Olga Martynova

Such nach dem Namen des Windes

Gedichte
Cover: Such nach dem Namen des Windes
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2024
ISBN 9783103975208
Gebunden, 128 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Gedichte sind Flaschenpost, das wissen wir seit Mandelstam und Celan. Diese Post ist Gesang und Gebet, Protokoll und Analyse. Im Idealfall spricht sie aus, was sonst ungesagt und ausgegrenzt bleibt. Olga Martynova arbeitet als Lyrikerin im Bewusstsein des reichen Erbes, das die avantgardistische Kunst des 20. Jahrhunderts hinterlassen hat. Zugleich gibt sie ältere Traditionen nicht preis und bezieht sich etwa mit Dantes "Commedia" auf eine der Hauptquellen der europäischen Poesie, die aus der Trauer um eine gestorbene Frau entstand. Olga Martynovas Gedichte lassen Raum für Trauer und Krieg, für Befragung und Wut, aber auch für das Alltägliche und die Bewunderung der Welt. Vom Ende der neunziger Jahre an hat sie ihre Prosa auf Deutsch, ihre Gedichte auf Russisch geschrieben. Seit dem Tod ihres Mannes, des Dichters Oleg Jurjew, schreibt sie nicht mehr in russischer Sprache.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.07.2024

Rezensent Christian Metz zeugt sich beeindruckt von Olga Martynovas neuem Gedichtband. In sieben Zyklen wendet sich die Autorin, so der Rezensent, dem Abwesenden, genauer: Martynovas 2018 gestorbenem Geliebten, dem Schriftsteller Oleg Jurjew, zu. Dabei fällt Metz vor allem die vielfältigen Bilder, die Martynova benutzt, auf: In verschiedenen Variationen werden zum Beispiel das titelgebende Bild des Windes und das der Elster verwendet. Zudem treten diese Gedichte laut dem Rezensenten immer wieder in Kontakt mit literarischen Vorgängern wie Hölderlin oder Elke Erb - auch das ein Versuch, mit dem Vergangenen umzugehen, bei dem Martynova Metz zufolge eine "Poetik der Prägnanz" anwendet, die den sprachlichen Kontakt mit dem dichterisch Aufgerufenen ermöglicht. Eine, lässt sich folgern, lesenswerte lyrische Neuerscheinung.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.06.2024

Die hier rezensierende Schriftstellerin Silke Scheuermann ist hin und weg von Olga Martynovas Gedichtband. Er befasst sich ein zweites Mal, nach einem vorangegangenen Essayband, mit der Trauer um Martynovas 2018 verstorbenen Lebenspartner Oleg Jurjew. Mit welchem Feingefühl die Dichterin dabei Resignation und Humor verbindet, mit ihrer Sprache die Leserschaft zugleich "erschwert und erheitert", bezaubert die Kritikerin, die gebannt auch die im Text verlegten Spuren zu Dantes Göttlicher Komödie, Eugenio Montale und anderen "Fixsternen" der europäischen Trauer-Literatur verfolgt. Besonders spannend findet sie, neben dem gestaltwandlerischen Motiv des Windes, die Figur der Elster, die sich durch die Gedichte zieht. Ein "vielschichtiger, berührender" Lyrikband, der auf unaufdringliche Weise dem Verlust das sinnstiftende "Sprachvermögen" entgegensetzt, schwärmt Scheuermann - für sie ein wahres "Leseglück".

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 02.05.2024

Die russische Dichterin Olga Martynova hat einen neuen Gedichtband vorgelegt, der der Rezensentin Beate Tröger zeigt, dass Verluste sich zwar nicht rückgängig, aber auf poetische Weise beschreibbar machen lassen. Martynovas Mann Oleg Jurjew war 2019 gestorben, über diese Beziehung schreibt sie "ohne Ahnung vom Tod zwischen uns", aber auch Orpheus und Eurydike und Hölderlin werden angesprochen, erfahren wir. Ein beeindruckender Gedichtband über die großen Einschnitte im Leben, so Tröger.