"Faces of Goth" Bruno Kramm von Das Ich: Einer der Dienstältesten der Gothic-Szene
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26. Mai 2020, 18:00 Uhr
Bruno Kramm ist seit mehr als 30 Jahren in der Gothic-Szene unterwegs und hat als Musikproduzent die düsterdeutsche Musiklandschaft entscheidend mitgeprägt. Seine Band Das Ich macht elektronische Musik mit nihilistischer Lyrik und gehört zu den Leitfiguren in der Schwarzen Szene Deutschlands. Entsprechend laut wurde die Band für ihren Auftritt beim Wave-Gotik-Treffen 2019 gefeiert. Ein Porträt.
1967 in München geboren und in Bayreuth aufgewachsen, merkt Bruno Kramm früh, dass er mit der erzkonservativen Gesellschaft in der bayerischen Provinz nur wenig gemein hat. "Man hat damals extrem oft Prügel eingesammelt. Und ich kann mich erinnern, ich bin einmal zur Polizei gegangen in Bayreuth. Und was sagt der Polizist, das war damals in den 80ern: Brauchst Du Dich nicht wundern, wenn Du so rumläufst", erzählt Kramm.
Ziel von Das Ich: die Sprache entnazifizieren
Zur Schwarzen Szene stößt Kramm über die Musik. 1989 gründet er selbst eine Band. Zusammen mit Stefan Ackermann nennen sie sich selbstbewusst: Das Ich. Ihr Ziel: Die deutsche Sprache zu entnazifizieren. "Was war damals die deutsche Sprache? Schlager! Sonst nichts," so Kramm. "Da war für mich meine Idee: Die deutsche Sprache hat eine Vielfalt von Ausdrucksmöglichkeiten; der eine neue Wucht zu geben."
Das Duo verbindet düstere elektronische Musik mit nihilistischer Lyrik. Inspiriert von Friedrich Nietzsche nennen sie ihren ersten Hit "Gottes Tod". Ihr Sound trifft in den 90er-Jahren das Lebensgefühl vieler Jugendlicher auf der Suche nach sich selbst. Songs wie "Kain und Abel" oder "Destillat" werden in den Clubs fortan rauf und runter gespielt. Bis heute gehört Das Ich zu den Leitfiguren in der Schwarzen Szene Deutschlands.
Gothic-Szene als Spiegelkultur zur Gesellschaft
Bruno Kramm hat sich auch als Musikproduzent einen Namen gemacht. Sein Label "Danse Macabre" ist bis heute ein Markenzeichen in der Szene. Seit Anfang der 90er-Jahre hat der heute 53-Jährige viele Bands unterstützt und mit seiner Arbeit die düsterdeutsche Musiklandschaft entscheidend mitgeprägt.
Die Gothic-Szene sei für ihn eine Spiegelkultur zu unserer Gesellschaft, so Kramm. "Sie hat so eine unglaubliche Vielfalt von Facetten und Tiefe entwickelt. Und genau diese Vielfalt ist es, worauf die Schwarze Szene heute bauen kann. Und solang sie es schafft, sich weiterzuentwickeln, wird sie unsterblich sein."
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR KULTUR spezial – Darkness Forever | 31. Mai 2020 | 22:30 Uhr