22-Jährige verurteilt

Falsch ausgesagt: „Wurde in Kofferraum gesperrt“

Gericht
29.07.2024 15:48

Weil ein 28-Jähriger sie in seinen Kofferraum gesperrt und vergewaltigt haben soll, saß der Mann in U-Haft – unschuldig. Das zeigten umfangreiche Ermittlungen. Nun steht die 22-Jährige selber wegen Verleumdung und Falschaussage vor Gericht. Die Frage nach dem Motiv bleibt auch noch nach der Urteilsverkündung.

„Opfer müssen die Wahrheit sagen. Vor allem bei Sexualdelikten steht es meist Aussage gegen Aussage. Da sind wir auf die Opferangaben angewiesen“, erinnert die Staatsanwältin in ihrem Schlussplädoyer im Prozess gegen eine 22-Jährige.

„Von hinten gepackt und in Kofferraum gesperrt“
Anfang Oktober 2023 erstatte die junge Wienerin Anzeige wegen Vergewaltigung – nannte auch einen Namen. Ein 28-Jähriger, den sie kurz vorher kennengelernt hatte, soll sie nachts abgefangen haben: „Ich wurde von hinten gepackt und in den Kofferraum gesperrt.“ Ein paar Minuten später habe er sie auf einer Wiese zweimal ins Gesicht geschlagen und vergewaltigt.

28-Jähriger saß zwei Wochen in U-Haft
Die Ermittlungen wurden aufgenommen, der vermeintliche Täter kam in U-Haft. Nur, dass sich herausstellte, dass Handyauswertungen, Überwachungsvideos und die Opferaussage überhaupt nicht mit der Geschichte zusammenpassen. An der sie im Wiener Landesgericht aber unter Tränen festhält. „Er war der Täter, ich bin mir hundertprozentig sicher“, weint sie auf der Anklagebank.

Doch auch sein Alibi und das später erstellte Weg-Zeit-Diagramm sprechen gegen diese Anschuldigung. Nach zwei Wochen wurde der 28-Jährige enthaftet. Seine Zeugenladung für den Prozess nutzt er: „Ich habe mich über die Entschädigung informiert. Das ist eine lächerliche Summe. Ich glaube, 20 oder 25 Euro am Tag. Ist die Freiheit wirklich so wenig wert?“ Außerdem mutmaßt der Mann: „Es gibt nur zwei Optionen, warum sie das aussagt: Sie will es verstecken, weil es jemand aus ihrem Freundeskreis ist, oder weil sie mit dem Gericht schon so tief drinnen ist.“

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Was auch immer Ihnen passiert ist, es ist Ihnen nicht an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt passiert.

Richter Stefan Erdei konfrontiert die Angeklagte

Sowohl Richter Stefan Erdei und die Staatsanwältin als auch ihre eigene Verteidigerin geben der Wienerin immer wieder die Chance, die Dinge richtigzustellen. „Wir haben alles Mögliche versucht, eine Tat aufzuklären, die Ihnen vermeintlich passiert ist“, gibt die Anklägerin schließlich am Ende auf.

Eineinhalb Jahre bedingte Haft
„Ich habe den Eindruck, dass Ihnen etwas passiert ist. Ich habe aber keinerlei Anhaltspunkte, was es ist. Das, was Sie bei der Polizei gesagt haben, ist es auf jeden Fall nicht“, verurteilt Richter Stefan Erdei die junge Frau zu 18 Monaten bedingte Haft wegen Verleumdung und Falschaussage. Die 22-Jährige nimmt die Strafe trotz ihrer leugnenden Verantwortung an.

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