Definition: Was ist eine Rezession?
Die Rezession ist eine Phase des wirtschaftlichen Abschwungs in einem Land. Der Begriff bedeutet Rückgang oder Abschwung und steht für eine schrumpfende Wirtschaftskraft. Synonym ist von Minus- oder Negativwachstum die Rede. Gibt es in der Wirtschaft gar keinen Zuwachs, spricht man auch von „Stillstand“.
Indikator für eine Rezssion ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es spiegelt die wirtschaftliche Leistung eines Landes während einer bestimmten Periode. Dazu misst das BIP den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die in einem Land hergestellt wurden.
Rezession Bedeutung
Die Rezession ist eine von insgesamt vier Konjunkturphasen im Konjunkturzyklus. Kurzzeitige Schwankungen in der Wirtschaftsleistung sind normal. Die vier Phasen im Konjunkturzyklus treten meist wellenförmig auf, sodass nach einem Abschwung meist wieder ein Aufschwung folgt:
- Expansion
Die Expansion (Aufschwung) beschreibt eine Phase des wirtschaftlichen Wachstums. - Boom
Im Boom (Hochkonjunktur) ist die Wirtschaft auf dem Höhepunkt. Es herrscht (nahezu) Vollbeschäftigung. - Rezession
In der Rezession (Abschwung) geht die Wirtschaftsleistung zurück. Das BIP eines Landes schrumpft. - Depression
Die Depression ist ein absolutes Konjunkturtief. Die Wirtschaft stagniert über einen langen Zeitraum auf niedrigem Niveau.
Bekanntestes Bespiel für einen dramatischen Abschwung war die „Große Depression“ (Great Depression) im Zuge der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre. Hierbei sank das BIP der USA um zwei Drittel. Angesichts der drastischen Auswirkungen sind Unternehmen und Nationen heute bemüht, Rezessionen zu vermeiden oder kurz zu halten.
Rezession Gegenteil
Das Gegenteil einer Rezession im Konjunkturzyklus ist der Aufschwung (auch: Erholung oder Expansion) sowie die Hochkonjunktur (auch: Boom oder Prosperität). Hier nimmt die Wirtschaftsleistung wieder zu und das BIP wächst.
Merkmale einer Rezession
Ein drohender Abschwung der Wirtschaft zeichnet sich durch zahlreiche Merkmale ab – zum Beispiel:
- Abnehmender Auftragsbestand
- Stillgelegte Produktionsanlagen
- Überfüllte Lager
- Geringere oder ausbleibende Investitionen
- Vermehrte Kurzarbeit
- Stärkerer Personalabbau (betriebsbedingte Kündigungen)
- Vermehrte Insolvenzen
- Stagnierende oder sinkende Preise, Löhne und Zinsen
- Fallende Börsenkurse
- Wachsende Unsicherheit bei Beschäftigten und Bevölkerung
- Zurückhaltendes Konsumverhalten
- Geringerer Wert der Landeswährung
Wann steckt ein Land in einer Rezession?
Ein Land steckt laut Definition in einer Rezession, wenn die Wirtschaftsleistung in zwei Quartalen hintereinander zurückgeht. In der Ökonomie spricht man dann von einer technischen Rezession: Das BIP braucht dafür nur zweimal um minus 0,1 Prozent zurückzugehen.
Gleichzeitig sind solche Werte so niedrig, dass sie aufgrund typischer Messfehler oder falscher Einschätzungen entstehen können. In der Praxis begutachtet das Statistische Bundesamt daher ein drittes Quartal, um realistische Verhältnisse abzubilden.
Rezession Deutschland: Einschätzung der Bundesbank
Jahrelang wuchs die deutsche Wirtschaft. Gemessen an der ökonomische Definition, schätzt die Bundesbank eine Rezession in Deutschland im Jahr 2024 als wahrscheinlich ein. Die Gründe: Seit der Corona-Pandemie sind die Lieferketten gestört; der Krieg in der Ukraine brachte zusätzliche Probleme: Energiekrise, Inflation und höhere Zinsen. Unmittelbar nach Kriegsbeginn stagnierte die Konjunktur.
Die EU-Kommission wiederum geht von einer besseren Konjunktur aus. Schätzte die Behörde Ende vergangenen Jahres noch ein Minus von 0,6 Prozent, erwartet sie nun ein Plus von 0,2 Prozent. Grund dafür ist, dass sowohl Deutschland als auch die anderen EU-Länder vergleichsweise gut durch die Energiekrise gekommen sind. Dazu hat ebenso der reduzierte Verbrauch beigetragen.
Wie lange dauert eine Rezession?
Eine wirtschaftliche Schwächephase muss mindestens zwei Quartale (6 Monate) dauern, damit offiziell von einer Rezession die Rede ist. Ein wirtschaftlicher Rückgang kann aber auch länger als 2 Jahre andauern. Dann spricht man allerdings von einer Depression. Im Durchschnitt dauert eine Rezessionsphase zwischen 6 und 12 Monaten.
Die vorerst letzte Rezession – die Corona-Pandemie von 2020 – hat tiefe Einschnitte hinterlassen. Die Wirtschaftsleistung brach mit minus 4,9 Prozent im ersten und minus 9,7 Prozent im zweiten Quartal ein. Grafisch ist die Krise noch nicht erfasst, da die Pandemie bzw. ihre Auswirkungen sich zeitlich noch nicht eingrenzen lassen.
Rezession: Folgen und Bedeutung für die Bürger
Ein Rezesion hat oft spürbare Auswirkungen für die Bürger: Weil die Menschen Angst um Arbeitsplätze und Einkommen haben, geben sie weniger Geld aus und versuchen zu sparen. Das wiederum schwächt die Wirtschaft noch mehr, weil die Unternehmen weniger Umsatz haben. Als Folge des Umsatzrückgangs kann es zu Einstellungsstopps oder Entlassungen kommen.
Eine höhere Arbeitslosigkeit wiederum führt zu noch weniger Konsum. Am Ende steht ein Teufelskreis – und ein Land trudelt in eine Depression.
Ursachen für eine Rezession
Eine Rezession hat häufig nicht nur einen Auslöser, sondern viele Faktoren, die zusammenspielen. Denkbar sind folgende Ursachen, die einen Wirtschaftsabschwung bewirken:
1. Rezession nach Überhitzung
Die Überhitzung ist ebenfalls ein Abschnitt in der Konjunkturphase. Auslöser ist übergroßer Optimismus in den Unternehmen. Infolge eines Booms investieren Unternehmen in neue Produktionskapazitäten oder expandieren stark. Bleibt dann die Nachfrage hinter den Erwartungen zurück, bleiben sie auf den Produkten sitzen. Das Dilemma: Auch zu geringe Investitionen können sich rächen und das Wirtschaftswachstum bremsen – die Folge ist ebenfalls eine Rezession.
2. Rezession aufgrund externer Faktoren
Manche Auslöser lassen sich nicht einkalkulieren. Dazu zählen externe Ursachen wie Naturkatastrophen, Seuchen, Pandemien oder Kriege. Sie führten etwa zu Missernten, zerstörten oder geplünderten Nahrungsmitteln. Die Bevölkerung westlicher Demokratien ist solchen Plagen zwar nicht schutzlos ausgeliefert. Allerdings haben die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zu Rezessionen geführt. Plötzlich steigende Ölpreise führten wiederum Anfang der 1970er Jahre zu einer Wirtschaftskrise.
3. Rezession aufgrund struktureller Veränderungen
Krempelt ein ganzes Land seine Wirtschaft um, führt das ebenfalls häufig zu einer Rezession. So geschehen beispielsweise beim Zerfall der Sowjetunion. Langsam ging die Planwirtschaft mit Privatisierung und Liberalisierung in die Marktwirtschaft über. In dieser Zeit stiegen zwar die großen Oligarchen auf, für die einfachen Bürger aber bedeuteten diese Jahre eine Zeit der Armut. Das BIP brach um ein Drittel ein.
Rezession und Inflation
Oft werden Rezession und Inflation in einem Atemzug genannt. Inflation beschreibt eine Geldentwertung und damit eine Verringerung der Kaufkraft. Es kommt zu einem allgemeinen Preisanstieg, und Menschen können mit ihrem Geld weniger kaufen. Bürger geben insgesamt weniger aus, während auch für Unternehmen die Kosten durch höhere Preise steigen. Im Zusammenspiel kann eine anhaltende starke Inflation eine Rezession auslösen.
Rezession – was tun?
Um die Abwärtsspirale zu stoppen, wird ein Staat versuchen, mit diversen Maßnahmen die Wirtschaft anzukurbeln. Die Konjunkturpolitik kann an verschiedenen Stellen ansetzen: In der Corona-Pandemie wurde zum Beispiel auf Kurzarbeit umgestellt, um die Rezession abzufedern. Andere Maßnahmen können Steuersenkungen sein, die die Produktion für Unternehmen billiger machen.
Für Konsumenten können Steuergeschenke mehr Netto vom Brutto bringen: Wer mehr Geld in der Tasche hat, konsumiert mehr. Ein Beispiel ist die Energiepauschale als Reaktion auf zuletzt gestiegene Energiekosten. Ähnlich kann eine Abwertung der Landeswährung funktionieren: Dann werden die eigenen Produkte für ausländische Unternehmen günstiger. Das führt zu einem größeren Absatz im Ausland (Export).
Die Herausforderung für den Staat ist es, diese Maßnahmen zu finanzieren. Neben deutlich gestiegenen Ausgaben fehlen gleichzeitig Einnahmen in Form von Steuern. In der Konsequenz macht der Staat Schulden. Dadurch werden oft öffentliche Ausgaben zurückfahren – zum Beispiel der Bau von Straßen.
Was kann ich persönlich in einer Rezession tun?
Eine Rezession bedeutet für Bürger meist einen Wohlstandsverlust: Die Börsenkurse fallen, die Nachfrage sinkt. Das hat zur Folge, dass vor allem Aktien und Immobilien an Wert verlieren. Was tun?
- Ruhe bewahren
Das Wichtigste in einer Rezessionsphase ist, Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu verfallen. Wer finanziell kann, sollte Wertgegenstände nicht sofort verkaufen, sondern halten bis sich Preise und Kurse erholen. - Geld sichern
Je nach Art der Rezession kann es sinnvoll sein, sein Geld in „sichere Anlagen“ umzuschichten – zum Beispiel Gold oder Anleihen. Wer mutiger ist, kann die niedrigen Aktienkurse auch dazu nutzen, günstig einzukaufen – Motto: „buy low, sell high.“
Letztlich hängt Vieles davon ab, wie lange die Rezession dauert und ob es zusätzlich zu einer Inflation kommt. Steigen die Preise bei gleichzeitigem Abschwung bleibt den Bürgern zu wenig Geld in der Tasche, um zu investieren – auch wenn der Zeitpunkt vielleicht günstig ist.
Häufige Fragen zur Rezession
Eine hohe Inflation wirkt sich negativ auf Bürger und Unternehmen aus. Die Kaufkraft der Menschen sinkt – das wiederum hemmt die Bereitschaft, Geld auszugeben. Für Unternehmen hängt die Inflation oft mit gesteigerten Produktionskosten zusammen.
Kommen dann noch wie aktuell erhöhte Energiepreise dazu, verteuert das die Waren. Das in Kombination mit Lieferengpässen kann die wirtschaftliche Lage verschärfen. Das Bruttoinlandsprodukt eines Landes kann sinken. Hält dieser Zustand an, ist eine Rezession möglich.
Infolge der Verteuerungen ist das Geld weniger wert: Sie verdienen immer noch das gleiche Geld, müssen aber höhere Mieten, Stromkosten und gestiegene Kosten für Lebensmittel hinnehmen. Das animiert zum Sparen.
Das Geld landet nicht zwangsläufig auf der hohen Kante. Letztlich ist nur die Konsumbereitschaft geringer. De facto zehrt die Inflation das zur Verfügung stehende Geld auf. So das Ergebnis einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank.
Nicht nur die Bürger, auch die Unternehmen bunkern nun ihr Geld. Die Folgen: Geringere Investitionen, abnehmende Aufträge, überfüllte Lager bis hin zum Produktionsstillstand. Arbeitsverträge werden nicht mehr verlängert, es kommt zum Personalabbau.
Sofern das Instrument der Kurzarbeit greift, können die Arbeitsplätze zunächst erhalten bleiben. In Ländern ohne diese Möglichkeit entlassen Unternehmen irgendwann ihre Mitarbeiter. Verstärkte Entlassungen führen wiederum zu Massenarbeitslosigkeit.
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