Boxcryptor
Boxcryptor ist eine Software zur Dateiverschlüsselung, insbesondere zur Synchronisation mit einer Vielzahl von Cloud-Speichern.
Boxcryptor | |
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Basisdaten
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Entwickler | Secomba GmbH |
Aktuelle Version | 2.55.2774 (Windows) 2022-11-08[1] 2.46.1667 & 2.46.1668 (macOS) |
Betriebssystem | Windows, Windows RT, macOS, Linux, Android, iOS, Blackberry, Windows Phone, Windows 10 Mobile |
Kategorie | Verschlüsselung, Synchronisation |
Lizenz | proprietär |
deutschsprachig | ja |
boxcryptor.com |
Anwendungszweck
BearbeitenDas Sichern von Dateien ist nicht trivial, wenn es sowohl vor Plattenausfall und Fehlbedienung schützen soll als auch vor Virenbefall, Diebstahl, Vandalismus oder Feuer. Daher bieten Firmen Speicher auf ihren Servern an, auch „Cloud-Speicher“ genannt. Dort können Dateien – wahlweise in verschiedenen Bearbeitungsständen – ohne manuellen Eingriff archiviert werden. Ohne gesonderte Verschlüsselung können die Dateiinhalte von Fremden beim Serverbetreiber gelesen oder gar verändert werden. Um dies zu vermeiden, entstanden Programme, die Dateien vor und nach der Übertragung im Internet ver- und entschlüsseln – wie Boxcryptor, MEGA, pCloud und Tresorit.
Geschichte
BearbeitenUrsprünglich als Hilfswerkzeug entwickelt, wurde Boxcryptor am 5. August 2011 im Dropbox-Forum veröffentlicht.[4] Nach über 1.000 Downloads innerhalb einer Woche entstand die Idee des Start-ups.[5] Die Software wurde sodann unter einem Freemium-Geschäftsmodell vertrieben, basierend auf dem Verkauf proprietärer Softwarelizenzen. Unentgeltlich stand die Software als Basisprodukt für private Nutzung zur Verfügung.[6] Für erweiterte Leistungsmerkmale und kommerzielle Nutzung waren regelmäßig anfallende Gebühren zu entrichten. Das Firmenpaket enthielt weitere Funktionen wie einen Firmenschlüssel, die Zwei-Faktor-Authentifizierung und die Möglichkeit zur Festlegung von Nutzungsrichtlinien.[7]
Besondere Aufmerksamkeit erfuhr die Software nach den Enthüllungen von Edward Snowden zu Überwachungsbestrebungen gegenüber dem Anbieter Dropbox. Infolgedessen stiegen die Nutzerzahlen innerhalb kurzer Zeit stark an.[8]
Am 29. November 2022 kündigte die Secomba GmbH den Verkauf von Boxcryptor an Dropbox an.[9] Gleichzeitig wurde das kostenlose Privatkundenangebot für Neukunden eingestellt. Lediglich laufende Verträge sollten bis zum Vertragsende weiter bedient werden. Dropbox wird die Software in Zukunft nur noch für Geschäftskunden anbieten.[10]
Versionen
BearbeitenDie ursprüngliche Boxcryptor-Version, boxcryptor Classic, wurde mittlerweile eingestellt und wird nicht mehr unterstützt. Boxcryptor speichert anders als die Classic-Variante den Inhalt des verschlüsselten Ordners nicht im Wurzelverzeichnis des virtuellen Laufwerks, sondern in einem Ordner darin. Falls man mehrere Ordner verschlüsselt, bindet Boxcryptor 2 nicht mehr für jeden ein separates virtuelles Laufwerk ein. Diese tauchen als weitere Ordner im Wurzelverzeichnis des nun einzigen virtuellen Laufwerks auf. Die Verschlüsselung muss per Kontextmenü manuell aktiviert werden. Wird sie für einen Ordner aktiviert, wird der gesamte Inhalt verschlüsselt. Daher kann das virtuelle Laufwerk verschlüsselte und unverschlüsselte Dateien enthalten. Für Boxcryptor 2 lässt sich ein Onlinekonto erstellen, und mehrere Personen lassen sich zu Gruppen zusammenfassen. Dafür wird ein Schlüssel im Boxcryptor-Client erzeugt, der mit dem Nutzerpasswort verschlüsselt zum Schlüssel-Server („key server“) der Secomba GmbH gesendet wird.[11]
Einsatzbedingungen
BearbeitenBoxcryptor läuft unter Windows, Windows RT, macOS, Linux, Android, iOS, Blackberry, Windows Phone, Windows 10 Mobile[12] sowie mit Google Chrome (als Plug-in). Die Android-App unterstützt SD-Karten als Speicher.
Funktionen
BearbeitenZur Datensicherung und zur Datei-Synchronisierung zwischen mehreren Geräten bieten verschiedene Anbieter Online-Datenspeicher an. Der Datenaustausch von und zu diesen Cloud-Speichern erfolgt unverschlüsselt. Um unberechtigtes Mitlesen oder Manipulationen an diesen Dateien zu vermeiden, bietet die Firma Secomba GmbH verschiedene Versionen ihrer boxcryptor-Software an.
Boxcryptor erstellt ein virtuelles Laufwerk im lokalen Computer. Jede Datei, die hier in einem verschlüsselten Ordner gespeichert wird, wird automatisch im Hintergrund verschlüsselt und in einem wählbaren Zielordner abgelegt. Dabei verschlüsselt Boxcryptor die Dateien einzeln und erstellt, im Gegensatz zu TrueCrypt, keine Container. Die Dateinamen bleiben in der kostenlosen Variante im Klartext lesbar.[13] Das verwendete Dateisystem ist zu EncFS kompatibel.
Unterstützte Cloudspeicher
BearbeitenDa eine Vielzahl von Unternehmen das Dropbox-Geschäftsmodell inzwischen übernahmen, bedient die Boxcryptor-Software die Schnittstellen der Cloud-Speicher von Dropbox, Google Drive, Microsoft OneDrive, Box, SugarSync, MagentaCLOUD, TrendMicro SafeSync, Strato HiDrive, GMX MediaCenter, Web.de Smartdrive, CloudMe, Cubby, Livedrive, iCloud Drive, Yandex Disk, CloudSafe, Filespots und SpiderOak. Außerdem werden alle Cloud-Speicher unterstützt, die das WebDAV-Protokoll anbieten.
Portabler Client
BearbeitenBoxcryptor bietet auch einen portablen Client für Windows. Das Programm braucht dann nicht installiert zu werden, sondern kann unmittelbar von etwa einem USB-Stick gestartet werden.
Whisply-Integration
BearbeitenMit Whisply wird eine Webanwendung für verschlüsselten Datentransfer angeboten. Seit dem 7. Juli 2016 ist Whisply in Boxcryptor integriert.[14]
Sicherheit
BearbeitenBoxcryptor nutzt die Verschlüsselungsalgorithmen AES-256 und RSA-4096.[15]
Alternative
BearbeitenDas Programm Cryptomator[16] bietet ähnliche Funktionen. Es ist ebenfalls für mehrere Betriebssysteme erhältlich, auch für Mobilgeräte. Im Gegensatz zu Boxcryptor ist es quelloffen.[17]
Weblinks
Bearbeiten- Offizielle Website
- Jens Tönnesmann: Interesse an Boxcryptor wegen NSA-Schnüffeleien. In: Wirtschaftswoche. 8. November 2013.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Aktuelle Versionen für Windows und macOS. In: boxcryptor.com. Abgerufen am 19. Februar 2024.
- ↑ Installationsseite für Android. In: Google Play. Abgerufen am 19. Februar 2024.
- ↑ Vorschauseite für iOS. In: App Store (iOS). Abgerufen am 19. Februar 2024.
- ↑ Jens Tönnesmann: Gründertagebuch. Bericht von Secomba-Gründerin Andrea Pfundmeier in drei Teilen. In: Wirtschaftswoche. 8. November 2013, abgerufen am 30. November 2022.
- ↑ Torsten Paßmann: Neun Fragen an Andrea Wittek von BoxCryptor. In: vc-magazin.de. 7. März 2013, abgerufen am 30. November 2022.
- ↑ Patrick Daxenbichler: Wie sicher ist die Cloud? In jedem Fall sicherer mit Boxcryptor. In: windowsunited.de. 18. Juli 2015, abgerufen am 30. November 2022.
- ↑ Boxcryptor für Teams. Abgerufen am 30. November 2022.
- ↑ Jens Tönnesmann: Großes Interesse an Boxcryptor wegen NSA-Schnüffeleien. In: Wirtschaftswoche. 8. November 2013, abgerufen am 30. November 2022.
- ↑ Ein Brief von unseren Gründern: Wir schließen uns Dropbox an! 29. November 2022, abgerufen am 30. November 2022.
- ↑ Frank Schräer: Dropbox übernimmt deutschen Verschlüsselungsdienst Boxcryptor. In: Heise online. 30. November 2022, abgerufen am 30. November 2022.
- ↑ Axel Vahldiek: Boxcryptor 2 mit Gruppenfunktionen und neuem Lizenzmodell. In: Heise online. 6. Juni 2013, abgerufen am 14. Februar 2016.
- ↑ Installationsseite für Windows 10 Mobile und Windows Phone. In: Windows Store. Abgerufen am 24. September 2017.
- ↑ Preise und Funktionen. Ehemals im ; abgerufen am 25. Mai 2019. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Whisply-Integration. Whisply Release und Boxcryptor Update – Boxcryptor bekommt Verstärkung. 7. Juli 2016, abgerufen am 20. Juli 2016.
- ↑ Die wichtigsten technischen Fragen zu Boxcryptor. In: boxcryptor.com. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 14. Februar 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Web-Präsenz von Cryptomator. Abgerufen am 28. Oktober 2018.
- ↑ Ben Schwan: Cryptomator: Konkurrent für Boxcryptor. In: Heise Online. 14. März 2016, abgerufen am 16. Mai 2017.