Entscheidungen treffen: Die 7 besten Methoden

Rund 20.000 Entscheidungen treffen wir täglich. Die meisten davon unbewusst und automatisch: Was anziehen? Was frühstücken? Andere Entscheidungen sind komplexer: Die Berufswahl oder Partnerwahl zählen zu wichtigen Lebensentscheidungen. Sie erfordern mehr Bedenkzeit. Wie aber können wir besser schwere Entscheidungen treffen? Die besten Methoden zur Entscheidungsfindung aus Psychologie und Praxis…

Schwere Entscheidung Treffen Methoden Psychologie Tipps

Warum ist es so schwer, Entscheidungen zu treffen?

Jeden Tag treffen wir zahllose Entscheidungen – viele davon intuitiv, aus dem Bauch heraus. Bei anderen wägen wir gründlich ab: das Pro und Contra, ja oder nein? Was diese Entscheidungen schwer macht, sind zwei Systeme im Gehirn, die manchmal zusammen und manchmal gegeneinander arbeiten.

Der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann hat darüber den Bestseller „Schnelles Denken, langsames Denken“ geschrieben und erklärt:

  1. Leichte Entscheidungen
    beruhen vor allem auf System 1 und damit auf Erfahrungen und bewährten Entscheidungsregeln (sog. Heuristiken). Wir haben aus der Vergangenheit gelernt und leiten daraus schnell Strategien für die Zukunft ab.
  2. Schwere Entscheidungen
    stellen uns dagegen vor eine neue, komplexe Wahl. Wir müssen darüber nachdenken, analysieren, rational bewerten. Kahnemann nennt das „System 2“ – das langsame, anstrengende und schwere Entscheiden.

In den meisten, alltäglichen Situationen entscheiden wir schnell und spontan: Der Bauch wählt, der Verstand bestätigt. Bei schweren Entscheidungen aber hat System 2 das letzte Wort und widerspricht mancher Intuition.

Ich kann mich nicht entscheiden! – Woran liegt das?

Jede Entscheidung FÜR eine Sache ist eine gegen die Alternativen. Laut Psychologie achten Menschen jedoch häufiger auf diesen Verlust. Die Folge: Wegen der Verlustängste werden Entscheidungen schwerer oder wir treffen sogar falsche Entscheidungen.

Der Verhaltensökonom Dan Ariely konnte das in zahlreichen Studien nachweisen: Um zu verhindern, dass sich bei jeder Wahl unsere Optionen verringern, halten sich Menschen möglichst viele Türen offen – und wählen dabei meist falsch oder gar nicht.

Hinzu kommt: Zu viele Optionen blockieren. Je mehr Wahlmöglichkeiten es gibt, desto schwieriger können wir uns entscheiden (siehe: Marmeladen-Experiment). Das passiert im Alltag genauso wie bei der Partner- und Berufswahl oder Jobsuche.

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Wie kann ich eine richtige Entscheidung treffen?

Es gibt heute zahlreiche Entscheidungstechniken, die dabei helfen, schneller, einfacher und richtige Entscheidungen zu treffen. Zum Beispiel die Pro-Contra-Liste, der Entscheidungsbaum oder die Zeitreise- bzw. 10-10-10-Methode.

Wollen Sie in Zukunft leichter Entscheidungen treffen, empfehlen wir folgende bewährte Methoden und Tipps:

1. Hören Sie auf Ihren Bauch

Das gilt vor allem für bekannte Situationen, in denen das Gehirn und Unterbewusstsein auf unser Erfahrungswissen zurückgreifen kann. Zahlreiche Studien über „die Macht der Intuition“ bestätigen, dass Bauchentscheidungen nicht schlechter sind als die des Verstandes – aber zig Mal schneller. So fand etwa die Psychologin Sian Leah Beilock von der Universität Chicago heraus, dass Profi-Golfspieler am besten spielen, wenn sie keine Zeit haben, über den nächsten Schlag nachzudenken.

2. Reduzieren Sie Komplexität

Die Psychologie kennt zwei Entscheidungstypen: Maximierer und Genügsame. Maximierer wollen alles richtig machen, studieren vor einem Kauf alle Produkttests und Angebote und werden trotzdem noch von Zweifeln geplagt. Genügsamen reicht „gut“ völlig aus. Sie wissen, was sie wollen und was ihnen reicht. Die ideale Entscheidung liegt dazwischen: Verringern Sie Optionen und Komplexität und treffen Sie dann die beste Wahl.

3. Wechseln Sie die Perspektive

Wer vor einer schweren Entscheidung steht, sollte ein paar Schritte zurücktreten und das Szenario aus einer übergeordneten Perspektive betrachten: Wohin führt mich die Entscheidung langfristig? Welche Konsequenzen sind damit verbunden? Welche Chancen? Sobald Sie das große Ganze im Blick haben, wird es leichter, die richtige Entscheidung zu treffen.

4. Nehmen Sie sich Bedenkzeit

Wenn Sie merken, dass Sie eine kurzfristige oder kurzsichtige Wahl treffen, dann zwingen Sie sich zu einer Pause und mehr Bedenkzeit, um den Entscheidungsdruck zu senken. Zum Beispiel indem Sie eine Nacht drüber schlafen. Das funktioniert tatsächlich und senkt das Bedürfnis, nach einer sofortigen Belohnung.

5. Ignorieren Sie Störquellen

Wer eine schwere Entscheidung treffen muss, sollte zwar alle relevanten Informationen kennen und einen Überblick haben. Gleichzeitig entstehen bei dieser Recherche Störfaktoren: Gegensätzliche Meinungen, Vermutungen, Ängste, Worst-Case-Szenarien… Solange Sie diese nicht ignorieren, können Sie keine weitreichende Entscheidung treffen.

6. Vermeiden Sie Selbstüberschätzung

Selbstsicherheit ist zunächst eine positive Eigenschaft. Vor allem Männer neigen dabei jedoch zu Selbstüberschätzung und treffen überhastete oder voreilige Entscheidungen, die mehrheitlich schlecht sind. Bleiben Sie bei Ihren Fähigkeiten genauso realistisch wie bei den Chancen und Risiken. Allzu große Euphorie begünstigt falsche Entscheidungen. Ein kühler Kopf wählt klüger.

7. Machen Sie sich Kompromisse bewusst

Eine Entscheidung, mit der Sie langfristig glücklich werden, sollte nie ein fauler Kompromiss sein. Viele Menschen lassen sich aber vom Kurs und ihrem Ziel abbringen, weil Sie sich jetzt, sofort ein Erfolgserlebnis wünschen. Hinterfragen Sie solche „Notlösungen“ – und entscheiden Sie immer danach, was Sie wirklich wollen.

Entscheidungen treffen Wahlzettel Lustig

Versuchen Sie nicht „richtig“ zu entscheiden. Der Begriff suggeriert, dass es für jede Wahl nur eine optimale Entscheidung gibt. Auf die meisten Situationen trifft das nicht zu. „Richtig“ bedeutet allenfalls „für mich hier und heute richtig.“ Das im Hinterkopf, fällt es Ihnen leichter sich von typischen Entscheidungsblockaden zu lösen.

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Entscheidungen treffen Psychologie: 12 kuriose Fakten

  1. Im Dunklen treffen wir rationalere Entscheidungen
    Wenn Sie vor einer wichtigen Entscheidung stehen, dimmen Sie das Licht! Kein Scherz: Wissenschafter um Alison Jing Xu von der Rotman School of Management konnten zeigen, dass helles Licht unsere Emotionen – positive wie negative – verstärkt.
  2. Mit voller Blase treffen wir bessere Entscheidungen
    Nicht lachen! Wissenschaftler der niederländischen Universität von Twente fanden heraus: Je voller die Blase, desto eher entscheiden wir uns für langfristige Ziele. „Harndrang-Effekt“ heißt das. Begründung: Wer es schafft, seinen Harndrang zu unterdrücken, der kann auch Versuchungen widerstehen.
  3. Stress führt zu riskanteren Entscheidungen
    Das betrifft vor allem Manager. Kanadische Wissenschaftler um Theodore Noseworthy von der Universität von Guelph konnten nachweisen, dass Stress emotional korrumpiert und uns von negativen Konsequenzen distanziert. Bei Stress gehen wir lieber in den Angriffs-Modus statt gründlich zu reflektieren.
  4. Wir entscheiden uns meist für die erste Option
    Wer schnell zwischen mehreren Alternativen wählen muss, entscheidet sich oft für die erste Option, so das Ergebnis einer Studie um Dana R. Carney von der Universität von Kalifornien in Berkeley. Die Gefahr: Einmal gelernt, bleiben wir diesem Muster auch bei späteren Entscheidungen treu.
  5. Die Mehrheit entscheidet sich für Bekanntes
    Die Qual der Wahl ist zuweilen keine. Eher bevorzugen wir Bekanntes. Was uns dabei manipuliert, ist das starke Vertrautheitsgefühl. Die sogenannte Rekognitionsheuristik verleitet aber zu Fehlurteilen. Etwa am Aktienmarkt: Bekannte Unternehmen werden oft besser bewertet als sie sind.
  6. Wer sich nicht entscheiden kann, braucht eine Alternative
    Das Phänomen wird Decoy-Effekt genannt: Wenn wir uns zwischen zwei Optionen nicht entscheiden können, brauchen wir eine dritte – den Köder (englisch: „decoy“). Er bildet eine Art Entscheidungs-Krücke. Schon sieht eine der anderen Optionen besser aus.
  7. Gut Gelaunte entscheiden großzügiger
    Obacht, wenn Sie gerade gute Laune haben und eine Wahl treffen müssen! Wer positiv gestimmt ist, akzeptiert schneller das erstbeste Angebot, so eine Studie an der Fakultät für Psychologie der Universität Basel.
  8. Schlecht Gelaunte sehen klarer
    Wie der australische Psychologe Joe Forgas von der Universität von New South Wales herausfand, profitieren Miesepeter von gesteigerter Aufmerksamkeit. Effekt: Sie fallen seltener auf urbane Legenden oder Marketing-Tricks herein.
  9. Ärger macht Entscheidungen rationaler
    Studien von Wissenschaftlern um Maia Young von der Anderson School of Management in Kalifornien zeigen: Wer sich ärgert, trifft rationalere Entscheidungen, weil Wut klassische Fehlfaktoren (Fachbegriff: confirmation bias) unterdrückt.
  10. Wer besser entscheiden will, sollte aufstehen
    Glaubt man einer Studie des Psychologen Frank Fischer von der Münchner LMU, können Sie durch simples Aufstehen bessere Entscheidungen treffen. Wer in den Experimenten aufstand, hatte 24 Prozent mehr Ideen und traf in 25 Prozent der Fälle bessere Entscheidungen als die Sitzenbleiber.
  11. Ausgeschlafene wählen klüger
    Schon eine Stunde Schlafmangel führt zu schlechteren Entscheidungen. Betroffene gehen dann höhere Risiken ein, so eine Studie von Virginie Godet-Cayré vom Centre for Health Economics and Administration Research in Frankreich.
  12. Entscheidungen machen müde
    Wer viel entscheiden muss, büßt geistige Kapazitäten ein. Das hat die Psychologin Kathleen Vohs herausgefunden. Kurz: Entscheidungen machen müde und powern uns aus. Wer vor wichtigen Entscheidungen steht, sollte sie deshalb nicht am Ende eines entscheidungsreichen Tages seine Wahl treffen.

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