Zugespielte Aufnahmen zeigen ein Bild des Schreckens. Im Affenlabor am Institut für Verhaltensbiologie der Universität Wien leiden die Versuchstiere mutmaßlich an schweren Gesundheitsproblemen. Man berichtet von Mangelernährung, Inzest, unwürdiger Haltung und einem Mantel des Schweigens.
Zitternd sitzt das kleine Äffchen am Boden, der Blick ist apathisch. Das kurze Video ist zwar nur eine Momentaufnahme, doch in einem rund zweistündigen Gespräch mit Informanten offenbaren sich grausame Zustände in den Käfigen der Universität.
Lebende Forschungsobjekte
In der Abteilung für Verhaltensbiologie werden verschiedene Säugetiere zu Versuchszwecken gehalten. Es handelt sich allerdings nicht um invasive Versuche (mit körperlichen Eingriffen) wie etwa in der medizinischen Forschung oder Pharmaindustrie üblich, sondern um reine Verhaltensforschung. Auf der Homepage des Instituts findet man beispielsweise Berichte zu Forschungen zum Thema „Schönheitsempfinden von Tieren anhand von Lachtauben“.
Besuchermagnet im Zoo
Auch mit Weißbüschelaffen wird im dritten Bezirk von Wien geforscht. Die putzigen Primaten gelten als aufgeweckt und verspielt - so sind sie auch vielen Besuchern in Zoos wie dem Tiergarten Schönbrunn oder Haus des Meeres ein Begriff. Doch davon ist dem Vernehmen nach im Wiener Forschungslabor nicht die Rede.
Mantel des Schweigens
Es komme immer wieder zu Inzestpaarungen, die natürlich mit Missbildungen einhergehen können, wissen Personen zu berichten, die hinter die Mauern des Instituts schauen konnten. Diese möchten aber aus Angst vor Sanktionen anonym bleiben. „Es weiß eigentlich jeder Bescheid, aber niemand traut sich etwas sagen oder ändern“, so die Aufdecker.
Kieferknochen löst sich einfach auf
Innerhalb der Abteilung war es ein offenes Geheimnis, dass die Tiere teils so schwer mangelernährt waren, dass schwere Schäden an den Zähnen und sogar an der Knochensubstanz festgestellt wurden. Der Kieferknochen eines Versuchstiers hat sich teilweise aufgelöst - eine mögliche Folgeerscheinung davon!
Alles artgerecht?
Auch die Unterbringung wirft laut den Informanten viele Fragen auf. So dürften die Käfige zu klein sein und die empfindlichen Ohren der Tiere unter einer sehr lauten Lüftungsanlage leiden.
Die „Krone“ hat eine entsprechende Anfrage an die Universität und auch an Wissenschaftsminister Martin Polaschek gestellt. Denn dass Verhaltensforschung an Tieren - die sogar mit Steuergeld finanziert wird - derart skandalös aussieht, muss dringend aufgeklärt werden.
Innerhalb des Ministeriums reagierte man betroffen und verwies auf eine Kontrolle vor einem Jahr, man werde den Vorwürfen aber nun nachgehen. Auch der Dekan des Instituts meldete sich und bestätigte die Zahnprobleme der Tiere und Fälle von Inzest. Alle weiteren Punkte seien haltlos, die nun bei einem Lokalaugenschein der „Krone“ geklärt werden sollen.
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