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'''Juchtenleder''' (kurz ''Juchleder'' oder auch kurz ''Juchten'', auch ''Juften'') ist ein auf bestimmte Art [[Gerben|gegerbtes]] [[Leder]] aus der Haut von [[Kalb|Kälbern]] oder [[Hausrind|Rindern]]. Die Bezeichnung stammt über mittelniederdeutsch ''juften'' aus dem [[Russische Sprache|Russischen]].
 
Das Juchtenleder ist sehr fest, dicht und geschmeidig und wird mit [[Birkenöle|Birkenteeröl]] eingerieben, deshalb riecht es stark. Es wurde ursprünglich in [[Russland]] angefertigt,. kam seit demIm 18. Jahrhundert aberverbreitete es sich auch nachim deutschsprachigen DeutschlandRaum, wo es als Obermaterial von [[Stiefel]]n und [[Schuh]]en, aber auchsowie für Dekorationswaren, [[Bucheinband|Bucheinbände]] und für [[Geldbörse]]n benutzt wurde. Auch heute nochJuchtenleder findet Juchtenleder Verwendung, z.  B. bei der Herstellung von Schuhen und [[Uhrenarmband|Uhrarmbändern]].
 
Etymologie:Etymologisch Russischgeht ''das russische {{lang|ru|юхть|jucht''}} (älterältere Bezeichnung) oder ''{{lang|ru|юфть|juft'' gehen}} wohl auf persisch{{faS|جفت&lrm;|d=ǧuft}} „ein Paar (Ochsen)“ (zu [[Avestische Sprache|avestisch]] ''ğoftyuxta'', awestisch yuxta (Gespann„Gespann“), zurück, weilda die Häute paarweise gegerbt wurden.<ref>[[Friedrich Kluge]], [[Alfred Götze (Philologe)|Alfred Götze]]: ''[[Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache]].'' 20. AuflAuflage., hrsg. von [[Walther Mitzka]], De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 334 (''Juchten'').</ref>
 
Das feinste und weichste dieser Leder wurde unter dem Namen ''Russisch Leder'' gehandelt.<ref>Beipackzettel der Fa. Farina zum Herrenparfüm "Russisch Leder", August 2018.</ref>
 
== Meyers Konversationslexikon von 1888–1889 ==
'''Juften''' (russ., fälschlich Juchten), lohgares (pflanzlich gegerbtes) Leder, welches früher ausschließlich in Russland hergestellt wurde und sich durch Stärke, Geschmeidigkeit, einen eigentümlichen Geruch, durch die Eigenschaft, von den Insekten nicht angegriffen zu werden und dem Wasser einen großen Widerstand zu bieten, auszeichnet. Man stellt es aus guten [[Haut|Häuten]] von jungem Rindvieh her, welche enthaart, gereinigt, in einem Sauerbad geschwellt und mit [[Weiden (Botanik)|Weiden]]- oder [[Pappeln|Pappelrinde]] gegerbt werden. Nach dem [[Gerben]] legt man die Häute, um sie geschmeidiger zu machen, zwei Tage in einen Brei aus [[Roggen]]mehl, Salz und lauwarmem Wasser, wäscht sie dann und lässt sie trocknen. Die besten Häute werden zu weißem Juften bestimmt und nur noch auf der Narbenseite (Haarseite) mit Birkenteeröl oder [[Tran|Seehundstran]] eingerieben und dann getrocknet, die übrigen werden rot oder schwarz gefärbt und dann ebenfalls eingefettet. Teerleder erhält doppelt so viel [[Fette|Fett]] wie der übrige Juften. Nach dem Trocknen wird das Leder [[Walken|gewalkt]], [[Falzen|gefalzt]], [[Krispeln|gekrispelt]] und auf der Narbenseite nochmals mit Seehundstran und [[Talg]] eingerieben. Je nach der Verwendung wird das Juften schließlich geglättet oder chagriniert (mit einem künstlichen [[Chagrin (Leder)|Narbenmuster]] versehen). Das weiße Leder dient zu Armeezwecken, rotes namentlich zu Portefeuillearbeiten, schwarzes zu [[Geschirr (Zugtier)|Pferdegeschirren]] und Schuhwerk. Den Geruch verdankt das Juften dem Birkenteeröl. Stiefel aus Juften müssen fleißig mit Tran bestrichen werden. Das beste Juften kommt aus der Gegend von [[Nowgorod]] und aus Südrussland, aber auch außerhalb Russlands wird die Ware in vortrefflicher Qualität hergestellt, und. häufigHäufig wird gewöhnliches rotes Leder parfümiert, so dass es wie Juften riecht.
 
'''Juften''' (russ., fälschlich Juchten), lohgares (pflanzlich gegerbtes) Leder, welches früher ausschließlich in Russland hergestellt wurde und sich durch Stärke, Geschmeidigkeit, einen eigentümlichen Geruch, durch die Eigenschaft, von den Insekten nicht angegriffen zu werden und dem Wasser einen großen Widerstand zu bieten, auszeichnet. Man stellt es aus guten [[Haut|Häuten]] von jungem Rindvieh her, welche enthaart, gereinigt, in einem Sauerbad geschwellt und mit [[Weiden (Botanik)|Weiden]]- oder [[Pappeln|Pappelrinde]] gegerbt werden. Nach dem [[Gerben]] legt man die Häute, um sie geschmeidiger zu machen, zwei Tage in einen Brei aus [[Roggen]]mehl, Salz und lauwarmem Wasser, wäscht sie dann und lässt sie trocknen. Die besten Häute werden zu weißem Juften bestimmt und nur noch auf der Narbenseite (Haarseite) mit Birkenteeröl oder [[Tran|Seehundstran]] eingerieben und dann getrocknet, die übrigen werden rot oder schwarz gefärbt und dann ebenfalls eingefettet. Teerleder erhält doppelt so viel [[Fette|Fett]] wie der übrige Juften. Nach dem Trocknen wird das Leder [[Walken|gewalkt]], [[Falzen|gefalzt]], [[Krispeln|gekrispelt]] und auf der Narbenseite nochmals mit Seehundstran und [[Talg]] eingerieben. Je nach der Verwendung wird das Juften schließlich geglättet oder chagriniert (mit einem künstlichen [[Chagrin (Leder)|Narbenmuster]] versehen). Das weiße Leder dient zu Armeezwecken, rotes namentlich zu Portefeuillearbeiten, schwarzes zu [[Geschirr (Zugtier)|Pferdegeschirren]] und Schuhwerk. Den Geruch verdankt das Juften dem Birkenteeröl. Stiefel aus Juften müssen fleißig mit Tran bestrichen werden. Das beste Juften kommt aus der Gegend von [[Nowgorod]] und aus Südrussland, aber auch außerhalb Russlands wird die Ware in vortrefflicher Qualität hergestellt, und häufig wird gewöhnliches rotes Leder parfümiert, so dass es wie Juften riecht.
 
{{Meyers}}
 
== Weblinks ==
 
{{Wiktionary|Juchtenleder}}
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Hinweis Meyers 1888–1890}}
 
[[Kategorie:Lederart]]