18,3 Milliarden Euro:

Rekordjahr bei Pleiten: So hohe Schulden wie nie!

Wirtschaft
11.12.2024 21:26

Was die Unternehmensinsolvenzen betrifft, ist 2024 ein Rekordjahr: Noch nie gab es so hohe Schulden bei Pleitefirmen. Waren die Passiva bereits 2023 mit 14 Milliarden so hoch wie nie zuvor, stiegen sie heuer noch einmal um satte 30,8 Prozent auf 18,3 Milliarden Euro. Auch die Aussichten für 2025 sind düster.

Die 18,3 Milliarden Schulden von Firmen, die in Insolvenz gingen, sind der höchste Wert in „unserer Wirtschaftsgeschichte“, so Karl-Heinz Götze, Leiter der Insolvenz-Abteilung beim Kreditschutzverband KSV1870.

Bis Jahresende dürften, so die KSV-Prognose, 6550 Firmen in die Pleite geschlittert sein. Götze: „Das ist eine Steigerung zum letzten Jahr von rund 22 Prozent und verglichen zum Vor-Corona-Jahr 2019 ein Plus von 30 Prozent.“ Der Zahl nach gab es lediglich 2015 und 2018 noch mehr Unternehmensinsolvenzen.

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Größte Pleite war Fisker
Größte Pleite war die in Graz ansässige Fisker GmbH, eine Tochter des amerikanischen Elektrofahrzeugherstellers, mit fast 3,8 Milliarden Euro Schulden (siehe Grafik). „Dann wurden die Insolvenzen getrieben durch Signa und den Dunstkreis um René Benko – als Einzelunternehmer oder über die Privatstiftung.“, so Götze. „Danach kam KTM mit 1,8 Milliarden Euro, wenn wir nur die AG betrachten. Inklusive der zwei anderen Gesellschaften hätten wir bei KTM zwei Milliarden Euro Passiva.“

Karl-Heinz Götze, Leiter der Insolvenz-Abteilung beim Kreditschutzverband KSV1870: Höchster Schuldenwert „in unserer Wirtschaftsgeschichte“. (Bild: Georg Wilke)
Karl-Heinz Götze, Leiter der Insolvenz-Abteilung beim Kreditschutzverband KSV1870: Höchster Schuldenwert „in unserer Wirtschaftsgeschichte“.

Ricardo-José Vybiral, Chef der KSV1870-Gruppe, präsentierte auch die aktuelle Situation der Unternehmen. „Nur noch 48 Prozent sagen, dass die Geschäftslage eine sehr gute oder gute ist.“ Das ist der niedrigste Wert seit dem Corona-Jahr 2020. Besonders die Industrie macht dem Experten Sorgen. Lediglich 46 Prozent der Betriebe berichten von einer guten oder sehr guten Geschäftslage, jeder fünfte rechnet heuer mit Verlusten. Vybiral: „Wenn die Industrie in unserem Land flöten geht, haben wir ein Problem. Und wir sehen eine schleichende Deindustrialisierung in Österreich.“

Auch 2025 dürfte es 6500 bis 7000 Pleiten geben
Schlecht geht es aber auch den Gastronomen, die unter dem Personalmangel leiden und darunter, dass die Gäste zwar kommen, aber weniger ausgeben. Ähnlich das Bild im Handel, der die Konsumzurückhaltung der Menschen zu spüren bekommt. Aber auch die Geschäftslage am Bau ist weiter schwierig, vor allem beim Hochbau.

Ricardo-José Vybiral, Chef der KSV1870-Gruppe: „Wenn die Industrie in unserem Land flöten geht, haben wir ein Problem. Und wir sehen eine schleichende Deindustrialisierung in Österreich.“ (Bild: Georg Wilke)
Ricardo-José Vybiral, Chef der KSV1870-Gruppe: „Wenn die Industrie in unserem Land flöten geht, haben wir ein Problem. Und wir sehen eine schleichende Deindustrialisierung in Österreich.“

Der Ausblick ist jedenfalls düster. Götze geht für 2025 von 6500 bis 7000 Insolvenzen aus. Wichtig ist laut Vybiral, dass es rasch zu einer neuen Regierung kommt, die Impulse setzt, um die Wirtschaft anzukurbeln: „Was wir dringend brauchen, ist ein Zukunfts-Optimismus. Die Unternehmen haben uns klar gesagt, was sie sich von der Politik erwarten. Ich glaube weniger, dass es große Steuerreduzierungen geben wird. Aber ich glaube, dass man bei der Regulatorik viel machen könnte, um es Unternehmen zu erleichtern, sich aufs Wirtschaften konzentrieren zu können.“

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