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Abstract
Gegenstand der vorliegenden publikationsbasierten Dissertation ist das habituelle Bewegungsverhalten von älteren, multimorbiden Personen mit kognitiven Einschränkungen in der poststationären geriatrischen Rehabilitation. In diesem Zusammenhang werden innovative sensor- und fragebogenbasierte Assessmentmethoden evaluiert und zur Erfassung des habituellen Bewegungsverhaltens eingesetzt. Darüber hinaus werden die Durchführbarkeit, die Effektivität und die Kosteneffektivität eines standardisierten, zielgruppenspezifischen Heimtrainingsprogramms analysiert. Die Daten für die vorliegende Dissertation wurden im Rahmen der randomisierten, kontrollierten Studie „Heimtraining bei kognitiver Einschränkung“ (HeikE) generiert. In Publikation I wird das Studienprotokoll der Studie dargestellt. Neben funktionellen Übungen zur Verbesserung der Kraft und der Gleichgewichtsfähigkeit inkludierte HeikE eine Motivationsstrategie, um eine Modifikation des Bewegungsverhaltens und eine regelmäßige, selbstständige Durchführung des Trainings zu erreichen. Im Rahmen dieses Projekts wurden neuartige Assessmentmethoden zur Erfassung unterschiedlicher Dimensionen des körperlichen Bewegungsverhaltens, wie die habituelle körperliche Aktivität, habituelle Gangparameter (z.B. Gangsymmetrie, Schrittregelmäßigkeit) und die Life-Space Mobilität von älteren Personen (82,3 ± 5,9 Jahre) mit kognitiven Einschränkungen erfolgreich validiert. In Publikation II wird die Validität des Bewegungssensors uSense evaluiert. Bisherige ambulante Erfassungssysteme weisen bei dieser Zielgruppe hohe Messungenauigkeiten auf. Insbesondere die Validität von Messmethoden zur Erfassung von Parametern des Gangbildes sind bei der hier untersuchten Personengruppe bislang nur unter standardisierten Laborbedingungen nachgewiesen worden. Mithilfe des in dieser Arbeit genutzten uSense-Systems wurden Ganganalysen im Rahmen des habituellen Bewegungsverhaltens multimorbider, kognitiv eingeschränkter, geriatrischer Patienten valide im Alltag möglich. Publikation III stellt die Entwicklung und Validierung des fragebogenbasierten Life-Space Assessments für Personen mit kognitiven Einschränkungen dar. Durch diesen Fragebogen wird in dieser Zielgruppe erstmals eine valide Erfassung der räumlichen Ausprägung der Mobilität und das Ausmaß der dazu in Anspruch genommenen Hilfsmittel/ Hilfsperson möglich. Beide Erfassungsmethoden wurden an die spezifischen Charakteristika älterer Personen mit kognitiven Einschränkungen angepasst. Querschnittliche Analysen der zuvor validierten Assessmentmethoden werden in den Publikationen IV und V durchgeführt. Mittels multipler, linearer Regressionsanalysen werden Determinanten des körperlichen Aktivitätsverhaltens (Publikation IV) und der Life-Space Mobilität (Publikation V) im habituellen Setting unmittelbar nach Rehabilitationsmaßnahmen ermittelt. Die Regressionsmodelle in Publikation IV zeigen, dass „körperliche Leistungsfähigkeit“ und in besonderem Maße „Parameter der Gangqualität“ in Zusammenhang mit dem „körperlichen Aktivitätsverhalten“ stehen. Dauer, Frequenz und Intensität des „körperlichen Aktivitätsverhaltens“ werden zu 40 – 68 % (adjustiertes R2 = 0,40 – 0,68) von den genannten unabhängigen Variablen aufgeklärt. Die Ergebnisse in Publikation V zeigen, dass die Zielgruppe eine eingeschränkte Life-Space Mobilität aufweist. Das „körperliche Aktivitätsverhalten“, „die körperliche Leistungsfähigkeit“, „die Teilnahme an sozialen Aktivitäten“ und „männliches Geschlecht“ werden im Rahmen der Regressionsanalyse als spezifische unabhängige Determinanten identifiziert, die die Varianz der abhängigen Variable „Life-Space Mobilität“ zu 42 % (adjustiertes R2 = 0,42) aufklären. Neben den dargestellten Analysen des habituellen Bewegungsverhaltens werden notwendige Voraussetzungen für eine Implementierung des Heimtrainingsprogramms in die Gesundheitsversorgung von geriatrischen Patienten mit kognitiven Einschränkungen evaluiert. In Publikation VI wird eine hohe, initiale Adhärenz hinsichtlich der selbstständigen Trainingsdurchführung festgestellt. Dies ist mit Ergebnissen von vorangegangenen Studien vergleichbar, in denen kognitiv eingeschränkte Personen untersucht wurden, die bei der Trainingsdurchführung von Bezugspersonen unterstützt wurden. Trotz vornehmlich selbstständiger Trainingsdurchführung wird die soziale Unterstützung durch die Trainer von den Studienteilnehmern als effektivste Programmkomponente wahrgenommen. In Publikation VII wird erstmals gezeigt, dass ein Heimtrainingsprogramm bei der Zielgruppe im Vergleich zu einer Placebo-Kontrollgruppe zu einer Steigerung des maximal erreichten Life-Space Bereichs und zu einer Reduktion der Inanspruchnahme von Hilfsmitteln bzw. Hilfspersonen führt. Die im Summenscore widergespiegelte verbesserte Life-Space Mobilität liefert initiale Evidenz für einen positiven, klinischen Effekt des Programms. Die Kosten-Effektivitätsanalyse in Publikation VIII kommt zu dem Ergebnis, dass die Wahrscheinlichkeit für einen positiven inkrementellen Netto-Vorteil der HeikE-Intervention, ab einer theoretischen Zahlungsbereitschaft von 2000 € pro gesteigerter Einheit der Short Physical Performance Battery ein Maximum von 99 % erreicht. Dies deutet darauf hin, dass das Heimtrainingsprogramm hinsichtlich der Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit im Vergleich zur Regelversorgung kosteneffektiv ist. Kostenträger können durch dieses Ergebnis dabei unterstützt werden, eine fundierte Entscheidung für oder gegen die Finanzierung dieses Interventionsansatzes zu treffen. Zusammenfassend erschließt diese Dissertation wesentliche Aspekte des habituellen Bewegungsverhaltens von älteren, multimorbiden Personen mit kognitiven Einschränkungen in der poststationären geriatrischen Rehabilitation. Moderate bis gute Testgütekriterien wurden für zwei unterschiedliche Messverfahren des habituellen Bewegungsverhaltens gezeigt. Basierend auf diesen Methoden wurden Parameter der körperlichen Aktivität, der Gangqualität sowie die Life-Space Mobilität valide im Alltag der Zielgruppe erfasst. Durch das neue Heimtrainingsprogramm HeikE wurde eine kosteneffektive Intervention vorgestellt, die in der Zielgruppe durchführbar ist und mit der die Life-Space Mobilität von kognitiv eingeschränkten Personen in der poststationären geriatrischen Rehabilitation verbessert werden kann.
Document type: | Dissertation |
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Supervisor: | Hauer, Prof. Dr. Klaus |
Place of Publication: | Heidelberg |
Date of thesis defense: | 29 June 2021 |
Date Deposited: | 03 Sep 2021 06:00 |
Date: | 2021 |
Faculties / Institutes: | The Faculty of Behavioural and Cultural Studies > Institut für Sport und Sportwissenschaft |
DDC-classification: | 796 Athletic and outdoor sports and games |
Controlled Keywords: | Bewegungswissenschaft, Geriatrie, Rehabilitationswissenschaft, poststationäre Versorgung |