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[[Datei:Gastritis helicobacter - intermed mag.jpg|mini|[[Mikrofotografie]] eines mittels [[Hämatoxylin-Eosin-Färbung]] dargestellten Präparats einer Gastritis mit ''[[Helicobacter pylori]]'']]
 
Eine '''Gastritis''' (Plural: Gastritiden; von altgriechisch γαστήρ (gaster), ''Magengastér'', „Magen“, mit dem eine Entzündung ausdrückenden [[Suffix]] [[-itis]]) ist, wörtlich übersetzt eine '''Magenentzündung''', bezeichnet aber im allgemeinen und klinischen Sprachgebrauch immer eine [[Entzündung|entzündliche]] Erkrankung der [[Schleimhaut]] des [[Magen]]s, also eine '''Magenschleimhautentzündung'''. Eine veraltete Bezeichnung ist '''Magenkatarrh'''.
 
{{Infobox ICD
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=== Nach Ursache ===
Anhand der Ursache ([[Ätiologie (Medizin)|Ätiologie]]) werden heute verschiedene Untertypen der Gastritis unterschieden:
==== Typ-A-Gastritis ====
Die '''Typ-A'''-Gastritis ist eine [[Autoimmunkrankheit]], deren [[Pathogenese]] noch nicht völlig geklärt ist und bei der [[Autoantikörper]] die säureproduzierenden [[Belegzelle]]n (Parietalzellen) angreifen. Sie macht etwa 5 % der Gastritiden aus. Durch den Zellverlust kommt es in Folge zu einem Anstieg des [[pH-Wert]]es im Magen, was die [[Gastrin]]produktion permanent anregt. Gastrin seinerseits regt die [[Diffuses neuroendokrines System|neuroendokrinen]] [[ECL-Zelle]]n des Magens an und wirkt [[Trophik|trophisch]]. Es kommt zu einer [[Hyperplasie]] dieser Zellen. Die erhöhte Gastrinmenge fördert außerdem die Entstehung von [[Vorsätze für Maßeinheiten|Mikro]][[karzinoid]]en.
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Der '''Typ-B'''-Gastritis liegt eine [[Bakterien|bakterielle]] Infektion zugrunde, die zumeist von dem korkenzieherartig geformten ''[[Helicobacter pylori]]'' (HP) verursacht wird. Sie ist mit einem Anteil von 85 % die häufigste Gastritis-Form. Nach [[fäkal-oral]]er Aufnahme breitet sich der Erreger ausgehend vom Mageneingang in Richtung Magenausgang aus. Das Bakterium verursacht chronische [[Magengeschwür]]e und wird für die Begünstigung und auch Entstehung von [[Magenkrebs]] verantwortlich gemacht.
 
Diagnostisch wird bei häufigeren Magenbeschwerden eine [[Gastroskopie]] (Magenspiegelung) mit gleichzeitiger [[Duodenoskopie]] (Zwölffingerdarmspiegelung) empfohlen. An einer entnommenen Gewebeprobe ([[Biopsie|Bioptat]]) lässt sich das Bakterium mittels [[Helicobacter-Urease-Test|Ureasetest]] als Verursacher diagnostizieren. Seit einiger Zeit gibt es auch einen Helicobacter-Atemtest, ein bequemes, nicht invasives Messverfahren, bei dem mit hoher Genauigkeit der Befall mit ''Helicobacter pylori'' über die Atemluft nachgewiesen werden kann. Weitere Möglichkeiten, das Bakterium nachzuweisen, sind der HP-Antikörper-Nachweis im Serum und der HP-Antigen-Nachweis im Stuhl. Der HP-Antikörper-Nachweis ist inzwischen als Selbsttest in Drogeriemärkten erhältlich, ein Antigen-Nachweis in einer Stuhlprobe muss über den Hausarzt erfolgen. Die [[Eradikationstherapie]] wird in erster Instanz mit einer Dreifachkombination aus zwei [[Antibiotika]] und einem [[Protonenpumpenhemmer]] (z. B. [[Esomeprazol]], [[Omeprazol]]) vorgenommen.
 
Da diese Form der Gastritis meist im Bereich des [[Antrum cardiacumpyloricum|Magenausgangs]] (Antrum cardiacumpyloricum) lokalisiert ist, wird sie auch als Antrumgastritis bezeichnet.
 
==== Typ-C-Gastritis ====
Die '''Typ-C'''-Gastritis ist eine [[chemisch]] induzierte Gastritis. Sie wird z. B. durch Bestandteile der [[Galle]]nflüssigkeit bei Gallenreflux nach [[Magenresektion|Teilresektion]] des Magens (''(Billroth-Operation)'') oder [[Hiatushernie]] ausgelöst. Bestimmte [[Nichtsteroidales Antirheumatikum|nichtsteroidale Antirheumatika]] ([[Acetylsalicylsäure]] (Aspirin), [[Diclofenac]] (Voltaren) und [[Ibuprofen]]) hemmen die [[Cyclooxygenase-1]] und damit die Bildung von [[Prostaglandin E2]], was zu einer verminderten Produktion der schützenden Schleimschicht führt. Auch [[Antibiotika]] können eine Typ-C-Gastritis hervorrufen. Typ-C-Gastritiden haben einen Anteil von etwa 10 %.
 
Als weitere Ursachen kommen in Frage: Lebensmittelvergiftungen z. B. durch [[Aflatoxine]], übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen, Verätzungen durch Säuren und Laugen. Diese Faktoren zerstören ebenfalls die der Magenschleimhaut aufgelagerte schützende Schleimschicht, so dass die Magensäure Geschwüre der Magenwand hervorruft.
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==== Typ-R-Gastritis ====
{{Belege fehlen}}
Die '''Typ-R'''-Gastritis entsteht infolge häufigen Sodbrennens ([[Refluxösophagitis]]) und kann schwerwiegende Komplikationen in Form eines [[Barrett-Ösophagus]] nach sich ziehen.
Die '''Typ-R'''-Gastritis (Synonym für C-Gastritis oder C/R-Gastritis der Sydney-Klassifikation) entsteht nicht infolge häufigen Sodbrennens, sondern ist eine reaktive, chemisch induzierte Gastritis zum Beispiel durch Rückfluss von Zwölffingerdarminhalt in den Magen (duodenogastraler Reflux) oder Einnahme von [[Nichtsteroidales Antirheumatikum|nichtsteroidalen Antirheumatika]].
 
=== Nach endoskopischen/histologischen Kriterien ===
Anhand einer [[Gastroskopie]] (Magenspiegelung, eingeführt um 1925 von [[Rudolf Schindler (Mediziner)|Rudolf Schindler]]<ref>[[Paul Diepgen]], [[Heinz Goerke]]: ''[[Ludwig Aschoff|Aschoff]]/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin.'' 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 64.</ref>) und histologischer Kriterien bei der Untersuchung der Magenschleimhaut (gewonnen durch eine endoskopische Biopsie<ref>{{Internetquelle |url=https://mediatum.ub.tum.de/doc/602222/602222.pdf |titel=Vergrößerung der diagnostischen Gewebeausbeute in der Endoskopie durch eine veränderte Biopsiemethode – Doppel- bzw. Dreifachbiopsie – und Einführung eines neuen endoskopischen Instruments, der Zytospirale |abruf=2022-07-19}}</ref>) wird unterteilt in [[erythem]]atöse, [[Exsudat (Medizin)|exsudative]], [[Erosion (Medizin)|erosive]], [[Hämorrhagie|hämorrhagische]], [[granulom]]atöse und [[Atrophie|atrophische]] Gastritis.
 
== Symptomatik ==
Bei der akuten Gastritis bestehen häufig [[Kolik|Bauchschmerzen]], die sich als Druckgefühl in der Magengegend oder als Schmerzen im Oberbauch äußern. (Die Symptomatik eines „verdorbenen Magens“ entspricht sowohl der akuten Gastritis als auch den Folgen einer zu reichlichen Mahlzeit<ref>Hans Adolf Kühn: ''Krankheiten des Magens und Zwölffingerdarmes.'' In: [[Ludwig Heilmeyer]] (Hrsg.): ''Lehrbuch der Inneren Medizin.'' Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 767–804, hier: S. 778–784 (''Gastritis'').</ref>). {{Belege fehlen|Hier wären, um die Inhalte nachvollziehbar zu machen, Einzelnachweise geeignet}} Die auftretenden Bauchschmerzen können aber unter Umständen fehlgedeutet und dann nicht richtig diagnostiziert werden. Weil der Schmerz auch hinter dem Brustbein wahrgenommen werden kann, kommt es zu Überschneidungen mit den Symptomen anderer Erkrankungen, z.&nbsp;B. des Herzens. Typisch sind Schmerzen, die nach dem Essen zunächst besser werden, um dann mit der alten Heftigkeit zurückzukehren. Weitere Anzeichen sind [[Teerstuhl]], Bluterbrechen und [[Anämie]], verursacht durch Blutungen aus der erkrankten [[Magenschleimhaut]]. Unspezifische Symptome wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, dunkel-wässriger Durchfall und [[Erbrechen]] können ebenfalls eine Gastritis – insbesondere auch die [[Krankheitsverlauf|chronische]] Verlaufsform – begleiten.
Bemerkenswert ist dabei allerdings, dass dieDie endoskopische und vor allem auch die histopathologische Diagnose einer Gastritis keinesfallskorreliert nicht besonders häufig mit der klinischen Diagnose Gastritis korreliert. Die Diagnose ist aber immer auch anhand der Symptome zu stellen und führt auch nicht immer zu einer Behandlungsnotwendigkeit.
Dies zu unterscheiden ist eine ärztliche Herausforderung und führt mitunter zu Fehleinschätzungen bei Patienten und Ärzten.
 
== Komplikationen ==
* Typ A: [[Atrophie]] der Magenschleimhaut, [[perniziöse Anämie]], [[Magenkarzinom]]
* Typ B: Es können Geschwüre, v.&nbsp;a. des Duodenums (5 %) und im Magen selbst (1 %), auftreten, das Risiko für die Entstehung eines Magenkarzinoms ist erhöht (1:3000), ebenso kann es zum Auftreten von [[MALT-Lymphom]]en ([[B-Lymphozyt|B-Zell]]-[[Lymphom]]e des [[MALT|mucosa associated lymphatic tissue]]) mit einem Risiko von 1:40.000 kommen. In manchen Fällen findet sich auch eine chronische idiopathische [[Nesselsucht]] und eine [[idiopathische thrombozytopenische Purpura]]. Ebenso kann eine ätiologisch unerklärliche [[Eisenmangelanämie]] vorhanden sein.
* Typ C: Im Vordergrund stehen hier die Magenblutungen und die Geschwüre.
 
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Die Behandlung der Typ-A-Gastritis ist abhängig von der Schwere der Entzündung. Es werden vorzugsweise die Bildung von Magensäure blockende [[Protonenpumpenhemmer]], aber auch säureneutralisierende [[Antazidum|Antazida]] und die ebenfalls säureblockenden H<sub>2</sub>-[[Antihistaminikum|Antihistaminika]] ([[Ranitidin]]) verabreicht. Häufig ist eine lebenslange Substitution von Vitamin B<sub>12</sub> erforderlich. Regelmäßige gastroskopische Kontrollen wegen der möglichen Entstehung von [[Karzinom]]en sind notwendig.
 
Die Therapie der Typ-B-Gastritis ist die oben beschriebene Eradikation des ''Helicobacter pylori''. Die Triple-Therapie aus zwei Antibiotika und einem Protonenpumpeninhibitor wird über sieben Tage gegeben, dadurch wird eine [[Eradikation]]s<nowiki />squotequote von über 90 % erreicht. Die besten Resultate zeigt die Kombination [[Clarithromycin]], [[Amoxicillin]] und [[Protonenpumpenhemmer|Protonenpumpeninhibitor]] (französisches Schema). Nach sechs bis acht Wochen wird der Therapieerfolg anhand einer Gastroskopie oder des HP-Atemtests überprüft. In der Entwicklung befindet sich ein Impfstoff gegen ''Helicobacter pylori''.
 
Bei der Typ-C-Gastritis ist die Beseitigung der Ursache, also der Verzicht auf Einnahme schädlicher [[Noxe]]n, wichtig. Auch hier ist [[Adjuvante Therapie|adjuvant]] der Einsatz von Säureblockern indiziert. Lässt sich eine mit Einnahme von [[Nichtsteroidale Antirheumatika|nichtsteroidalen Antirheumatika]] verbundene Langzeittherapie nicht vermeiden, ist ein gesonderter Magenschutz mit [[Ranitidin]] oder einem [[Protonenpumpenhemmer]] (z.&nbsp;B. [[Omeprazol]]) dringend angezeigt.
 
== Verbreitung ==
Eine Erhebung des [[Robert Koch-Institut]]s von 2009 fand einen Anteil von 20,5 % der Erwachsenen in Deutschland, die nach eigener Angabe schon einmal eine ärztlich diagnostizierte Gastritis oder [[Duodenitis]] (Zwölffingerdarmentzündung) hatten (Frauen 23,3 %, Männer 17,5 %). 4,1 % waren (auch) in den letzten 12 Monaten betroffen (5,2 % der Frauen und 3,0 % der Männer). Im Alter unter 65 Jahren waren Frauen deutlich stärker betroffen als Männer.<ref name="rki_gastritis">[[Robert Koch-Institut]] (Hg.): [http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/gastritis.pdf ''Heft 55 Gastritis, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre – Gesundheitsberichterstattung des Bundes''] 2013, S. 32 (PDF; 2&nbsp;MB), abgerufen am 14. November 2013.</ref>
 
== Literatur ==
* Werner Böcker [[et al.]] (Hrsg.): ''Pathologie.''. Elsevier, Urban & Fischer,; 3. Auflage, München u.&nbsp;a. 2004., ISBN 3-437-42381-9.
* ''Mediskript 2. Staatsexamen,.'' CD-ROMs. Elsevier, Urban & Fischer, München 2006., ISBN 978-3-437-43884-4.
* Eduard Burgis: ''Intensivkurs allgemeine und spezielle Pharmakologie.''. Elsevier, 3. Auflage. Elsevier, 2005., ISBN 3-437-42612-5.
* [[Gerd Herold]] und Mitarbeiter: ''Innere Medizin 2020.'' Selbstverlag, Köln 2020, ISBN 978-3-9814660-9-6.
* [[Jürgen F. Riemann]], Wolfgang Fischbach, Peter R. Galle, Joachim Mössner: ''Gastroenterologie in Klinik und Praxis. Das komplette Referenzwerk für Klinik und Praxis.'' Broschiert 2010., ISBN 978-3-13-158361-1.
 
== Weblinks ==
{{Commonscat|Gastritis}}
{{Wiktionary}}
* [httphttps://www.netdoktor.at/krankheiten/faktakrankheit/gastritis.htm-7367 Gastritis – netdoktor.at]
* {{Flexikon |Name=Gastritis}}
* [http://www.netdoktor.at/krankheiten/fakta/gastritis.htm Gastritis – netdoktor.at]
* [http://www.medicoconsult.de/wiki/Gastritis_in_Bildern Bildergalerie zur Gastritis]