Buchbesprechungen: Represented As Simple) - in Addition Powell Provides A Very Interesting Discussion of
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blame depend on personal identity, and immortality can serve as a "goad to moral
behavior."
In the Fourth Paralogism, Powell finds the ambiguous term to be the term "outer,"
ambiguous between "in itself" and "in space." He examines Bennett's contention
that Kant was aiming at Descartes, and then considers Kant's view of the
mind body relation in terms of the concepts of communio and commercium. He
concludes with a discussion of Kant's alleged functionalism, which seems to derive
from a combination of transcendental idealism and methodological solipsism.
The final chapter discusses the implications of Kant's view of the I, as Powell
construes it, for contemporary discussions by Anscombe, Strawson and Mackie:
Kant's I is apperceptio substantiate where apperception is a function, and is thus
not properly to be considered an object at all.
Powell does a fine job of analyzing and explicating clearly (and, I think, fairly)
the individual arguments, helping the reader to identify the nerve in each case; and
it is perhaps because of his success here that other possibilities are notable by their
absence. First, his main target seems to be Bennett; but Ameriks' careful and detailed
treatment of the Paralogisms would seem more worthy of consideration. Second,
like many Empiricist-minded Kant commentators, he concentrates on the A-edition
versions of the Deduction and the Paralogisms, and views the versions in B as either
reworded or supplementary arguments; but then, we are left wondering why he
thinks Kant eliminated the threefold synthesis and the transcendental object = x,
and why he drastically shortened the Paralogisms and shifted the Refutation of
Idealism to the Analytic. And finally, a concluding overview of the theory of self-
consciousness and its role in Kant's philosophy in general would have been helpful.
This wish list notwithstanding, however, Powell's study is a welcome contribution
to the literature on the Kantian I.
Hoke Robinson, Memphis/Tennessee
keiten sind teilweise mit der Textgestalt selbst Bernd Ludwig spricht von einer
verunglckten Drucklegung" (12) -, teilweise mit Schwierigkeiten bei der Deutung
von Kants Philosophie insgesamt erklrbar (2. Kapitel: Die Rechtslehre als Problem
der Forschung: Systemcharakter und Textgestalt", 6 13). So verlangte man meist
von der Rechtslehre, gewissen systematischen Erfordernissen zu entsprechen, die
anderen Werken Kants entnommen wurden. Insbesondere die Gliederung der Me-
taphysik der Sitten in Rechts- und Tugendlehre und die Beziehung der Rechtslehre
zur zweiten Kritik bildeten Ausgangspunkte der Analyse. Ksters formuliert das
Problem so: entspricht die Rechtslehre als Rechtsmetaphysik der Kritik der prak-
tischen Vernunft?" (8). Neben der Systemforderung sind Kants Programm einer
reinen kritisch-metaphysischen Rechtslehre und der Anwendungs- und Erfahrungs-
bezug derselben weitere Forschungsschwerpunkte. Die Frage nach dem kritischen
Charakter der Rechtslehre" verkrze jedoch die Problemlage des Systembezuges"
(13).
Diese Verkrzung ist nach Ksters fr den Neukantianismus und dessen Inter-
pretation der Rechtslehre charakteristisch (4. Kapitel: Neukantianismus und
Rechtslehre: Die Frage nach dem kritischen Charakter der Rechtslehre", 19 26).
Autoren wie Cohen, Stammler und Radbruch argumentierten mit der Kritik an Kant
von ihren eigenen Voraussetzungen aus (22). Die dort herrschende eingleisige solle
durch eine doppelte Reflexion, nmlich auf die Kritik und das System, abgelst
werden. Kants systematischer Entwurf des Rechts mu selber ernst genommen
werden" (23). In seiner Fixierung auf die Frage nach dem kritischen Charakter habe
der Neukantianismus verabsumt, zu fragen, ob die Rechtslehre von den Kritiken,
insbesondere vom transzendentalen Idealismus nicht unabhngig sei. Ksters schlgt
deshalb einen anderen Zugriff vor: die Rechtslehre selbst und die immanente
Rechtfertigung des Rechts solle in den Mittelpunkt der Untersuchung rcken, nicht
jedoch die Frage, ob sie aus anderen Werken herausdestillierten kritischen Prinzipien
genge (vgl. 25).
Im 5. Kapitel (Recht und Vernunft", 27 60) bespricht der Autor zunchst
Arbeiten zum juridischen Charakter von Kants Vernunftbegriff. Vor allem Kaulbach,
aber auch Stentzler, Bubner, Kiefner und Markis haben die Modellvorstellung eines
Gerichtshofes und eines Rechtsprozesses der Vernunft betont. Dabei knnte es sich
nicht blo um Metaphern, sondern auch um eine Rechtslogik handeln. Der Primat
der praktischen Vernunft erscheint dann als Primat der juridischen Rationalitt"
(29). Als Ergebnis des Abschnittes hlt Ksters vorsichtig fest, Kants Konzept sei
sehr stark durch juridische Vorstellungen geprgt"; in welcher Weise, wird (noch)
offengelassen (36).
Im zweiten Teil des Kapitels geht Ksters der Frage nach der Entwicklung des
Rechtsdenkens bei Kant nach. Hat es eine Wende im Rechtsdenken gegeben, wie
Busch behauptet, oder ist Ritter zuzustimmen, der eine Entwicklung ohne Bruch
nachweisen will? Beide Interpretationen hlt Ksters mit Recht fr mangelhaft. An
Ritter kritisiert er etwa die fehlende Einsicht in die Tatsache, da Kant erst kurz
vor Abfassung der Rechtslehre entscheidende Elemente derselben erarbeitet. Die
Schwachstelle der Untersuchung Buschs hingegen sei die Annahme eines kritischen
Freiheitsbegriffs seit 1772 (47). Als Ergebnis hlt der Autor fest, da sich Kant mit
der Tradition des Rechtsdenkens auseinandersetzte, gleichzeitig jedoch zu einer
eigenstndigen Lsung des Rechtsproblems" gelangte (59), was insbesondere Geis-
mann mit dem Aufsatz Kant als Vollender von Hobbes und Rousseau (Der Staat 27
(1982), 161 189) nachgewiesen habe. Der kritische Charakter der Rechtslehre sei
in der Grundunterscheidung zwischen Moralitt und Legalitt begrndet, die ihrer-
seits die Eigenstndigkeit der Rechtslehre fundiere und damit die Vernnftigkeit
des Rechts explizierbar" mache (57).
Das Zentrum der Arbeit ist das 6. Kapitel ber Die Bedeutung der Rechtslehre:
Darstellung des gegenwrtigen Forschungsstandes" (61 142). Im ersten Teil werden
Monographien besprochen, die, im Gegensatz zu frheren Jahrzehnten, neuerdings
in grerer Zahl erschienen sind (62112). Diese Monographien teilt Ksters
wiederum ein in jene, die vor allem darstellenden Charakter haben", einerseits
und solche mit einem eigenstndigen Untersuchungsgesichtspunkt" andererseits
(62).
Am Beginn stehen die Arbeiten von Murphy und Gregor aus den USA, die Kants
Rechtslehre in informativer Absicht" prsentieren (62). Besonderes Augenmerk
widmet Ksters zu Recht Goyard-Fabres Studie Kant et le Probleme du Droit (1975),
die viel mehr als die beiden ersten Autoren der systematischen Problematik gerecht
werde. Nach Ksters ist nur Kerstings Wohlgeordnete Freiheit (1984) mit dieser
Arbeit vergleichbar, da auch sie eine Gesamtdeutung der Rechtslehre vorlege, ihren
transzendentalen Ansatz herausarbeite und damit ihre Einzigartigkeit sowohl im
Vergleich zur naturrechtlichen Tradition als auch im Vergleich zu nachkantischen
Entwrfen (Fichte, Heydenreich, Feuerbach) nachweise (vgl. 69). Als ebenfalls
wertvollen Forschungsbeitrag wertet Ksters die Kantmonographie Hffes (1983),
die ein eigenes Kapitel der Rechts- und Staatsphilosophie widmet und sich auch
qualitativ von vergleichbaren Arbeiten abhebt. Ksters kritisiert an Deggaus Versuch
eines Nachweises von Aporien in der Rechtslehre Kants (1983) eine miverstndliche
Auffassung des Rechtsbegriffes. Recht soll demzufolge den intelligiblen Charakter
zwingen, tatschlich geht es jedoch um die Erzwingung einer Handlung" unter
Ausklammerung der Motivation (81). Die Schwche der Studie von Snger (1982)
wiederum ist es, eine Systemkonzeption vorauszusetzen, die durch die Texte selbst
nur ungengend legitimiert wird. Kaulbach hingegen gelinge berzeugend der Nach-
weis des juridischen Charakters der Vernunft und der transzendentalen Fundierung
der Rechtslehre (seine Aufstze sind in Studien zur spten Rechtsphilosophie Kants
und ihrer transzendentalen Methode (1982) enthalten). Als ungelstes Problem sieht
Ksters die Frage nach der Beziehung zwischen Recht und Gesellschaft (vgl. 91 und
93).
Die Arbeiten von Saage, Brakemeier, Khl, Luf, Shell, Brandt, Lehmann und
Brocker untersuchen einen speziellen Problemkomplex, nmlich Kants Eigentums-
lehre. Die Studien von Saage und Brakemeier wrden durch das unausgewiesene
Vorurteil entwertet, Recht und Rechtsregelung seien nichts weiter als ideologische
Legitimation (94). Luf und andere Autoren bershen, da Kants Privatrecht, mehr
noch sein Staatsrecht nur die Anfangsgrnde" liefere, so da die Anwendung auf
die Flle der Erfahrung noch nicht endgltig bestimmt werden" knne (100). Shell
verwische die Differenzen zwischen rechtlichem Mein" und Dein" und allge-
meiner" Vernunft, ein Unterschied, der eine Rechtslehre als besondere Metaphysik
erforderlich mache (102). Brandt, Lehmann und Brocker verweisen legitimerweise
auf den Erkenntnisfortschritt, der durch die Unterscheidung zwischen intelligiblem
und empirischem Besitz erreicht werde (103 und 108), Brandt auerdem auf Kants
Georg Picht: Kants Religionsphilosophie. Hrsg. von Constanze Eisenbart und Enno
Rudolph, Klett-Cotta, Stuttgart 1990, XXI und 638 Seiten.
I
ber Kant zu schreiben, stellt in eine besondere Situation. Kant ist ein Philosoph,
der, damit sein Denken angeeignet werden kann, gewisser Fortschreibungen bedarf.
Wortgetreue Rekonstruktion ist noch keine Aneignung in dem Sinne, den Kant selbst
philosophieren lernen" nennt, im Unterschied zum Philosophie lernen"1. Es kann
zugrundegelegt werden, da Kant kein System im Sinne der absoluten Philosophie
Hegels geschaffen zu haben meinte2. Zwar hat er fr seine Transzendentalphiloso-
phie eine Kopernikanische Wende3 in Anspruch genommen, doch das allein spricht
nicht fr einen solchen absoluten Standpunkt der Kantischen Philosophie. Wie aber
hat Kant seine Philosophie dann verstanden, bzw.: Wie soll man sie verstehen,
welcher Gebrauch ist von ihr zu machen?
Bei nherem Zusehen lt sich dies als eine Frage des implizierten Standpunktes"
verstehen. Hegels Reflexionen auf den geschichtlichen Gesamtproze der Philosophie
fhren zu einer Problemanzeige: Es wird nmlich in der Kritik der reinen Vernunft
nicht eindeutig klar, worum es geht: um Selbsterfahrung des endlichen Bewutseins,
die im Innewerden der Grenzen kulminiert, oder um eine als Erkenntnistheorie,
d. h. so, da die Bedingungen des Erscheinens des Seienden thematisch werden,
vorgetragene Ontologie? Selbsterfahrung oder Phnomenologie: Dies ist also die
Standpunktfrage", die Hegel zielsicher als Grundfrage der Philosophie nach Kant
erkannt hat.
In der derzeitigen Diskussion berwiegen zweifellos Stimmen, die Kant im Sinne
der empirizistischen Alternative verorten: Brcker konstatiert etwa, Kants Meta-
physik habe ihr eigentliches Ziel nicht erreicht". Vielmehr habe Kant etwas ge-
schaffen, das als grundlegender Teil zur empirischen Naturwissenschaft [gehrt]"4.
Das zugrundeliegende Schema besteht in einer empirizistischen Auslegung der Tran-
szendentalen Analytik bei gleichzeitiger Interpretation der Transzendentalen Dialek-
tik als Aufweis, da es tatschlich nichts gibt, was den Rahmen der Analytik
berstiege.
Wenn im folgenden gegen die empirizistische Kant-Auslegung Bedenken anklingen,
dann geschieht dies angesichts einer Kantauslegung, die sich an den Texten nicht
schlechter ausweisen lt als empirizistische Interpretationen. Anders als diese hat
1
Vgl. Immanuel Kant, Nachricht von der Einrichtung seiner Vorlesungen in dem Winterhal-
benjahre von 1765-1766, Weischedel-Ausgabe (Darmstadt 1983), Bd. II, 908 f./Ak II, 306 f.
Das Philosophie lernen" scheitert daran, da die Philosophie dann mte allererst [...]
wrklich vorhanden sein" (ibid. 9097Ak 307). Mit anderen Worten, die wesentliche Unab-
geschlossenheit der gegebenen Philosophie macht es erforderlich, sich dieser Wissenschaft
produktiv zu nhern, d. h. indem man philosophieren lernt".
2
Bekanntlich hat Hegel dies wegen der Verortung seines Denkens im Rahmen seiner Ge-
schichtstheorie angenommen, derzufolge die Eule der Minerva [...] erst mit der einbre-
chenden Dmmerung ihren Flug [beginnt]." (Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts,
hrsg. von Reichelt, Frankfurt/M. - Berlin - Wien 1972, 14).
3
Vgl. Kritik der reinen Vernunft B XVI.
4
Walter Brcker, Kant ber Metaphysik und Erfahrung, Frankfurt/M. 1970, 154.
sie aber den Vorteil, erklren zu knnen, wie Kants Philosophie sich zu dem
Vorhaben verhlt, die Metaphysik neu begrnden zu wollen. Dies als Ausgangspunkt
genommen zu haben, macht das im Zusammenhang gegenwrtiger Debatten Aus-
nahmehafte des aus dem Nachla herausgegebenen Kant-Buches von Georg Picht
aus. Kants Standpunkt" ist Picht zufolge nicht der des Empirizismus, auch nicht
der einer Hegeischen Geistesphilosophie. Aber es ist ein Standpunkt", der dem
Hegeischen Ansatz nhersteht als dem empirizistischen.
II
Mit Picht ist die Standpunktfrage im phnomenologischen Sinne zu entscheiden.
Transkategoriale Ontologie5 ist in seiner Interpretation Kants Antwort auf die Frage
nach den Mglichkeitsbedingungen der Erscheinungsweise des Gegenstandes von
Ontologie. Die Kritik der reinen Vernunft wre demzufolge Wiedergabe eines
Prozesses der Selbstexplikation des empirischen Subjektes als wesentlich verweisend
auf das transzendentale Subjekt als auf den Trger transkategorialen, d. h. absoluten
Seins. Dieses Sein erscheint in aller Erfahrung.
Auf dem empirizistischen Standpunkt" ist der Grenzbegriff das heuristische
Komplement der Ergebnisse der Selbstanalyse des Subjektes. Am deutlichsten wird
dies anhand des Konvergenzpunktes aller Grenzbegriffe, des transzendentalen Ideals.
Ist doch die von Kant so genannte durchgngige Bestimmung" vorgestellt als eine
Auswahl einiger aus der Gesamtheit aller Prdikate, deren Notwendigkeit als Ge-
samtheit bei Unmglichkeit der Ontologisierung den Grenzbegriffcharakter aus-
macht. Anhand der Entgegensetzung Ontologie Grenzbegriff gewinnt die von
einem empirizistischen Standpunkt" bei Kant ausgehende Interpretation der Kritik
der reinen Vernunft ihr Profil.
Picht bestreitet nicht, da die Themen der metaphysica specialis, insbesondere
der Gottesbegriff, bei Kant im Sinne von Grenzbegriffen der Erfahrungswirklichkeit
behandelt werden. Entfllt aber die Objektivierbarkeit aufgrund eines Mangels an
Sein oder deswegen, weil Kant die Gegebenheit erscheinenden (also: kategorial
beschreibbaren) Seins nicht anders als unter Implikation eines Sachverhaltes denken
kann, der, da allen kategorialen Bewutseinsoperationen vorlaufend, von diesen
uneinholbar ist? Man knnte dann sagen, da die Flle des Seins, auf die jene
Grenzbegriffe zeichenhaft verweisen, das Versagen der kategorialen Ontologie zur
Folge htte.
Dies wird in Pichts Interpretation deutlich etwa in der Auseinandersetzung Kants
mit der Subjektivittslehre Rene Descartes'6. Dieser hatte die Gewiheit von Sach-
verhalten zwar von der im Denken implizierten Selbstgewiheit abhngig gemacht,
diese aber wiederum als das ihrer selbst Innesein einer res cogitans" bestimmt.
Wenn Descartes auch die res cogitans im Gegensatz zur res extensa sieht, so ist
doch das beide verbindende Moment die Struktur irgendwie gegenstndlichen Seins
(res), also der Kategorialitt. Das Subjekt des Denkens wre eine Erscheinung unter
anderen, die angestrebte Auffindung des sicheren Fundamentes allen Denkens ist
gescheitert. In dem Augenblick, wo sich das Subjekt im cogito, ergo sum" seiner
5
Vgl. u. a. Kapitelberschrift Picht 480.
6
Vgl. u. a. 472 ff.
bewut wird, ist es Objekt der Anschauung und mithin nur als Erscheinung
gegeben"7. Was folgt aber daraus fr das Subjekt des Subjekts? Es ist der theoreti-
schen Erfassung unzugnglich, da Begriffe nur auf Seiendes gehen knnen, wenn
Anschauung gegeben ist, im Falle der Subjektivitt also, wenn Selbstentgegensetzung
das Ich zur Vorstellung eines in der Zeit erscheinenden Phnomens objektiviert hat.
Nun stellt sich die Frage, was jenes reine Subjekt ist, aufgrund von dessen objekti-
vierendem, zur Erscheinung bringenden Innewerden allererst von empirischer Sub-
jektivitt die Rede sein kann. Weil Daseiendes betreffende Aussagen zufolge der
Transzendentalen Analytik kategoriale Aussagen sind, diese aber auf Erscheinungen
gehen, hier aber gerade nach der Instanz gefragt wird, der etwas (sie selbst einge-
schlossen) erscheinen kann, verfehlen (kategoriale) Existenzaussagen ihren Zweck
bei der Frage nach dem transzendentalen Subjekt. Die Versuche, das Dasein Gottes
zu beweisen, mssen scheitern. .
Picht arbeitet heraus, da an die Stelle kategorialer Aussagen ber transzendentale
Subjektivitt der Begriff des Vermgens tritt. Dies ergibt sich aus der Erkenntnis,
da uns das Subjektsein des Subjektes nur in den Handlungen des Subjektes, in
seinem Denken und Anschauen, gegeben ist"8. Das knnen" in dem Satz Kants,
das Ich-denke msse alle Vorstellungen begleiten knnen, ist eben darauf bezogen,
da sich alle Vorstellungen nicht anders ergeben, als durch den konstitutiven Bezug
auf Denkmglichkeit, den der Begriff Transzendentale Subjektivitt" meint9. Hier
erhebt sich das Problem, da Knnen" auf Mglichkeit verweist, und Mglichkeit
ist eine Kategorie der Modalitt10. Bei nherem Zusehen zeigt sich aber, da Kants
Gebrauch des Begriffs der Mglichkeit mehrschichtig zu sein scheint. Kant schreibt:
Man gebe auf diesen Satz wohl acht, der von groer Wichtigkeit ist. Alle Vorstel-
lungen haben eine notwendige Beziehung auf ein mgliches empirisches Bewutsein,
denn htten sie dieses nicht, [...] so wrde das soviel sagen, sie existierten gar nicht.
Alles empirische Bewutsein hat aber eine notwendige Beziehung auf ein transzen-
dentales [...] Bewutsein, nmlich das Bewutsein meiner selbst, als die ursprng-
liche Apperzeption"11. Sind also transzendentales und empirisches Bewutsein unter
dem einheitlichen Aspekt der kategorialen Mglichkeit gefat (dann allerdings htte
Kant sich seine Ausfhrungen zur transzendentalen Subjektivitt sparen knnen),
oder ist der Mglichkeitsbegriff eben wie vermutet in sich zweischichtig? Die erste
Schicht betrfe dann die Ermglichung kategorialer Mglichkeit, die zweite Schicht
betrfe die kategoriale Mglichkeit selbst, die ihrerseits mit Notwendigkeit auf die
transkategoriale Mglichkeit zurckverweist. An dieser Stelle weichen jene inter-
pretatorischen Wege, die den Standpunkt" der Kantischen Philosophie als empirizi-
stisch ansehen, von anderen Wegen des Umgangs mit Kant ab, die dessen Programm
des Neubaus der Metaphysik als vom Standpunkt" des reinen Denkens herkom-
mend verstehen.
Pichts Argumentation im Sinne der zweiten Interpretationsweise verweist auf
diese beiden Relationsbestimmungen des Knnens", das vom Ich-denke in bezug
7
Picht 475.
8
Picht 468.
9
Vgl. Picht 134 und weitere Belege. Vgl. auch Kritik der reinen Vernunft B 132 f.
10
Vgl. Kritik der reinen Vernunft A 80/B 106.
11
Kritik der reinen Vernunft A 117.
auf jedes mgliche Bewutsein gilt und der Notwendigkeit", mit der jedes
empirische Bewutsein auf die ursprngliche Apperzeption verwiesen ist. Picht
schreibt: Der transzendentalphilosophische Begriff der Mglichkeit mu [...] von
der Kategorie der Mglichkeit unterschieden werden."12 Dies mit den Worten
Kants deswegen, weil die Mglichkeit der logischen Form alles Erkenntnisses
[...] notwendig auf dem Verhltnis zu dieser Apperzeption als einem Vermgen
[beruht]."13 Aus diesem Grunde aber wird nachvollziehbar, wieso ein empirisches
Bewutsein Gedanken denken kann, die a priori (also: allgemein und notwendig)
gltig sind: Weil alles Denken nur aufgrund eines einheitlichen Konstitutionszu-
sammenhanges, eben der als Vermgen gefaten transzendentalen Subjektivitt,
zustandekommt14.
Den Grundgedanken der Erneuerung der Metaphysik durch Kant kann man mit
Picht also zusammenfassen als die Ersetzung der Substanz durch das Vermgen als
ontologischem Kernbegriff. So zeigt sich also, da erst das Ignorieren der Trans-
kategorialitt als Mglichkeit und Grundlage einer nicht-substantiellen Ontologie
Kant zum unfreiwilligen, da am eigenen metaphysischen Programm gescheiterten
Empiristen macht.
Kant hat kein System der reinen Vernunft (bzw. in der Terminologie seiner
Nachfolger: System der Wissenschaften) vorgelegt. Die Frage nach dem Stand-
punkt" eines solchen Systems kann man sich dennoch aufgrund der berlegungen
Pichts zu beantworten versuchen: Wenn es Aufgabe der Kritik ist, das Gebude der
Vernunftphilosophie aus den Prinzipien zu entwickeln15, dann ist im Rahmen dieser
Kritik auch die Standpunktfrage" zu verhandeln. Pichts Buch gibt wesentliche
Hinweise darauf, wie man Kants Philosophie unter eben jenem Aspekt bedenken
kann. Es seien dazu folgende abschlieende berlegungen angefgt: Der Stand-
punkt" der Kantischen Philosophie ist zweifellos zunchst einmal der der Erfahrung.
Aber gegenber einem empirizistischen Standpunkt" weist Pichts Interpretation
einen entscheidenden Unterschied auf: Markiert werden soll eben nicht die Perspek-
tive der auf sich zurckgebogenen Erfahrung, sondern die der Erfahrung, der jener
Konstitutionszusammenhang erscheint, der sich der kategorialen Verfgbarkeit ent-
zieht, die er ermglicht. Insofern ist Kants Philosophie Phnomenologie. Hegels
Selbstauslegung seiner Phnomenologie als Weiterdenken der Philosophie Kants ist
ein akzeptabler Vorschlag zum Umgang mit dessen Werk. Indem man Kant und
Hegel in engem sachlichen Zusammenhang sieht, eignet sich auch der Begriff der
Religionsphilosophie" fr Kants Unternehmen der Neubegrndung der Metaphysik
als Phnomenologie des Absoluten, d. h. er kann auf Kants Gesamtdenken mit
hnlicher Berechtigung angewandt werden, wie auf das Hegels, das gngiger Mei-
nung zufolge sehr viel eher Religionsphilosophie" ist. Damit deutet sich allerdings
die Notwendigkeit an, vor allem den Begriff der Erfahrung ber das von Kant
Geleistete hinaus zu bestimmen.
Das, was Hegel ber Kant hinaus leistet, ist die konsequente Zugrundelegung
eines phnomenologischen Rahmens. Daran kann man studieren, da in einem
12
Picht 449.
13
Kritik der reinen Vernunft A 117.
14
Vgl. Picht 452 f. und zahlreiche weitere Belege.
15
Vgl. Kritik der reinen Vernunft A 13/B 27.
III
Es bleibt, auf einige erwhnenswerte Details hinzuweisen. Picht zeigt die griechi-
schen Wurzeln der von Kant behandelten Probleme und den Weg des problemge-
schichtlichen Erbes ber Mittelalter und frhe Neuzeit auf. Das relativiert das
gngige Bild des totalen Traditionsabbruches durch eine Kant unterstellte Destruk-
tion" der Metaphysik: Probleme und Lsungen sind aufgrund tiefgehender Trans-
formationen nicht erledigt". In diesem Zusammenhang mgen beim Lesen von
Pichts Buch auch gegrndete Zweifel entstehen an der Berechtigung der Rede von
einem am Ende gar schlechthin berlegen sein sollenden Wahrheitsbewutsein
der Moderne" im Unterschied zu allem vormodernen Wahrheitsbewutsein.
Schlielich sei noch die sorgfltige Arbeit der Herausgeber, Constanze Eisenbart
und Enno Rudolph, erwhnt. Diese hat ihren Niederschlag u. a. in einer genauen
Beschreibung der editorischen Prinzipien, in akkurat gegebenen Stellenverweisen im
Text und in drei Registern zu Sachen, Personen und Stellen aus Werken Kants und
von ihm benutzten Werken gefunden. Auch dies trgt dazu bei, den Wert eines
Buches weiter zu steigern, das ohnehin den besten und lesenswertesten philosophi-
schen Verffentlichungen der letzten Jahre zuzurechnen ist.
Matthias Heesch, Mainz
Christoph Schulte: radikal bse Die Karriere des Bsen von Kant bis Nietzsche,
Verlag Wilhelm Fink, Mnchen 1988, 375 Seiten.
Die Aporien seiner moralphilosophischen Autonomietheorie pflanzen sich in
Kants Theorie des Bsen dem ersten, zunchst separat verffentlichten Stck der
Religion innerhalb der Grenzen der bloen Vernunft fort. Gelst werden sie auch
auf religionsphilosophischem Boden nicht. Die Abhandlung ber das radikale Bse
in der menschlichen Natur besitzt aber den Vorzug, die Grundprobleme einer
aufgeklrten Vernunftethik in aller Deutlichkeit hervortreten zu lassen. Erstaunlich
selten ist diese sich nachgerade aufdrngende Beobachtung bei der Reflexion
Immanuel Kant: De eeuwige vrede. Ingeleid, vertaald en geannoteerd door Prof. dr.
B. Delfgaauw. Kmpen: Kok Agora 1986 (Agora Editie).
Immanuel Kant: Over de gemeenplaats: dat kan in theorie wel juist zijn, maar deugt
niet voor de praktijk. Ingeleid, vertaald en geannoteerd door Prof. dr.
B. Delfgaauw. Kmpen: Kok Agora 1987 (Agora Editie).
Die Einleitungen zu den ersten vier Bnden bieten hilfreiche Information. Nur
htte vielleicht das Bedrfnis der mit Kant unbekannten Leser etwas mehr zum
Ausgangspunkt genommen werden knnen. So htte es fr Delfgaauw in der
Einleitung zu Was heit: sich im Denken orientieren? nahegelegen, statt eines
Vergleichs mit der Lehre Thomas von Aquins etwas nher auf die ,Dialektik' der
Kritik der reinen Vernunft und auf die Funktion des Postulats des Daseins Gottes
in Kants praktischer Philosophie einzugehen. Fernerhin enthlt die Einleitung zu
ber den Gemeinspruch zwar eine Bemerkung ber die Bedeutung und bersetzung
des Begriffes ,Praxis', schweigt aber gnzlich ber das eigentliche Thema der drei
Aufstze: das Verhltnis zwischen Theorie und Praxis. Als verbindendes Element
der drei Teile des Werkes nennt der Verfasser nur: ,Recht und Moral* (Over de
gemeenplaats, S. 13), und das ist doch etwas mager.
In den Einleitungen und Anmerkungen zu den ersten vier Bnden gibt es einige
verhngnisvolle Einseitigkeiten. So liest man in folgender Anmerkung: Transcen-
dentaal [begrip]: begrip a priori, dat op alle ervaring moet worden betrokken"
(Transzendentaler [Begriff]: Begriff a priori, der auf alle Erfahrung bezogen werden
mu) (De eeuwige vrede, S. 89). In der Einleitung zum dritten Band steht ,totaal
van onze indrukken' (etwa: ,Inbegriff unserer Eindrcke') fr Inbegriff der Erschei-
nungen' (De idee der geschiedenis, S. 21). In der Einleitung zu Zum ewigen Prieden
heit es: In de drie ,Kritieken' van Kant gaat het over de formele beginselen die
het kennen mogelijk maken" (De eeuwige vrede, S. 14) (etwa: In den drei ,Kritiken4
Kants geht es ber die formalen Prinzipien, die das Erkennen ermglichen").
Raymaekers Einleitung zur ersten Fassung der Einleitung in die Kritik der Ur-
teilskraft ist zuverlssig, hilfreich und klar. Sie ist aber leider sehr kurz (es standen
dem Verfasser nur acht Seiten fr die inhaltliche Einfhrung zur Verfgung!), und
das ist zu kurz fr diejenigen Leser, die sich mittels dieses Textes zum ersten Male
mit der Kantischen Philosophie bekannt machen. Sie eignet sich daher kaum fr
das ,breite Publikum', auf das die Reihe zielt. Sehr erfreulich ist es aber, da dieser
Band auch eine kurze kommentierte Bibliographie enthlt, wodurch die Leser in die
Lage versetzt werden, sich die notwendigen Vorkenntnisse selbst zu ermitteln.
Zum Schlu sei bemerkt, da es vielleicht vorzuziehen gewesen wre, nicht die
Meiner-Ausgabe, sondern die Akademie-Ausgabe als Vorlage zur bersetzung zu
benutzen. Vor allem: wenn deren Seitenzahlen am Rande angegeben wren, htte
das den Vergleich mit dem deutschen Original oder das Nachgehen von Hinweisen
der Sekundrliteratur vereinfachen knnen. Das wre der weiteren Beschftigung
mit Kant, ber die erste Bekanntschaft hinaus, hilfreich gewesen.
Paulien Kleingeld, Leiden