Definition: Was ist Bulimielernen?
Der Begriff Bulimielernen ist ein Neologismus, der sich von der Essstörung Bulimie ableitet. Kennzeichen dieser Erkrankung ist die rasante Nahrungsaufnahme (Essanfall) innerhalb kürzester Zeit, gefolgt von anschließendem Erbrechen. Die Aufnahme von Lerninhalten folgt bei Bulimie-Lernen dem gleichen Prinzip: Die Lernenden eignen sich Formeln, Fakten und Inhalte in rasantem Tempo an. Das Phänomen Bulimielernen oder bulimisches Lernen ist vor allem an Schule und Uni bekannt und taucht in Prüfungssituationen auf.
Bulimielernen Kritik: Lohnt sich das?
Viele Menschen können das nicht: sich fokussieren. Sie haben schon Probleme damit, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Fokussieren geht aber noch darüber hinaus. Es bedeutet, sich auszurichten auf ein bewusstes (!) Ziel und all seine Kraft, Energie und Leidenschaft darauf zu setzen, dieses Ziel auch zu erreichen. Solche Menschen sind nicht nur enorm hartnäckig, sie lassen sich auch kaum noch ablenken oder entmutigen.
Bulimielernen erfordert Zielstrebigkeit
Sicher geht es dabei nicht darum, mit Scheuklappen durchs Leben zu trampeln und alles zu ignorieren oder niederzumähen, was sich einem in den Weg stellt. Das wäre auch blöd, schließlich verläuft das Leben selten nach Plan und Improvisation und Anpassungsfähigkeit sind ebenso wichtige Erfolgsschlüssel.
Es wird immer wieder Dinge geben, die kurzfristig unsere volle Aufmerksamkeit verlangen. Aber es gibt eben auch das eine große Ziel, das, was man wirklich erreichen will. Und darum geht es auch beim Bulemielernen.
Bulimielernen: Mit Fokus zum Lernerfolg
Wir haben hier schon einige sehr erfolgreiche Menschen kennengelernt. Sie alle haben immer wieder dieselben Dinge genannt, die ihnen auf ihrem Weg geholfen haben: Sie alle hatten oder haben einen Traum, eine Vision, ein Ziel – das sie mit aller Kraft und klarem Fokus verfolgen oder verfolgt haben. Dabei war aber auch wichtig, schnell zu erkennen, was von diesem Ziel ablenkt. Dinge, die viel Zeit und Energie fressen – auf dem langen Weg aber kaum noch eine Rolle spielen. Diese Dinge muss man loslassen, wenn es an der Zeit ist. So ist das beim Lernen für eine Klausur oder Prüfung oft auch.
Beim Abitur zum Beispiel. Wer es besteht, erhält die allgemeine Hochschulreife. Das heißt, Sie dürfen dieses oder jenes studieren. Mussten aber logischerweise auch einiges lernen, das Sie im späteren Beruf vielleicht nie mehr brauchen. Oder Beispiel Beruf: Nur weil Sie eine Ausbildung abgeschlossen oder ein Studium absolviert haben, beherrschen Sie den Beruf noch lange nicht. Das ist doch gerade der Fehler, den viele Berufseinsteiger und Unifrischlinge machen: Mit einer Hoppla-Jetzt-Komm-Ich-Attitüde den alten Hasen erst mal sagen, wie der Laden richtig zu laufen hat – schließlich hat man das aktuelle Top-Wissen aus der Uni…
Theorie meist nur notwendiges Gerüst
Andersrum wird eher ein Schuh daraus: Die Grundlagen sind da, aber jetzt heißt es erstmal Learning on the job. Auf die Theorie folgt der Praxisschock. Verstehen Sie uns nicht falsch: Wissen ist nie ein Fehler. Und lebenslanges Lernen ein kluges Konzept. Grundlagenwissen ist wichtig. Ebenso wenig kann man immer im Voraus wissen, was man später vielleicht doch nochmal braucht.
Aber manche Details zählen eben nur für die Klausur oder die mündliche Prüfung. Seien wir ehrlich: Wie viele Autofahrer kennen heute wirklich noch alle Verkehrsschilder oder würden die theoretische Prüfung immer noch auf Anhieb bestehen? Eben. Trotzdem gibt es dafür erstaunlich wenig Verkehrsunfälle. Und selbst davon gehen die meisten wohl nicht auf mangelhaftes Theoriewissen zurück, sondern auf Unachtsamkeit, Übermüdung, Übermut, Alkohol.
Bulimielernen Pro und Contra
So manche Bildungspolitiker und Studienberater sprechen beim Bulimielernen gar von einem „gefährlichen Trend“ und raten vom exzessiven Pauken kurz vor der Prüfung ab. Wer sich nur von Klausur zu Klausur hangelt, der lernt am Ende gar nichts. Zumindest bliebe so von dem wichtigen Stoff viel zu wenig hängen. Das stimmt. Gleichzeitig fallen die Kritiker nur auf der anderen Seite vom Pferd. Es ist ein Denken in Extremen. So als gäbe es nur Lernen, um zu behalten hier und Lernen, um zu vergessen dort. Kein Mensch behält alles, was er oder sie sich jemals an Prüfungswissen eingehämmert hat.
Wahr ist: Regelmäßig Gelerntes bleibt länger hängen. Und Verstehen ist besser als stumpfes Auswendiglernen. Aber so manche Formel lässt sich heute (im Gegensatz zur Klausur) bequem googeln, Zusammenhänge nochmal schnell auffrischen. Auf den Fokus kommt es an: Darauf, das zu lernen, zu verstehen und zu behalten, was uns unserem (Berufs-) Ziel näher bringt. Zusammengefasst hat Bulimielernen folgende Vor- und Nachteile:
Pro
- Effektivität
Binnen kürzester Zeit nehmen Sie so viele Fakten wie möglich auf und können diese in der Prüfung wiedergeben. Die gesparte Zeit steht als Freizeit zur Verfügung. - Priorisierung
Sie können Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden und entsprechende Prioritäten setzen. - Konzentrationsfähigkeit
Wer sich kurzfristig wichtige Inhalte einverleibt, verfügt über hohe Konzentrationsfähigkeit.
Contra
- Kurzzeitgedächtnis
Das Gelernte geht nicht ins Langzeitgedächtnis über, Sie vergessen die Inhalte schnell. - Oberflächlichkeit
Sie durchdringen die Inhalte nicht. Das Verständnis bleibt auf der Strecke. - Unlust
Bulimielernen bremst die Lust am Lernen und den Drang, sich neue Denkwelten zu erschließen.
5 Tipps für langfristige Wissensaneignung
Bulimielernen hat in bestimmten Situationen also durchaus seine Berechtigung. Dennoch gibt es Wissensbereiche, die Sie für Ihren späteren Beruf tiefer durchdringen müssen oder die Sie vielleicht stark interessieren. Für die langfristige Wissensaneignung haben wir folgende 5 Tipps:
- Planen Sie Ihr Pensum
Für erfolgreiches Lernen sollten Sie einen Lernplan erstellen. Dafür verschaffen Sie sich einen Überblick über die zu lernenden Inhalte und die verbleibende Zeit. Verteilen Sie die Themen gemäß ihrer Komplexität auf entsprechend viele Stunden und Tage. - Wiederholen Sie Stoff
Zur Planung gehört nicht nur, Zeitpuffer für eventuell schwierigere Themen einzuplanen, sondern auch für Wiederholungen. Lesen Sie Inhalte mehrmals, schlagen Sie unklare Begriffe nach. - Nutzen Sie Karteikarten
Notieren Sie wichtige Inhalte auf Karteikarten. Sie fertigen damit eine kleine Zusammenfassung an und geben Wissen mit eigenen Worten wieder. Das erhöht das Verständnis. - Arbeiten Sie mit Lernmethoden
Mindmaps, Sketchnotes und andere Kniffe lassen sich als Lernmethoden für gezielte Wissensaneignung nutzen. Ihr Vorteil: Sie verknüpfen oft mehrere Sinneskanäle miteinander, in diesem Fall arbeiten Sie mit Haptik und Visualisierung. - Machen Sie Pausen
Vergessen Sie nicht, regelmäßig Pausen zu machen. In der Zeit kann sich das Gelernte setzen und Sie tanken neue Energie für die nächste Lerneinheit.
Extra-Tipp: Lerngruppen erzielen bessere Noten
Die ersten Tage, noch dazu an einer Massenuni wie Köln, Münster oder München – da kann man sich schon einsam vorkommen. Gemeinsam einsam – inmitten von 2000 anderen Ersties. Immerhin: Den anderen geht es meist genauso. Alleine studieren sollte man deshalb aber auf keinen Fall. Wer schnell Kontakte knüpft und Lerngruppen (PDF) bildet, ist nachweislich erfolgreicher und erzielt die besseren Noten, wie eine Studie zeigen konnte.
Die Forscher der Universität von Kalifornien in San Diego analysierten dazu mehr als 80.000 (Online-)Interaktion zwischen 290 Studenten. Und tatsächlich: Wer sich öfter austauschte, Fragen stellte, Antworten teilte, erreichte auch bessere Noten. Auch bei den Jahrgangsbesten zeigte sich, dass diese deutlich mehr aktive Kontakte zu anderen Kommilitonen pflegten sowie häufiger Lerngruppen oder Studenten-Cliquen bildeten.
Der Umkehrschluss daraus wäre aber falsch. So hatten etwa die Einzelkämpfer nicht zwangsläufig schlechtere Noten. Die Wahrscheinlichkeit für einen vorzeitigen Studienabbruch war allerdings messbar höher. Es ist also eher eine Korrelation als eine Kausalität: Die Chance auf bessere Noten steigt mit der Anzahl der Kommilitonen, mit denen man zusammen lernt und studiert. Und dabei handelt es sich – wie Studienautor Manuel Cebrian feststellt – um eine nicht zu verachtende Korrelation von 72 Prozent.
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