Öffis, Polizei & Co.

Mit ruhiger Hand: So trotzt Wien dem Flut-Horror

Wien
16.09.2024 18:15

Feuerwehr, Rettung, Öffis, Schulen – Krisenmanagement ganz ohne Panikmodus. Lage stabil, aber angespannt. Und das sagen die Wiener zur Krise. 

Wenn Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zwei Wochen vor der Nationalratswahl nach einer Lagebesprechung friedfertig zu einer gemeinsamen Pressekonferenz laden, dann weiß man: Es ist Krise. „Wien kann Hochwasser“, so Ludwig am Montag. „Auch weil vor vielen Jahren gegen massiven politischen Widerstand der Hochwasserschutz aufgebaut wurde.“ Nehammer: „Der Bund stellt alle Mittel aus dem Katastrophenfonds zur Verfügung. Dieser ist aktuell mit 300 Millionen Euro gefüllt.“

Ganz ohne Panikmodus
Tatsache ist: Wiens Krisenmanagement hat während der Flutkatastrophe vorbildlich und ohne Panikmodus funktioniert. Nur ein paar Beispiele:

  • Feuerwehr: 500 Mitarbeiter plus Freiwillige waren rund um die Uhr im Einsatz. Viele kamen extra aus dem Urlaub zurück, um überflutete Keller auszupumpen oder Bäume von Straßen zu räumen. Mit Drohnen wird die Lage auch jetzt noch regelmäßig aus der Luft beobachtet. Phasenweise kamen bis zu 100 Anrufe pro Stunde bei den Einsatzkräften herein.
  • Rettung: 17 Einsätze seit Beginn der Flutkatastrophe mit insgesamt zehn Leichtverletzten – vor allem wegen Stürzen, Unterkühlungen und Unfällen auf nassen Fahrbahnen. 210 Rettungsautos und 450 Einsatzkräfte waren im Dienst.

1009 Parks

gibt es in Wien. Sie sind nun gesperrt, da durch die Unterspülung des Bodens die Gefahr umstürzender Bäume besteht.

  • Polizei: Sie kümmerte sich unter anderem um Absperrungen und die Unterstützung der Feuerwehr. Bislang 241 Einsätze
Überflutete Gleise sorgten für längere Sperren beim U-Bahn-Netz. (Bild: Wiener Linien)
Überflutete Gleise sorgten für längere Sperren beim U-Bahn-Netz.
  • Öffis: Gesperrte Stationen durch Überflutungen lassen sich nicht vermeiden, auf der verbliebenen Rumpf-Linie waren die U-Bahnen geradezu problemlos unterwegs. „Es gibt genaue Vorgaben und Maßnahmen, die im Hochwasserfall in Kraft treten. Diese sind umgehend angelaufen“, erklärt eine Sprecherin der Wiener Linien. Sie ergänzte: „Noch nie in der Geschichte hatte ein Hochwasser derartige Auswirkungen auf den Öffi-Betrieb.“ Sorgen bereiten die Wassermassen, die seit Tagen die Baustelle Pilgramgasse unterspülen – hier werden Bauverzögerungen befürchtet. Was die Fahrgäste zu den Öffis sagen, lesen Sie in der Umfrage unten.
  • Schulen: In den meisten Klassen der 700 Schulen fand der reguläre Unterricht statt. Wo auf Notbetrieb umgestellt werden musste, gab es Betreuung und Distance Learning. Auch am Dienstag sind Kinder und Jugendliche entschuldigt, die es witterungsbedingt nicht aus dem Haus schaffen. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (NEOS) dankte den Pädagogen.
  • Versorgung mit Strom und Gas: Seit Beginn der Unwetter kam es zu 290 Störungen, die rasch wieder behoben werden konnten. 150 Personen waren rund um die Uhr im Einsatz.
  • Trinkwasserspeicher: Versorgungssicherheit ist gewährleistet, heißt es von der Stadt. Eine Herausforderung stellt eine Hangrutschung bei der II. Hochquellenleitung dar. Weil ein Pumpwerk ausgefallen ist, mussten am Montag in Hinterhainbach oberhalb von Penzing 100 Häuser von Tankwagen der MA 48 mit Wasser versorgt werden.
Umfrage
Das sagen die Wiener zum Krisen-Management 
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Wir sind ein Familienunternehmen, da muss man ran. Ich brauche eine Stunde länger zur Arbeit, aber die Stadt hat das Bestmögliche gemacht.

(Bild: Lukas Zimmer)

Clarissa V., Bekleidungsgestalterin (26)

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Die Intervalle bei den Öffis sind heute merkbar länger. Aber das ist eine außergewöhnliche Situation, da muss man Toleranz und Geduld aufbringen.

(Bild: Lukas Zimmer)

Otto N., Pensionist (85)

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Ich bin ohne eine Sekunde Verspätung aus dem Burgenland gekommen, alles perfekt. Ich finde, die Stadt hat das gut gemanagt, ich kann mich nicht beschweren.

(Bild: Lukas Zimmer)

Robert W., Pensionist (70)

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Ich bin ein wenig spät dran. Wir haben ein Mail bekommen, dass alle Mitarbeiter aus Niederösterreich ins Homeoffice dürfen und die Wiener ins Büro sollen.

(Bild: Lukas Zimmer)

Ahu T., Büro-Fachkraft (35)

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Ich bin nur wegen eines Arzttermins unterwegs. Bei meiner Route – U1 und D-Wagen – hat sich nichts geändert, deshalb weiß ich gar nicht, was wo überall gesperrt ist.

(Bild: Lukas Zimmer)

Susanne L., Pensionistin (64)

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Sonst komme ich mit dem Zug in die Stadt, heute aber mit dem Bus. Das hat eineinhalb Stunden gedauert. Es ist eben ein Unwetter, was soll die Stadt da groß machen?

(Bild: Lukas Zimmer)

Adrian S., Student (25)

Sicher ist: Wien ist bisher gut durch die Krise gekommen, doch es gibt noch einige Einschränkungen. Bisher wurden in Wien zehn Menschen leicht verletzt. Die meisten durch herabfallende Äste. Daher hat man sich im Krisenstab darauf geeinigt, die mehr als 1000 Parks in Wien vorübergehend für die Öffentlichkeit zu schließen. 

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