Aqualith

Mineral, Ringsilikat aus der Eudialyt-Gruppe

Das Mineral Aqualith ist ein sehr selten vorkommendes Ringsilikat aus der Eudialytgruppe und hat die chemische Zusammensetzung (H3O)8(Na,K,Sr)5Ca6Zr3[Cl|OH|{Si3O5(OH)4}2|(Si9O27 · SiO)2][3]. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals.

Aqualith
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2002-066[1]

IMA-Symbol

Aq[2]

Chemische Formel (H3O)8(Na,K,Sr)5Ca6Zr3[Cl|OH|{Si3O5(OH)4}2|(Si9O27 · SiO)2][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.25-005

9.CO.10[4]
64.01.01.15
Kristallographische Daten
Kristallsystem trigonal
Kristallklasse; Symbol trigonal-pyramidal; 3[5]
Raumgruppe Raumgruppe R3 (Raumgruppen-Nr. 146)Vorlage:Raumgruppe/146[6]
Gitterparameter a = 14,078(3) Å; c = 31,24(1) Å[6]
Formeleinheiten Z = 3[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4 bis 5[6]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,58(2); berechnet: 2,66[6]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Bruch; Tenazität muschelig[6]
Farbe hellrosa[6]
Strichfarbe weiß[6]
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend[6]
Glanz Glasglanz[6]
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,569[6]
nε = 1,571[6]
Doppelbrechung δ = 0,002
Optischer Charakter einachsig positiv[6]

Aqualith kristallisiert im trigonalen Kristallsystem und entwickelt durchsichtige, isometrische Kristalle bis etwa drei Zentimeter Größe von hellrosa Farbe bei weißer Strichfarbe. Die Typlokalität ist ein Chromdiopsid-Vorkommen im Inagli-Massiv 30 km westlich des Ortes Aldan in der Republik Sacha (Jakutien) in Russland.

Etymologie und Geschichte

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Im Jahr 2000 untersuchten I. A. Ekimenkova und Mitarbeiter die Struktur eines Oxonium-Analogs von Eudialyt.[7] Zwei Jahre später reichten Khomyakov, Nechelyustov und Rastsvetaeva ihre Untersuchungsergebnisse an Typmaterial vom Inagli-Massiv im Aldanhochland in Ostsibirien zur Prüfung bei der International Mineralogical Association (IMA) ein (Register-Nr. IMA 2002-066). Sie benannten es mit Bezug auf seine spezifische, chemische Zusammensetzung nach lateinisch aqua ‚Wasser‘ und altgriechisch λίθος líthos, deutsch ‚Stein‘, Aqualith. Die Anerkennung als eigenständiges Mineral mit dem Namen Aqualith (englisch: Aqualite) erfolgte am 3. April 2003. Die Publikation zum neu entdeckten Mineral folgte 2007 im Zapiski Rossiiskogo Mineralogicheskogo Obshchestva (Band 2, S. 39–55).[6]

Klassifikation

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Da der Aqualith erst 2002 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 2001 veralteten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) nicht aufgeführt. Einzig das 2008 erschienene „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach der klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, führt das Mineral unter der System-Nr. VIII/E.25-05 auf.[3]

Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Aqualith in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Ringsilikate (Cyclosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Ringe, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „[Si9O27]18 – Neuner-Ringe“ zu finden ist, wo es zusammen mit Alluaivit, Dualith, Carbokentbrooksit, Eudialyt, Feklichevit, Ferrokentbrooksit, Georgbarsanovit, Golyshevit, Ikranit, Andrianovit, Johnsenit-(Ce), Kentbrooksit, Khomyakovit, Labyrinthit, Manganokhomyakovit, Mogovidit, Oneillit, Raslakit, Rastsvetaevit, Taseqit und Zirsilit-(Ce) die „Eudialytgruppe“ mit der System-Nr. 9.CO.10 bildet.[4]

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Aqualith in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Ringsilikate: Ringe mit anderen Anionen und insularen Silikatgruppen“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Eudialytgruppe“ mit der System-Nr. 64.01.01 und den weiteren Mitgliedern Eudialyt, Alluaivit, Kentbrooksit, Khomyakovit, Manganokhomyakovit, Oneillit, Ferrokentbrooksit, Ikranit, Feklichevit, Rastsvetaevit, Taseqit, Carbokentbrooksit, Zirsilit-(Ce), Labyrinthit, Dualith, Raslakit, Georgbarsanovit, Johnsenit-(Ce), Golyshevit, Mogovidit und Voronkovit innerhalb der Unterabteilung „Ringsilikate: Ringe mit anderen Anionen und insularen Silikatgruppen mit gemischten Ringtypen“ zu finden.

Chemismus

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Aqualith ist das Oxonium-Äquivalent von Eudialyt und hat die vereinfachte Zusammensetzung (H3O)8(Na,K,Sr)5Ca6Zr3Si26O66(OH)9Cl.[6]

Für den Aqualith aus der Typlokalität wurde folgende empirische Zusammensetzung bestimmt:

  • [(H3O)7,94Na2,74K1,20Sr0,49Ba0,46Fe0,23Mn0,12](Ca5,79REE0,19) (Zr2,92Ti0,08)(Si2,57Ti0,21Al0,19Nb0,03)[O66,46(OH)5,54][(OH)2,77Cl1,23][6]

Kristallstruktur

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Aqualith kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3 (Raumgruppen-Nr. 146)Vorlage:Raumgruppe/146 mit den Gitterparametern a = 14,078(3) Å und c = 31,24(1) Å; sowie 3 Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Bildung und Fundorte

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In seiner Typlokalität, einem Chromdiopsid-Vorkommen 30 km westlich des Ortes Aldan auf dem Aldanhochland in der Republik Sacha (Jakutien) in Russland, bildete sich Aqualith bei der hydrothermal Überprägung eines peralkalinen Pegmatites. Er tritt hier in Paragenese mit Aegirin, Batisit, Eckermannit, Galenit, Innelit, Lorenzenit, Mikroklin, Natrolith und Thorit auf.[6]

Außer an seiner Typlokalität wurde Aqualith bisher (Stand: 2023) nur noch im „Phlogopit-Bergwerk“ bei Kowdor und im hyperagpaitischen Pegmatit in der Grube Apatitovyi Tsirk am Rasvumchorr der Chibinen auf der Halbinsel Kola in Russland gefunden. Ein drittes Vorkommen ist der Kipawa Alkaline Komplex in Témiscamingue in der kanadischen Provinz Québec.[8]

Siehe auch

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Literatur

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  • A. P. Khomyakov, G. N. Nechelyustov, R. K. Rastsvetaeva (2007): Aqualite, a new mineral species of the eudialyte group from the Inagli alkaline pluton, Sakha-Yakutia, Russia, and the problem of oxonium in hydrated eudialytes , in: Geology of Ore Deposits, Band 49/8, S. 739–751 doi:10.1134/S1075701507080089
  • John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Aqualite, in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 76,3 kB)
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Wiktionary: Aqualith – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
  4. a b Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  5. Mindat - Aqualite
  6. a b c d e f g h i j k l m n o p A. P. Khomyakov, G. N. Nechelyustov, R. K. Rastsvetaeva: Aqualite, a new mineral species of the eudialyte group from the Inagli alkaline pluton, Sakha-Yakutia, Russia, and the problem of oxonium in hydrated eudialytes. In: Geology of Ore Deposits. Band 49/8, 2007, S. 739–751, doi:10.1134/S1075701507080089 (englisch).
  7. I. A. Ekimenkova, R. K. Rastsvetaeva, N. V. Chukanov: Crystal structure of the oxonium-containing analogue of eudialyte; Kristallicheskaya struktura oksonijsoderzhashchego analoga ehvdialita. In: Doklady Akademii Nauk - Rossijskaya Akademiya Nauk. Band 371, 2000, S. 625–628 (englisch, russisch, osti.gov [abgerufen am 24. März 2023]).
  8. Fundortliste für Aqualith beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 24. März 2023.