Jimi Hendrix Special
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14 13:45 Seite 1
Jimi Hendrix
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INHALT
– Story - Meilenstein 1968: Jimi Hendrix
& Electric Ladyland
www.gitarrebass.de
Deutschland € 4,90 Österreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Italien: € 5,50 Schweiz: CHF 9,50 Dänemark: DKK 44,00
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S D A S M U S I K E R - F A C H M A G A Z I N D A S M U S I K E R - F A C H M A G A Z I N
D A S M U S I K E R - F A C H M A G A Z I
S T E V E VA I * N I C K PA G E I N T E R C E P TO R R OM EO & J U L I A
2005 2002
➜ Steve Lukather & Toto : Coldplay : Joe Satriani : Flea
2013
10 11 Avril Lavigne : Roger Glover : Nguyên Lê : Noel Redding
11 STEVE VAI OKTOBER NOVEMBER Yngwie Malmsteen : Motorpsycho : Hiram Bullock : Jeff Beck
NOVEMBER INTERVIEWS & WORKSHOPS ➜ Paul McCartney
The Subways
Keith Richards
Dave Stewart
Earth Wind & Fire
B.B. King & Lucille
Portugal . The Man Eric Clapton
Triggerfinger Jim Hall
Hillbilly Deluxe Nguyên Lê
Big Bill Broonzy Stevie Ray Vaughan
Black Sabbath Tim Commerford
Charlie Christian Billy Cox
Jimi Hendrix Eddie Kramer
Mark Tremonti Jimi Hendrix
& Alter Bridge Steve Vai
Disturbed
ROMANTIC WARRIOR!
NICK PAGE INTERCEPTOR
test
test ➔ Godin Flat Five E-Gitarre ➔ Orange Custom Shop Amps
IM TEST ➔ Gibson Les Paul Jimmy Page E-Gitarre ➔ Genz-Benz Shenandoah Acoustic Pro ➔ Framus Tennessee Custom ➔ SWR 350x/750x Bass-Tops
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2013
Fender Satin Series Strat & Tele E-Gitarren ➔ Toneworks AX3000G Multieffekt ➔ SWR WorkingPro 700 Bass-Top ➔ Warwick FNA Jazzman 2002 E-Bass ➔ Zoom MRS-4 Multitrack Recording Studio
Randall RD20H + RD112V30-D Röhren-Stack ➔ Crate VTX200S Gitarren-Combo ➔ Zoom G2 Pedal-Effektgerät
OVEMBER
B LU E S B LU E S B LU E S B LU E
Mesa Engineering: Traditional PowerHouse Bass-Boxen
Ortega Lizzy Ukulelen-Bässe
13 Mooer Mini-Effektpedale u v m
thejimihendrixspecial
11/2013 10/2005 11/2002 07/1988
MEILEN-
MEILENSTEIN 1968
THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE:
ELECTRIC LADYLAND
ich. „Aber jetzt bin ich angekommen ...“ und höre diese coole Monaten seiner erfolgreichen Karriere extrem viel gelernt. Er konnte
Begleitgitarre mit wunderbaren Curtis-Mayfield-Licks, dahinter ein umsetzen was ihm im Kopf umherschwirrte, ganz sicher aber auch,
paar singende Melodielinien, die sich langsam nach vorne schwin- weil er sich auf die Hilfe der Ton-Ingenieure Garry Kellgren und Eddie
gen. Und dann: ,Crosstown Traffic‘, die beste Rock/Rap/Funk-Cross- Kramer verlassen konnte.
over-Nummer der 60er-Jahre. Das konnte Hendrix mindestens so Ob die Auswahl der Singles – ,Burning Of The Midnight Lamp‘, das
gut wie ein verzerrtes WahWah-Solo mit Feedback- und Whammy- Dylan-Cover ,All Along The Watchtower‘, das bereits erwähnte ,Cross-
Traktierung, Stilmittel mit denen er oft ausschließlich belegt wird. town Traffic‘ und zuletzt ,Voodoo Child (Slight Return)‘ Hendrix’ erste
Nach dem Applaus kommt der Blues – aber der Hendrix-Blues: avant- Wahl war, könnte man bezweifeln; dass er sich die Cover-Gestaltung
gardistisch, virtuos, jazzig, formal absolut ungewöhnlich, extrem im komplett anders vorgestellt hatte, ist belegt und wird u.a. im Booklet
Ausdruck ... was für eine Musik! Heute wissen wir: ,Voodoo Chile‘ hat der empfehlenswerten ,40th Anniversary Collector’s Edition‘ dieses
die Rock-Welt verändert und die Jazz-Welt über den Hendrix-Fan Albums dokumentiert, das ursprünglich als Vinyl-Doppel-LP im
Miles Davis absolut revolutioniert. Klapp-Cover erschien. Hendrix wollte dar-
Wir sprechen über The Jimi Hendrix Expe- auf weder den nackten Damen-Fan-Club
rience, eine Band, die mit einer Cover- der britischen Veröffentlichung, noch die
Nummer einen Single-Hit hatte, danach pseudopsychedelische Porträt-Alternative
mit ,Are You Experienced‘ (1967) einen aus dem brüstefeindlichen Amerika, er
modernen, psychedelischen Blues-Rocker hatte sich eine hippieske Idylle mit Musi-
geschaffen hatte, um mit dem Nachfolger ker-Kollegen und spielenden Kindern
,Axis: Bold As Love‘ noch im selben Jahr gewünscht. In den USA landete ,Electric
die durch den Debüt-Erfolg gewonnene Ladyland‘ auf Platz 1 der US-Billboard-
künstlerische Bewegungsfreiheit für wun- Charts, in England immerhin auf Position
derbare Klangexperimente und Spiele- 6 der Verkaufslisten.
reien zu nutzen, die weit über ,Hey Joe‘ Wo „Experience“ draufstand, war mit die-
hinausgingen – und um dann mit ,Electric sem Album nicht mehr nur Experience
Ladyland‘ (1968) komplett zu explodie- drin: Denn die Credits verraten neben
ren. Ja, diese Musik und dieses Album, mit Jimi Hendrix („lead vocals, guitar, piano,
dem noch heute jeder Künstler zum Genie percussion, comb and tissue paper kazoo,
erhoben werden würde, egal ob Jazzer, electric harpsichord, bass on ,Have You
Rocker, Progger oder Alternativer, ist mitt- Ever Been ...‘, ,Long Hot Summer Night‘,
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,Gypsy Eyes‘, ,1983‘, ,House Burning Down‘, and ,All Along
The Watchtower‘“) und seinen beiden Mitmusikern Noel
Redding („backing vocals, bass, acoustic guitar and lead
vocals on ,Little Miss Strange‘“) und Mitch Mitchell („backing
vocals, drums, percussion, lead vocals on ,Little Miss
Strange‘“) noch Kollegennamen wie Jack Casady (er spielt
den Bass auf ,Voodoo Chile‘), Brian Jones, Al Kooper, Dave
Mason, The Sweet Inspirations, Steve Winwood, Buddy Miles
u.v.a. Das klingt nach erster Liga, und vor allem hatte der im
britischen Exil zum Star gewordene Amerikaner Hendrix hier 7KH
auch mal wieder ein paar Kollegen aus der alten Heimat im
Studio.
Und was für eine Musik ist da entstanden: Der frisierte Rock
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& Roller ,Come On‘, das hyperexotische ,Gypsy Eyes‘, das LROA>QBKø¥ø
klassisch inspirierte ,Burning Of The Midnight Lamp‘, und ø A>Oø?BOPQBFKø
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dann ,Hot Summer Night‘, eine extrem funky rockende Pop- ø TFPQøBFJ>QE>RP ø PK>?Ov@HøLPBKELC
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ø BIIFKDERPBKøIJBKELCP@ERIB
Nummer, Hippie-kompatibel und für Gitarristen ein einziger
øIIBOPQ>AQø
FPPFLKøFKøIRBPøBPQFS>I ø OCROQøPøBTBOHP@E>CQPE>RP
Vergnügungspark dank der erstmals wirklich exzessiv genutz- øOBPABKø>KQBø
ø LOMPTBABø
RPF@ø>II
ten Mehrspur-Aufnahmetechnik plus regelmäßig auftau- ø
BFABIPQBQQBKøAIBO øL?IBKWø>Cgø>EK
chender Stereo-Spielereien. Die Kinder hatten Spaß! ø BQWI>OøO>KWFP ø>O@EFKDø>PQE>RPøWRJøO_R
Noch einen Schritt weiter ging das jazzige Hörspiel ,Rainey ø CCBK?>@EøGø>KAD>PPB øOBF?RODø
>WWE>RP
ø >O@EFKDø¥ø
vK@EBKøvODBOE>RP ø BOIFKøR>PFJLAL
Day, Dream Away‘, das im Grunde genommen manchen ø IBKP?RODøLUV ø CC>IQBOøFKAB
KQ>QFLKø
HipHop-Track der 80er-Jahre skizziert hat, nur in Hand- und ø ?BOP?>@Eø ø LKKø>OJLKFB
ø BFMWFDøMFWW
ø BKPEBFJøBU ¦O_PB ø QFJB
LOø
ø I>RBKø>K@E øQLø?Bø@LKQFKRBA OFBKAPø
ø ¦AJLKQøIRBPKFDEQ
FDEKAFQ>OOBK¦RKA
Saitenarbeit. Gegen Ende wird das Album immer abgedreh- KPQORJBKQBKH>?BIFJFKQ>DB¦QVIB
ter, trippiger, fantasievoller – solche Sounds hatte man
zumindest in der Popmusik noch nie gehört. Und so virtuose,
bluesige und trotzdem extrem moderne, soulful & funky
gespielte Gitarren, die kannte zumindest der weiße Mittel-
europäer überhaupt nicht.
Beendet wird der Trip durchs Electric Ladyland dann mit dem
Bob-Dylan-Song ,All Along The Watchtower‘, einem Meister-
werk im Single-Format – da stimmte einfach alles. Aber Hen-
drix wäre nicht Hendrix, wenn er nach der Pop-Single nicht
noch mal als Soundscaper & Improvisator auf die Bühne IBUF?IBRKAOL?RPQB
käme, als der Mann den wir, solange es noch laute Musik úvEKBK¦
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gibt, immer mit einer Wand aus Marshall-Stacks, einer Stra-
tocaster und zwei, drei Effekt-Sounds in Verbindung bringen
– plus noch viel, viel mehr, wie dieses geniale Album belegt:
,Voodoo Chile (Slight Return)‘ ist nämlich nicht von Stevie
Ray Vaughan, nein auch dieser Song stammt vom genialen
Sänger, Gitarristen, Songwriter, Produzenten, Performer
Jimi Hendrix, der mit allem kreativ umgehen konnte, außer
mit Schlaftabletten und Alkohol. Hendrix erstickte am
18. September 1970 an seinem Erbrochenen. Er wurde nur
27 Jahre alt. n >Q>ILDø
øBFQBKø ø>KCLOABOK
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gitarre & bass 11.13 øRAFL N FABL N OL>A@>PQ N
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Jimi’s Sound Man
EDDIE KRAMER text: markus setzer
fotos: universal
„ Fo r m e , h e’s t h e b e s t s o u n d m a n e ve r “ , s a g t B a s s i s t B i l l y C ox
ü b e r E d d i e K ra m e r. K ra m e r i s t s e i t m e h r a l s v i e r D e k a d e n i m
Ro c k - ’ n’ - Ro l l - B u s i n e s s z u H a u s e u n d h a t m i t v i e l e n G r ö ß e n Hello ...?
Hello! Am I speaking with Eddie
z u s a m m e n g e a r b e i t e t , d a r u n t e r d i e Ro l l i n g St o n e s , C a r l o s S a n t a n a , Kramer?
Ähm ... Guten Morgen! (erklingt es in fast
Le d Ze p p e l i n , T h e B e a t l e s u n d n a t ü r l i c h J i m i H e n d r i x & B i l l y C ox . akzentfreiem Deutsch aus dem Telefonhörer)
Oh, du sprichst deutsch?
S e i n j ü n g s t e s Pro j e k t g e s t a l t e t e s i c h a b e r re c h t s c h w i e r i g . (Eddie spricht dann doch lieber in Englisch
weiter). Nur ein ganz bisschen. Mein Bruder
E r h a t a u s d e n A u f n a h m e n d e s , J i m i H e n d r i x L i ve ist Deutsch-Professor und lebt in Hamburg.
Aus Hamburg rufe ich an.
A t Wo o d s t o c k ‘ - G i g s , a u s s i e b e n M o n o - S p u re n e i n e r a l t e n Ja, ich weiß. Deswegen wollte ich dich über-
raschen.
O n e - I n c h - B a n d m a s c h i n e , e i n 5 . 1 S u r ro u n d - S o u n d - E r l e b n i s k re i e r t . Gelungen! Eddie, du bist jetzt schon
eine ganze Zeit dabei: Wie kann ich
Wi r w o l l t e n m e h r d a r ü b e r w i s s e n u n d r i e f e n M r. K ra m e r a n . mir deine Arbeit heutzutage vorstel-
len? Sitzt du jetzt auch vor einem
wird und auf der ganzen Welt gebräuchlich vor der Bühne steht und zur Bühne
ist. Aber ich persönlich bevorzuge das Arbei- schaut, das war mein Ziel. Also
ten mit einer Bandmaschine. Erst danach optimale Publikumsbedingungen,
benutze ich den Computer. das war das, was ich kreieren
Was hattest du im Fall des Woodstock- wollte. So dass man das Publikum
DVD-Projekts an Ausgangsmaterial, um einen herum wahrnehmen
und wie hast du es gemischt? kann und den Sound einmal mit
Du musst bedenken, dass es sich um Mate- aller Power von vorne von der
rial handelt, was 1969 auf einer One-Inch-8- Bühne hört, ihn aber auch reflek-
Track-Maschine aufgezeichnet wurde. Aber tiert von den Bergen hinter einem
leider hatten wir davon nur sieben Audio- wahrnimmt. Es ist also ein einzigar-
Spuren zur Verfügung, weil die achte als tiges Projekt was wir da umgesetzt
Puls-Sync. für die Kamera herhalten musste. haben. Und es ist einfach richtig
Diese Spur war also nicht zu gebrauchen. gut geworden ... Es klingt so, als
Nun kommt noch erschwerend hinzu, dass wenn du dabei wärst. Wir haben auch in lie- Art beide Technologien miteinander zu
seitdem 35 Jahre vergangen sind und wir bevoller Kleinarbeit alle Kratzer des Films verbinden.
irgendwie diese Informationen übertragen bearbeitet, das Rauschen entfernt usw. Alle Bietet die digitale Technik beim Auf-
mussten. Ich hatte damals auch schon das Farben sind digital noch einmal nachbear- nehmen nicht noch mehr Möglich-
Album gemischt. Ebenfalls von diesen sie- beitet worden. Also es klingt nicht nur gut, keiten?
ben Spuren. (lacht) Damals habe ich aber für es sieht auch fantastisch aus. Das Großartige Nein, ich glaube für mich nicht; weil der
den Endmix noch kein ProTools benutzt. war dann eine Entdeckung ... Sound für mich immer im Vordergrund
Wie waren diese sieben Spuren aufge- Eine verborgende Botschaft? steht. Und früher, als Billy Cox, Mitch
teilt? Nein, viel besser: Als wir uns den Film ange- Mitchell und Jimi im Studio waren, haben sie
Es waren die originalen sieben Spuren, ganz sehen haben, haben wir einen Mann ent- halt so lange einen Track gespielt, bis Jimi
roh und unbehandelt und natürlich alles in deckt, der die ganze Zeit an der Seite der zufrieden war. Danach gab es dann ganz
Mono. Eine Spur Schlagzeug, eine der Bass, Bühne gestanden und gefilmt hat. Aber kei- klassisch die Overdubs und Punch-Ins.
die zweite Gitarre, Jimis Stimme, seine Gitarre, ner kannte ihn. Er gehörte also nicht zur Also habt ihr damals auch die Spuren
Percussion und eine das Publikum. Jetzt hatte Film-Crew. Wir rätselten wer das sein bei Bedarf geändert oder überspielt
ich sieben einzelne Spuren und sollte daraus könnte. Er hatte so eine Kamera, die aussah bis ihr zufrieden wart?
einen 5.1-Surround-Sound machen. Es war wie die ganz frühen Sony-Video-Cams. Er Ja klar. Fehler zu beseitigen und Overdubs zu
wirklich schwierig, aber es klingt einfach stand also den ganzen Tag im Schatten, an spielen war ganz normal und üblich.
phantastisch. Ich habe es gestern zu Ende der Seite der Bühne und filmte. Und wir Lass uns doch bitte auch über die
gemastert und es klingt als wärst du mitten haben ihn tatsächlich ausfindig gemacht – Anfänge sprechen. Wann und wie hast
unter ihnen. So als wärst du direkt dabei. Ich 35 Jahre später! Und er hatte noch das du Jimi kennen gelernt?
habe es bei Bernie Grundman gemischt ... gesamte Filmmaterial. Das haben wir eben- Im August 1966 kam Jimi nach London und
Kennst du Bernie Grundman? falls überarbeitet und es ist teil dieser DVD stellte seine Band zusammen. Ich glaube
Ich weiß nur, dass er ein beliebtes geworden. Es gibt also zwei Teile: Der eine Ende September, es mag auch Oktober
Mastering-Studio hat. ist in Farbe, der andere zeigt Jimi’s kom- gewesen sein, da nahmen sie ihre erste
Das Bernie Grundman Mastering House ist plette Performance aus einer ganz anderen Single auf. Das war ,Hey Joe‘ (und die Auf-
wohl das beste in Kalifornien, wenn nicht Perspektive. Also noch nie vorher gesehenes nahme fand am 23. Oktober 1966 statt. Die
sogar das beste weltweit. bzw. gezeigtes Material. B-Seite ,Stone Free‘ wurde am 2. November
E D D I EJimi’sKSound
R AManM E R
Ja, das war wirklich ein Problem. Die alten
Fender-Gitarren haben sich ständig ver-
stimmt. Aber Jimi ist da clever mit umge-
gangen. Schau dir mal die neue DVD an, da
sieht man, dass er Akkorde spielt und gleich-
zeitig seine Gitarre stimmt. Im Studio war es
so, dass er nach jedem Song seine Gitarre Album aufgenommen haben, mit Billy und vor einen Ampeg SVT mit einer 8x10-Box.
stimmen musste. Er entschuldigte sich Mitch, da hatten wir schon 16. Das ist für mich die beste Bass-Anlage aller
immer dafür (Eddie macht Jimi’s Stimme Welche Rhythmusgruppe fandest du Zeiten. Aber der alte Ampeg B-15, das ist
nach): „Oh, sorry. Cowboys go out of Tune, denn am besten? Noel Redding/Mitch auch ein toller Verstärker. Da ist irgendwas
you know?“ Mitchell, Billy Cox/Buddy Miles oder mit den Vintage-Verstärkern – ich weiss nicht
Vor ein paar Tagen habe ich mit Billy Billy Cox/Mitch Mitchell? was es ist, aber das ist nur sehr schwer zu
Cox gesprochen. Ganz eindeutig Billy und Mitch. Du musst schlagen.
Oh, Billy is great! aber wissen, dass Jimi bei der Band of Was ich in unserem Interview nicht
Er sagte mir, dass du für ihn der beste Gypsys ... vergessen möchte zu erwähnen, ist,
Tontechniker der Welt bist. ... die doch eigentlich nur zwei Gigs dass du neben den Stones, Santana
Oh god, he is crazy of course! gemacht hat, oder? usw. auch ,All You Need is Love‘ mit
Was war Billys Rolle in Jimi’s Band? Ja, stimmt: Einmal den Gig im Fillmore East den Beatles aufgenommen hast.
Er ist einfach ein wundervoller Mensch! Der für die Live-LP und noch eine weitere Per- Mit den Beatles zu arbeiten war einfach
Grund warum Jimi ihn dazu geholt hat, war formance. Und Jimi hatte da eine ganz wunderbar. Ich war so was von nervös!
erstens, weil er ein alter Freund war. Zwei- bestimmte Idee für die Band of Gypsys: Es Unglaublich. Ich habe ja schon mit vielen
tens war er zuverlässig und drittens ein sehr sollte vor allem mehr funky sein. Und dafür großen Stars gearbeitet, aber: Hey, das sind
guter Musiker. Jimi fühlte sich mit Billy in der war Buddy Miles der Richtige. Er hatte einen die Beatles, die sind für mich vergleichbar
Band einfach gut. Billy verstand es, sehr starken Backbeat und das war das Spezielle mit Königen. Die waren so cool im Studio
bodenständig und rockend zu spielen, und für diesen besonderen Moment. Aber Buddy und auch so effizient, einfach fantastisch.
gut zusammen mit der Bass-Drum zu wollte sich ständig in den Vordergrund spie- Was ist dein aktuelles Projekt an dem
drücken. Gerade mit Mitch Mitchell. Die bei- len. Das mochte Jimi nicht. du arbeitest?
den waren einfach tight. Und wenn die Wir haben vorhin über die Möglichkeit Im Moment arbeite ich mit einer Band aus
Rhythmus-Gruppe stand, konnte Jimi wun- der digitalen Aufnahme gesprochen. Norwegen zusammen. Sie heißen Hangface
derbar darüber spielen. Billy war nicht nur Was hältst du eigentlich von der neuen und touren gerade durch Amerika. Sie sind
als Person, sondern auch als Bassist sehr Generation von digitalen Modellern eine wirklich sehr gute Rock-‘n‘-Roll Band.
zuverlässig. und Gitarren-Verstärkern? Die finde ich wirklich klasse!
Billy sagte mir ihr hättet den Bass Oh, die mag ich überhaupt nicht. Ich denke, Vielen Dank für das Gespräch!
damals immer direkt aufgenommen? das ist Unsinn, und ich kenne sie alle. Aber Besten Dank. Auf Wiedersehen! Cheers! ■
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541 11.02 gitarre & bass
wann bereits in den 60ern gestorben ist
oder wer John F. Kennedy beziehungsweise
John Lennon wirklich umgebracht hat, wird
dort etwa genau so emotional diskutiert, wie
die Frage nach den wahren Urhebern von
,Hey Joe‘. Zu dieser Legenden- und Theorie-
bildung hat übrigens Jimi Hendrix höchst-
persönlich auch seinen Anteil geleistet: Die-
ser Song – der angesprochene Joe ist übri-
gens ein im Nachkriegsamerika häufig
gebrauchtes Synonym für US-Amerikaner –
wird nämlich auf dem Original-Polydor-
Cover von ,Smash Hits‘ in Bezug auf die Ur-
heber als Traditional geführt, arrangiert von
Jimi Hendrix. ,Hey Joe‘ ist aber definitiv kein
traditionelles Volkslied oder Folk-Ableger wie
beispielsweise ,Whiskey In The Jar‘ (das spä-
ter Thin Lizzy verrocken sollten) sondern of-
fensichtlich ein „geschriebener“ Song.
Gleichzeitig taucht verwirrenderweise schon
bald als Komponistenangabe ein gewisser
Billy Roberts auf, sogar bei später veröffent-
lichten Jimi-Hendrix-Tonträgern.
Doch wer ist dieser Billy Roberts? Nun, mitt-
lerweile ist nachgewiesen, dass wirklich ein
William Moses Roberts Jr. 1962 einen Song
namens ,Hey Joe‘ urheberrechtlich schützen
ließ, und dann ein Leben lang darum kämpf-
te, die ihm zugehörigen Tantiemen ausge-
zahlt zu bekommen. Das gelang ihm wohl
erst lange nach Hendrix’ Tod, und da verlor
er das Geld denn auch gleich wieder an die
Rechtsanwälte, die ihn bei dem Rechtsstreit
vertreten hatten. So far so bad, könnte man
sagen, wäre da nicht der Umstand, dass kei-
ner diesen Herrn Roberts wirklich kennt: Die
heutigen Internet-Detektive sind sich einig,
dass dieser Mann, wenn überhaupt existent,
nur als Strohmann vorgeschoben wurde und
in Wirklichkeit jemand völlig anderes als
Komponist verantwortlich ist. Aber ob es der
Sänger der Westcoast-Psychedelic-Rocker
Quicksilver Messenger Service, ein Mann na- auftretenden Textvarianten sind übrigens ty- Post-Hendrix-Phase. Der Song hat also jetzt
mens Dino Valenti, war oder Chet Powers pische Blues-Elemente, wobei die Akkorde eine Reihe von nahezu verbindlich auftre-
oder ein gewisser Jesse Oris Farrow, wobei so vorher nicht im weiten Feld des Blues zu tenden Elementen:
diese Namen neuesten Theorien nach auch finden sind und schon als eigenständige • Allen voran ist da das Gitarren-Intro, das so
noch alle für dieselbe Person stehen, das Komposition gelten dürfen. Der Song ent- effektiv den Doppelklang leere Saite/gegrif-
wird im Moment noch heftig diskutiert. wickelt sich dann von Interpret zu Interpret fener Ton nutzt (Beispiel 1). Die Idee dazu
Unbestritten aber ist, dass es von ,Hey Joe‘ mit immer wieder frei angepasstem und ver- stammt übrigens zweifelsohne aus dem
vor und nach der Hendrix-Aufnahme reich- ändertem Text, Tempo und Tonart, bis sich Song ,Summertime‘ von Ricky Nelson, wo
lich Einspielungen gibt. Und es ist sehr be- der besagte James Marshall Hendrix, von Ex- sich Hendrix das Intro, das dort noch in ei-
merkenswert, wie sich diese Aufnahme- Animals-Bassist, Entdecker und Manager ner ganztaktigen verlängerten Form auftritt
Gruppen, also vor und nach der Hendrix-In- Chas Chandler von „Jimmy Ja-
terpretation, jeweils unterscheiden. In der mes“ in „Jimi Hendrix“ umge-
Pre-Hendrix-Phase entwickelt sich über die tauft, der Sache annimmt. Jimi
Versionen von den Byrds, Love, The Leaves hat dabei wohl vor allem die ak-
oder The Music Machine ein sehr schneller, tuelle Tim-Rose-Version als Vor-
fast Rap-artig gesungener Song im typi- bild. Doch die Änderungen, die
schen Beat-Gewand, der die Macho-Story im Vergleich zu allem Bisheri-
nach dem Muster „Ich sah meine Lady mit gen von nun ab zu verzeichnen
anderen Männern, schoss sie nieder und sind, werden praktisch fest als
muss mich jetzt verdrücken“ als Frage-Ant- Struktur-Bestandteil von ,Hey
wort-Stück mit jeweils verdoppelten Versen Joe‘ eingebrannt und bilden ty-
erzählt. Die Wiederholungen und die dabei pische Elemente aller Songs der
150
251 11.02 gitarre & bass
gend in Folk- krampft wirkte und daher den Zuschlag für früher, doch ,Hey Joe‘ führt sie allen Londo-
Manier mit ei- die Platte erhielt. ner Musikern vor Augen – und die sind da-
nigen Zusatz- Im Prinzip handelt es sich um eine durch den mals wahrlich beeindruckt, völlig überwäl-
Spielereien gesamten Song gehende Gitarrenspur mit tigt! Noch dazu, wo sich das Hendrix-Solo
ausgeführt ist Einzel-Licks und gelegentlichen Chord- im zweiten Teil (Takte 5 – 8) mit nur wenigen
(typische For- Schlägen auf den E-Dur-Harmonien (siehe Fingerbewegungen, ohne die XII. Lage zu
mel siehe in auch Beispiel 5), auf der dann auch das So- verlassen, noch einmal steigert und leichthin
Beispiel 5). lo aufgezeichnet ist. Dieses Solo ist nicht mal eben geradezu überschlägt (Takt 6).
Doch dann lang, nur zwei Durchgänge von zweimal 4 Pikanterweise endet das Solo (Takte 7 & 8)
kommt nach Takten, die entsprechend den Harmoniefol- dann nicht wie zuvor auf dem Oktav-Grund-
der Stereo- gen auch in zwei große Einheiten aufgeteilt ton e oder der Blue-Note g, sondern auf der
Überspielung sind. E-Dur-Akkord-eigenen Terz g# – ein kleiner
auf eine zwei- Spielerischer Material-Kern des im typischen Kunstgriff, aber ebenfalls etwas, was zu dem
te Vierkanal- Marshall-(Leicht)Overdrive-Sound einge- Mythos „Mein Gott, kann dieser Mann Gi-
Maschine der Gesang, bei dem Hendrix die spielten Solos (Beispiel 6) sind wie im Intro tarre spielen!“ massiv beiträgt. Und das alles
bekannte Story wie üblich frei variiert er- verdoppelte Töne. Allerdings finden wir sie begleitet von den so lässig-schnoddrig da-
zählt. Bei ihm endet die Story mit der Flucht in der XII. Lage, passend zu E-Dur, und ent- hingeworfenen Lyrics und den unablässig
nach Mexiko („Goodbye everybody“), eine sprechend kommen keine leeren Saiten wie aufblitzenden Licks dieses Jimi H. aus den
Textversion, die allerdings von nun an für al- zu Beginn ins Spiel, sondern der hineinge- USA.
le nachfolgenden Nachahmer als praktisch zogene Ton b (h) vom 14. Bund der G-Saite Es ist rückblickend schon fast Ironie des
vorgeschriebener Text gelten wird. kommt in Einklang mit dem auf dem 12. Schicksals, dass Hendrix mit diesem Song,
Fehlt als letztes nur noch die bemerkens- Bund gegriffenen Ton b (Takt 2) der B(H)- den er selbst übrigens nie besonders schätz-
werte Sologitarre, von der es nachweislich Saite, ebenso wie entsprechend das hohe e te (Zitat: „... ein echter kleiner Cowboy-
mehrere Versionen gibt, laut Studio-Log- mit dem vom 15. Bund der B-Saite hochge- Song, der hat nichts mit uns zu tun ...“) und
Buch insgesamt vier. Genommen wird nach zogenenen Ton. (Takt 1). den er nur widerstrebend live aufführte, sei-
kritischen Diskussionen die erste: Vielleicht Eine gleitende, locker ausgeführte Lick-For- ne Weltkarriere startete. Wäre diese Single
war dies nicht die ausgereifteste Version, mel, die daraufhin sofort und nicht zuletzt (oder vielleicht alternativ eine Hendrix-Kom-
doch zweifelsohne wurde sie von Jimi Hen- von den Gitarrenhelden wie Clapton, Beck position als Debüt) damals gefloppt, dann
drix so leicht und locker dahergespielt, dass und Page aufgegriffen und weiter perfektio- würde sich die Rock-Geschichte heute viel-
sie sehr charmant und eben äußerst unver- niert wird. Es gab dieses Klischee schon leicht etwas anders lesen. Glück gehabt! ■