Pfeifente Weibchen
Anita Hombauer
Anita Hombauer
Tierschutz

Jagdstopp auf seltene Entenarten gefordert

Im September beginnt in weiten Teilen Österreichs die Entenjagdsaison. Die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich fordert, gefährdete Arten ganzjährig zu schonen. Eine aktuelle Einschätzung der EU-Kommission stützt diese Forderung.

Die Bestandstrends einiger jagdbarer Arten seien derart beunruhigend, dass nach Ansicht der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission die Jagd umgehend beschränkt werden müsse, heißt es in einer Aussendung der Vogelschutzorganisation. Die Taskforce on the recovery of birds der EU-Kommission empfehle einen vollständigen Jagdstopp für Pfeif- und Tafelente sowie eine Halbierung der Abschüsse bei Spieß- und Löffelente.

Aktuell sei es in Österreich bzw. Teilen Österreichs aber nach wie vor legal, diese Entenarten zu schießen, so BirdLife. In Niederösterreich, dem Burgenland und Kärnten dürften etwa die Spießente, die Pfeifente und die Löffelente gejagt werden. Die Tafelente dürfe sogar in allen Bundesländern außer Tirol und der Steiermark geschossen werden.

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Spießente
Michael Dvorak
Die Spießente, Österreichs seltenste Entenart, darf in Niederösterreich, dem Burgenland und Kärnten geschossen werden
Pfeifente Männchen
Michael Dvorak
Auch die Pfeifente ist in den drei Bundesländern jagdbar, …
Löffelente Männchen
Michael Dvorak
… ebenso wie die Löffelente
Tafelente Männchen
Michael Dvorak
Die Tafelente darf sogar in allen Bundesländern außer der Steiermark und Tirol geschossen werden

Dabei habe die weltweit gefährdete Tafelente in den letzten Jahrzehnten einen dramatischen Rückgang erlebt. Die Spießente sei die seltenste Entenart Österreichs, es gebe nur noch ein bis vier Brutpaare im Land, nach der Roten Liste Österreichs gelte sie sogar als vom Aussterben bedroht. Die als Wintergast anzutreffende Pfeifente habe innerhalb der letzten zwölf Jahre die Hälfte ihres europäischen Brutbestands verloren. Und auch die Löffelente sei mit 30 bis 160 Brutpaaren in Österreich stark gefährdet.

BirdLife fordert „sofortiges Handeln“

Die aktuelle Einschätzung der EU-Kommission „unterstreicht unsere langjährige Forderung nach einem Jagdstopp für bedrohte Vogelarten“, betont Johannes Hohenegger von BirdLife Österreich in der Aussendung. Die Brutbestände dieser Entenarten seien allesamt in den letzten Jahrzehnten europaweit derart besorgniserregend gesunken, dass es sofortiges Handeln brauche, so BirdLife.

„Wir fordern die Landesregierungen und Jagdverbände dringend auf, die Empfehlungen der EU-Kommission umzusetzen und die Jagd auf gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Vogelarten zu stoppen", wird seitens der Vogelschutzorganisation betont. Außerdem brauche es Maßnahmen zum besseren Schutz der Brutgebiete.

Fünf gefährdete Enten erlegt

Beim Landesjagdverband Niederösterreich teilte man auf Anfrage von noe.ORF.at mit, dass sich von den genannten Arten – Tafel- (mehr als 200.000 Brutpaare in Europa), Spieß- (über 210.000) und Pfeifente (über 470.000) – „zur Schusszeit nur wenige bis keine Exemplare in Niederösterreich aufhalten“. Daher seien im Vorjahr insgesamt nur fünf Stück erlegt worden.

Laut Jagdverband „profitieren Enten von Hege- und Pflegemaßnahmen der Jägerinnen und Jäger, die damit und mit einer nachhaltigen Bejagung wesentlich zur Biodiversität beitragen“. Das Interesse, Hegemaßnahmen zu setzen, hänge aber auch an der Möglichkeit der Nutzung der jeweiligen Wildart. Das Prinzip „Schutz durch Nutzung“, wie es die weidgerechte Jagd lebe, „ist von der internationalen Umweltschutzorganisation IUCN anerkannt und festgeschrieben“.

Enten werden laut Experten vor allem in der Abendzeit beim Anflug auf ein Gewässer geschossen. Im Flug sei aber nicht sofort erkennbar, um welche Art es sich handelt bzw. ob diese geschützt oder gefährdet ist, erzählen Jäger. Zudem werden nur jene Enten in der Statistik geführt, deren Abschuss auch gemeldet wird. Ob das auch bei gefährdeten Arten passiert, bleibt offen.