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- 29. April 2008 3 Min.
Der Pornoregisseur Jean Daniel Cadinot pr�gte den schwulen Hardcorefilm in Europa wie kein anderer. Ein Nachruf.
Von David Renner und Christian Scheu�
Die Meldung kam �berraschend und mit Versp�tung. Es gab keine offizielle Pressemitteilung. Nur einen Eintrag im Blog seiner Website, auf der er auch seine Filme anpreist: "Das Licht ist ausgel�scht, der Vorhang ist zugezogen" formulierte er sein letzten Worte, als er bereits wusste, dass er diese Welt verlassen wird. Am 23. April 2008 starb der Porno-Regisseur Jean-Daniel Cadinot an den Folgen eines Herzinfarkts. Was bleibt, das sind seine Pornos, die wegweisend waren f�r die internationale Produktion schwuler Erotikfilme. Das Filmstudio unter seinem Namen erreichte Weltruhm.
Seine Karriere begann der 1944 in Paris geborene Franzose als Fotograf und als Regisseur f�r franz�sische Mainstreamproduktionen. Sein professionelles "Coming-Out" hatte er 1972, als er erstmals schwule Aktfotos zusammen mit dem homosexuellen Schriftsteller Yves Navarre ver�ffentlichte. 1978 drehte Cadinot zum ersten Mal einen schwulen 16-mm-Film. "Tendres adolescents" war in jeder Hinsicht ungew�hnlich. Hier hatten zwei verliebte Jungs vom Lande romantischen Sex im Heu. Eine wahre Wohltat zu den sonst so uniformen amerikanischen Muskelm�nnern, die hektisch zu Hammondorgelmusik ihre Geschlechtsteile ineinandersteckten. Cadinot liebte die schlanken franz�sischen Jungs im Alter zwischen 18 und 25. Sie stellte er in den Mittelpunkt der insgesamt 70 Filme, die er bis zu seinem Lebensende produzierte.
Cadinot vermied es, das Wort Pornografie f�r seine Filme anzuwenden und betonte stets den k�nstlerischen Anspruch seiner Werke. Der Zuschauer, so wollte es der Franzose, sollte das Gef�hl haben, dem Jungen von Nebenan zu begegnen. Er inszenierte in seinen Filmen auch viele schwule Fantasien, wie Sex im Klosterinternat, der Besserungsanstalt oder auf Pfadfindertour, Cruising in Paris, Sex im venezianischen Karneval und vieles mehr. Es gab mitunter opulente Szenerien, fantasievolle Kost�me und eine Handlung mit vielen Dialogen. Nat�rlich nur in franz�sisch und sehr lange Zeit ohne Untertitel. Sollten seine Zuschauer doch selber daf�r sorgen, zu verstehen, worum es ging.
"Es sind Emotionen, die meinen besonderen Stil ausmachen. Ich erz�hle Geschichten. Ich mache keine Sachen, die mechanisch sind, was wir zuhauf von der Pornoindustrie zu sehen bekommen. Meine Szenarien basieren auf dem Geschmack meiner Darsteller", kommentierte der Regisseur einst seine Werke. Ironie und Humor fehlten ebenfalls nicht. Deswegen bekamen seine Fans auch erstmals in der schwulen Pornohistorie eine Szene zu sehen, in der scheinbar aus einem Hintern heraus ein Darsteller beim Rimmen gefilmt wurde. Und bei Gruppenszenen mit Gesichtsbesamung wurde statt mit echtem schon mal mit Kunstsperma nachgeholfen.
International fand sein Schaffen viel Aufmerksamkeit und Anerkennung. 1997 erhielt er die "Venus" in Berlin als bester Regisseur und wurde somit als erster schwuler Regisseur mit diesem Preis ausgezeichnet, der j�hrlich die Gr��en der deutschen und internationalen Pornobranche ehrt. Im Jahr 2002 wurde ihm zudem AVN-Award verliehen, der als "Erwachsenen-Oscar" f�r die Pornoindustrie gilt.
Cadinot pr�sentierte sich nur selten in der �ffentlichkeit. In den wenigen Interviews, die er gab, pr�sentierte er sich stets als Mensch, der an der Pers�nlichkeit seiner Darsteller interessiert ist. Die jungen M�nner, die er begehrte, gaben ihm viel, daf�r bedankt er sich auch in seinen Abschiedsworten: "Ich verlasse euch mit gekl�rtem Geist und meinem Kopf voll mit den Bildern unz�hliger junger M�nner, manche von ihnen stark und vital, andere zerbrechlich und sensibel. Alle gaben sie mir diese unvergesslichen Momente z�rtlichster Intimit�t. Momente, die nur wenige von ihnen als solche erkannten, die ich aber in Bilder �berf�hrte, um euch die M�glichkeit zu geben, sie immer und immer wieder zu begehren."
29.04.2008
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schade...