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ADB:Berlaymont, Karl Graf von

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Artikel „Berlaymont, Karl Graf von“ von Joseph Albert Alberdingk Thijm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 400–401, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Berlaymont,_Karl_Graf_von&oldid=- (Version vom 5. Dezember 2024, 18:48 Uhr UTC)
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Berlaymont: Karl Graf v. B., Baron von Hierges, Perwez und Beaurain, Herr v. Floyon und Hautepenne, Staatsmann und Krieger, geb. 1510, † 4. Juni 1578. Schon 1542 tritt er unter den Heerführern Karls V. hervor. 1553 entriß er den Franzosen das von ihnen besetzte Longwy wieder. 1554 ward er zum Statthalter von Namur ernannt, 1556 zum Ritter des goldenen Vließes. Nach der Abreise der Königin Marie führte er mit dem Grafen Adrian von Croy die Regentschaft der Niederlande. Unter Margarethe von Parma ward ihm die Leitung der Finanzen übertragen. Als Mitglied des Staatsraths hielt er sich Granvella gegenüber in einer gewissen neutralen Stellung; aber, wie Viglius, lehnte er jede Theilnahme am Bündniß der Edeln ab. Die Geschichtsschreiber haben ihm zum Urheber des Namens der Geusen gemacht; er habe, als der Zug der Edelleute sich dem Palast der Statthalterin nahte, zu ihrer Beruhigung das Wort gebraucht, es seien nur Bettler (gueux), womit er etwa auf die von ihnen vorzutragenden Bitten hingedeutet haben könnte. Doch wird diese Erzählung dadurch verdächtigt, daß Margarethe in ihrer Correspondenz mit Philipp II. äußert, sie wisse nicht, woher jener Name, den sich die Edeln beilegten, stamme. Nach Alba’s Ankunft ward B. 1567 auch zum Mitglied des Blutgerichts ernannt, doch erschien er nur in der ersten Sitzung desselben und erklärte darauf dem Könige, sich jeder ferneren Theilnahme am Verfahren gegen Egmont und Horn enthalten zu wollen. Im übrigen blieb er der königlichen Seite treu. Requesens bezeichnete ihn vor seinem Tode als den geeigneten Regenten; da aber der gesammte Staatsrath die Regierung übernahm, blieb Berlaymont’s Antheil auf den Einfluß beschränkt, den er innerhalb des Staatsrathes ausübte. Als am 4. Sept. 1576 seitens der Patrioten durch den vom Herrn von Glimes geleiteten Staatsstreich der Staatsrath aufgehoben ward, setzte man auch B. in Brüssel gefangen. Auf Wilhelms von Oranien Vermittelung erhielt er aber am 19. Jan. 1587[1] seine Freiheit zurück. Wilhelm wollte sich wol damit Berlaymont’s Sohn (s. u.) verbinden. B. trat gleich darauf in den Staatsrath des Don Juan d’Austria, als der einzige Belgier, blieb auch nach dessen Bruch mit den Patrioten auf seiner Seite. Es wird behauptet, er besonders habe dem Don Juan zur Besetzung des Schlosses von [401] Namur gerathen, welche den äußerlichen Anstoß zum Bruch mit den Oranischen gab. Wenige Monate darauf starb B. Von seinen zahlreichen Söhnen hat besonders der älteste, Gilles v. B., gewöhnlich Baron v. Hierges genannt, eine politische Rolle gespielt. Früh zeigte er kriegerisches Talent. Von der Statthalterin 1566 mit der Aushebung und Führung eines wallonischen Regiments betraut, nahm er 1567 an der Belagerung von Valenciennes Theil und zeichnete sich besonders am 16. Juli 1568 in der Schlacht von Jemmingen aus. 1572 erhielt er das Goldene Vließ, ward Statthalter von Friesland und Geldern und begleitete Alba bei allen bedeutenderen Unternehmungen. Der Sieg bei Mook, wo 1574 die Prinzen Ludwig und Heinrich von Nassau den Tod fanden, ward durch ihn entschieden. Darauf ward er auch noch an des in Gefangenschaft gerathenen Boussu Stelle zum Statthalter von Holland, Seeland, Utrecht erhoben. Nachdem des Requesens Friedensversuche gescheitert waren, ward Hierges mit der Besetzung der nördlichen Provinzen beauftragt. Er nahm Büren (25. Juni 1575), Oudewater (7. Aug), welches unter Niedermetzelung der Besatzung völlig in Asche gelegt ward, Schoonhoven (24. Aug.) u. a. Orte. Dann aber mußte er sich, erkrankt, nach Utrecht zurückziehen. Nach Requesens’ Tode nach Brüssel gegangen, um von der Regierung genügende Mittel zur Kriegführung zu erlangen, sah er sich durch die Hülflosigkeit, welche er hier vorfand, und noch mehr durch das empörende Treiben der spanischen Truppen in dem ausgesogenen Lande veranlaßt, sich der Partei der Patrioten zu nähern. Als aber dann Don Juan im Lande erschien, zögerte auch Hierges nicht, sich ihm anzuschließen. Er erhielt das Commando über seine Leibwache. Daß man übrigens nach dem damaligen Stand der Dinge hierin kein Verlassen der Sache der Patrioten sah, zeigt schon der Umstand, daß ihm seine Ernennung durch die Generalstaaten selbst am 2. Jan. 1577 angezeigt ward. Nachdem aber der Krieg mit den Oranischen dennoch wieder zum Ausbruch gekommen war, ward Hierges zum General der Artillerie und der wallonischen Truppen ernannt. Um sich der Maas von Namur bis Mezieres zu versichern, nahm er Charlemont, Fumai, Bouvin (Juli 1577 bis Februar 1578). Nach seines Vaters Tode erhielt er jetzt auch die Statthalterschaft von Namur und Artois und die Leitung der Finanzen. Aber bald darauf traf ihn bei der Belagerung von Maestricht eine tödtliche Kugel.

Guillaume in der Biogr. nat. de Belg.; Gachard, Correspondance de Gilles de Berlaimont, de Guillaume de Taciturne et de Philippe II.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe Diskussionsseite