Pakistanische Hindus dürfen endlich heiraten

In Pakistan ermöglicht ein neues Gesetz in der Provinz Sindh Paaren hinduistischen Glaubens erstmals, ihre Ehe rechtlich anerkennen zu lassen. Doch die neue Regelung hat auch Befürchtungen geweckt.

Hans-Christian Baumann
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Das Gesetz ist brisant, da Hindus in Pakistan besonders vielen Diskriminierungen ausgesetzt sind. (Bild: Shahzaib Akber / EPA)

Das Gesetz ist brisant, da Hindus in Pakistan besonders vielen Diskriminierungen ausgesetzt sind. (Bild: Shahzaib Akber / EPA)

Wenn es Pakistan in die Berichterstattung ausländischer Medien schafft, geht es meistens um Terrorismus, Taliban, Korruption oder nukleares Säbelrasseln. Auch die Unterdrückung der religiösen Minderheiten wird im Ausland registriert. Für einmal liest man nun eine gute Nachricht. Ein neues Gesetz ermöglicht es Hindus erstmals, ihre Ehe rechtlich anerkennen zu lassen.

Etwa zwei Prozent der über 185 Millionen Bewohner der Islamischen Republik gehören diesem Glauben an. Das Gesetz ist brisant, da Hindus in Pakistan besonders vielen Diskriminierungen ausgesetzt sind. Immer wieder werden Hindu-Mädchen entführt, gezwungen, zum Islam zu konvertieren, und zwangsverheiratet. Die Diskriminierung ist unter anderem im pakistanischen Recht verankert. Während es muslimischen Pakistanern erlaubt ist, bis zu vier Frauen zu heiraten, konnten Paare hinduistischen Glaubens ihre Ehe bisher nicht standesamtlich eintragen lassen. Im Alltag war dies mit gravierenden Einschränkungen verbunden, schliesslich benötigen Paare einen Eheschein, um Mietverträge abzuschliessen oder ein Bankkonto zu eröffnen. Das neue Gesetz gilt daher als Hoffnungsschimmer. Fast siebzig Jahre nach der Gründung Pakistans handelt es sich um einen wichtigen Fortschritt, auch wenn die neue Rechtsnorm vorerst nur in der Provinz Sindh gilt.

Das Hindu-Ehegesetz enthält jedoch einen nicht unwesentlichen Haken. Es sorgt nämlich auch für den Fall vor, dass einer der Ehepartner zu einer anderen Religion – gemeint ist der Islam – konvertiert. Die Ehe wird dann kurzerhand annulliert. Diese Bestimmung soll Mischehen, die in konservativen Gesellschaftsschichten verpönt sind, verhindern. Vertreter der hinduistischen Gemeinschaft machen sich jedoch ganz konkrete Sorgen um die Folgen dieser Klausel. Sie könnte missbraucht werden, um verheiratete Frauen zu entführen, zum Übertritt zum Islam zu zwingen, ihre Ehe für ungültig zu erklären und die Opfer gegen ihren Willen wieder zu verheiraten. Ob mit oder ohne Eheschein bleibt daher die rechtliche Situation der religiösen Minderheiten wohl weiterhin prekär.