- WOW!!! Herzlichen Dank für deine viele Mühe, aus diesen vielen detailierten Infos könnte ich ja einen eigen Kirchenartikel schreiben. Ich habe darüber einen Abschnitt im Heerte-Artikel eingefügt, hab die Infos schon gekürzt, hoffe mein Abschnitt ist nicht zu lang geworden, denn es ist ja ein Orts- und kein Kirchenartikel. Sonnige Grüße, --Kirchenfan (Diskussion) 17:55, 17. Aug. 2012 (CEST)
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