Die serbische Regierung hat die Eisenbahn im Norden des Kosovo übernommen.
Es handele sich um eine 60 Kilometer lange Bahnstrecke von Serbien in das fast nur von Serben bewohnte Nordkosovo, teilte der Sprecher des serbischen Regierungschefs Vojislav Kostunica, Branislav Ristivojevic, am Montag in der Nähe von Mitrovica mit.
50 serbische Eisenbahner, die bisher aus der Kosovo-Hauptstadt Pristina bezahlt wurden, hätten die albanische Bahnbehörde verlassen und seien in den Dienst der staatlichen serbischen Eisenbahn getreten.
Seit neun Jahren hatte Belgrad keinen Zugriff mehr auf die Bahn im Norden des Kosovos, das unter UN-Verwaltung (Unmik) steht. Die Unmik äußerte sich zunächst nicht zu der einseitigen Aktion, die einen neuen Schritt in Richtung Teilung des erst zwei Wochen alten Kosovo-Staates darstellt.
Schon zuvor hatte die Unmik alle albanischen Polizisten und Zöllner aus dem Norden abgezogen und ihren Mitarbeitern verboten, in die von Serben besiedelten Gebiete zu reisen. Auch die EU hatte die Vorbereitungen zur Stationierung von 1900 Experten zur Aufbauhilfe im Norden gestoppt.
In der serbischen Stadt Sombor - 160 Kilometer nordwestlich von Belgrad - im Grenzgebiet zu Ungarn und Kroatien verteilten Nationalisten auch am Montag wieder kostenlos Brot und Gebäck vor albanischen Bäckereien. Sie wollen damit den albanischen Besitzern geschäftlich Schaden zufügen. "Kauft nicht in deren Bäckereien", hieß es auf Flugblättern. Bürgermeister Jovan Slavkovic verurteilte die Aktion, die von Menschenrechtsorganisationen als "chauvinistisch" kritisiert worden war.
Ein enger Verbündeter des serbischen Regierungschefs Kostunica warf dem Ministerpräsidenten vor, das Land in den Abgrund zu führen.Die Anti-EU-Politik Kostunicas "führt geradewegs ins Verderben", sagte Dragan Markovic Palma der Belgrader Zeitung Press: "Ich werde nicht Mittäter beim Selbstmord Serbiens sein." Der nationalistische Politiker ist Juniorpartner von Kostunica in der Regierung. Die Blockadepolitik gegenüber der EU füge Serbien schweren Schaden zu, begründete Markovic seine Kritik. Auch Kostunicas Ablehnung der EU-Kosovo-Mission sei falsch.