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Mecklenburgische Seenrunde

So haben Fahrer und Helfer die MSR 2023 erlebt

Neustrelitz / Lesedauer: 5 min

Kettenrisse, blutige Knie und trotzdem glückliche Gesichter: Die Mecklenburgische Seenrunde führte auch durch Neustrelitz, wo sich die Fahrer im Depot erst einmal stärken konnten.
Veröffentlicht:21.05.2023, 13:46

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Circa 420 Teilnehmer sind am Samstag zwischen 20 und 22 Uhr zur Mecklenburger Seenrunde gestartet, circa 2400 am Samstag zwischen drei und sieben Uhr. Alle zehn Minuten starteten 130 Teilnehmer. Depotchef Paul Lehmann, normalerweise Stabsführer beim Fanfarenzug, und seine Stellvertreterin Hanka Eckartdt waren seit Freitagfrüh um sieben Uhr auf den Beinen. „Die Radfahrer kommen hintereinanderweg hier an. Von drei bis fünf Uhr war es etwas ruhiger. Da tauchten nur zwei auf, die zuvor Kreislaufprobleme hatten“, erzählte er.

Vorbereitungen liefen seit Oktober

Der Fanfarenzug sei dieses Jahr komplett alleine mit der Organisation. „Das schweißt das Team auf jeden Fall zusammen“, sagte Lehmann. Früher hatten sie noch Unterstützung von den Johannitern. Lehmann selber habe die Mecklenburgische Seenrunde schon zweimal mit dem Auto absolviert. „Um Gottes Willen, kein Fahrrad. Spätestens in Fünfeichen würde ich das Fahrrad in die Ecke schmeißen, weil mein Kopf nein sagt“, so der Depotchef. 35 Mann arbeiteten in zwei Schichten hier im Depot. Um 11 Uhr wurde wieder abgebaut. „Es herrscht ein lockerer Jargon untereinander“, so Lehmann.

Jean Lukareck hatte eine Panne. Markus Krafft vom Fahrradladen Pedalpoint Neustrelitz reparierte die Kette, sodass auch er weiterfahren konnte.
Jean Lukareck hatte eine Panne. Markus Krafft vom Fahrradladen Pedalpoint Neustrelitz reparierte die Kette, sodass auch er weiterfahren konnte. (Foto: Jana Schrödter)

Besondere Vorkommnisse habe es nicht gegeben. Jemand sei durch Absperrung gefahren, hätte sich aber nicht verletzt. Und die Toiletten hätten zwischendurch mal den Geist aufgegeben, aber der Hausmeister konnte es wieder richten, sagte Lehmann. Vom Bierwagen wehten Fahnen mit lustigen Sprüchen wie „Lieber mit dem Fahrrad durch die Seenplatte, als mit dem Mercedes zur Arbeit. Noch 217 Kilometer purer Genuss“, das habe die Radfahrer motiviert, sagte Lehmann. Im Organisationsteam sei alles Hand in Hand gegangen. Man kenne sich und sei vereinstechnisch verbunden, so Lehmann. Die Vorbereitungen liefen bereits seit Oktober. Die Firma Meyer & Simon Getränke GmbH aus Leitzen habe 40 Kisten Wasser und den Bierwagen gesponsert, heißt es vom Depotchef aus Neustrelitz.

Ein Trupp Fahrradfahrer kam am Samstag gegen 10 Uhr im Depot auf dem Schulhof der Jawaharlal–Nehru–Schule in Neustrelitz an. Nach kurzer Pause starteten sie wieder durch. Die Fahrradfahrer kamen aus Feldberg und fuhren über Userin weiter nach Schwarz. Jean Lukareck hatte eine Panne. „Mein Kettenlager ging nicht mehr hochzuschalten. Vorgestern funktionierte noch alles einwandfrei“, sagte er. Markus Krafft vom Fahrradladen Pedalpoint Neustrelitz reparierte die Kette, sodass auch er weiterfahren konnte. 

Zehn Tage Training auf Mallorca

Der 21–jährige Tim Kreiwich aus Rostock war das erste Mal bei der Mecklenburgischen Seenrunde dabei. Um sich auf die lange Strecke vorzubereiten, sei er zuvor sechs bis siebenmal 60 Kilometer und zwei bis dreimal 100 Kilometer und mehr im Training gefahren. Seit sechs Jahren fährt Kreiwich bereits Rennrad. Seinem Mitfahrer Holger Kühn aus Hamburg, riss unterwegs die Kette. Der 59–jährige verbrachte zehn Tage im Trainingscamp in Mallorca, um sich vorzubereiten. „Mehr ging nicht“, sagte er. Im Januar habe er noch mit Covid zu kämpfen gehabt. Sein Atemvolumen sei dadurch eingeschränkt gewesen. Er war bereits das siebente Mal bei der Mecklenburgischen Seenrunde am Start. 

Tim Kreiwich aus Rostock undr Holger Kühn aus Hamburg (links)
Tim Kreiwich aus Rostock undr Holger Kühn aus Hamburg (links) (Foto: Jana Schrödter)

Martin Hoffman fuhr mit dem sogenannten „Besenwagen“ hinter den Fahrradtrupps hinterher. Er war das neunte Mal dabei. Die letzten Jahren hat er sich um die Straßenabsicherung gekümmert. 17 Fahrer seien noch auf dem Weg irgendwo zwischen Feldberg und Neustrelitz, auf die er warte, sagte er.

Martin Hoffman fuhr mit dem sogenannten „Besenwagen‟ hinter den Fahrradtrupps hinterher.
Martin Hoffman fuhr mit dem sogenannten „Besenwagen‟ hinter den Fahrradtrupps hinterher. (Foto: Jana Schrödter)

Andreas Teller, sein Sohn Pepe und sein Bruder Olaf Teller vom Fanfarenzug Neustrelitz verteilten an die ankommenden Radfahrer isotonische Getränke, Kaffee und heißen Tee aus dem Bierwagen heraus. Bier gab es nicht. „Heute früh zwischen drei und vier Uhr sind die meisten gestartet. Manche sind extra durchgefahren und haben einige Stationen ausgelassen, um schneller ans Ziel zu kommen“, so Andreas Teller vom Organisationsteam. Viele hätten gejault, dass der Wind recht kalt sei, sagte Teller.

Andreas Teller (links) mit seinem Sohn Pepe Teller (Mitte) und seinem Bruder Olaf Teller (rechts) vom Fanfarenzug Neustrelitz
Andreas Teller (links) mit seinem Sohn Pepe Teller (Mitte) und seinem Bruder Olaf Teller (rechts) vom Fanfarenzug Neustrelitz (Foto: Jana Schrödter)

Zur Stärkung gab es im Depot Bananen, Melone, belegte Brote, Porridge, Gemüsebrühe und Waffeln. Jörg Hollnagel vom MSR–Team lieferte Nachschub an Bananen. Er war direkt vom MSR und versorgte sämtliche Depots mit Lebensmitteln, damit die Radfahrer bei Kräften blieben. Zwei Mann vom Fanfarenzug Neustrelitz seien als Gruppen–Guides diesmal bei der Mecklenburgischen Seenrunde mit dabei gewesen. Sie hätten zuvor regelmäßig trainiert. Das Training ging bereits im Winter im Fitnesstudio auf dem Laufband und der Rolle los. „Es hat alles super funktioniert. Die Radfahrer waren entspannt und hatten gute Laune“, hieß es von Olaf Teller. Früher spielte der Fanfarenzug am Ziel auf, diesmal nicht.

14 Radfahrern haben Lilli Aniolowski und Ole Gehrke ( Physiotherapie Auszubildende im ersten Lehrjahr) die Beine und den Nacken massiert. Sie lernen sonst an der Berufsschule Esotec Neubrandenburg und arbeiten im Dietrich–Bonhoeffer–Klinikum Neubrandenburg oder in Privatpraxen. Von 4.30 bis 10 Uhr standen sie als Masseure für die Radfahrer bereit. „Zwei Fahrer waren verletzt und hatten blutige Knie“, berichtete Ole Gehrke. Die Nachtschicht zwischen 22.30 Uhr und 4.30 Uhr übernahmen die Auszubildenden Tiny Beyer und Sarah Schafföner. Die meisten Fahrradfahrer seien zwischen zwei und drei Mal schon bei der Mecklenburgischen Seenrunde dabei gewesen. Es seien vielleicht zwei bis drei Leute zur Massage gekommen, die das Rennen das erste Mal erlebt hätten, erzählte Gehrke.

14 Radfahrern haben Lilli Aniolowski und Ole Gehrke die Beine und den Nacken massiert.
14 Radfahrern haben Lilli Aniolowski und Ole Gehrke die Beine und den Nacken massiert. (Foto: Jana Schrödter)

Aus insgesamt 26 Ländern waren Radsportler in diesem Jahr zur Mecklenburger Seenrunde angereist. Gegen 23.30 Uhr kamen die letzten Teilnehmer am Samstag im Ziel an. Auf der großen Runde waren 2696 Radler unterwegs, auf der Frauenrunde waren es 604.