Bahnstrecke Deggendorf–Kalteneck

eingleisige Nebenbahn in Bayern

Die Bahnstrecke Deggendorf–Kalteneck ist eine Nebenbahn in Bayern. Sie verband die Bayerische Waldbahn von Plattling über Zwiesel nach Bayerisch Eisenstein mit der von Passau über Waldkirchen nach Freyung führenden Bahnstrecke Passau–Freyung (Ilztalbahn). In Anlehnung an die Waldbahn Plattling–Bayerisch Eisenstein wurde sie auch Vorwaldbahn genannt. Heutzutage ist nur noch der Abschnitt zwischen dem Hauptbahnhof Deggendorf und Hengersberg im Güterzugverkehr im Betrieb; auf der übrigen Strecke bis Kalteneck wurde 2006 ein Großteil des Radwanderweges „Donau-Ilz-Radweg“ angelegt.[3]

Deggendorf–Kalteneck
Strecke der Bahnstrecke Deggendorf–Kalteneck
Streckennummer (DB):5841
Kursbuchstrecke (DB):ehem. 876
Kursbuchstrecke:426p (1946)
Streckenlänge:54,0 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C2
D4 (nur Hbf bis Hafen)
Strecke
von Bayerisch Eisenstein
Bahnhof
0,000 Deggendorf Hbf 321 m
Abzweig geradeaus und ehemals nach rechts
nach Metten
Abzweig geradeaus und nach rechts
nach Plattling
Abzweig geradeaus und nach rechts
1,612 Anschlussgleis MAN DWE
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
2,502 Deggendorf Hafen
Abzweig geradeaus und nach rechts
Anschlussgleis Hafen Deggendorf
Wechsel des Eisenbahninfrastrukturunternehmens
4,245 Infrastrukturgrenze DB InfraGO / DHB
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
6,200 Halbmeile
ehemaliger Haltepunkt / Haltestelle
7,400 Seebach (Niederbay)
ehemalige Blockstelle
7,900 Deggendorf Textilwerke
ehemaliger Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
11,620 Hengersberg 311 m
Abzweig ehemals geradeaus und nach rechts
Anschlussgleis Sägewerk Schwaiger
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
16,640 Schwanenkirchen
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
20,210 Iggensbach
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
24,250 Schöllnach 376 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
26,500 Gunzing
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
29,200 Außernzell
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
33,290 Eging 398 m
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
37,170 Nammering
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
40,980 Fürstenstein
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
43,000 Englburg
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
44,600 Tittling West
Bahnhof (Strecke außer Betrieb)
45,600 Tittling Markt 510 m
Haltepunkt / Haltestelle (Strecke außer Betrieb)
49,300 Witzmannsberg
Abzweig ehemals geradeaus und von links
von Freyung
Bahnhof
54,030 Kalteneck 334 m
Strecke
nach Passau

Quellen: [1][2]

Baugeschichte

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Nach dem Bau der Waldbahn von Plattling über Deggendorf nach Bayerisch Eisenstein, fertiggestellt 1877, und der Ilztalbahn von Passau nach Freyung, fertiggestellt 1892, strebten auch die Gemeinden zwischen diesen Linien, u. a. Aicha, Eging am See und Tittling, einen Bahnanschluss an. Sie favorisierten eine Stichbahn von Vilshofen nach Norden. Einer Verwirklichung standen aber zum einen die starken Steigungen aus dem Donautal und zum anderen das Erfordernis einer Donaubrücke entgegen. Nach langem Ringen entschied sich die Bayerische Staatsbahn zum Bau einer Querverbindung zwischen den beiden vorhandenen Bahnen als der kostengünstigeren Möglichkeit.

So beschloss der bayerische Landtag mit Gesetz vom 26. Juni 1908 den Bau einer eingleisigen Nebenbahn von Deggendorf über Eging nach Kalteneck mit Anschluss an die Ilztalbahn. Durch diese Linienführung konnten auch der Deggendorfer Hafen und der Markt Hengersberg an das Bahnnetz angeschlossen werden. Die Haftung für strittige Grundabtretungen hatten Deggendorf, Hengersberg und Passau gegenüber der Staatsbahn übernommen.

Der Bahnbau begann im Sommer 1910 von beiden Endpunkten aus. Dadurch konnten die 11,62 Kilometer lange Strecke von Deggendorf nach Hengersberg und die 20,75 Kilometer lange Strecke von Kalteneck nach Eging schon am 26. November 1913 mit großen Feiern eröffnet werden. Das Mittelstück, 21,66 Kilometer lang, ging am Vorabend des Ersten Weltkriegs am 1. August 1914 ohne großes Aufsehen in Betrieb.

Zugverkehr

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Für den Zugverkehr standen die bayerischen Lokalbahnmaschinen der Bahnbetriebswerke Plattling und Passau zur Verfügung. Auf der Strecke Deggendorf–Hengersberg liefen in den ersten Monaten täglich drei Zugpaare, zwischen Eging und Kalteneck vier Zugpaare. Die nach der vollständigen Inbetriebnahme anfänglich eingesetzten durchlaufenden vier Zugpaare wurden während des Ersten Weltkriegs nach und nach auf zwei Zugpaare reduziert. Da diese Züge auch Güterwagen mitnehmen mussten, ergaben sich lange Fahrzeiten auf der Strecke. 1936 liefen fünf Zugpaare auf der Strecke, wobei abends in Eging Züge aus beiden Richtungen endeten, die morgens wieder zurückfuhren. Mitte April 1945 benutzte die Strecke ein aus dem KZ Buchenwald kommender Gefangenentransport (54 Güterwaggons mit rund 5000 Menschen an Bord), der dann fünf Tage im Bahnhof Nammering halt machen musste. An die fast 800 Menschen, die während dieser Zeit in Nammering umkamen, erinnert das „Mahnmal KZ-Transport 1945“ am ehemaligen Bahnhofsgelände. 1976 liefen die fünf Zugpaare auf dem Abschnitt Deggendorf – Eging nur noch an Werktagen. Sonntags wurden sie durch drei Buskurse ersetzt.

Stilllegungen

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Mit der Zunahme des Individualverkehrs gingen auch auf dieser Bahnstrecke die Benutzerzahlen ständig zurück, obwohl noch eine Reihe von Haltepunkten zusätzlich eingerichtet und der Betrieb auf Schienenbusse umgestellt wurde. Der Fracht- und Stückgutverkehr hatte ebenfalls Einbußen hinzunehmen. So kam es auch hier schrittweise zu Stilllegungen. Den Anfang machte der Personenverkehr, der zwischen Eging und Kalteneck zum 1. Oktober 1972 eingestellt wurde. Es folgte zum 3. Juni 1973 die Einstellung des planmäßigen Güterverkehrs zwischen Tittling Markt und Kalteneck. Bemerkenswert hierbei ist, dass der letztgenannte Abschnitt für gelegentliche Umleiterverkehre von und nach Waldkirchen, Jandelsbrunn und Freyung noch über 20 Jahre lang betriebsfähig vorgehalten wurde, obwohl auf ihm kein planmäßiger Zugverkehr mehr stattfand. Dieser Abschnitt wurde seither bis zur endgültigen Stilllegung zwar nur noch selten, aber doch immer wieder genutzt. So ist z. B. für Anfang der 1990er Jahre das Verkehren diverser Schotterzüge von der an der Ilztalbahn gelegenen Haltestelle Mayersäge über Kalteneck und Deggendorf nach München überliefert. Weitere Beispiele sind die „Bayerwaldrundfahrt“ von Passau über Kalteneck, Eging und Deggendorf nach Viechtach im Juli 1986; wegen einer vorübergehenden Sperrung der Kachletbrücke in Passau umgeleitete Güterzüge von und nach Waldkirchen, Jandelsbrunn und Freyung im Jahr 1988; ein Sonderzug von Passau über Kalteneck nach Tittling zum dortigen Vereinsfest im Sommer 1992 sowie eine private Sonderfahrt von Eisenbahnfreunden von Passau über Kalteneck und Eging nach Deggendorf im September 1993. Die nächste Stilllegung traf wieder den Personenverkehr, der von Deggendorf bis Eging zum 25. September 1981 eingestellt wurde. Es folgte die Einstellung des Güterverkehrs zwischen Eging und Tittling Markt und damit einhergehend die Gesamtstilllegung des Abschnitts Eging – Kalteneck zum 2. April 1995. Zum 1. September 2002 wurde auch der Abschnitt zwischen Hengersberg und Eging stillgelegt.[4] Nachdem im Herbst 1999 die Gleise zwischen Kalteneck und Eging sowie im Laufe des Jahres 2004 die Gleise zwischen Eging und Hengersberg abgebaut wurden, konnte 2006 zwischen Hengersberg und Kalteneck auf der ehemaligen Bahntrasse der Donau-Ilz-Radweg[3] eröffnet werden. Auf der 11,6 Kilometer langen Reststrecke von Deggendorf Hauptbahnhof über Deggendorf Hafen nach Hengersberg findet heute noch Güterverkehr statt.

Heutiger Betrieb

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Das Teilstück von Deggendorf Hafen (ausschließlich) ab Kilometer 4,245[5] bis Hengersberg ist zum 1. September 2007 als privates Anschlussgleis in den Besitz der DHB Grundstücks GmbH + Co. KG übergegangen. Dieses Teilstück wird für Güterverkehr des Sägewerks Schwaiger benutzt. Die Teilstrecke Deggendorf Hafen–Deggendorf Hbf dient darüber hinaus dem Güterverkehr von und zum Donauhafen. Dort verkehren mehrmals täglich Güterzüge die den Hafen mit Tank- und Schotterwaggons beliefern. Die Strecke wird im Betriebsverfahren Zugleitbetrieb betrieben.

Es gab Vorschläge, die Bahnstrecke 2014 zur Anbindung des Landesgartenschaugeländes zu nutzen[6]; dies wurde jedoch nicht realisiert. Mit Stand Juli 2016 wird die Idee einer Reaktivierung mit Haltestelle an der Technischen Hochschule von der Stadt Deggendorf jedoch weiterverfolgt.[7]

Gegen Ende des Jahres 2019 wurde der Gleisanschluss der Firma Schwaiger in Hengersberg um 2 Gleise von je 500 Meter Länge erweitert. Täglich wird das Sägewerk mit Holz durch Ganzzüge der EVB beliefert. Mehrmals wöchentlich verkehrt ein Container-Shuttle aus Triest auf der Nebenbahn.

Literatur

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  • Walther Zeitler: Eisenbahnen in Niederbayern und der Oberpfalz. 2. Auflage, Amberg 1997, ISBN 3-924350-61-2.
  • Siegfried Bufe: Nebenbahnen im Passauer Land. Egglham 1998, ISBN 3-922138-66-7.
  • Bernhard Rückschloß: Nebenbahn Deggendorf–Eging, Deggendorf 2004, Modell-Eisenbahn-Verein Deggendorf e. V. (Herausgeber) ISBN 3-934726-16-X.
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Commons: Bahnstrecke Deggendorf–Kalteneck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bundesbahndirektion Nürnberg. Karte im Maßstab 1:400000. Ausgabe B. Karten- und Luftbildstelle der Deutschen Bundesbahn, Mai 1985 (blocksignal.de [abgerufen am 26. Juni 2021]).
  2. Serviceeinrichtungen Deggendorf Hafen. (PDF; 150 KB) In: DB Netze Trassenfinder. DB Netz AG, 15. November 2019, abgerufen am 26. Juni 2021.
  3. a b Donau-Ilz-Radweg. Landratsamt Deggendorf - Tourismusreferat, abgerufen am 10. Juli 2023.
  4. Eisenbahn-Bundesamt: Liste der stillgelegten Strecken in Bayern (seit 1. Januar 1994) (Microsoft-Excel-Datei, 16 kB) auf eba.bund.de, vom 11. September 2017, abgerufen am 19. Dezember 2018.
  5. Serviceeinrichtungen Deggendorf Hafen. In: railway.tools. DB Netz AG, 1. Oktober 2018, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Januar 2019; abgerufen am 23. Januar 2018.
  6. Deggendorfer Zeitung: „Gartenschau-Bahn: Minister Brunner unterstützt OB“ (Memento vom 3. April 2015 im Internet Archive), 5. Dezember 2012, abgerufen am 6. April 2013
  7. Stadt schlägt Zug nach Hengersberg vor. Passauer Neue Presse, 6. Juli 2016, abgerufen am 11. Juli 2023.