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- 28. September 2009 5 Min.
Eine Reihe von offen homosexuellen Abgeordneten konnte den Wiedereinzug ins Parlament sichern � ein schwuler Christdemokrat gewann sogar im ersten Anlauf einen Wahlkreis: Mit Ausnahme der Linken und der CSU entsenden alle Parteien offen schwule Abgeordnete.
Von Dennis Klein
Nach der Wahl k�nnen sich � au�er der SPD � alle Parteien ein wenig wie Sieger f�hlen. Auch eine Reihe von schwulen und lesbischen Kandidaten sicherte sich den Einzug ins Parlament.
Schwulstes Bundesland ist demnach NRW: Von hier aus schafften �ber die Landesliste Fraktionsgesch�ftsf�hrer Volker Beck (Listenplatz 2) und Kai Gehring (Listenplatz 10), der Sprecher f�r Jugend- und Hochschulpolitik, den Wiedereinzug ins Parlament. Auch die offen lesbische Abgeordnete Bettina Herlitzius schaffte �ber den gr�nen Listenplatz 13 gerade so den Einzug ins Parlament. Sie zog 2007 f�r einen ausgeschiedenen Abgeordneten ins Parlament nach. Bei der FDP kamen der designierte Au�enminister Guido Westerwelle (Listenplatz 1), J�rg van Essen (Listenplatz 3) und Michael Kauch (Listenplatz 10) zum Zug.
Aus Baden-W�rttemberg schaffte �ber die Landesliste Gerhard Schick (Listenplatz 4), der finanzpolitischen Sprecher der Gr�nen, locker den Wiedereinzug ins Parlament. Der Volkswirt mit dem Faible f�r Kirchenmusik ist seit 2003 nach franz�sichem Recht verpartnert. �ber die schw�bische Landesliste konnte auch Biggi Bender (Listenplatz 7) als zweite offen lesbische Abgeordnete wieder eine Fahrkarte nach Berlin l�sen.
Schwuler CDU-Kandidat holt Direktmandat in Stuttgart
Im selben Land errang ein CDU-Mann erstmals ein Direktmandat f�r den Bundestag: Der 40-j�hrige Rechtsanwalt Stefan Kaufmann profitierte dabei davon, dass sich SPD und Gr�ne im Stuttgarter S�den nicht auf einen Direktkandidaten einigen konnten, so dass er mit 34,4 Prozent f�r die Christdemokraten holen konnte � und damit seiner Partei ein weiteres �berhangmandat bescherte. Er gewann mit 4,5 Prozent Vorsprung vor dem gr�nen Parteichef Cem �zedemir, der nicht �ber die Landesliste abgesichert war. Dagegen zieht die SPD-Kandidatin Ute Vogt trotz katastrophaler 18 Prozent ins Parlament ein � sie war �ber die Landesliste abgesichert. Die baden-w�rttembergische SPD-Chefin schaffte es aber, die Erststimmen f�r ihre Partei mehr als zu halbieren. CDU-Sieger Kaufmann gilt mit seinen liberalen gesellschaftlichen Ansichten nicht als typischer Vertreter der konservativen schw�bischen Christdemokraten. So sorgte es f�r Irritationen, dass er bei Stuttgarter CSD Wassereis mit dem Spruch "schwul ist cool" verteilen lie� und sich dort auch Diskussionen stellte. Auf seiner Website muss man aber lange suchen, um einen Hinweis auf seine sexuelle Orientierung zu finden.
Die Linke stellt dagegen trotz ihres starken Abschneidens keinen einzigen offen schwulen oder lesbischen Bundestagsabgeordneten. Fast geschafft h�tte es Klaus Lederer, der seit 2005 Landeschef der Berliner Linkspartei ist. Er scheiterte in seinem Wahlkreis Berlin-Mitte, in dem er in einem �u�erst knappen Rennen mit 19,1 Prozent hinter der SPD (26 Prozent), CDU (22 Prozent) und den Gr�nen (21,5 Prozent) nur den vierten Platz belegte. Auch �ber die Landesliste reichte der Einzug nicht. Aus Berlin darf die Linke nur f�nf Abgeordnete in den Reichstag entsenden � Lederer war aber auf der Landesliste auf Platz sechs gesetzt.
Johannes Kahrs bleibt im Parlament
Auch der prominentste offen schwule SPD-Abgeordnete sicherte sich den Wiedereinzug ins Parlament: Johannes Kahrs musste aber in Hamburg-Mitte kr�ftig Federn lassen: Er erreichte nur noch 34,6 Prozent. Sein Vorsprung auf die CDU sank damit im Vergleich zu 2005 von 22 Prozent auf acht Prozent. Der 46-J�hrige ist seit 1998 Mitglied des Bundestages. Als Chef des wirtschaftsliberalen Seeheimer Krieses rieb er sich wiederholt mit Parteilinken wie Andrea Nahles. Ende 2008 wurde ihm innerparteilich vorgeworfen, in einem Hamburger Wahlkreis eine Mehrheit gegen den links orientierten Niels Annen organisiert zu haben, der daraufhin nicht mehr als Direktkandidat aufgestellt wurde.
In seinem Wahlkreis besiegte Kahrs dabei auch den gr�nen Homo-Aktivisten Farid M�ller, der immerhin 16,5 Prozent der Erststimmen erzielen konnte. M�ller bleibt damit B�rgerschaftsabgeordneter in Hamburg, wo seine Partei mit der CDU eine Regierung bildet.
Mehrere schwule Kandidaten scheiterten: So musste sich der 24-j�hrige Michael Adam wie erwartet dem �berm�chtigen CSU-Konkurrenten geschlagen geben: Er erreichte im Wahlkreis Straubing aber immerhin 22,4 Prozent der Erststimmen � und damit 2,5 Prozent mehr als der SPD-Kandidat vor vier Jahren. Bei den Zweitstimmen verlor seine Partei dagegen sechs Prozent. Adam war vergangenes Jahr in die Schlagzeilen geraten, weil er als schwuler Protestant j�ngster B�rgermeister des konservativen bayerischen Ortes Bodenmais wurde (queer.de berichtete). Auch Christian Vorl�nder (SPD), Manfred Kr�nauer (FDP) und Eduard Stapel (Gr�ne) erhielten nicht gen�gend Stimmen, um dem 17. Bundestag anzugeh�ren.
Homo-Feind Norbert Geis wiedergew�hlt
Neben Homo-Politikern schafften es aber gerade in den Reihen der Union Parlamentarier den Wiedereinzug ins Parlament, die jegliche Homo-Rechte ablehnen. So gewann der notorischste Widersache Norbert Geis (CSU) seinen Wahlkreis in Aschaffenburg wieder deutlich mit 42,8 Prozent. Zwar verlor er rund zehn Prozent der Stimmen im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren; der SPD-Kandidat schaffte es aber gerade mal auf 19,1 Prozent. Geis hatte w�hrend des Wahlkampfs Eingetragene Partnerschaften als "Fehlentwicklung" bezeichnet und sein Urteil mit der "Erfahrung der Menschnheit" begr�ndet (queer.de berichtete).
Aber auch Geis wird eine historische Regierungsbildung kaum verhindern k�nnen: Mit Guido Westerwelle wird voraussichtlich erstmals ein offen schwuler Politiker ein Bundesministerium f�hren � und auch den Posten des Vizekanzlers einnehmen. Weltweit w�re Deutschland das erste Land mit einem schwulen Au�enminister, was gerade bei Reisen in homofeindliche L�nder zu Komplikationen f�hren k�nnte. Nachdem Angela Merkel als erste Frau im Kanzleramt bereits vor vier Jahren Geschichte geschrieben hat, ist nun Westerwelle ein Eintrag in die Geschichtsb�cher so gut wie sicher.
Los geht's:
Ich bin wieder eure Kanzlerin,
jetzt macht das Leben richtig Sinn:
Denn ob schwul oder ganz banal,
und das sag ich v�llig ohne Qual,
bin ich die Kanzlerin aller B�rger,
ob Heten, Homos oder W�rger.
Ich werde Schwulen ein Geschenk machen,
da werdet ihr alle nicht aufh�r'n zu lachen!
Denn ich will, dass Leistung sich wieder lohnt,
damit - wer viel arbeitet - besser wohnt!
Ihr Schwulen seid ja gute Innenarchitekten,
und zwar von der Sorte der ganz Aufgeweckten,
darum ist eine starke Wirtschaft sch�n f�r euch,
da werden auch die Lesben ziemlich feucht.
Und ihr Hartz-IV-Empf�nger, euch verspreche ich,
wenn ihr flei�ig seid, seht auch ihr bald das Licht.
Denn jeder, der in diesem Lande arbeiten will,
wird unter mir einen Job erhalten, das Land steht nicht still.
Also tut was f�r unser sch�nes Land,
das wir weiter aufbauen wollen ganz galant,
und wir werden alle in eine Zukunft geh'n so toll,
dass ihr bald vergessen werdet, dass ihr schmollt.
Ich liebe euch alle, meine lieben Schwuletten und Lesbierinnen. Auch ihr Linksparteiw�hler seid zwar ein wenig verblendet, aber doch ganz putzig. Eure euch ewiglich liebende Kanzlerin der Herzen