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Introduction to Java Programming, Comprehensive Version
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An Introduction to Programming
Using Visual Basic®
Tenth Edition
David I. Schneider
University of Maryland
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1. Textbox Walkthrough 22
2. Button Walkthrough27
3. Event Procedures 37
2. Variable Scope 82
3. Chapter 4 Decisions
2. If Blocks 122
6. Chapter 7 Arrays
3. LINQ 321
3. Graphics 491
3. Inheritance 581
Guide to Application Topics
Business and Economics
Admission fee, 164
APY, 142
Cost of electricity, 88
Municipal bonds, 92
Percentage markup, 69
Present value, 92
Price-to-earnings ratio, 89
Revenue, 156
Salary, 108
Sales commission, 91
Anagram, 332
Calendar, 412
GPA, 237
Palindrome, 288
Pizza consumption, 70
Proverbs, 238
Quasi-palindromes, 271
Speed of a car, 89
Stopwatch, 463
Supreme Court justices, 356, 357, 399, 400, 402, 411, 412
U.S. presidents, 140, 148, 159, 317, 324, 333, 402, 406, 410
U.S. states, 274, 275, 281–83, 304, 316, 321, 326, 333, 335, 354, 433,
436, 577
Water usage, 70
Mathematics
Areas of geometric shapes, 156
Average speed, 70
Calculate an average, 90, 138, 244, 270, 276, 303, 316, 319, 332, 333,
344, 372, 386, 567, 597
Convert speeds, 71
Factorization, 253
Gas mileage, 70
Blackjack, 601
Four-minute mile, 71
Pick-up-Sticks, 238
Powerball, 476
Triathlon, 88
3. Preface xii
4. MyProgrammingLab xvi
5. Acknowledgments xvii
1. Summary 52
1. 3.1 Numbers 54
2. 3.2 Strings 72
Discovering Diverse Content Through
Random Scribd Documents
Da gab’s plötzlich einen Lärm.
„Eher will ich zerspringen, als daß ich das zulasse!“ schrie
Tscherewiks Ehehälfte, die von der lachenden Menge zurückgedrängt
wurde.
„Wüt nicht so, wüte doch nicht!“ sprach Tscherewik kaltblütig, als
er sah, wie ein paar handfeste Zigeuner sich ihrer Arme
bemächtigten. „Geschehen ist geschehen! Ich bin nicht für
Änderungen!“
„Nein, nein, das darf nicht sein!“ schrie Chiwrja, aber niemand
hörte auf sie; ein paar lustige Leute umringten das junge Paar und
bildeten eine undurchdringliche, tanzende Mauer um sie.
Ein sonderbares unsagbares Gefühl mußte einen Zuschauer
ergreifen, der mit ansah, wie beim ersten Bogenstrich des
Fiedelmanns in dem groben Rock, mit dem langgeschweiften
Schnurrbart, alles unwillkürlich ein einiges Ganzes bildete und zu
friedlicher Eintracht überging. Leute, deren mürrische Gesichter
offenbar ihr Lebtag niemals ein Lächeln erhellt hatte, stampften mit
den Füßen und warfen die Schultern empor. Alles wirbelte im Tanze
durcheinander. Aber ein noch sonderbareres, noch unsagbareres
Gefühl mußte in der Tiefe der Seele beim Anblick jener Greisinnen
erwachen, über deren uralten Gesichtern schon die Gleichgültigkeit
des Grabes wehte — und die sich unter die neuen Menschen
drängten, die dem Leben angehörten und dem Lachen. Die
Sorglosen! Selbst sie, die keine kindliche Freude und keinen Funken
des Mitgefühls kannten, die erst der Rausch, wie ein Mechaniker
seine leblosen Automaten, zu einer menschlichen Äußerung zwingt,
— selbst s ie nickten leise mit den berauschten Köpfen und hüpften
ein wenig hinter der lustigen Menge her, ohne auf das junge Paar zu
achten.
Das Lärmen, Lachen, Singen verklang zu einem leisen und immer
leiseren Summen. Die Fiedel erstarb, ertönte schwächer und
schwächer und ließ nur noch ein paar undeutliche Töne durch die
leere Luft zittern. Noch hörte man hie und da ein Stampfen, gleich
dem Tosen des fernen Meeres, aber bald lag alles wieder öde und
stumm da.
Fliegt uns nicht so auch die Freude davon, die schöne und
flatterhafte Freundin? Vergeblich sucht ein einsamer Klang, von Lust
und Seligkeit zu singen. Im eignen Echo schon vernimmt er die
Laute der Trauer und Einsamkeit, und er lauscht ihnen voller
Schrecken. Stieben nicht so auch die ausgelassenen Freunde der
freien stürmischen Jugend einer nach dem andern in alle Winde und
lassen ihren alten Herzensbruder allein? Bang wird dem Verlassenen!
Voller Schwermut und Traurigkeit ist sein Herz, doch für ihn gibt es
keine Hilfe!
Die Johannisnacht
Eine Sage
Erzählt vom Küster an der —Kirche zu ***
F oma Grigorjewitsch hatte eine merkwürdige Eigentümlichkeit: Er
konnte es auf den Tod nicht leiden, ein und dieselbe Geschichte
mehrmals erzählen zu müssen. Gab er aber schon einmal den
Bitten nach und erzählte etwas zum zweiten Male, dann fügte er
entweder hier eine neue Wendung hinzu, oder änderte dort etwas,
so daß man die Geschichte kaum wiedererkennen konnte. Einmal
hatte einer jener Herren — wir einfachen Leute wissen nicht recht,
wie wir sie nennen sollen: Schreiber oder dergleichen, so was
ähnliches wie die Makler auf unseren Jahrmärkten; sie kramen,
betteln und stehlen sich allerhand Zeug zusammen und senden dann
jeden Monat oder gar jede Woche ein Büchelchen so dick wie eine
Fibel in die Welt hinaus, — einmal also hatte einer jener Herren
unserem Foma Grigorjewitsch die folgende Geschichte hier
abgeluchst, und der hatte das ganz vergessen. Aber eines Tages
kommt dasselbe Herrchen im erbsengrauen Kaftan aus Poltawa, von
dem ich schon einmal sprach, und von dem ihr wohl die eine
Geschichte schon gelesen habt, — er kommt also, bringt ein kleines
Büchelchen mit, schlägt’s in der Mitte auf und zeigt uns die Sache.
Foma Grigorjewitsch war schon im Begriff, seine Nase mit der Brille
zu besatteln, aber da fiel ihm ein, daß er vergessen hatte, ein Stück
Faden um sie zu wickeln und Wachs drauf zu kleben, und so gab er
denn mir das Buch. Ich verstehe mich nun mal leidlich aufs Lesen
und brauche keine Brille, und so begann ich denn. Aber ich hatte
noch keine zwei Seiten umgewendet, als er mich fest bei der Hand
nahm und unterbrach.
„Halt, sagt mir zuerst, was Ihr da lest?“
Ich muß gestehen, diese Frage verblüffte mich ein wenig.
„Wie, Foma Grigorjewitsch? Was ich da lese? Das ist doch Eure
Geschichte, es sind Eure eigenen Worte!“
„Wer hat Euch das erzählt, daß das meine Worte sind?“
„Was wollt Ihr denn noch mehr? Da steht’s doch gedruckt. Erzählt
von dem Küster Soundso.“
„Spuckt dem Jungen auf den Kopf, der das darauf gedruckt hat! Er
lügt, der Saukerl! Das soll ich gesagt haben? Das ist ja fast so, als
hätte der Satan einen Sparren! Hört zu, die muß ich Euch selbst
erzählen!“
Wir rückten am Tische zusammen, und er begann.
Mein Großvater (Gott hab’ ihn selig! Möge er in jener Welt nur
Weizenbrot und Mohnkuchen mit Meth zu essen bekommen!) mein
Großvater verstand es wunderbar zu erzählen. Wenn der erst einmal
damit anfing, so mochte man sich am liebsten den ganzen lieben
Tag nicht vom Platze rühren und nur immer zuhören. Und er redete
nicht etwa wie einer von den heutigen Faselhänsen; wenn so einer
anfängt, sein Garn herunter zu spinnen, und dabei noch mit einem
Maul, als hätte er drei Tage lang nichts zu essen gekriegt, dann
möchte man am liebsten nach der Mütze greifen und davonlaufen.
Ich erinnere mich noch, wie wenn es heute wäre, — meine Mutter
selig war noch am Leben, — an die langen Winterabende, wenn
draußen heftiges Frostwetter herrschte und das schmale
Fensterchen unserer Stube dicht mit Schnee verklebte, wie sie da
am Spinnrocken saß, mit der Hand den langen Faden zog, mit dem
Fuß die Wiege schaukelte und ein Lied dazu sang, das ich jetzt noch
im Ohr habe. Das Lämpchen beleuchtete zitternd und wie im
Schreck aufflackernd die Stube. Die Spindel surrte; und wir Kinder
hörten alle, zu einem Haufen zusammengedrängt, dem Großvater
zu, der vor Alter schon über fünf Jahre nicht mehr hinterm Ofen
hervorgekrochen war. Aber keiner der wundersamen Berichte aus
den alten Tagen von den Ritten der Saporoger, von den Polen, von
den kühnen Taten des Podkowa, des Poltora-Koschucha oder des
Sagajdatschny ergriffen uns so stark wie die Berichte über eine alte,
sonderbare Begebenheit, bei der einem ein Schauer über den Leib
lief und das Haar sich sträubte. Manchmal kam eine solche Angst
über einen, daß man abends Gott weiß was für Ungeheuer zu sehen
meinte. Hattest du mal nachts die Stube verlassen, um etwas zu
besorgen, so glaubtest du sicher, es habe sich ein Fremdling aus
jener Welt in dein Bett gelegt, um zu schlafen. Ich will auf der Stelle
sterben, wenn ich nicht oft meinen eignen Kittel am Kopfende des
Bettes für einen zusammengekauerten Teufel hielt. Aber die
Hauptsache an den Erzählungen des Großvaters war, daß er sein
Lebtag nie gelogen hat, und wie er’s sagte, genau so war es auch.
Eine von seinen sonderbaren Geschichten will ich euch jetzt
erzählen. Ich weiß wohl, es werden sich schon etliche Klüglinge
finden, die Gerichtsschreiber sind oder gar neumodische Schriften
lesen, — welche zwar keinen Deut verstehen, wenn man ihnen ein
Stundenbuch in die Hand drückt, — aber dafür um so besser die
Zähne zu fletschen wissen. Was man denen auch erzählen mag, sie
lachen ja doch. Was hat sich doch jetzt für ein Unglaube in der Welt
verbreitet! Gott und die unbefleckte Jungfrau mögen mir beistehen
— ihr werdet’s vielleicht nicht glauben: als ich einmal von Hexen
sprach — da fand sich doch wahrhaftig so ein Springinsfeld, der
nicht an Hexen glauben wollte! Gott sei Dank, ich lebe schon viele
Jahre; ich habe schon Menschen gesehen, die solche Heiden waren,
daß es ihnen leichter wurde, in der Beichte zu lügen, als unsereinem,
eine Prise zu nehmen; aber auch die schlugen vor einer Hexe das
Kreuz. Wenn denen einmal im Traum .... na, ich will’s gar nicht erst
über die Zunge bringen .... was soll man über sowas noch Redens
machen.
Vor vielen vielen Jahren, ’s werden wohl sicher über hundert sein,
— erzählte mein Großvater selig — war unser Dorf noch etwas ganz
anderes als jetzt! Da war’s noch ein Weiler, der allerärmste Weiler!
Zehn ungetünchte und ungedeckte Hütten lagen mitten im Felde
verstreut, und es gab weder einen Zaun, noch einen anständigen
Schuppen, in dem man Vieh oder einen Wagen hätte unterstellen
können. Und die, die so lebten, das waren noch die Reichen, was
aber erst unsereiner von der Brüderschaft der Habenichtse für ein
Leben hatte, das läßt sich kaum beschreiben! Ein Loch in der Erde —
das war das ganze Haus! Nur an dem Rauch konnte man merken,
daß da ein Menschenkind unseres lieben Herrgotts hauste. Ihr
werdet nun fragen, warum lebten die wohl so? Armut allein war’s
nicht, denn damals war fast jeder ein freier Kosak und hatte sich in
fremden Ländern nicht wenig Reichtümer erbeutet; nein, man
sehnte sich gar nicht nach einem richtigen Hause. Was trieben sich
damals nicht allerorts für Menschen herum: Leute aus der Krim,
Polen, Litauer usw. Oft geschah es auch, daß man von den eigenen
Landsleuten geschunden wurde. Ja ja, da kam mancherlei vor.
In diesem Weiler nun tauchte zuweilen ganz plötzlich ein Mensch
oder richtiger gesagt, ein Teufel in Menschengestalt auf. Woher er
kam und zu welchem Zwecke — das wußte niemand. Er soff,
vergnügte sich, — und auf einmal war er verschwunden, wie wenn
er in die Erde gesunken wäre. Dann kam er wieder, wie vom Himmel
gefallen, trieb sich auf den Straßen des Dorfes umher, von dem jetzt
keine Spur mehr übrig ist, und das vielleicht nicht mehr als hundert
Schritte von Dikanka entfernt war, sammelte die ersten besten
Kosaken um sich, und dann ging ein Lachen und Singen an: das
Geld wurde nur so ausgeschüttet, und der Schnaps rann dahin wie
Wasser. Dann ging er zu den Mädchen und schenkte ihnen Bänder,
Ohrringe und Perlen — in vollen Haufen! Freilich, so manches Mädel
wurde bedenklich bei diesen Geschenken: Weiß Gott, am Ende
waren sie in der Tat durch unreine Hände gegangen. Die leibliche
Tante meines Großvaters, die damals auf der heutigen Landstraße
von Oposchnjani einen Ausschank hatte, in dem Bassawrjuk (so hieß
dieser Teufelskerl) oft zechte, pflegte zu sagen, sie würde um keinen
Preis in der Welt ein Geschenk von ihm annehmen. Aber wie konnte
man wiederum etwas zurückweisen? — Jedem wurde gruselig
zumute, wenn e r seine borstigen Brauen runzelte und einen finstern
Blick auf einen warf, daß man am liebsten ausgerissen wäre; nahm
man aber das Geschenk an, so konnte man schon in der nächsten
Nacht einen Gast aus dem Moor, einen mit Hörnern auf dem Kopfe,
erwarten. Und der würgte einen, wenn man Perlen am Halse trug,
biß einen in den Finger, wenn ein Ring darauf steckte, oder riß einer
Frau fast den Zopf aus, wenn sie ein Band darein geflochten hatte.
Zehn Schritt vom Leibe mit solchen Geschenken! Eine neue Not aber
war es, sie los zu werden: Man wirft sie ins Wasser — aber der
teuflische Ring oder die Perlen schwimmen oben auf und springen
einem wieder in die Hand zurück.
Im Dorfe stand auch eine Kirche, die, wenn ich mich recht
besinne, dem heiligen Pantelej angehörte. Damals nun waltete in ihr
ein Priester namens Vater Afanassi, seligen Angedenkens. Als er
gewahrte, daß Bassawrjuk sogar am Ostersonntag nicht in die Kirche
kam, wollte er ihn ausschelten und ihm eine Kirchenbuße
auferlegen; aber sieh da, er kam kaum mit heiler Haut davon. „Hör
mal, Her r!“ brüllte ihn jener an, „kümmere dich lieber um deine
Geschäfte, anstatt dich in fremde zu mischen, wenn du nicht willst,
daß dir dein Ziegenhals mit einem heißen Sterbekuchen verkleistert
wird!“ Was konnte man mit diesem Gottverdammten anfangen?
Vater Afanassi erklärte nun jeden, der mit Bassawrjuk verkehren
würde, für einen Römling, und für einen Feind der Christenkirche
und des ganzen Menschengeschlechts.
In demselben Dorfe hatte auch ein Kosak namens Korsch einen
Arbeiter, den die Leute Peter Heimatlos nannten, vielleicht deshalb,
weil er weder seinen Vater noch seine Mutter kannte. Der
Kirchenvorstand hatte zwar gesagt, die wären schon in seinem
zweiten Lebensjahr an der Pest gestorben; aber die Tante meines
Großvaters wollte es nicht wahrhaben und war aus aller Kraft
bemüht, ihm Eltern aufzudrängen, obgleich der arme Peter sich
geradesoviel um diese Frage kümmerte, wie wir um den vorjährigen
Schnee. Sie behauptete, sein Vater befinde sich jetzt noch in der
Saporoger Gegend, sei in Gefangenschaft bei den Türken gewesen,
habe Gott weiß welche Qualen erdulden müssen, und habe nur
durch ein Wunder, als Eunuch verkleidet, Reißaus nehmen können.
Die schwarzbrauigen Mädels und die jungen Weibsleute scherten
sich wenig um seine Verwandtschaft. Sie äußerten nur, wenn man
ihm einen feinen Rock — etwa einen neuen Schupan — anzöge,
einen roten Gürtel umlegte, eine neue Mütze aus schwarzem
Lammfell mit einer schmucken blauen Kappe aufsetzte, ihm einen
türkischen Säbel an die Seite schnallte, und in die eine Hand einen
langen Degen und in die andere eine hübsch eingefaßte Pfeife gäbe
— dann würde er alle andern Burschen in die Tasche stecken. Aber
der arme Petrusj besaß alles in allem nur einen einzigen grauen
Kittel, der mehr Löcher hatte, als mancher Jude Dukaten in der
Tasche. Doch das wäre noch nicht schlimm gewesen, was schlimm
war, war vielmehr dies: der alte Korsch hatte ein Töchterchen, eine
Schönheit, wie ihr sie wohl kaum je gesehen habt. Die Tante des
seligen Großvaters pflegte zu erzählen, — und ihr wißt ja, ein Weib
wird, mit Verlaub zu sagen, eher den Teufel küssen, als eine andere
schön nennen, — daß die runden Bäckchen des Kosakenmädchens
so frisch und glänzend waren wie die allerzarteste rote Mohnblume,
die sich in Gottes Tau gebadet hat und nun aufleuchtet, ihre
Blättchen ausbreitet und sich vor der aufgehenden Sonne putzt. Wie
schwarze Schnürchen, die die Mädchen heutzutage bei den
Hausierern in den Dörfern für ihre Kreuze und Schmuckdukaten
kaufen, so zart schwangen sich die Brauen über ihren Augen, als
spiegelten sie sich in ihrem klaren Kristall. Ihr Mündchen, nach dem
der ganzen jungen Welt von damals der Mund wässerte, schien wie
geschaffen für die Gesänge einer Nachtigall. Ihr Haar, schwarz wie
Rabenfittiche und weich wie junger Flachs (denn damals flochten es
die jungen Mädchen noch nicht zu kleinen Zöpfchen, durch die sie
sich jetzt hübsche bunte Bänderchen ziehen) fiel in vollen Locken auf
den goldbestickten Überwurf herab. Ei, da soll mich doch Gott von
der Kanzel nie wieder das Hallelujah singen lassen, wenn ich sie
nicht auf der Stelle abküssen möchte, und wenn auch der alte Wald
auf meinem Schädel schon so ziemlich grau ist, und meine Alte sich
mir an die Seite heftet, wie ein Star ins Auge. Na, wenn ein Bursch
und ein Mädel nah beieinander wohnen .... ja, da wißt ihr schon,
was draus wird. Man konnte stets in aller Herrgottsfrühe den
Abdruck der Stiefeleisen auf der Stelle sehen, wo Pidorka mit ihrem
Petrusj gestanden hatte. Korsch hätte immer noch nichts Schlimmes
geahnt, aber einst, — und das kam durch nichts anderes als durch
die List eines Teufels — da fiel es Petrusj ein, ohne sich genauer im
Flur umzusehen, sozusagen von ganzer Seele einen Kuß auf die
rosigen Lippen des Kosakenmädchens zu pressen. Und dieser selbe
Teufel, — mag doch der Hundesohn vom heiligen Kreuz träumen! —
ritt den alten Knasterbart, daß er gerade zu dieser Zeit die Tür
öffnete. Korsch stand da wie ein Holzklotz, sperrte den Mund auf
und mußte sich an die Tür lehnen. Der verdammte Kuß schien ihn
vollkommen betäubt zu haben. Er kam ihm lauter vor als der Schlag
eines Mörserstößels auf ein Brett, mit dem zu unserer Zeit die
Bauern in Ermangelung von Pulver und Flinte den Festschmaus zu
Ehren Johannes des Täufers begleiten. Als er wieder zu sich
gekommen war, nahm er seine Nagaika aus Urväter Zeiten von der
Wand und wollte sie schon auf den Rücken des armen Peter
niedersausen lassen, da erschien auf einmal Pidorkas sechsjähriges
Brüderchen Iwasj, kam erschreckt herbeigelaufen, umschlang seine
Beine mit den Händchen und schrie: „Vater, Vater, schlag den Petrusj
nicht!“ Was war da zu machen? Ein Vaterherz ist nicht von Stein: er
hing die Nagaika an die Wand und führte ihn leise aus dem Zimmer
hinaus. „Wenn du dich jemals wieder hier im Hause sehen läßt oder
auch nur am Fenster, so höre, Petrusj: Bei Gott, dein schwarzer
Schnurrbart ist dahin und auch deine Kosakenlocke, die du dir
doppelt ums Ohr wickelst, — ich will nicht Terenti Korsch sein, wenn
sie nicht von deinem Schädel Abschied nimmt!“ Bei diesen Worten
versetzte er ihm einen leichten Stoß in den Nacken, so daß Petrusj
Hals über Kopf hinausflog. So weit hatten sie es mit dem Küssen
gebracht. Ein schwerer Kummer überfiel unser Täubchen; dazu ging
noch im Dorfe das Gerücht um, zu Korsch ins Haus käme ein
goldbeladener Pole mit Schnurrbart, Säbel und Sporen, dessen
Taschen so klirrten wie der Klingelbeutel, den unser Meßner Taras
täglich in der Kirche umgehen läßt. Nun man weiß ja, wozu man
einen Vater besucht, der eine schwarzäugige Tochter hat. Einmal
schlang Pidorka die Arme um ihren Bruder Iwasj: „Iwasj, mein
Liebling, bester Iwasj! Lauf zu Petrusj, mein goldenes Kind, rasch
wie ein Pfeil vom Bogen schnellt, und erzähl ihm alles: ich möchte
seine grauen Augen liebkosen und sein weißes Antlitz küssen, aber
das Schicksal will es nicht. Manches Tuch habe ich mit meinen
heißen Tränen benetzt, mir ist so bang und so schwer ums Herz.
Mein eigner Vater ist mir feind und zwingt mich, dem ungeliebten
Polen in die Ehe zu folgen. Sag ihm, man bereite schon die Hochzeit
vor, doch es soll keine Musik auf unserer Hochzeit geben, und nur
die Küster werden plärren, statt daß Zither und Schalmei erklingen.
Und nicht werde ich mit meinem Gemahl zum Tanze gehen, sondern
hinaustragen wird man mich aus dem Hause. Dunkel und düster
wird mein enges Haus sein — aus Ahornbrettern wird es gezimmert
sein, und statt eines Schlotes wird ein Kreuz auf dem Dache stehn!“
Wie versteinert und ohne sich von der Stelle rühren zu können,
hörte Petrusj das unschuldige Kind Pidorkas Worte nachlallen.
„Dacht’ ich Unglücklicher nicht schon daran, in die Krim oder ins
Türkenland zu ziehen, mir Gold zu erbeuten und mit vielen Gütern
beladen zu dir zurückzukehren, du meine Schönste? Doch es sollte
nicht sein. Ein böser Blick hat uns getroffen. Wohl werden wir
Hochzeit feiern, mein teures Fischlein du, aber kein Küster wird auf
unserer Hochzeit singen — statt eines Popen krächzt mir zu Häupten
ein schwarzer Rabe, das weite Feld wird mein Haus und die graue
Wolke mein Dach sein; meine grauen Augen hackt der Adler aus; der
Regen wird mir die Kosakenknochen bleich waschen, und der
Sturmwind wird sie austrocknen. Doch was tu ich? Wem klag’ ich
was vor? Gott hat’s wohl so angeordnet! Verloren ist verloren!“ —
Und stracks zog er in die Schenke.
Die Tante meines seligen Großvaters war nicht wenig erstaunt, als
sie Petrusj in der Schenke sah, und dazu noch zu einer Zeit, wo ein
braver Mensch zur Frühmesse geht. Sie glotzte ihn mit ihren Augen
an, wie wenn sie noch im Schlafe läge, als er einen Krug — oder
richtiger fast einen halben Eimer voll Branntwein bestellte. Allein
vergebens suchte der Ärmste seinen Kummer zu ertränken. Der
Schnaps brannte ihm auf der Zunge wie Nesseln und dünkte ihn
bitterer als Wermut. Weit von sich warf er den Krug zu Boden. Da
dröhnte es im Baß über seinem Kopfe: „Laß doch das Trauern,
Kosak!“ Er schaut auf: Es war Bassawrjuk! Uh, welche Fratze! Der
hatte Haare wie ein Borstenvieh und Augen wie ein Bulle! „Ich weiß,
was dir fehlt: das da!“ rief er und klirrte teuflisch grinsend mit seiner
ledernen Geldkatze, die ihm am Gürtel hing. Petrusj erbebte. „Hehe,
wie die glühen!“ brüllte er und schüttete sich die Dukaten auf die
Hand. „Hehe, die klimpern! Und doch heißt’s nur eine einzige Tat
vollbringen, um einen ganzen Berg solcher Schnipsel!“ — „Satan!“
schrie da Petrusj. „Her damit! Ich bin zu allem bereit!“ Beide gaben
sich den Handschlag und waren einig. „Sieh, Petrusj, du kommst
gerade zur rechten Zeit: morgen ist Johannistag. Nur in dieser einen
Nacht des Jahres treibt das Farnkraut Blüten. Du darfst es nicht
verpassen. Ich erwarte dich um Mitternacht in der Bärenschlucht.“
Ich glaube, die Hühner warten nicht so auf den Augenblick, wo
ihnen die Hausfrau Krumen streut, wie Petrusj auf den Abend
wartete. Immerwährend blickte er aus, ob die Baumschatten nicht
länger würden, ob nicht die tief herabgesunkene Sonne in Purpur
erglömme, und je länger er wartete, um so ungeduldiger wurde er.
Wie lange dauerte das doch! Gottes Tag konnte wohl kein Ende
finden. — Nun ist die Sonne fort. Nur noch auf einer Seite rötet sich
der Himmel noch. Und schon erlischt er. Es wird kälter im Felde;
dunkler und dunkler wird’s, und alles liegt in nächtlicher Finsternis
da. Endlich! Das Herz wollte ihm schier aus der Brust springen, als er
sich auf den Weg machte und mit Vorsicht durch den dichten Wald
zu dem tiefen Grunde herabstieg, der Bärenschlucht genannt wurde.
Bassawrjuk wartete schon auf ihn. Es war so finster, daß man die
Hand vor den Augen nicht sah. Hand in Hand schlichen sie durch die
Sümpfe des Moors, verfingen sich im dichten Gestrüpp und
strauchelten fast bei jedem Schritte. Endlich fanden sie einen
ebenen Platz. Petrusj sah sich um: Er war noch nie hier gewesen.
Auch Bassawrjuk blieb stehen.
„Siehst du: da vor dir liegen drei Hügel. Viel mannigfache Blumen
wachsen dort; doch alle Mächte der Welt mögen dich bewahren,
auch nur eine zu pflücken. Kaum aber erblüht der Farn, so greif nach
ihm und blick dich nicht um, was du auch hinter dir dünken magst.“
Petrusj wollte noch etwas fragen .... aber jener war
verschwunden. Er ging auf die Hügel zu: wo waren die Blumen? Es
war nichts zu sehen. Schwarz lag das wilde Steppengras da und
überwucherte alles mit seinem Gestrüpp. Da blitzte ein
Wetterleuchten auf, und vor ihm erschien ein ganzes Beet voll
wundersamer und nie gesehener Blumen; darinnen sah er auch die
einfachen Blätter des Farnkrautes. Voller Zweifel stemmte Petrusj
beide Hände in die Hüften und stellte sich nachdenklich vor sie hin.
„Was ist denn Wunderbares dabei? Zehnmal des Tages sehe ich
solches Kraut: was ist denn das für ein Mirakel? Am Ende macht sich
die Teufelsfratze nur über mich lustig!“
Auf einmal aber glüht ein kleines Knöspchen rot auf und rührt sich
wie wenn es lebendig wäre. Seltsam fürwahr! Rührt sich, wird immer
größer und größer und glüht heiß wie eine rote Kohle. Da flammte
ein Sternchen auf, etwas knisterte leise, und vor seinen Augen
entfaltet sich die Blume wie eine Flamme, loht leuchtend auf und
überstrahlt alles rings herum.
„Jetzt ist’s Zeit,“ dachte Petrusj und streckte die Hand aus. Aber
siehe, da strecken sich noch hundert andere zottige Hände nach der
Blume aus, und hinter ihm läuft raschelnd etwas von Ort zu Ort. Er
drückte die Augen zu, riß am Stengel, und die Blume blieb in seiner
Hand. Alles verstummte. Da tauchte Bassawrjuk, auf einem
Baumstumpf sitzend, empor: ganz bläulich wie eine Leiche. Er rührte
keinen Finger, seine Augen waren starr auf etwas gerichtet, das nur
ihm allein sichtbar war; sein Mund stand halb offen, aber er sprach
nichts. Ringsum rührte sich nichts. Wie furchtbar war Petrusj
zumute! .... Aber nun vernahm Petrusj ein Pfeifen, daß ihm das Herz
im Leibe erstarrte, und es kam ihm so vor, als ob das Gras summe,
und die Blumen sich mit dünnen Stimmchen unterhielten, die wie
silberne Glöcklein klangen. Die Bäume donnerten grollend
durcheinander .... Bassawrjuks Antlitz wurde auf einmal lebendig.
Seine Augen funkelten. „Endlich ist sie da, die Hexe,“ grunzte er
durch die Zähne. „Petrusj schau, bald wird dir eine schöne Frau
erscheinen: Tu alles, was sie dir befiehlt, sonst bist du auf ewig
verloren!“ Er zerteilte das Dickicht mit einem Knotenstock, und vor
ihnen erschien ein Häuschen, das auf Hühnerfüßchen stand, wie es
im Märchen heißt. Bassawrjuk schlug mit der Faust dagegen, und die
Wand wankte. Ein großer, schwarzer Hund kam winselnd
herausgelaufen, verwandelte sich plötzlich in eine Katze und warf
sich ihnen entgegen. „Tobe nicht, wüte nicht, alte Teufelin,“ rief
Bassawrjuk und würzte seine Rede mit so einem Wörtlein, daß sich
ein rechtschaffener Mensch dabei die Ohren zugestopft hätte. Da
wurde die Katze zu einem alten Weibe mit einem so runzligen
Gesicht wie ein gebratener Apfel, und krümmte sich wie ein Bogen;
Nase und Kinn glichen einem Nußknacker. „Welch herrliche
Schönheit!“ dachte Petrusj, und es überlief ihn kalt. Die Hexe riß ihm
die Blume aus der Hand, beugte sich über sie, flüsterte einen langen
Spruch vor sich hin und besprengte sie mit einer unbekannten
Flüssigkeit. Funken stoben aus ihrem Munde, und Schaum trat ihr
auf die Lippen. „Wirf sie hin“, rief sie, indem sie ihm die Blume
reichte. Petrusj warf die Blume hin, aber — o Wunder: die Blume fiel
nicht gleich zur Erde, sondern leuchtete lange wie eine Feuerkugel
mitten im Dunkel und segelte wie ein Kahn durch die Luft; endlich
begann sie sich leise zu senken und fiel so fern von ihnen herab, daß
das Sternchen kaum mehr zu sehen war und nicht größer erschien,
denn ein Mohnkorn. „Hier!“ krächzte die Alte dumpf, und Bassawrjuk
reichte ihm einen Spaten hin und rief: „Grabe hier nach, Petrusj! Da
wirst du so viel Gold finden, als weder du noch Korsch je geträumt
haben!“ — Petrusj spie sich in die Hände, ergriff den Spaten, trat mit
dem Fuß darauf und wühlte die Erde auf, einmal, noch einmal, ein
drittes Mal, noch einmal .... Da stieß er auf etwas Hartes! .... Der
Spaten klirrte und wollte nicht tiefer in die Erde hinein. Jetzt
begannen seine Augen plötzlich ganz deutlich eine kleine,
eisenbeschlagene Kiste wahrzunehmen. Schon wollte er sie mit der
Hand erfassen, aber die Kiste begann immer tiefer und tiefer in die
Erde zu sinken, und hinter sich vernahm er ein Lachen, das dem
Zischen von Schlangen glich. „Nie sollst du das Gold erschauen, ehe
du nicht Menschenblut herbeischaffst!“ rief die Hexe und führte auf
einmal ein etwa sechsjähriges Kind vor ihn hin, das mit einem
weißen Tuch bedeckt war; sie deutete ihm mit Zeichen an, er müsse
dem Kinde den Kopf abhacken. Petrusj erstarrte. Ist’s denn eine
Kleinigkeit, so mir nichts, dir nichts einem Menschen den Kopf
abzuhacken, und dazu noch einem unschuldigen Kinde! Wütend riß
er das Tuch vom Kopfe, und was sah er? Vor ihm stand Iwasj! Das
arme Kind stand mit gekreuzten Händchen und gesenktem Köpfchen
da .... Wie ein Rasender sprang Petrusj mit dem Messer auf die Hexe
los und erhob die Hand ....
„Was versprachst du, für das Mädchen zu tun?“ donnerte ihn
Bassawrjuk an, und versetzte ihm einen Schlag in den Rücken, der
ihn traf wie ein Schuß. Die Hexe stampfte mit dem Fuße, und eine
blaue Flamme sprang aus dem Boden. Das Innere der Erde strahlte
auf und war wie aus Glas, und alles in der Erde wurde so deutlich
sichtbar, gleich als läge es auf der flachen Hand! In Kisten und
Kesseln waren Dukaten und Edelsteine haufenweise aufgestapelt,
genau unter der Stelle, auf der sie standen. Des Petrusj Augen
brannten, .... sein Verstand verfinsterte sich .... wie ein Toller packte
er das Messer, und das unschuldige Blut spritzte ihm in die Augen.
Ein teuflisches Gelächter toste auf allen Seiten. — Widerwärtige
Ungeheuer sprangen scharenweise vor ihm auf und ab. Wie ein Wolf,
die Hände in den enthaupteten Leichnam gekrallt, sog die Hexe das
Blut. In Petrusj Kopf kreiste alles, und mit dem Aufwand seiner
letzten Kräfte begann er zu laufen. Alles vor ihm versank in rotes
Licht. Alle Bäume brannten in rotem Blut und stöhnten. In Rotglut
getaucht wankte der Himmel hin und her. Feuerflecke zuckten
glimmend vor seinen Augen auf. Entkräftet lief er bis in seine Hütte,
sank dort zu Boden wie eine Ähre und ein totenähnlicher Schlaf
umfing ihn.
Zwei Tage und zwei Nächte schlief Petrusj, ohne zu erwachen. Als
er am dritten Tage wieder zu sich kam, betrachtete er lange alle
Ecken und Winkel seiner Stube, doch vergeblich suchte er sich an
die Begebenheiten der letzten Zeit zu erinnern: sein Gedächtnis glich
der Tasche eines alten Geizhalses, aus der man keinen Heller
herauslocken kann. Nachdem er sich ein wenig gereckt hatte,
vernahm er plötzlich zu seinen Füßen ein Klirren. Sieh da: vor ihm
lagen zwei Säcke voll Gold. Erst jetzt erinnerte er sich wie in einem
Träume, daß er einen Schatz gesucht hatte, und wie es grausig im
Walde gewesen war .... Aber um welchen Preis er ihn erhalten hatte,
darauf konnte er sich durchaus nicht mehr besinnen.
Sowie Korsch die Säcke erblickte, da wurde er seidenweich.
„Petrusj, so ein Herzensjung’, den sollt’ ich nicht lieben? Der war mir
doch stets wie mein eigner Sohn!“ Und der alte Knurrhahn begann
so zu schwefeln, daß dem Petrusj die Tränen in die Augen kamen.
Da lief Pidorka bestürzt herbei und begann zu erzählen, Iwasj sei
von vorbeiziehenden Zigeunern gestohlen worden. Aber Petrusj
konnte sich nicht einmal mehr auf ihn besinnen, so sehr stand er im
Banne des verdammten Teufelsspukes! Nun war keine Zeit mehr zu
verlieren. Der Pole wurde vor die Tür gesetzt, und man feierte
Hochzeit: da wurden Kuchen gebacken, Wäsche genäht, man rollte
ein Fäßchen Schnaps herbei, das junge Paar ward an den Tisch
gesetzt, das Hochzeitsgebäck aufgeschnitten, da klimperten Harfen
und die Saiten des Zymbals, es kreischten die Schalmeien und die
Zithern summten — und die Lustbarkeit begann ....
Ein Hochzeitsfest aus alten Tagen ist nicht mit einem in unserer
Zeit zu vergleichen. Die Tante meines Großvaters erzählte — hei
juchhei! Ei wie da die Mädels im prächtigen Kopftuch mit den
gelben, blauen und rosa Bändern und der Goldtresse daran darauf
lossprangen. Sie hatten feine Hemden an, deren Nähte mit roter
Seide bestickt waren und die kleine silberne Blümchen zierten, und
hohe Saffianstiefelchen, die mit Hufeisen beschlagen waren; stolz
wie Pfauen flogen sie gleich einem Wirbelwind rauschend durchs
Zimmer. Wie da die jungen Frauen eine nach der anderen
hervortraten mit ihrem bootsartigen Kopfputz, dessen Kappe aus
Brokat gewirkt war, mit einem Nackenausschnitt, durch den das
goldene Häubchen mit den zwei herabbaumelnden Zipfelchen aus
feinstem schwarzen Lammfell hervorguckte, in ihren blauen
Ueberwürfen aus herrlichstem Seidenstoff mit roten Aufschlägen —
ei wie sie da gar würdig, die Hände auf die Hüften gestützt, eine
nach der anderen hervortraten, und im Takt ihren Hopak tanzten.
Wie da die Burschen in ihren hohen Kosakenmützen, in feinen
Tuchkitteln mit silbergesticktem Gürtel, und die Pfeife zwischen den
Zähnen um sie herum scharwenzelten und ihr Licht durchaus nicht
unter den Scheffel stellten! Korsch selbst konnte beim Anblick des
jungen Volkes nicht mehr an sich halten und legte los wie in alten
Tagen. Mit der Harfe in der Hand, aus der Pfeife paffend und ein
Lied vor sich hin singend, so begann der Alte, mit dem Schnapsglas
auf dem Kopf, beim lauten Geschrei der lustigen Kumpanei seinen
Hopser herunter zu stampfen. Was die nicht alles in ihrer Lustigkeit
anstifteten! Schon wenn man anfing, Mummenschanz zu treiben,
Gott, was gab’s da nicht alles. Das war eine ganz andere Mummerei
als auf unseren heutigen Hochzeiten. Was macht man denn heute?
Man verkleidet sich als Zigeunerinnen und Moskowiter, das ist alles!
Nein, damals verkleidete sich einer als Jude und der andere als
Teufel; erst küßte man sich, und dann packte man einander beim
Schopf .... Ich bitt’ euch, das gab ein Lachen, daß man sich den
Bauch halten mußte. Oder man legte türkische und tatarische
Gewänder an, die da glühten wie das reine Feuer .... Und wenn man
erst wirklich anfing, Unsinn und Schabernack zu treiben .... das war
geradezu zum Platzen! Mit der Tante meines verstorbenen
Großvaters, die mit auf dieser Hochzeit war, begab sich eine drollige
Geschichte. Sie trug damals ein weites tatarisches Kleid und ging mit
dem Schnapsglas in der Hand umher, um alle wohl zu versorgen. Da
mußte einen der Teufel reiten, daß er sie von hinten mit Branntwein
begoß, ein anderer mußte gerade in diesem Augenblick Feuer
schlagen, und so setzten sie sie denn lichterloh in Brand. Die
Flammen flackerten im Nu hoch auf: die arme Tante begann sich
voller Schrecken in aller Gegenwart die Kleider vom Leibe zu reißen
.... Was sich da für ein Lärm, Gelächter und ein wildes
Durcheinander erhob, rein wie auf einem Jahrmarkt! Kurz, die
ältesten Leute konnten sich nicht auf eine so lustige Hochzeit
besinnen.
Pidorka und Petrusj begannen ein Leben miteinander wie die
feinsten Herrschaften. Alles war in Hülle und Fülle vorhanden, alles
blinkte und funkelte nur so .... Doch die lieben Nachbarn, die ihren
Wohlstand mitansahen, schüttelten nur den Kopf. „Vom Teufel
kommt nichts Gutes!“ sagten sie alle einstimmig. „Woher hat er denn
den Reichtum, wenn nicht vom Versucher aller rechtgläubigen
Christen? Wo hätte er einen solchen Haufen Goldes wohl
hergenommen? Warum ist Bassawrjuk gerade an demselben Tage
verschwunden, als Petrusj zu seinem Reichtum kam?“ — Und was
die Leute noch alles redeten. Und in der Tat; es war noch kein Monat
vergangen, da war Petrusj nicht mehr wiederzuerkennen. Was mit
ihm geschehen war, das weiß Gott allein. Sitzt immer auf ein und
derselben Stelle fest und redet kein Wort; er grübelt nur immer, als
wollte er sich auf etwas besinnen. Wenn es Pidorka gelang, ein Wort
aus ihm herauszupressen, sodaß er sich vergaß, ins Gespräch kam
und sogar ganz heiter wurde, dann brauchte er nur wie zufällig auf
die Geldsäcke zu blicken, und sofort schrie er los: „Halt, halt, ich
hab’s vergessen!“ Und wieder verfiel er in Sinnen und quälte sich ab,
eine Erinnerung heraufzurufen. Manchmal, wenn er lange Zeit still
auf einem Flecke saß, kam es ihm so vor, als ob etwas
Längstvergangenes wieder in sein Gedächtnis zurückkehrte .... aber
gleich darauf verschwand alles wieder. Es dünkt ihn, er sitzt in der
Schenke, man bringt ihm Schnaps, der Schnaps brennt ihm auf der
Zunge und widert ihn an; jemand tritt zu ihm — schlägt ihm auf die
Schulter, und er .... Aber dann schien alles vor ihm in einen Nebel zu
sinken, der Schweiß rann ihm vom Gesicht, und er sank erschöpft
wieder auf seinen Platz zurück.
Was auch Pidorka tun mochte: Kluge Frauen befragen,
Zinndeuten, Wasser besprechen — nichts wollte helfen. So verging
der Sommer. Manch ein Kosak hatte schon sein Korn abgemäht und
sein Heu geschnitten; manch kühnerer Kosak war ins Feld gezogen.
Schwärme von Enten drängten sich auf unseren Weihern, und der
Zaunkönig war schon längst verschwunden. Die Steppen färbten sich
rot, Getreidehaufen lagen hie und da verstreut wie Kosakenmützen
auf dem Felde. Auf den Wegen konnte man schon Wagen begegnen,
die mit Reisig und Holz beladen waren. Die Erde wurde hart, und
zeitweise gab es schon Frost. Schon rieselte der Schnee vom Himmel
herab, und die Zweige der Bäume waren mit Rauhreif verziert wie
mit Hasenpelzchen. Schon stolzierte in klaren Wintertagen der
rotbrüstige Gimpel wie ein eitler, polnischer Schlachziz auf den
Schneehaufen umher und suchte sich Körner, und die Kinder trieben
mit Riesenstäben hölzerne Bälle übers Eis, während ihre Väter ruhig
hinter den Öfen lagen und nur ab und zu mit der brennden Pfeife im
Munde vors Haus gingen, um tüchtig auf den russischen Frost zu
schimpfen, um sich mal auszulüften, oder weil sie das Korn in den
Schobern noch einmal durchdreschen wollten. Endlich begann der
Schnee zu schmelzen, und der Hecht schlug mit dem Schwanze das
Eis auf; Petrusj aber war derselbe geblieben, und nur um so düsterer
geworden, je weiter die Zeit vorrückte. Wie angeschmiedet saß er
mitten im Zimmer, die Säcke mit dem Golde zwischen den Beinen. Er
verwilderte, war ganz und gar mit Haaren bewachsen, und wurde
ein wahres Schreckbild; immer denkt er an ein und dasselbe, will
sich etwas ins Gedächtnis zurückrufen, grollt mit sich und wütet, daß
es ihm nicht gelingt. Oft springt er wild von seinem Sitze auf, fährt
mit den Händen umher und heftet seine Augen auf etwas, als ob er
es festhalten wollte; seine Lippen bewegen sich, als wollten sie ein
längst vergessenes Wort aussprechen und — erstarren ...... Tobsucht
packt ihn; wie toll nagt und beißt er an seinen Händen, und voll
Grimm reißt er sich ganze Büschel von Haaren aus, bis er wieder still
wird, bewußtlos hinsinkt, wieder zu sinnen anfängt; und dann wieder
dieselbe Wut, und dieselbe Qual ..... Was für eine Strafe Gottes war
das! Was Pidorka durchmachen mußte, das war kein Leben mehr!
Zuerst graute sie’s, allein im Hause zu bleiben, aber dann gewöhnte
sich die Ärmste an ihr Unglück. Die Pidorka von einst war nicht mehr
wiederzuerkennen. Ihr Gesicht hatte weder Farbe noch ein Lächeln
mehr; abgehärmt und abgezehrt war’s, ausgeweint waren die klaren
Augen. Einst gab ihr jemand aus Erbarmen den Rat, sie solle zu der
Zauberin gehen, die in der Bärenschlucht hauste, und von der der
Ruf ausging, sie könne alle Gebreste der Welt heilen. Sie beschloß,
dies letzte Mittel zu versuchen. Nach vielem Hin und Her überredete
sie endlich die Alte, mit ihr mitzugehen. Es war gegen Abend und
gerade vor Johannisnacht. Petrusj lag besinnungslos auf der Bank
und nahm den neuen Gast gar nicht wahr. Doch bald begann er sich
nach und nach aufzurichten und um sich zu blicken. Plötzlich erbebte
er wie auf dem Schafott; sein Haar sträubte sich .... und er brach in
ein solches Lachen aus, daß die Angst Pidorka ins Herz schnitt. „Ich
hab’s, ich hab’s!“ schrie er in fürchterlicher Lustigkeit, schwang das
Beil hoch empor und ließ es aus aller Leibeskraft auf die Alte fallen.
Das Beil sauste zwei Zoll tief in die Eichentür hinein. Die Alte war
verschwunden, und mitten in der Stube stand ein Kind von sieben
Jahren in weißem Hemdchen mit verhülltem Haupte .... Das Tuch
flog herunter. „Iwasj!“ schrie Pidorka und stürzte auf ihn zu; doch
das Gespenst war vom Kopf bis zu Füßen mit Blut bedeckt und
erglühte in rotem Lichte, das die ganze Stube in brennendes Rot
tauchte. Voller Angst lief sie auf den Flur; als sie wieder ein wenig zu
sich gekommen war, wollte sie ihm helfen; aber vergebens! Die Tür
war so fest hinter ihr zugeschlagen, daß man nicht imstande war, sie
wieder zu öffnen. Die Leute liefen zusammen, begannen zu klopfen,
schlugen die Tür ein: Keine Seele war da! Die ganze Stube war voll
Rauch, nur in der Mitte, wo Petrusj gestanden hatte, lag ein Haufen
Asche, von dem hie und da ein Qualm aufstieg. Man eilte zu den
Säcken, darin lagen statt der Dukaten nur zerbrochene Scherben.
Mit glotzenden Augen, aufgesperrten Mäulern, und ohne den Mut,
sich zu regen, standen die Kosaken wie angewurzelt da. In solche
Angst hatte sie dies Wunder versetzt.
Was weiter geschah, das weiß ich nicht. Pidorka legte das Gelübde
ab, eine Pilgerfahrt zu machen; sie suchte ihr Hab und Gut
zusammen, das ihr vom Vater übrig geblieben war, und war in der
Tat einige Tage später aus dem Dorfe verschwunden. Wohin sie sich
begeben hatte, das wußte niemand zu sagen. Geschwätzige alte
Weiber wollten wissen, sie sei dort, wo auch Petrusj sei; aber ein
Kosak, der aus Kiew kam, erzählte, er habe im Kloster eine zum
Skelett abgemagerte Nonne gesehen, die immerwährend betete und
in der ihre Landsleute allen Anzeichen nach Pidorka wiedererkannt
hätten. Bis jetzt, hieß es, habe noch niemand von ihr ein einzig
Wörtlein gehört, sie solle allein zu Fuß gekommen sein und habe
eine Fassung für das Heiligenbild der Mutter Gottes mitgebracht,
eine Fassung, die mit solchen bunten Steinen besetzt gewesen sei,
daß allen die Augen flimmerten, wenn sie sie ansähen.
Mit Verlaub, aber damit war noch nicht alles zu Ende. An
demselben Tage, als der Böse Petrusj zu sich genommen hatte,
tauchte auch Bassawrjuk wieder auf; aber alle mieden ihn von nun
ab. Man wußte jetzt, was das für ein Vogel war: niemand anders als
der Satan war’s, der Menschengestalt angenommen hatte, um
Schätze zu heben; und da unreine Hände nicht Schätze heben
können, so lockte er brave Burschen an sich. Noch in demselben
Jahre ließen alle ihre Lehmhütten stehen und liegen und zogen ins
Kirchdorf; aber auch dort hatte man keine Ruhe vor dem verfluchten
Bassawrjuk. Die Tante meines verstorbenen Großvaters erzählte, er
habe eine besondere Wut auf sie gehabt, weil sie ihre alte Schenke
auf der Landstraße nach Oposchnjany aufgegeben hatte, und er
habe mit allen Mitteln versucht, seinen Zorn an ihr auszulassen. Einst
waren die Dorfältesten in der Schenke beieinander; sie saßen und
unterhielten sich, wie man so sagt, nach Amt und Würden am Tisch,
auf dessen Mitte ein gewiß nicht allzu kleiner gebratener Hammel
stand. Man schwatzte über dies und jenes, auch über mannigfache
Wunder und Ungeheuerlichkeiten. Auf einmal schien’s, und nicht nur
einem, — was ja nichts bedeuten würde, — sondern allen, als ob der
Hammel den Kopf erhob, die gebrochenen Augen wie lebendig
leuchteten, und als ob plötzlich ein borstiger schwarzer Schnurrbart
sich auf die Anwesenden zubewegte. Alle erkannten in dem
Hammelkopf sofort die Fratze Bassawrjuks, und die Tante meines
Großvaters dachte schon, er würde gleich Schnaps bestellen! .... Die
guten Leutchen griffen nach ihren Mützen und zogen ihres Weges.
Ein anderes Mal sah der Kirchenvorstand in eigener Person, der es
liebte, ab und zu ein Stündchen bei Großvaters Schnapsglas zu
verbringen, noch ehe er zum zweiten Male das Glas geleert hatte,
auf einmal, wie das Glas anfing, sich ehrerbietigst vor ihm bis zur
Erde zu verneigen. „Hol’ dich der Teufel!“ rief er und begann sich zu
bekreuzigen ..... Aber da widerfuhr seiner Ehehälfte gleichfalls ein
Wunder: sie hatte gerade begonnen, Teig in einem mächtigen Trog
zu kneten, da sprang der Trog auf einmal in die Höhe. „Halt! Halt!
Wohin willst du?“ rief sie. Aber da begann er, die Henkel in die
Hüften gestemmt, ehrwürdig in der Stube umherzutänzeln ..... Ja
lacht nur! Aber unserem Großvater war’s nicht zum Lachen zumute.
Vergeblich ging Vater Afanassi im ganzen Dorfe mit Weihwasser
umher und suchte den Teufel durch Besprengen aller Straßen zu
vertreiben. Es half nichts. Noch lange klagte die Tante meines
verstorbenen Großvaters darüber, daß, sobald es Abend wurde,
jemand aufs Dach klopfte und an den Wänden kratzte.
Aber das ist noch nicht alles! Jetzt scheint ja auf der Stelle, wo
unser Dorf steht, alles ruhig zu sein; aber es ist noch garnicht so
lange her, — mein verstorbener Vater und ich haben es noch erlebt
— daß kein ehrenwerter Mensch an der verfallenen Schenke, die
noch lange Zeit danach immer wieder von den unreinen Geistern
ausgebessert wurde, ohne Furcht vorbeigehen konnte. Aus dem
rußigen Schlot schlugen Säulen Qualms empor, die so hoch in die
Luft stiegen, daß einem beim Hinaufsehen die Mütze herunterfiel,
und aus dem Qualm fielen glühende Kohlen über die ganze Steppe.
Und der Teufel — gar nicht nennen dürft’ man den Hundesohn —
schluchzte so jämmerlich in seiner Kammer, daß die Aasgeier
erschreckt in ganzen Scharen aus dem nahen Eichenwäldchen
emporstießen und mit wildem Geschrei am Himmel umherschossen.
Mainacht
oder
Die Ertrunkene
Der Teufel mag wissen wie’s kommt! Machen sich
ehrliche getaufte Leute an irgend etwas, so müssen sie
sich abrackern, wie der Windhund hinterm Hasen, und
kriegen’s doch nie zu fassen. Kommt aber der Böse und
wackelt bloß mit dem Schwänzchen — da geht’s auf
einmal wie vom Himmel gefallen.
I.
Hanna
H ell wie ein leuchtender Strom ergoß sich ein Lied durch die
Straßen des Dorfes ***. Es war die Stunde, da Burschen und
Mädchen, matt von des Tages Müh und Sorge, sich lärmend im
Kreise versammeln, um im Glanz des reinen Abends ihre Lust in
Klängen hinauszujubeln, in denen stets etwas wie eine geheime
Trauer mitschwingt. Ganz in Sinnen versunken umschlang der Abend
träumerisch den blauen Himmel und wandelte alles in Ungewißheit
und Ferne. Schon begann es zu dämmern, aber die Lieder
verstummten dennoch nicht. Mit der Harfe in der Hand zieht Lewko
einher. Er hat sich von den Sängern weggeschlichen, der junge
Kosak, des Dorfamtmanns Sohn. Mit seiner hohen Kosakenmütz’ auf
dem Kopfe zieht der Kosak durch die Gasse, zupft mit der Hand die
Saiten und tänzelt dazu. Doch nun blieb er vor der Tür eines
Häuschens stehen, das niedrige Kirschbäume umstanden. Wes Haus
ist dieses? Und wes die Tür? Nach kurzem Verweilen spielte er und
sang: