Vanadinit
Englisch: Vanadinite;
Französisch: Vanadinite;
Spanisch: Vanadinita
Geschichte
Ein trauriges Kapitel
In den späten 1790er Jahren (andere Quelle: 1801) entdeckte der spanische Mineraloge Andrés Manuel del Rio ein bis dato unbekanntes rötlichbraunes Mineral mit hexagonalen, fass-ähnlichen Kristallen im San Damian Firstenbau der Grube Lomo del Toro im Municipio Zimapán, Provinz Hidalgo, Mexiko. Aus seinen Analysen schloss er, dass dieses Mineral Blei sowie einen bisher unbekannten Bestandteil, eventuell ein neues Element, enthält. Er nannte das Mineral "plomo rojo de Zimapán" bzw. "brown lead" (rotes Blei von Zimapán; resp. braunes Blei) und sandte alle seine Aufzeichnungen über den Fund sowie Muster des Minerals an seinen guten Freund, Baron Alexander von Humboldt nach Europa, um diese Spezies weiter untersuchen zu lassen. Humboldt hatte Mexiko von 1804 bis 1808 besucht und befand sich auf der Rückreise nach Europa. Unglücklicherweise ging die Kiste mit den Aufzeichnungen und Mustern del Rios während der Rückfahrt Humboldts bei schwerem Seegang über Bord (Grund dafür, dass als Typlokalität des Vanadinit in manchen englischsprachigen mineralogischen Büchern "lost at sea" angegeben wird).
Ein Mineral und ein Element mit vielen Vätern
Nachdem del Rio durch Humboldt von diesem Verlust erfuhr, war er natürlich stark entsetzt, besonders, als einige Jahre später der "Vanadinit" wiederentdeckt wurde.
Del Rio erfuhr nicht die Ehre als Entdecker des Minerals Vanadinit, jedoch dafür, dass er das Element Vanadium entdeckte, welches er anfangs als Panchrom, später als Erythronium bezeichnete, da es sich beim Erwärmen oft rot färbte. Französische Chemiker konnten del Rio jedoch davon überzeugen, dass das "braune Blei" ein basisches Bleichromat und sein Erythronium verunreinigtes Chrom waren. Ob del Rio sich davon überzeugen ließ oder nicht, ist weniger bekannt; das Thema geriet zwischenzeitlich in Vergessenheit.
1831 experimentierte der Schwede Nils Gabriel Senfström mit Eisenerzen und beschrieb abermals Vanadium als neues Element; seine Arbeiten wurden im gleichen Jahr von Friedrich Wöhler bestätigt. 1831/1832 gilt als das Jahr der Namensgebung durch Senfström; anderen Quellen nach wurde das Mineral offiziell im Jahr 1838 durch den bayrischen Mineralogen Franz Ritter von Kobell beschrieben und dieser als Entdecker bezeichnet.
Im Jahr 1836 schrieb del Rio einen sarkastischen Bericht über diese unendliche Episode, in dem er gegen die Ungerechtigkeit, die ihm widerfahren war, protestierte und benannte das Mineral nach einer nordischen Gottheit Riita.
Die erste Darstellung von metallischem Vanadium gelang Henry Enfield Roscoe allerdings erst im Jahr 1867.
Namensgebung
Wegen seiner Farbenvielfalt wurde das Mineral Vanadinit bzw. das Element Vanadium von Senfström nach der nordischen Gottheit Vanadis (ein Beiname der Göttin Freya, Göttin der Schönheit, Weisheit oder des Dankes) aus dem Geschlecht der Vanen benannt.
Literatur zur Geschichte
- Kobell, F.v.; 1864; Die Mineralogie
- Panczner, W.D.; 1987; Minerals of Mexico
Charakteristik, Ausbildungsformen und Aggregate
Vanadinit - ein Vanadat, gehört zu den wasserfreien Phosphaten mit fremden Anionen (bei Vanadinit Chlor). Seine chemische Formel lautet: Pb5(VO4)3Cl. Vanadinit ist in seiner Struktur dem Apatit sehr ähnlich und hat zuweilen auch die gleichen Kristallformen. Vanadinit wird daher auch der Apatit-Gruppe zugeordnet. Vanadinit ist Teil einer chemischen Reihe mit den Mineralien Pyromorphit und Mimetesit. Die Reihe definiert sich durch den Austausch einer chemischen Grundeinheit, einer Anionengruppe (Phosphat PO4, Arsenat AsO4 oder Vanadat VO4).
Vanadinit kommt meist braun-rötlichbraun, orangebraun bis tiefrubinrot vor. Die Farbe unterscheidet Vanadinit von seinen Reihenmitgliedern, die meist leuchtend gelb bis grün auftreten.
Vanadinit ist halbdurchscheinend bis (selten) transparent, oft opak.
Vanadinit kristallisiert meist in kurzen hexagonalen Prismen, die mit einer basalen Fläche oder einem Pinakoid abgeschlossen sind. Vanadinitkristalle sind zumeist breiter als lang und haben eher das Seitenverhältnis einer Münze als das einer Tonne. Dies unterscheidet Vanadinit von den anderen Mitgliedern der Apatit-Gruppe.
Typisch sind gut ausgebildete, hexagonal-prismatische Kristalle, welche bis zu 14 cm groß werden können. Häufige Aggregate sind kavernös (Skelette), subparallel verwachsen, parallele Gruppen, radialstrahlig, gerundet, globular, seltener kapillar, haarig bis faserig oder röhrenförmig.
Nicht wenige orange- bis mahagonifarbene Vanadinitkristalle haben eine Tendenz, dunkler und matter zu werden, wenn sie dem Licht ausgesetzt sind.
Vanadinit weist keine eindeutige Spaltbarkeit auf. Der Bruch ist muschelförmig und uneben. Sein Glanz liegt zwischen dem von Harz und Diamanten. Seine Mohshärte beträgt 3, die Dichte zwischen 6,8 - 7,1 g/cm³. Die Strichfarbe ist weiß bis blass gelb und blass bräunlichgelb.
Varietäten
- Endlichit oder Arsen-Vanadinit hat die chemische Formel Pb5(V,As)O4)3Cl. Die Typlokalität für Endlichit war Hillsboro im Sierra County, New Mexico, USA. Er wurde 1885 von F.A. Genth und G. vom Rath als Mischkristall zwischen Vanadinit und Mimetesit identifiziert.
- Kupfer-Vanadinit; (Pb,Cu)5(VO4)3Cl; Vorkommen in Russland
Synonyme
- Braunbleierz
- Chromate de plomb brun
- Vanadinbleierz
- Vanadinbleispat
- Vanadinsaures Blei
- Vanadinspat
Vorkommen, Paragenesen und Lagerstätten
Vanadinit kommt als Sekundärmineral in Oxidationszonen bleiführender Lagerstätten vor. Das Mineral kann imprägniert (disseminated) sein oder in dichten Massen, bzw. freien Kristallen in Hohlräumen auftreten. Typische Vanadinit-Lagerstätten befinden sich meist in wüstenartigen Gebieten, in welchen das Mineral als Verwitterungsprodukt der Bleierze entsteht. Paragenetisch mit Vanadinit treten auf: Pyromorphit, Mimetesit, Descloizit, Mottramit, Wulfenit, Cerussit, Anglesit, Calcit, Baryt, Fe- und Mn-Oxide.
Verwendung
Vanadinit dient neben Patronit, Carnotit und Descloizit als Erz zur Herstellung von Vanadium, wenngleich dieses Metall auch aus Bauxit, Rohöl, Kohle, Ölschiefer und Teersand oder aus Magnetit (V-Anteil bis zu 2%) gewonnen wird. Vanadium ist ein korrosionsbeständiges, zähes, schmiedbares, schwefel- und salzsäurebeständiges Metall mit hoher mechanischer Festigkeit.
Etwa 80% des gewonnenen Vanadiums werden als Ferrovanadin verwendet oder als Legierungszusatz in der Stahlherstellung benutzt. Durch seine hohe mechanische Festigkeit bedingt wird Vanadium bei der Herstellung von Sonderedelstählen, medizinischen Instrumenten, Werkzeugen und rostbeständigen Werkzeugstählen verwendet. Vanadiumfolien dienen als Pufferschicht beim Plattieren von Titan auf Stahl; Bänder aus Vanadium-Gallium zur Herstellung supraleitender Magnete; Vanadiumverbindungen als Katalysatoren bei der Produktion von Maleinsäureanhydrid und Schwefelsäure sowie als Vanadiumpentoxid in der Keramtechnologie.
Fundorte
Australien
Broken Hill, New South Wales (große Kristalle)
Puttapa-Lagerstätte, Leugh Creek South, Flinders Range, Süd-Asutralien
Deutschland
Schwarzwald (?) (lt. Meyer's Lexikon 1888/1890)
England
Wanlockhead, Schottland (lt. Meyer's Lexikon 1888/1890)
Iran
Gowde (gelbe bis brauen Kristalle)
Marokko
Mibladen: (nahe Midelt, Prov. Khenifra, Mittlerer Atlas, Schächte ACF/ACIF, Cou'da-Schacht)
Taouz, Tafilalt
Touissit (Oujda)
Mexiko
Chihuahua: Municipio de Ahumada (Los Lamentos, Mina Erupción/Ahumada, 5. Sohle)
Chihuahua: Municipio de Aquiles Serdan (Francisco Portillo, Mina Santo Domingo, Mina San Antonio el Grande)
Chihuahua: Municipio de Camargo (Villa Rosales)
Chihuahua: Municipio de Coyame (Cuchillo Parado, Mina La Aurora)
Chihuahua: Municipio de Manuel Benavides (Mina San Carlos)
Chihuahua: Municipio de Santa Barbara (mit Wulfenit)
Durango: Municipio de Mapimí (Mina Ojuela) und Santa Maria del Oro
Guerrero: Municipio de Taxco (Taxco de Alcarón)
Hidalgo: Municipio de Cardonal (Mina Soledad)
Hidalgo: Municipio de Pachuca (Minas San Antonio und El Puerco)
Hidalgo: Municipio de Zimapán (Mina Lomo del Toro, Erstfund; s.o. > Geschichte)
Jalsico: Municipio de Bolanos (Mina La Igucana)
San Luis Potosi: Municipio de Catorce (Mina Concepción)
Sinaloa: Municipio de Baviacora (Mazocahui)
Sonora: Rayon
Zacatecas: Municipio de Ojo Caliente Rancho de Encinilla
Namibia
Abenab, Otavi Bergland (große Kristalle)
Berg Aukas, Rand des Otavi-Berglandes (Seltene langprismatische rotbraune Kristalle)
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Österreich
Kärnten (Schäffleralm, Hochobir bei Eisenkappel; historisch; stark glänzende Kristalle)
Kärnten (Bleiberg; Goldschmidt 1913-1923 zeigt einen Vanadinit vom Obir, Windischkappel)
Russland
Beresowsk, Ural (lt. Meyer's Lexikon 1888-1890)
Slowenien
Mezica (Mies); Paragenetisch mit Wulfenit
Spanien
Badajoz (Mina Nueva Vizcaya)
Granada (Albunuelas, Mina El Centenillo)
USA
Arizona: Cochise County (Gallagher Mine, near Charleston)
Arizona: Gila County (Apache Mine)
Arizona: J.C. Holmes Claim, Santa Cruz County (gelblichbraune Kristalle bis 1 cm mit seltenen Pyramidenflächen)
Arizona: La Paz County (Silver district; Hamburg, Red Cloud, North Geronimo (Pure potential) Mines)
Arizona: Pima County (Nahe Tucson)
Arizona: Pinal County (Old Yuma Mine; Mammoth-St. Anthony Mine, Tiger; Table Mt. Mine)
Arizona: Yuma County (Puzzler Mine, Castle Dome District)
Nevada: Churchill County (Chalk Mt. Mine, Chalk Mt. District; As-Vanadinit)
New Mexico: Grant County (Lion-, Slate-, Vanadium-, Groundhog (Lucky Bill)-Mines)
New Mexico: Mohave County (Western Union Mine, nahe Cerbat)
New Mexico: Sierra County (Hillsboro und Lake Valley districts; Rex Mine (As-Vanadinit), Stein's Pass)
New Mexico: Socorro County (Torrance Mine)
South Dakota: Lawrence County (Utica Lode, Iron Hill Mine)
Texas: Presidio County (Shafter District)
Türkei
Keban (Keban Kursun Madeni-Keban Blei-Lagerstätte, Elazig, Provinz Debaryakir, SE-Anatolien)
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Marokko
Mibladen
Mibladen ist die weltweit berühmteste Fundstelle für perfekte Vanadinitkristalle von außergewöhnlicher Schönheit, Größe und Ausbildung.
Die Lagerstätte Mibladen liegt 12 km NW von der Kreisstadt Midelt, Provinz Khenifra, auf der Straße S 317, welche zum 25 km von Midelt entfernten Lagerstättenbezirk von Aouli führt. Zwischen 1926 bis 1949 wurde in mehr als 600 Schächten Bleierz (Galenit), zum größten Teil übertage abgebaut und in der 1938 errichteten Brech- und Flotationsanlage aufbereitet. Eine zweite Abbauperiode fand von 1947 bis zur Auflässigkeit der Lagerstätte um 1975/1976 statt, in welcher pro Jahr zwischen ca. 10 - 16.000 t Bleimetall-Konzentrat erarbeitet wurden.
Da die Schließung der Gruben in den 1970er Jahren absehbar war, gab es bereits Mitte der 70er Jahre einen organisierten Verkauf von Vanadinit-Stufen, welcher den Bergleuten eine wirtschaftliche Überlebenschance bot.
Seit Anfang 1999 und in bedeutender Menge im Jahr 2000 gelangten Neufunde hervorragender, brillantglänzender Kristalle, besonders aus dem Tagebau-Schacht Acif (Verballhornung von ACF) auf den Mineralienmarkt. Die Preise für Top-Stufen schnellten in astronomische Bereiche, wobei selbst Miniaturstufen für US$ 3.000 und Top-Endstufen für bis zu US$ 100.000 verkauft wurden. Angefacht von diesen enormen Gewinnmöglichkeiten standen während des Vanadinit-Booms bis zu 170 Zelte auf der Abbau-Ebene, mehr als 1.000 Schürfer gruben sich bis zu 8 m tief in die Vanadinit-führende Reicherzzone. Heute im Jahr 2006, nachdem der Boom nach 2001 abgeklungen war, leben noch ca. 300-350 Menschen in Mibladen, von denen der größte Teil vom Mineralienhandel lebt; in Mibladen und Midelt gibt es mehr als 300 Mineralienhändler. Es werden nach wie vor Vanadinitstufen geborgen, deren Qualität jedoch bei weitem nicht an die Perfektion und Schönheit der 2000er Funde heranreicht.
Die meisten Bleierze Mibladens liegen in dolomitischen und karbonatischen, post- und synsedimentär bewegten Formationen des Mittleren Lias (Mesozoikum). Die Lagerstätten sind schichtgebunden (stratiform). Das Erz ist entweder fein verteilt (disseminiert) oder in großen, schichtgebundenen Linsen angereichert. Die Hauptgangarten sind Dolomit und Baryt in Mergeln und Tonsteinen, die wichtigsten Mineralarten sind Galenit, Cerussit, Anglesit, Vanadinit, Wulfenit, Pyromorphit, Phosgenit, Paralaurionit, Mn-Oxide, Chalkopyrit, Minium und Calcit.
Taouz
Das Bergbaugebiet "Taouz" wurde bekannt durch perfekt ausgebildete rote Vanadinitkristalle auf Fe-Mn-Oxiden (Psilomelan, Coronadit und Goethit)
Das Dorf Taouz liegt ca. 62 km SSE von Erfoud und ca. 60 km von der algerischen Grenze in der größten Oase Marokkos, dem Tafilalt. Die eigentliche, unter dem Namen Taouz bekanntgewordene Lagerstätte ist eine ca. 15 x 40 km große Erzprovinz zwischen Tadaout und Tizi n'Ressa (Tizi n'Rsass), bei Cheib er Ras (Chib Ras) und wesentlich bei Mefis (M'fis), gebildet aus meist zutage tretenden Oxidationszonen mit Fe-Oxiden. Der Bergbau erstreckte sich wesentlich auf Bleierz. Erste bekannte Bergbauaktivitäten auf silberhaltigen Galenit, zumeist im Eigenlehnerbergbau sind seit dem 16. Jh. bekannt, industrieller Abbau neben den Eigenlehnern seit ca. 1950 bis 1956. In den 40er Jahren wurden 125 t Vanadinit als Erz gefördert. Bis heute besteht in Bou Zegger im Gebiet Mefis und Tadaout weiterhin Eigenlehnerbergbau, in Form einer Kooperative betrieben. Es wird auch Baryt abgebaut.
Die erzreichen Gänge sind Zerrungsspalten in präkambrischen und paläozoischen Gesteinen mit mächtigen spätjurassisch-frühcretazischen Doleritintrusionen. Die oberhalb der Zerrklüfte liegenden Sedimente sind grüne Tone mit Karbonat- und Gipskonkretionen mit stratiformen Baryt-, Siderit- und Galenitmineralisationen. Die primären Erzgänge sind bis mehrere Zehner Meter stark oxidiert und führen sekundär Vanadinit, Cerussit, Wulfenit, Pyromorphit und Anglesit. Die prächtigsten Vanadinite kamen aus dem "Filon 12".
Aus Taouz sind seit langer Zeit große Galenitkristalle bekannt, welche bei ihrer Zersetzung zu Cerussit, Anglesit und Wulfenit führen. Aus Taouz stammen ebenfalls sehr gut ausgebildete Wulfenite, Chalkopyrite und Quarzdoppelender bis 10 cm Länge. Im Jahr 2002 wurden hervorragende Cerussit-Viellinge bis 10 cm auf Limonit oder als Schwimmer gefunden.
Touissit - Bou Beker
Die Blei-Zink-Lagerstätte Touissit-Bou Beker liegt ca. 33 km SSE von Oujda, nahe der algerischen Grenze. Sie ist berühmt für Weltklasse Azurit, Cerussit, Phosgenit, Paralaurionit, Mottramit und Anglesit, außergewöhnlich schöne Cerussite und Vanadinit. Der Bergbau begann um 1906, wenngleich das Vorkommen schon seit römischer Zeit bekannt war. Die zuletzt fördernden Gruben ruhen seit 2002.
Erste Vanadinitvorkommen wurden bereits 1922 beschrieben. Funde kommen seit über 80 Jahren auf den Markt. Das Mineral kommt in Kristallen von 1 - 5 cm als Auskleidung in Hohlräumen des dolomitischen Kalksteins vor. Die Farbpalette der sowohl opaken als auch transparenten Vanadinite reicht von weißlichgrau über braun, hell-dunkelgelb, orange, gelblichweiß bis grünlich - jedoch wurden bisher keine echt roten Kristalle wie in Mibladen gefunden. Typisch sind bauchig-fassförmig verkrümmte Kristalle, manche Oberflächen erscheinen korrodiert, löcherig oder krustig. Oft ist ein deutlicher Zonarbau sichtbar.
Die zumeist weiß bis hellgrün-beigegrün gefärbten Vanadinite von Touissit wurden zeitweise auf den Märkten als Endlichite angeboten. Nachdem man jedoch durch genaue Untersuchungen feststellte, dass der äußerst geringe Arsengehalt dem anderer "normaler" Vanadinite entspricht, sind dies - ergo - doch Vanadinite. Nicht selten, besonders in den Boom-Jahren von Touissit, kamen auch diese Vanadinite als Pyromorphite oder selbst als Mimetesite auf den Markt. Die Kristalle erreichen Größen bis ca. 7 cm, sind matt- bis opakgrün und tw. mit Mottramit vergesellschaftet oder überkrustet.
Literatur zu den Fundstellen
- Agard,J.,(1958; Les gites plombo-cuprifères du Tafilalt, du Maider et de l'Ougnat. Mines et Geol.:4, 17-23
- Agard,J., Permingeat,F., 1952; Vanadium, Bismuth, Chrome, Titane et Arsenic. In: Agard,J. et.al. Geologie des gites mineraux marocains, Kapitel XI. Notes et Mem.:87,233-238
- Barthoux,J.,1922; Mineraux de la Region d'Oujda (Maroc); Comt.Rend.Seances Acad.Sci.:175,312-314
- Dietrich,J.E.,1966;Vandinite fibreuse de Mibladen. In: Description provisoire des espèces minérales du Maroc:14. Notes Mem.Serv.Geol.Maroc:26 (188), 145f
- Gaudefroy,C.,1952; Etude cristallographique de la vanadinite du Tadout, près de Taouz, Maroc sud-oriental. Notes Mem.Serv.Geol.Maroc:6, 237-249
- Gaudefroy,C.,1955; Quelques gisements d'aragonite du Maroc; Notes Mem. Serv. GHeol. Maroc:12 (125), 141-145
- Gutzmer, J., Cairncross, B., 2003; Visite in Mibladen, Marokko, dem Ort der Steine; Lapis: 28, 12, 13-18
- Jahn,S., Bode,R., Lyckberg,P., Medenbach,O., Lierl,H.J., 2003; Marokko - Land der schönen Mineralien und Fossilien (sehr ausführlich)
- Permingeat,F.,1991; Introduction a la minéralogie du Maroc, Vol.2. Notes Mem.Serv.Geol.:336, 1-323
- Peyrus,J.C.,1975; Le Maroc - Mibladen: une mine se meurt. Min. et Fossiles:9,19-25
- Tausend,K.H., Hochleitner,R.,1984 Eigentümliche Vanadinit-Kristalle aus Marokko. Lapis:9,12,42
- Voileau,A., Chaminant,G.,1978; Mibladen-Marokko; Lapis:6, 23-26
- White,J.S.,1984; Vanadinite from Touissit, Morocco, and comments on Endlichite. Min. Record:15,6, 347-350
Mexiko
Die bekanntesten Vanadinit-Vorkommen liegen in den nördlichen Bundesstaaten mit aridem Charakter, besonders in Chihuahua, woher die besten Kristalle stammen.
Eines der dieser Vanadinit-Vorkommen waren die Bleiminen Erupción und Villa Ahumada bei Villa Ahumada, Sierra de los Lamentos in Chihuahua, weltweit bekannt für außerordentlich gute, dicktafelige, orangerote Wulfenite. Die Vanadinite von dieser Lagerstätte, in der Regel Endlichite, sind meist spitz bis schlank-nadelig und meist aus Subindividuen, bzw. subparallel aufgebaut. Die besten Kristalle kamen in Hohlräumen des Kalksteins vor und erreichten Längen bis 6 cm, meist vergesellschaftet mit Descloizit, Wulfenit, Calcit und Goethit. Selten waren Pseudomorphosen von Vanadinit nach Wulfenit. Vanadinit in kristallinen Massen wurde als Erz abgebaut. (Anmerkung: Los Lamentos ist eine generelle Fundortangabe für beide Minen).
Aus der Mina San Carlos im Municipio Manuel de Benavides, Chihuahua kamen rot-orangefarbene Vanadinite als hexagonale, hohle Kristalle bis 6 cm und als komplexe Gruppen in Calcit. Die Mina Cuchillo Parado im Municipio de Coyame, Chihuahua, lieferte größere Mengen Endlichit; die Mina La Aurora im gleichen Gebiet sehr schöne dunkelbraune hexagonale Prismen bis 2 cm.
Literatur zu den Fundstellen
- Foshag,W.F., 1927; The minerals of Mexico; Explor. Field Work Smithson. Inst.:2957,21-26
- Pancner, J.W., 1987; Minerals of Mexico
- Wilson, W.,1984; Die Wulfenitfundstelle Los Lamentos, Mexico. Lapis:9, 9-17
USA
Historische Vanadinitfunde aus Arizona, heute im US National Museum of Natural History, kamen aus dem Ronaldo Pachecos Claim, dessen Lokalität jedoch bis heute nicht genau bekannt ist, jedoch wahrscheinlich mit der neueren Hamburg Mine im Silver District, La Paz County, Arizona, identisch ist.
Die bekannteste Fundstelle für die am besten ausgebildeten Vanadinite der USA war lange Zeit die Old Yuma Mine bei Tucson (Arizona), in welcher zwischen 1916 und 1926 Gold, silberhaltiger Galenit sowie kleinere Mengen Molybdänit und Vanadinit abgebaut wurden. Seltener trat gelboranger Vanadinit auf, der mit Plattnerit-Nadeln umkrustet war. Weitere Begleiter waren Mottramit, Cerussit und Descloizit. Der Old Yuma-Gang, ebenfalls bekannt für schöne Wulfenite, wird noch sporadisch auf Sammlermineralien abgebaut.
Aus der Apache Mine bei Globe, Gila County, Arizona stammen stark glänzende, rote Kristalle, sehr schön in Kombination mit Quarzkristallen. Die Grube wurde viele Jahre auf Sammlermineralien abgebaut; der aktuelle Besitzer fördert nach wie vor, jedoch reicht die Qualität der Kristalle nicht an die der Vergangenheit.
Aus der Mammoth St. Anthony Mine, Tiger, Pinal County, Arizona kamen kleinere, jedoch schöne Kristalle.
Neuere Funde von Vanadinitkristallen, die denen der Old Yuma und Apache-Mines in ihrer Schönheit nicht nachstanden, wurden seit 1988 in der niemals produzierenden Western Union Mine, Cerbat Mountains, Mohave County, Arizona geborgen. Die Grube bzw. der Claim wird für eventuellen Abbau von Vanadinit offen gehalten.
Weitere Vorkommen in Arizona sind die für rotorangefarbene Wulfenite berühmte Red Cloud Mine, Trigo Mts., La Paz County, die Glove Mine, Santa Cruz County, die Puzzler Mine, Castle Dome, Yuma County sowie der J.C. Holmes Claim, Santa Cruz County und die North Geronimo Mine, La Paz County (grell rotbraune, glänzende, parallel verwachsene Kristallgruppen als Schwimmer, welche 2005 gesammelt wurden).
Eine bis heute trächtige Vanadinit- und Wulfenitfundstelle ist die Pure Potential Mine im La Paz County.
Nicht alle amerikanischen Vanadinite stammen aus Arizona; so haben auch die Chalk Mine, Churchill County, Nevada und Lagerstätten in Texas (Shafter District, Presidio County) und South Dakota (Iron Hill Mine, Lawrence County) schöne Kristalle geliefert. Bekannt sind auch ansehnliche Vanadinite aus New Mexico: Groundhog-, Slate und Lion Mines, Grant County; Rex Mine im Lake Valley District, Sierra County, Torrance Mine im Socorro County.
Literatur zu den Fundstellen
- Anthony, J.W. et.al.; 1995; Mineralogy of Arizona
- Bideaux,R.A., 1978; Old Yuma Mine, Arizona; Lapis:3, 27-29
- Blake,W.P., 1881; Vanadinite in Arizona; Am.Journ. of Science:22,235
- Galbraith, F.W., 1947; Minerals of Arizona (Red Cloud Mine); Arizona Bur.Min.Bull.:153,18
- Grant, R., 1998; Mining mineral specimen in Arizona; Arizona Minining and Min. Mus. News, :7,1
- Hay,M., 1997; Western Union Mine, cerbat Mts., Mohave Co., Arizona; Min. Record:28,3
- Northrop,J., 1996; Minerals of New Mexico
- Wilson,W.E., Godas,G., 1996; North Geronimo Mine, La Paz County, Arizona; Min. Record
Vanadinit aus Europa
Österreich
Bleiberger Vanadinit-Kristalle auf Plumbogummit wurden schon 1908 beschrieben.
Die Fundortangabe Bleiberg ist nicht ganz korrekt, da die Halde der Grube "Alte Stefanie" in Kadutschen,
östlich von Bleiberg liegt. Die abgebildete Stufe zeigt hexagonal-prismatische Kristalle
auf Wettersteinkalk; die Stufe ist historisch, bzw. stammt aus sehr alten, schon lange nicht
mehr befahrbaren Gängen.
Literatur zur Fundstelle
- Holler,H.;1935; Vanadium-Minerale und ihre genetische Position in der Bleiberger Lagerstätte; Car.Li. 120-125
Spanien
Vanadinit ist in Spanien ein eher seltenes Mineral und kommt in den meisten Lagerstätten als Begleiter von Arsen-Vanadinit (Endlichit), Wulfenit und Pyromorphit vor.
Gute Kristalle stammen aus den Gruben San Antonio de Padua und El Centenillo, Albunuelas (Granada), der Mina San Clemente bei Azuaga (Badajoz), sowie aus Linares (Jaen) und Losacio (Zamora).
Die Farbe der reinen, meist tafeligen Vanadinite reicht von weiß über gelblichbraun. Matt-grünliche bis transparente, rote und rotbraune Kristalle sind i.d.R. As-haltig.
Literatur
- Gomez,F., Sola, J.M., 2000; Albunuelas, wulfenitas en los criaderos de plomo-molibdeno; Bocamina:6, 30-47
Türkei
Das Vorkommen von Keban ist eine Bleierz-Lagerstätte, in welcher Vanadinit auf Kalkstein, meist mit Descloizit vorkommt.
Die Kristalle erreichen Größen bis 1 cm. In den 1970er Jahren kamen kurzzeitig sehr viele Vanadinit-Stufen aus Keban
auf den Sammlermarkt. Da gleichzeitig aus Marokko sehr schöne
rote Kristalle auf dem Markt waren, wurde den braunen Kristallen aus der Türkei wenig Beachtung geschenkt.
Dies drückte auch die Preise, Stufen konnte man für wenig Geld kaufen.
Heute sieht man diese türkischen Vanadinite auf keiner Börse mehr und sie sind somit wieder begehrt.
Literatur
- Yilmaz, A., Ünlü,T., Sayili,S., 1992; An approach to the origin of Keban lead-zinc mineralizations, Elazig, Turkey; a preliminary study; Min. Res. Expl. Bull.:114, 27-50
Links
Quellenangaben
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