Abstract
So-called adverbs are a notorious problem for the theory of lexical categories, in large part because they are so diverse. Different subclasses of adverbs often resemble some other word class more closely than they resemble each other (and certain German adverbs can even be better analysed as defective adjectives). The present article reexamines the criteria for the identification of a category of adverb that are traditionally used in the grammar of German. It is pointed out that adverbs mostly evade the application of the semantic, distributional, and morphological criteria that can be used for defining categories in general. Adverbs are therefore to be seen as the bottom of the barrel that is left over by the criteria singling out other word classes. Hence, there is no standard category feature in the sense of a feature that encodes for adverbs’ grammatical properties, and it is argued that this is possible because adverbs are confined to contexts without grammatical feature selection. A detailed case study looks at the distinction between adverbs and prepositions in German, arguing that the traditional criterion, which takes prepositions to be those noninflectable words that govern a complement while adverbs would not govern any complements, leads to very unnatural divisions. The distinction must rather be made in terms of lexical weight. As a result, the classification of the Duden grammar (Dudengrammatik 2016), and hence the two-level model of grammatical categories that underlies it, is rejected. Still, adverbs should not be identified with prepositions, since this would blur the distinction between lexical words and function words.
1 Einleitung und Überblick
Die Frage, was für eine lexikalische Kategorie, oder was für eine Wortart, sich hinter dem Etikett „Adverb“ verbirgt, ist in der Literatur notorisch. Es scheint, dass fast jede Arbeit über Adverbien damit beginnt, auf die Schwierigkeiten ihrer Kategorisierung zu verweisen, oder gar darauf zu verweisen, dass schon seit langer Zeit Autoren darauf verweisen, dass auf diese Schwierigkeit in fast jeder Arbeit über Adverbien verwiesen wird (diese Meta-Ebene wird jüngst in der Einleitung zu Pittner et al. 2015 erreicht). Andererseits ist im gängigen Lehrbuchwissen zur deutschen Grammatik kein Mangel an Kriterien und Bestimmungsverfahren, um eine Wortart „Adverb“ zu definieren und von anderen Wortarten zu unterscheiden, oft sogar durchaus eindeutig. Es gibt also ein merkwürdiges allgemeines Unbehagen angesichts des Adverbs, das trotz klarer Lehrbuchdefinitionen überdauert.
Dieses Unbehagen entsteht offenbar, wo man sich fragt, ob Wörter wie z. B. gestern, flugs, links, vorsichtshalber eine lexikalische Kategorie Adverb bilden, die besser verstandenen Kategorien wie Verb, Adjektiv oder Substantiv gleichgestellt ist. Solange nur nebenbei von einer Wortart Adverb die Rede ist, scheint dies vorausgesetzt zu werden. Sobald Autoren sich diese Frage aber direkt vorlegen, sehen sie sich oft außerstande, sie zu bejahen. Ein neuerer Handbuchartikel greift hierbei zu einer rätselhaften Formulierung, mit der eine Wortart Adverb scheinbar zugleich vorausgesetzt und verneint wird:
The puzzle about the status of adverbs becomes even more complex once one realizes that these seem to belong to different lexical categories. For instance, they can be related to adjectives, e. g., hard, fast, to nouns, e. g., yesterday (…), prepositions, e. g., upstairs, before (…), and perhaps even determiners, e. g., now, there, etc. (…).
(Alexiadou 2013: 459)
Die zitierte Passage, die danach nicht mehr weiter erläutert wird, ist sicher nicht einfach so zu deuten, dass man übersehen hätte, eine Wortart „Adverb“ von der grammatischen Funktion „Adverbial“ zu unterscheiden. Es könnte sein, dass „Adverb“ als eine vortheoretische Bezeichnung gedeutet wird, die die letztliche Analyse noch offenlässt. Oder es könnte gemeint sein, dass Adverb zwar eine „Kategorie“ ist, aber keine „lexikalische“, was auf ein Zwei-Ebenen-Modell der Wortarten hindeuten könnte.
Der folgende Aufsatz arbeitet einige theoretische und empirische Aspekte des eben angedeuteten Bildes aus. Aus theoretischer Sicht wende ich mich gegen die Idee, Kategorisierung auf mehreren Ebenen anzusiedeln. Diese Idee findet sich in jüngerer Literatur in der Trennung zwischen „Redeteilen“ und syntaktischen Kategorien in Arbeiten von Gisa Rauh (zuletzt Rauh 2017), sowie in der Trennung zwischen lexikalischen und syntaktischen Kategorien, wie sie die Dudengrammatik vornimmt (zuletzt Dudengrammatik 2016).
Der empirische Aspekt, der im obigen Zitat anklang, kann so formuliert werden: Es gibt verschiedene Gruppen von Adverbien, die verschiedenen anderen Kategorien jeweils mehr ähneln als dass sie untereinander ähnlich wären. Dies wird hier anhand der fließenden Übergänge genauer sichtbar werden, die sich im Deutschen bei der Frage ergeben, wie zwischen Adverbien und Präpositionen getrennt werden soll, und wie zwischen Adverbien und Adjektiven. Die beiden Fälle unterscheiden sich recht deutlich und illustrieren dadurch den Befund, dass das Verhalten von Adverbien nicht in einem Wortartmerkmal Adverb codiert ist. Es wird also nicht so sein, dass wir als erstes eine „X-Bar-Theorie“ zugrunde legen, als nächstes „X = ADV“ setzen, und dann geht es los. Viel eher scheint es, dass auch hinter einem „vortheoretischen“ Etikett Adverb gar nichts theoretisch Fassbares steht, jedenfalls keine Kategorie typischen Zuschnitts. Sondern es handelt sich um eine heterogene Gruppe von Wörtern, die von Identifikationskriterien, die das grammatische Verhalten anderer Wörter erfassen, übriggelassen werden – eine Restklasse. Die Einstufung als Restklasse ist nun wiederum nicht der Punkt, an dem die Untersuchung in Resignation enden soll. Sie stellt einen Startpunkt für Fragen eigener Art dar. Zum Beispiel ist zu fragen, von welcher Art die Prozesse sind, von denen die „Adverbien“ übriggelassen werden, und warum ein derartiger unidentifizierter Rest von der Grammatik toleriert werden könnte.
Die eben skizzierte Perspektive erklärt auch, warum es traditionellen, lehrbuchmäßigen Bestimmungsverfahren nicht gelingt, die Probleme dieser Wortart abzustellen: Die gängigen Identifikationskriterien für Adverbien sind von der Art, dass sie einer Gruppe von Wörtern eine Benennung geben, aber sie werfen keinen analytischen Mehrwert ab, denn sie berühren keine Faktoren mit einer tragenden Rolle im grammatischen System. Nicht nur stellen die Adverbien selbst einen grammatischen Rest dar, sondern auch bei den Kriterien, die zu ihrer Bestimmung angeboten werden, handelt es sich sozusagen nur noch um Rest- und Sonderposten. Dies gilt zum Beispiel für die traditionelle Vorstellung, dass Adverbien nichtflektierbare Wörter seien, die unfähig sind, Ergänzungen zu regieren. Ein solcher Faktor spielt für keine der Haupt-Wortklassen eine systematische Rolle, und ich werde dafür argumentieren, dass dieses Rektionskriterium auch für Adverbien auf sehr unnatürliche Grenzziehungen führt. Im Endeffekt kann man diese traditionelle Festlegung ohne große Folgen verwerfen.
Im Einzelnen gehe ich so vor, dass ich die hergebrachten Kriterien der Wortartendefinition in der germanistischen Lehrbuchliteratur kurz auf ihre Verallgemeinerbarkeit hin betrachte (Abschnitt 2), gefolgt von einer genaueren Untersuchung der klassischen Kriterien „Bedeutung“, „Distribution“ und „Morphologie“, die bei der Wortartendiskussion die Hauptrolle spielen (Abschnitt 3). Hier wird man unter anderem sehen, dass im Deutschen viele adverbiell gebrauchte Wörter, die sogar morphologisch als adverbiell markiert sind, als defektive Adjektive reanalysiert werden können. Diese Diffusion zwischen zwei Kategorien spricht dafür, dass Adverbien eine Gruppe von Wörtern sind, denen ein eigenständiges grammatisches Identifikationskriterium fehlt. Abschnitt 3 zeigt auch, dass sich das Adverb der Einstufung als semantische oder distributionelle Kategorie letztlich entzieht. Für die Theorie ergibt Abschnitt 3 die allgemeine Schlussfolgerung, dass vor allem morphologische und Distributionseffekte als aufeinander bezogen angesehen werden müssen. Hieraus ergibt sich (Abschnitt 4), dass Systeme zurückgewiesen werden, die Kategorien auf verschiedenen Ebenen ansiedeln, also syntaktische und lexikalische Kategorisierung trennen. Dies wird in Abschnitt 5 anhand der Abgrenzbarkeit von Adverbien und Präpositionen weiter untersucht. Letztlich erscheint die Charakteristik von Adverbien darin, dass sie (a) lexikalische Elemente sind, die (b) nie Gegenstand von Merkmalsselektion werden. Sie stellen den trägen Bodensatz im Bereich der Inhaltswörter dar, können aber immer noch anhand des lexikalischen Gewichts von Präpositionen abgegrenzt werden.
2 Das Adverb in der Grammatik des Deutschen
Auf der Suche nach einer Standarddefinition des Adverbs greifen wir als erstes zum „Handbuch der deutschen Wortarten“. Dort erscheint als einleitende Beschreibung:
Zur Wortart Adverb gehören Ausdrücke, mit denen ein propositionaler oder prädikativer Gehalt in integrativer Kombination spezifiziert werden kann (Basisfunktion im Satz: Adverbial). Einige können auch mit einem Kopulaverb (bleiben, sein, werden), das sie spezifizieren, den Ausdruck einer Prädikation bilden (…).
(Hoffmann 2009: 223)
Aus dieser recht vorsichtigen Formulierung geht hervor, dass die adverbielle Funktion als typisch für diese Wortart angesehen wird, daneben auch vorhandener prädikativer Gebrauch als marginaler. Eine Deckungsgleichheit zwischen Adverb und adverbieller Funktion wird aber von Anfang an nicht behauptet. Diese Beschreibung wird ergänzt um die Abgrenzungen:
Adverbien sind im Deutschen unflektierbar, sie kongruieren nicht. Sie regieren keinen Kasus (wie die →Präpositionen), verbinden nicht funktionsäquivalente Ausdrücke (→Konjunktionen), schließen keine Teilsätze an (→Subjunktoren). (…) Adverbien können auf verschiedenen Satzpositionen realisiert werden, auch im Vorfeld, wo Abtönungs- oder Negationspartikeln nicht erscheinen können.
(Hoffmann 2009: 224)
Die letzteren Kriterien leisten für sich allein eine Abgrenzung von allen anderen Wortarten, nämlich auch von den flektierbaren Kategorien Nomen, Adjektiv, Verb, und zeigen, dass der Verweis auf die primär adverbielle Funktion am Anfang wirklich nur ein Zusatz war, der auch nicht für eine prototypenbasierte Bestimmung der Kategorie benutzt wird. Hinsichtlich dieser Kriterien herrscht große Übereinstimmung in der germanistischen Linguistik (Heidolph et al. 1981; Zifonun et al. 1997; Dudengrammatik 2009: 792; Dudengrammatik 2016: 808, mit besonderer Berücksichtigung von prädikativer Funktion des Adverbs; und andere).
Angesichts dessen könnte man sich wundern, worin nun eigentlich die Probleme der Bestimmung von Adverbien liegen sollen. Abgesehen von den empirischen Fragen, die später diskutiert werden, ist da ein konzeptionelles Problem: Welche Konsequenzen werden mit einer Kategoriezuschreibung verbunden? In einer Auffassung (sozusagen „essenzialistisch“) würde man der Wortart Adverb gewisse Fähigkeiten zu- oder absprechen, die aus dem Kategoriemerkmal selbst herrühren; in einer anderen Auffassung (sozusagen „nominalistisch“) würde man die Kategorie immer danach zuschneiden, wie bestimmte Tests ausfallen, also gewissermaßen auch „opportunistisch“. Würde man ein solches Vorverständnis jedes Mal explizit machen, würden sich die oben gesammelten Kriterien etwa so anhören:
„Wenn (bzw. weil) ein Wort ein Adverb ist, hat es die Fähigkeit, allein im Vorfeld zu stehen.“
/vs./ „Sobald ein Wort nicht allein im Vorfeld stehen kann, nennen wir es nicht Adverb.“
„Wenn (und weil) etwas ein Adverb ist, ist es unfähig, einen Kasus zu regieren.“
/vs./ „Sobald ein unflektierbares Wort einen Kasus regiert, nennen wir es nicht mehr Adverb.“
„Bestimmte Wörter können nicht flektiert werden, weil sie Adverbien sind.“
/vs./ „Wenn ein prädizierendes Wort nie flektiert vorkommt, nennen wir es nicht Adjektiv.“
Es scheint, dass die letztere und schwächere Art von Interpretation die ist, die bei den Grammatikern des Deutschen mehrheitlich vorliegt, wenn auch implizit. Diese schwächere Interpretation wird schon dadurch nahegelegt, dass die traditionellen Abgrenzungskriterien bekanntlich nicht typologisch verallgemeinerbar sind: Es ist zwar im Deutschen so, dass Adjektive flektierbar und Präpositionen nicht flektierbar sind, aber man muss nicht weit gehen, um Adjektive zu finden, die nicht flektierbar sind (Englisch[1]), und Präpositionen, die es sind (Walisisch). Dies ändert nichts daran, dass die entsprechenden Wörter dieser Sprachen in dieselben Kategorien eingestuft werden. In manchen Sprachen scheint es sogar flektierte Adverbien zu geben (Evans 2000: 715). Der wesentliche Punkt ist aber, dass z. B. die Rede von einer „flektierbaren Präposition“ nichts begrifflich Widersprüchliches an sich hat.
Als ähnlich „opportunistisch“ erweisen sich auch Ansätze, die eine Hierarchisierung von Kategorien bzw. kategoriebildenden Kriterien vorschlagen (so bereits Heidolph et al. 1981, worauf Knobloch und Schaeder 2000: 678 hinweisen). Ein elaboriertes Beispiel hierfür ist Schäfer (2018: 190) (Abbildung 1).
Diese Klassifikation besteht aus einer Reihe hintereinander geschalteter „Filter“. Ein Wortart-Kriterium gilt also nie global; vielmehr sondert es nur relativ zu einer bestimmten Distinktion eine Klasse aus. Das Baumdiagramm ergibt folgende Beispiele für die besonderen Konsequenzen der hierarchischen Darstellung: An der Stelle (F3) hat das Kriterium „festes Genus“ Vorrang vor „Stärkeflexion“, nur deswegen kommt das Wort Beamter als Substantiv heraus (es hat interessanterweise inhärent maskulines Genus, wie die feminine Ableitung Beamtin beweist), bei umgekehrter Anordnung würde es zum Adjektiv erklärt (aufgrund der Stärkeflexion der Beamte / ein Beamter; es wäre egal, dass beamt- keine attributiv benutzbare Form liefert!). In (F5) werden alle unflektierbaren Wörter, die Ergänzungen regieren, als Präpositionen ausgesondert, bevor Adverbien vom verbleibenden Rest getrennt werden. Auch dies hat nichttriviale Konsequenzen: Das nichtflektierbare Wort egal würde von (F5) erfasst und als Präposition klassifiziert (vgl.: Das istmir egal). Man wird in diesem Fall vielleicht sagen, dass dies ein Versehen sei, und Korrekturen vorschlagen: vielleicht (F8) fallenlassen und (F7) vor (F5) anordnen. Dann wäre das Rektionskriterium für Präpositionen auf die Abgrenzung zu Konjunktionen eingeschränkt, und egal käme als Adverb heraus, allerdings mit Rektion. Aber was genau ist der Grund, dass egal keine Präposition sein „soll“?
Diese kurze Diskussion zeigt, dass ein hierarchisches Modell potenziell interessant ist und eine eigenständige Alternative zu einer flachen Darstellung von Kategorien als Menge ergibt. Dieser Ansatz hat das Problem, ob wirklich alle Nachbarschaften von Kategorien in einer linearen Ordnung erfassbar sind (man beachte, dass in Abbildung 1 Adverbien weder mit Adjektiven noch mit Präpositionen eine natürliche Klasse bilden). Am meisten jedoch fällt das Problem auf, dass Kriterien in der Weise hierarchisiert werden, dass sie im Endergebnis genau die traditionellen Wortarten ergeben (sollen). Das ist dann auch keine Theorie, die Wortarten herleitet, denn es müsste erst unabhängige Gründe für die Anordnung solcher Filter geben.
Mit einer medizinischen Metapher gesagt, handelt es sich also bei den germanistischen Handbuchdefinitionen überall um „Diagnostik“, nicht um „Ätiologie“. Die Grundlagen der aufzufindenden Kategorienbildung müssen erst noch gesucht werden.
3 Grundlagen für Kategoriedefinitionen
In diesem Kapitel werden die drei klassischen Methoden der Wortartenbestimmung einer Bestandsaufnahme unterzogen: semantische, distributionelle und morphologische Kriterien. Man sieht dabei, wie sich Adverbien letztlich allen drei Techniken der Einstufung entziehen, und dies unterstreicht, dass es mit der Kategorisierung von Adverbien Probleme gibt, die über das Maß dessen hinausgehen, was es an Problemen der Kategorisierung ohnehin gibt.
3.1 Semantische Kriterien
Die Verankerung von Wortarten an semantischen Kategorien ist ein Ansatz, der vor allem in der Sprachtypologie als der aussichtsreichste gesehen wird. Da flexionsmorphologische Eigenschaften von Wörtern das sind, was sich je nach Sprache am stärksten unterscheiden kann, ist für typologische Zwecke gerade das Kriterium hinfällig, das in der Germanistik als vorrangiges Diagnosemittel eingesetzt wird. Daher unterscheiden sich gängige typologische Ansätze zur Erfassung von Adverbien besonders stark von den germanistischen Ansätzen. Interessanterweise fährt man mit ihnen aber nicht besser.
Es ist eine klassische Vermutung, dass eine allgemeine Beziehung zwischen semantischen und grammatischen Klassen darin zu sehen ist, dass je nach Wortart der Ausdruck bestimmter semantischer Typen den unmarkierten Fall darstellt. In der Version von Haspelmath (2012) (der auf Arbeiten von W. Croft aufbaut) wird diese Idee nicht auf Wörter, sondern auf Wortwurzeln bezogen:
– When thing-roots are used referentially, they tend to lack special function-indicating coding such as nominalization,
– when action roots are used as predicates, they tend to lack special function-indicating coding such as copulas, and
– when property-roots are used as attributes, they tend to lack special function-indicating coding such as relative-clause marking or possessive marking.
(Haspelmath 2012: 124)
So ergeben „Ding-Wurzeln“ in unmarkierter Abbildung zunächst Substantive, „Ereignis-Wurzeln“ Verben und „Eigenschafts-Wurzeln“ Adjektive. Anschließend entstehen allerdings Unterschiede darin, ob eine feste Zuordnung von Wurzeln zu morphologischen Klassen entsteht (wie im Deutschen) oder eine mehr flüssige Kategorisierung, bei der Wurzeln mit jeweils unterschiedlicher Morphologie in verschiedenen Funktionen auftauchen können (oder, in isolierenden Sprachen, auch ohne Morphologie). Das morphologische Kriterium, das Germanisten in der Wortartenbestimmung bevorzugen, erweist sich nun eher als Aussage über den Sprachtyp des Deutschen, noch nicht als Bestimmungskriterium für lexikalische Kategorien in einem allgemeinen Sinn. Jedenfalls sollen also Wortarten darauf zurückverfolgt werden, wie sie sich von Wortwurzeln herleiten, und bei der Kategorisierung von Wurzeln greift ja weitgehend nur noch eine semantische Methode.
Beachtenswert ist die Variante von Baker (2003: Kap. 4); er formuliert für die Hauptkategorien N und V Grundlagen, die genauer gesagt dem Abbildungsbereich von Semantik und Syntax angehören:
Assoziation mit einem (eigenen) referenziellen Index.
direkt prädikativ, d. h. führt direkt zur Schaffung einer syntaktischen Relation für das Argument, das Ziel der Prädikation ist.
Beide Vorschläge konvergieren, obwohl sie aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Das von Haspelmath (2012) neben Referenz und Prädikation angeführte dritte Standbein der „Eigenschaften“ trifft sich mit Bakers (2003) Charakterisierung an der Stelle, dass ein Unterschied zwischen Ding- und Eigenschaftskonzepten gerade im referenziellen Verhalten fassbar wird. Von Semantikern wird die Argumentstelle, über die Adjektive prädizieren, nicht als eigenständig referenzielles Argument gesehen, wie es bei Nomina und Verben vorliegt (Löbner 2015: 122–123). Dies lässt sich damit in Verbindung bringen, dass die adjektivische Modifikation typischerweise auf eine Eigenschaft zugreift, die in der modifizierten Wortbedeutung als ein Einzelaspekt vorliegt (vgl. Löbner 2015: Kap. 12). In eine ähnliche Richtung geht ein von Francez und Koontz-Garboden (2015) vorgeschlagenes Universale, wonach Adjektive darauf beschränkt seien, lediglich Eigenschaften zur Prädikation über Individuen zu benutzen. Substantiven sei es dagegen immer möglich zu referieren – sogar auch auf Eigenschaften, aber auch dann verschwindet der Unterschied nicht.
Adjektive stellen die Hauptklasse der Modifikatoren dar, aber dies ergibt sich nun in allen Ansätzen als etwas Sekundäres. Bei aller Konvergenz würde ich lediglich Baker (2003) nicht darin folgen, das Konzept der puren Restklasse bereits für Adjektive aufzurufen; es wird für die Charakterisierung von Adverbien noch benötigt. Über die Verwendung von Eigenschaften kann man Adjektive hingegen eigenständig charakterisieren.
Man darf den Schluss ziehen, dass eine semantische Fundierung von grammatischen Kategorien keineswegs eine überholte, naive Idee ist, sondern dass von dieser Seite her recht erfolgreich Kriterien entwickelt werden können. Das Problem für uns ist ein ganz anderes: Alle derartigen semantisch fundierten Ansätze ergeben immer nur drei Kategorien! Dies zeigt auch der typologisch-grammatiktheoretische Überblicksartikel zur Wortartenfrage von Croft und Baker (2017), der praktisch nur die Kategorien N, V und A thematisiert. Was über die Bestimmung von Adjektiven soweit gesagt wurde, träfe auf die Unterklasse „prädizierender Adverbien“ (Maienborn und Schäfer 2011) ebenso zu: Sie benutzen Eigenschaften zur Modifikation von Verbbedeutungen in ähnlicher Weise wie attributive Adjektive bei Nominalbedeutungen.
Wenn man über diesen Stand hinausgelangen will, wird dies in der typologischen Literatur letztlich immer über die Funktion der adverbiellen Modifikation versucht.[2] Viel zitiert wird eine früher von Hengeveld und van Lier formulierte Idee (diskutiert in Hengeveld und van Lier 2010), wonach Wortarten aus einer Kombination der Eigenschaften
gewonnen werden sollen. Adverbien ergäben sich als vierte Klasse, und im Kontrast zu Adjektiven, als Modifikator für eine prädizierende („verbale“) Kategorie. Es würde sich eine Hierarchisierung von Kategorien in der Form
Zudem ist „Modifikation“ kaum ein semantisch wohldefinierter Begriff. In einem Handbuchartikel schlägt McNally (2016) vor, als Modifikation all jene semantischen Kompositionsprozesse zu bezeichnen, wo ein ungesättigter Ausdruck durch einen hinzutretenden Ausdruck nicht in seinem Typ verändert wird, also insbesondere auch nicht gesättigt wird. Dies ist eine negative Definition und scheint daher eine semantische Restkategorie zu ergeben, die übrigbleibt, nachdem man einen Begriff der Komplementation durch Argumente definiert hat. Der Argumentbegriff in der formalen Semantik wiederum ist nach der syntaktischen Komplementation zugeschnitten, denn Aufgabe dieser Modelle ist die direkte Interpretation syntaktischer Strukturen. Man kann daraus schließen, dass der Begriff der Modifikation eigentlich syntaktisch basiert ist (vgl. auch Lehmann 2013: 163). Dann droht man bei der Bestimmung von Adverbien auf die Eigenschaft „Adverbial“ zurückzufallen, die lediglich distributioneller Natur ist.
3.2 Das Kriterium „Distribution“
Im Deutschen ist die Charakterisierung von Adverbien als Wörter adverbialer Funktion empirisch durchlöchert; in den eingangs betrachteten Handbuchdefinitionen wurden ja andere Vorkommen von Adverbien schon kurz festgestellt. Wie gesagt wird eine Kategoriedefinition auf Grundlage der adverbiellen Funktion jedoch in der typologischen Literatur hartnäckig versucht, und auch der semantischen Handbuchliteratur gelingt es nicht immer, sich von dieser Vorstellung zu lösen (vgl. Maienborn und Schäfer 2011: 1392). Dennoch ist eine Funktion als adverbieller Modifikator nicht geeignet, eine Wortart zu definieren, und zwar grundsätzlich nicht, und auch nicht „prototypisch“.
3.2.1 Adkopula, Prädikativ, Adverbial
Ein Modellfall für eine rein distributionell definierte Kategorie wäre die sogenannte Adkopula, also Wörter die nur als Kopulakomplement vorkommen (sollen). Gegen eine solche Kategorie sprechen allerdings eine Reihe von Gründen (pace Schäfer 2018), und diese lassen sich recht direkt auf distributionelle Definitionen des Adverbs übertragen. Der Unterschied zur adverbialen Modifikation ist fast nur, dass das Adverbial als Distribution noch unschärfer definiert ist als ein Kopulakomplement.
Die Dudengrammatik listet folgende Wörter als „(fast) ausschließlich prädikativ gebraucht“ auf (ohne die Adkopula-Analyse zu vertreten, s. u.): quitt, untertan, zugetan, abhold, eingedenk, teilhaftig, gewahr, habhaft, gewillt, futsch (Dudengrammatik 2009: 359–360; Dudengrammatik 2016: 364–366). Wenn die Beschränkung auf das Vorkommen als Kopulakomplement für solche Wörter eine eigene Kategorie begründen soll, dann wäre die Kategorisierung sehr fragil: Jedes Auftauchen eines solchen Wortes in einer anderen Konstruktion wäre sofort ein Grund, die Kategorisierung anzuzweifeln, oder aber es würde zu einer Explosion in der Anzahl distributionell definierter Kategorien führen (ein bekanntes Problem). Und tatsächlich wird die Anzahl der Elemente, die strikt als „Adkopula“ zu bezeichnen wären, anscheinend regelmäßig überschätzt. Im Gegensatz zur obigen Liste aus der Dudengrammatik findet man mühelos attributiv flektiertes untertan, zugetan, gewillt, teilhaftig (ich überlasse die Internetsuche der Leserschaft). Eichinger (2009: 149) führt als Paradebeispiele für die Adkopula klasse und quitt an, obwohl klasse auch in seiner eigenen Sicht (Eichinger 2009: 156, 159) in adjektivische Verwendungen übergeht (und zudem mühelos adverbiell verwendbar ist), und obwohl quitt als Koprädikativ verwendbar ist (Sie gingen quitt auseinander). Sogar in der Grammatik von Zifonun et al. (1997), der maßgeblichen Quelle für die Adkopula-Analyse, wird auf Übergänge schon hingewiesen: „Gelegentlich findet sich ein adverbialer Gebrauch (Sie geht barfuß).“ (Zifonun et al. 1997: 55)
Auch ohne die adverbiellen Ausreißer besteht bereits das Problem, wie überhaupt bestimmt werden soll, welche Distribution für die Kategorie relevant ist. Es lässt sich eine ganze Liste von semantisch prädikativen Konstruktionen aufstellen: Kopulakomplement, als-Komplement, selegiertes Objektsprädikativ, freies Prädikativ (Depiktiv). Diese Liste ergibt eine Skala, die sich von der Verwendung als Kopulakomplement immer weiter entfernt, und diese Abweichung erscheint graduell, nicht kategorial. Distributionslücken können in allen diesen Fällen sehr fein auf einzelne Wörter und einzelne Kontexte zugeschnitten sein. Einen Ausschnitt des Problems demonstriert die Tabelle 1, basierend auf dem Material der Dudengrammatik und ergänzt um einige weitere Fälle und Varianten (eine Trennung von adverbiellen und prädikativen VP-Adjunkten ist hierbei nicht wichtig).
attributiv | Kopula-Ergänzung | frei prädikativ (depiktiv) oder adverbiell | |
traurig | |||
rosa | |||
barfuß | – | ||
barfüßig | |||
quitt | – | ||
umsonst | – | ||
ständig | – | ||
vorder(er) | – | – | |
gern | – | – | |
egal | – | – |
Das Beispiel rosa zeigt, dass trotz der standardsprachlichen Abwesenheit von Flexionsformen die pränominale Verwendung nicht blockiert ist. Folglich erklärt sich das Fehlen einer attributiven Verwendung bei anderen Wörtern auch nicht automatisch aus der Abwesenheit eines morphologischen Paradigmas. Natürlich wären auch semantische Faktoren eine Möglichkeit, Lücken in den Verteilungen zu erklären. Solche Erklärungen würden regelmäßig erlauben, nur eine übergeordnete Kategorie anzunehmen, deren Mitglieder dann voraussagbare Distributionseinschränkungen hätten. Ein Gegenbeispiel dürfte aber egal sein: Hier ist kein semantischer Grund zu sehen, warum es kein depiktives oder adverbielles Adjunkt sein könnte, da es sowieso eine große semantische Spannbreite in seinen Prädikationsmöglichkeiten hat.
Genuine Distributionsbeschränkungen kommen also vor, und es wäre methodisch zu bevorzugen, sie an Lexemen festzumachen statt an „Kategorien“. Sie sind dann ein Phänomen innerhalb größerer Kategorien. Es ist nicht zu erkennen, dass derartige Einschränkungen anderen Autoren je als Problem erschienen sind, das unbedingt vermieden werden müsste. Wenn man dem klassischen System strikt folgt, wonach alle Wörter mit den Merkmalen „unflektierbar + allein vorfeldfähig“ Adverbien sind, entstehen sowieso auch distributionell eingeschränkte Adverbien: Ein Wort wie egal ist dann nämlich ein Adverb, das keine adverbielle Verwendung hat.
3.2.2 Kopulakomplemente und Adverbiale als unselegierte Satzteile
In gewissem Sinne rühren die Probleme mit der Kategorisierung der Kopulakomplemente nicht so sehr daher, dass „Distribution“ als Kriterium verwendet wurde, sondern vielmehr daher, dass in dieser speziellen Distribution keine Selektion von morphosyntaktischen Merkmalen des Komplements stattfindet. Als Kopulakomplement können ja beliebige Kategorien auftreten, besonders interessant ist auch die unspezifische Proform es:
Beamte sinddem GrundgesetzAverpflichtet, aber Angestellte sindesauch.
Ihr seidN(mask pl)Idioten, und ihr bleibtesauch.
Wenn Sie einmalPhinter mir in der Schlangesind, dann bleiben Sieesauch.
Sie wurde ausgelacht und war immerAdv?abseits. Sie bliebesall die Jahre.
Diese Eigenart überträgt sich nun auch auf Adverbiale. Sie werden traditionell und lehrbuchmäßig durch eine Einteilung in Bedeutungsklassen dargestellt (z. B. Pittner und Berman 2010: 38), was darauf hinweist, dass die einzige Einschränkung für ihr Vorkommen in einer passenden inhaltlichen Funktion gesehen wird. Auch Theorien, die syntaktische Restriktionen für die Positionierung von Adverbialen annehmen, identifizieren die relevanten Unterklassen als Bedeutungsklassen (Frey 2003), sie sind keine Formklassen. Im Gegensatz dazu hängt die Einteilung und Positionierung der Objekte typischerweise von Formklassen ab, nämlich von den jeweils regierten Kasusmerkmalen.
Auch wenn es als Bestimmungsverfahren weniger benutzt wird, lassen sich Adverbiale alternativ erfassen als Satzglieder, an denen vom Verb keine grammatischen Merkmale überprüft werden (vgl. bereits Gallmann und Sitta 1992: 24–25). Im Falle der Adverbien haben wir es nun mit lexikalischen Elementen in derselben Distribution zu tun, sie können nur negativ charakterisiert werden, als Elemente, die nicht in anderen Verwendungen flektiert werden können, also die Funktionen von Adjektiven bzw. Nomina nicht teilen.
Die Charakterisierung einer Wortart Adverb als „Modifikator einer verbalen Projektion“ (wie sie sich auch bei Hengeveld und Lier 2010 findet), also die Charakterisierung als „adverbiales Einzelwort“, ist für das Deutsche schon empirisch nicht treffend. Aber aus den obigen Überlegungen ergibt sich etwas Weitergehendes: Wenn die Distribution von Adverbien gerade diejenigen Kontexte umfasst, in denen keine Merkmalsselektion greift, spricht dies prinzipiell dagegen, aus genau dieser Distribution eine lexikalische Kategorie abzuleiten. Der Punkt verdient es, als Merksatz hervorgehoben zu werden:
Die Konstitution einer Kategorie kann nicht auf einer distributionellen Eigenschaft beruhen, die gerade darin besteht, dass an den betreffenden Positionen Kategoriedistinktionen keine Rolle spielen.
Wenn so ein Grundsatz gilt, ist eine distributionelle Definition der Wortart „Adverb“ ausgeschlossen, und genauso eine Kategorie „Adkopula“. Vielmehr lassen sich beide Gruppen am ehesten erfassen als Wörter, die keine der denkbaren positiven Spezifikationen anderer Wortarten tragen. Deshalb sind sie auf genau die Positionen eingeschränkt, wo keine verlangt werden. Sie sind dann nur noch eine Restklasse gegenüber den anderen, deren Distribution durch selegierbare Merkmale positiv spezifiziert wird.
Eine wichtige Ergänzung dieses Bildes ergibt sich aus dem Verhalten der Proformen. Im Gegensatz zu regierten NPs können adverbielle NPs nicht durch Pronomen aufgegriffen werden, siehe (3-c), mangelnde Referentialität scheint dabei nicht das Problem zu sein:
– Der Rest des Wochenendeswar komplett versaut.
– Ja, für uns warerauch komplett versaut. (Subjekt)
– Wir musstenden ganzen Rest des Wochenendesdurcharbeiten.
– Ja, wir musstenihnauch durcharbeiten. (regierter Akkusativ)[3]
– Wir musstenden ganzen Rest des Wochenendesarbeiten.
– Ja, wir mussten *ihnauch arbeiten. (adverbieller Akkusativ)
Für die adverbielle NP in (3-c) ist nicht einmal das merkmallose es möglich, im Kontrast zu einer Kopulaergänzung. Das bedeutet aber nicht, dass die These falsch wäre, wonach beides Umgebungen ohne Merkmalsüberprüfung seien. Sondern dieses es erweist sich als eine Proform speziell für prädizierende Konstituenten, aber beliebiger Kategorie. Man entnimmt, dass das Kopulakomplement für eine semantische Funktion markiert ist, nur nicht für morphosyntaktische Merkmale. Wenn man diese beiden Dinge folglich trennt, wird auch die vorsichtige Position der Dudengrammatik in der Adkopulafrage hinfällig: Eine der wenigen Änderungen, die die 9. Auflage (Dudengrammatik 2016) von der früheren unterscheiden, findet sich nämlich bei dieser Frage. Hier wurde eingefügt:
Für die vorliegende Grammatik gibt der prädikative Gebrauch den Ausschlag. Der prädikative Gebrauch lässt die entsprechenden Lexeme doch mehr den typischen Adjektiven als den typischen Adverbien gleichen. Mit anderen Worten: Es wird ein weiteres, etwas behelfsmäßiges syntaktisches Kriterium für die Wortartbestimmung hinzugezogen. Im Zweifelsfall wird man sich darauf zurückziehen, die Lexeme als „adjektivähnlich“ zu bezeichnen.
(Dudengrammatik 2016: 365)
Beispiele wie zugetan, gewillt, teilhaftig sind tatsächlich adjektivähnlich – aber aus morphologischen Gründen. Die prädikative Funktion wird aber nicht beliebige Wörter in die Kategorie Adjektiv zwingen. In dieser Funktion erscheinen ja auch Formen wie abseits, anders, links, die mit adjektivischen Formen (abseitig, anderer, linker) morphologisch kontrastieren. Ebensowenig möchte man wohl die Proform es zum Adjektiv erklären. Es ergibt sich, dass das Erscheinen von Wörtern als Kopulakomplement von ihrer semantischen Funktion lizensiert wird, durchaus in Abwesenheit morphosyntaktischer Kategorien. Ebenso ist das Erscheinen einer adverbiellen Proform so durch semantische Bedingungen geregelt, nicht morphosyntaktisch. Alle diese distributionellen Eigenschaften definieren also kein morphosyntaktisches Merkmal.
3.3 Morphologische Kategorisierungskriterien
In diesem Abschnitt geht es vor allem um die Frage, ob morphologische Eigenschaften eine Kategorie „Adverb“ herstellen können. Der Befund ist jedoch, dass genau in den Distributionen, die soeben als merkmalsneutral erschienen, auch die morphologischen Markierungen kategoriale Auflösungserscheinungen zeigen können.
3.3.1 Der am-Superlativ
Im Zusammenhang mit der traditionellen, stark flexionsbasierten Wortartenklassifikation ist der Hinweis wichtig, dass nicht jede flexionsartige Morphologie zu einer brauchbaren lexikalischen Kategorie führt, sondern nur dann, wenn sich ein selegierbares Merkmal darin ausdrückt. Ich möchte somit nach und nach (und auch noch in Abschnitt 4) auf die Schlussfolgerung hinarbeiten, dass ein morphologisches und ein distributionelles Kriterium nicht getrennt angesetzt werden können, sondern es sich stets um ein und denselben Komplex namens „Selektion“ handelt.
Instruktiv ist hier der Superlativ. Es könnte auf den ersten Blick den Anschein haben als hätte das Deutsche nun doch systematische und obligatorische Adverbialmorphologie für Adjektive, lediglich beschränkt auf den Superlativ des Adjektivs:
Der schön-e Vogel / Der Vogel singt schön-∅.
Der schönst-e Vogel / Der Vogel singtamschönst-en(* schönst-∅).[4]
Diese Daten sind aber in Wirklichkeit nicht in der Lage, die lehrbuchmäßige Feststellung umzustürzen, dass adverbielle Adjunkte im Deutschen einfach durch die unmarkierte Form des Adjektivs ausgedrückt werden. Denn die Form „am + [Superlativ]-en“ erscheint einfach überall, wo der Positiv des Adjektivs unflektiert bleibt (und die Bedeutung nicht elativ ist):
Kopulakomplement:
Der ist am schönsten.
Depiktives Adjunkt:
(…) Freizeitparkausflüge, bei denen ihr Onkel vor der Fahrt mit der Wildwasserbahn ausdrücklich warnte, dass er niemandenklitschnassin sein Auto einsteigen lassen würde und dann selbstam nassestenaus der Bahn kam![5]
Resultatives Adjektiv:
(…), die sich gegenseitig Tipps gaben, wie der Speck wohlamknusprigsten gebratenwerden könne.[6]
Denn auch wenn Juanito Caballero alle [Trikots] stets überaus penibel und sorgfältig bügelte, sei doch das mit der Nummer drei immeramglattesten gezogen, sei am besten von allen zusammengelegt und trage die (…) kunstfertigsten Flicken.[7]
Es handelt sich in (4-b) also nicht um eine adverbielle Markierung, bei der hinzukäme, dass dieses „Adverb“ auch als Kopulakomplement zugelassen wäre, was für lexikalische Adverbien ja möglich ist. Das stärkste Gegenargument liefert der resultative Gebrauch in (5-c), da Resultative nicht einmal Adjunkte sind. Und so erklärt sich, warum diese Bildungen selbstverständlich unter „Steigerung des Adjektivs“ behandelt werden (Dudengrammatik 2009: 369; Dudengrammatik 2016: 375, „im adverbialen und prädikativen Gebrauch“), nicht als Adverbableitung eines Adjektivs. Die am-Form ist der paradoxe Fall einer morphologischen Markierung, die einen merkmallosen, also eigentlich unflektierten Status des Adjektivs signalisiert. Sie ist nicht durch grammatische Selektion motiviert, sondern offenbar durch wortstrukturelle Faktoren. Dadurch ergibt sie kein Kriterium für eine Wortart.
3.3.2 Adverbielle Derivationsmorphologie
Wenn das Adverb eine normale lexikalische Kategorie wäre, würde erwartet, dass auch Derivationsaffixe existieren können, die diese Kategorisierung für ein abgeleitetes Wort herstellen. Für das Englische gibt es bekanntlich eine große Kontroverse, ob -ly den Status eines Wortbildungselements besitzt. Aus der Arbeit von Giegerich (2012) schließe ich, dass die Position, wonach -ly kein Derivationsaffix sei, die besseren Argumente für sich hat. Ein schnell angebbares Argument für diese Position ergibt sich auch aus der Beobachtung von Aronoff und Fuhrhop (2002: 481–482), wonach das adverbialisierende Affix -ly sich bereits klar anders verhält als das gleichlautende denominale Affix -ly, das nicht Adverbien sondern Adjektive ableitet: Nur adjektivisches -ly eignet sich als Basis für weitere Derivation:
* quick-ly-ness /okmotherly-ness
Das Problem, dass auch sogenannte adverbbildende Morphologie zu keiner klaren lexikalischen Kategorie „Adverb“ führt, lässt sich auch im Deutschen identifizieren, obwohl die deutsche Adverbmorphologie vielfach wesentlich lexikalischer wirkt. Im vorigen Abschnitt wurde bereits auf adverbielle Morphologie in Bildungen wie abseits – abseitig hingewiesen. Diese Adverb-Adjektiv-Paare, die relativ stabil sind, werden in Abschnitt 5 nochmals aufgegriffen, wo es um die Frage geht ob die Formen auf -s eigentlich Adverbien oder Präpositionen sein sollen. Betrachten wir hier vielmehr folgende Gruppe von adverbiellen Affixen, die eine Basis der Kategorie N bzw. A abzuleiten scheinen, und die nicht mit einer adjektivischen Form kontrastieren:
-erweise: | intelligenterweise |
-halber: | vorsichtshalber |
-maßen: | erwiesenermaßen |
Historisch handelt es sich bei solchen Adverbien um Zusammenrückungen eines nominalen Syntagmas (Fleischer und Barz 2012: 360–362). Obwohl synchron Adverbien angesetzt werden, die eine nominale Etymologie aufweisen, lassen sich im heutigen Deutsch bei manchen dieser Modifikatoren latent adjektivische Eigenschaften aufweisen. Ich interpretiere dies so, dass solche Wörter als Adjektive reanalysiert werden können, weil sie keine eigenen grammatischen Merkmale tragen, die dies blockieren (daneben gibt es auch keine Blockierung durch eine offen adjektivisch markierte Variante, im Unterschied zum Fall abseits).
Auf einige Fälle haben bereits Diepeveen und Van de Velde (2010: [24], [26a-b]) vor allem mit Bezug auf das Niederländische hingewiesen:
een | achter-waarts-e | kopstoot | ||
ein | einrück-wärts-flex | Kopfstoß |
een | grof-weg-ge | onderverdeling | ||
eine | grob-wegs-flex | Unterteilung |
een | redelijk-erwijs | pakket | van 80 % | of | 90 % | dienst-uren | ||
ein | vernünftig-erweise | Paket | von 80 % | oder | 90 % | Dienst-stunden |
Die Verhältnisse im Deutschen sind ähnlich, aber nicht deckungsgleich mit dem Niederländischen. Diepeveen (2015: 98) beurteilt deutsches -erweise und -halber als stärker adverbial, und weniger adjektivisch, und sieht einen Kategorieübergang zum Adjektiv hauptsächlich für die niederländischen Suffixe wie z. B. -lings oder -waarts. Das niederländische -erwijs in (10) ist wohlgemerkt auch „etwas weniger adjektivisch“, da es in attributiver Stellung ohne Flexion belegt ist (ähnlich dem Fall rosa). Der latent adjektivische Charakter der deutschen Adverbialmorphologie wird soweit aber noch unterschätzt.
Bei Formen, die auf -weise enden, ist zunächst eine Unterscheidung zu beachten. Bildungen mit nominaler Basis können immer als flektierte attributive Adjektive gebraucht werden, im Unterschied zu den Bildungen mit adjektivischer Basis und -erweise. Gerade im Hinblick auf diesen systematischen Unterschied in der Basis zeigt sich die Regelhaftigkeit dieser Erscheinung. Sie ist auch nicht erst im Gegenwartsdeutschen belegt:
Ihr Land erstreckt sich von des Libanus Bergkette bis zur Küste…und diestufenweise Absenkungbringt auf diesem engen Raum (…) die verschiednen Früchte (…) hervor.[8]
Hier kann die Schlussfolgerung nur lauten, dass es sich keinesfalls um Adverbien handelt, sondern um Adjektive, auch wenn ihre adverbielle Verwendung möglicherweise typischer wirkt. In den deadjektivischen Formen wie dummerweise liegt auch insofern ein anderer Fall vor, als dort die Herkunft aus einem nominalen Syntagma noch deutlich zu sehen ist. Die deadjektivische Form ist adverbiell, weil das zugrundeliegende Nomen Weise in einem Adverbialkasus stand (ablesbar an der Existenz des -er in dumm.er.weise), wovon in der Form schrittweise nichts zu sehen ist. (Siehe auch Elsner 2015 für weitere Argumente zur Differenzierung der beiden Bildungen.)
Etwas anders liegt der Fall bei den Affixen -halber wie in vorsichtshalber sowie -maßen wie in erwiesenermaßen. Diese Formen dienen hauptsächlich als adverbielle Modifikatoren. Wenn man allerdings auch auf marginale und umgangssprachliche Verwendungen achtet, findet man trotzdem nicht wenige Belege für adjektivisch flektierten Gebrauch. Dass diese selten sind, ist kein starker Einwand, denn die Belege ziehen sich durch verschiedene Textsorten, sie finden sich in der Spontansprache der Internetkommunikation ebenso wie in formaler gehaltenen Sachtexten und auch in gedruckter wissenschaftlicher Prosa. Schließlich sehen die Häufigkeitsverteilungen zunächst nicht danach aus, dass einfache Performanzfehler vorliegen; eine quantitativ abgesicherte Korpusuntersuchung dazu habe ich allerdings nicht durchgeführt, die folgenden Beispiele zeigen den Punkt also nur qualitativ. Es ist klar, dass ich diese Beispiele auch deshalb anführe, weil sie mir nach meiner eigenen Intuition völlig akzeptabel scheinen:
Die Absicherung des unsicheren Bedarfs über die Kreditaufnahme in den Offenmarktgeschäften und dasvorsichtshalbereHorten in der Einlagefazilität ist teurer als gegebenenfalls die Kreditfazilität zu nutzen.[9]
Letzter (gezwungenermaßener) Reisestopp für 7 Tage war das 100 km nördlich gelegene St. Lucia …[10]
Alle Bordsteinradwege, die dieses Merkmal nicht aufweisen, sollten wegen ihrererwiesenermaßenenGefährlichkeit gesperrt werden![11]
Neben solchen adjektivisch flektierten Verwendungen vermeintlicher Adverbien begegnet ein weiteres Phänomen, das einen wertvollen Beleg für einen zumindest latent adjektivischen Status liefert, weil es einen Mechanismus betrifft, der von den Flexionsdaten unabhängig ist: eine Nutzung der Formen als Derivationsbasis für eine deadjektivische Wortbildung. Es handelt sich hier genau um die deadjektivische Variante des Affixes -erweise, mit einer Unebenheit, nämlich dass das -er aus der Basis -halber stammt.
Nuja, beim Online Check-In habe ich mir auf dem Flug nach Amsterdamspaßeshalberweiseden Platz am Notausgangsfenster geholt.[12]
Auch wissen wir nicht, welche Belastung die Stirnwand in der Lage ist aufzunehmen.Sicherheitshalberweisegehen wir davon aus, dass die Stirnwand maximal 5t an Sicherungskapazität bietet.[13]
Die sinnlose Verbrennung fossiler Energieträger sollte man dannkluger- undvorsichtshalberweiseunterlassen.[14]
Das letzte Beispiel ist besonders interessant, weil es eine Koordination aus einem Adjektivstamm und dem Wort vorsichtshalber bildet. So illustriert es außerdem noch, dass -erweise kein einzelnes Affix ist, da bei Koordination das -er- tatsächlich immer abgetrennt wird; dies auch in Standardfällen wie z. B. kluger- und vorausschauenderweise, statt *klug- und vorausschauenderweise. Folglich ist -weise als das Affix und -er- als ein von ihm verlangtes zusätzliches Interfix zu analysieren.[15] Dann ist die Bildung auf -halber-weise erheblich weniger irregulär als zunächst gedacht.
Dass diese Verwendungen doch zu so einem Grad akzeptabel sind, ist signifikant, weil vor allem die Formen in (14) zugleich äußerst redundant sind. Dies bedeutet, dass kein kommunikativer Druck zu dieser Verwendung besteht. Man darf schließen, dass es folglich kaum der Fall sein kann, dass sie auch noch sehr stark gegen wortstrukturelle Wohlgeformtheit verstoßen. Vielmehr zeigen die Daten mindestens, dass eine Reanalyse von (historisch denominalen) Adverbien zu Adjektiven von Sprechern des Gegenwartsdeutschen als naheliegend empfunden wird. Die Daten in (12) bis (14) lassen sich daraus verstehen, dass Formen, die auf adverbielle Modifikation eingeschränkt sind, ja eine Distribution mit Adjektiven teilen, nur ohne ihren definierenden Kernfall, den des flektierten attributiven Modifikators. Eine Assimilation an flektierte Adjektive ist dann als letzter Schritt denkbar, wenn davor eine verdeckte Assimilation an adverbielle Adjektive vorausging.
Somit legen sowohl das Niederländische als auch das Deutsche nahe, dass adverbialisierende Suffixe nicht in demselben Grad eine lexikalische Kategorie festlegen wie es z. B. bei denominalen adjektivierenden Suffixen der Fall ist. Mir scheint die Schlussfolgerung Diepeveens (2015: 96–98), dass eine graduelle, prototypische Kategorisierung vorliege, nicht den entscheidenden Aspekt zu treffen. Denn der Verweis auf Prototypikalität alleine erklärt nicht, warum ein adverbieller Charakter von Derivaten instabiler ist als ein adjektivischer. Entscheidend dürfte sein, dass adverbielle Ableitungen als solche kategorial unterbestimmt sind.
3.3.3 Probleme mit Adverbien als Wortstämmen
Morphologische Hinweise auf eine geringere Eigenständigkeit finden sich sogar bei adverbiellen Simplizia. Ein interessantes Beispiel ist das Wort oft. Es ist eines der „prototypischen“ lexikalischen Adverbien des Deutschen, zeigt eine starke Unakzeptabilität bei dem Versuch, Adjektivflexion anzufügen, und zeigt meist nur adverbielle Verwendung.[16] Es gibt jedoch in mehrerer Hinsicht Anlass zu der Vermutung, dass es sich um ein verkapptes Adjektiv handelt. Zum einen sieht man in (15-a) eine Reihenbildung, in der das Element oft analog zu adjektivisch flektierbaren Stämmen in Zusammensetzungen mit dem Zähladverbial -mal erscheint, zum anderen gibt es die, ansonsten adjektivtypische, Komparativbildung (15-b):
oft.mals, erst.mals, viel.mals
oft: öft.er
Der Komparativ verursacht ein Problem. Wenn Adjektive einen Komparativ bilden und zugleich flektiert werden, ist es wortstrukturell ja der Komparativ, der flektiert wird. Wenn es nun Adverbien gibt, die einen Komparativ haben, könnte man fragen, wie verhindert wird, dass dieser Komparativ des Adverbs dann qua Komparativ adjektivisch flektiert wird. Aber es besteht kein Anlass zum Kopfzerbrechen, denn solche Flexion ist genau das, was man findet:
Der Komparativ ist hier also adjektivisch. Ich schließe, dass die beste Einstufung von oft die eines (im Positiv) morphologisch defektiven Adjektivs ist. Flexion findet sich auch mit einigen der üblicherweise angenommenen suppletiven Komparativbildungen bei Adverbien, wie bald – eher (die ehere Verfügbarkeit). Allenfalls müsste man hier sonst die Rede von einer Suppletion aufgeben.
Erscheinungen, die den eben dargestellten Verhältnissen im Deutschen ähneln, sind auch für lexikalische Adverbien des Englischen beobachtet worden. Aronoff und Furhrhop (2002: 481f.) weisen darauf hin, dass diese sich als Wortstämme in der Derivation genauso verhalten wie Adjektivstämme, siehe (17), was eine Parallele zu (15-a) ergibt, und einen Kontrast zu (6).
quick-ness,seldom-ness,often-ness – (vgl. (6) * quick-ly-ness)
Es ergibt sich insgesamt, dass manche vermeintlichen Adverbien (derivierte wie lexikalische) als defektive Adjektive betrachtet werden sollten. Diese These ist gar nicht neu, entsprechendes wird für die Behandlung deutscher Adverbien von Motsch (1999) sogar durchgehend zugrunde gelegt, allerdings ohne nähere Argumentation dazu.[18] Die obigen Befunde sind vielsagend, weil morphologische Kriterien als besonders stabile Grundlage für Wortartendistinktionen gelten.
3.4 Kategorisierung, Restklassen und Einzelgänger
Ich möchte nach dieser ausführlichen Diskussion der Kategorisierungs-Kriterien zu einem Fazit in der Frage kommen, worauf lexikalische Kategorien nun gegründet werden sollen, und warum vor diesem generellen Hintergrund Adverbien auffällig sind.
Es ist bereits angeklungen, worin ich die Besonderheit von Adverbien sehe: Sie kommen in strukturellen Kontexten vor, in denen die Grammatik keine morphosyntaktischen Merkmale überprüft. Um dies zu untermauern, ist es hilfreich festzustellen, dass es sogar mehrere Möglichkeiten gibt, mit Wörtern ohne Kategoriemerkmal umzugehen. Eine Möglichkeit ist die Beschränkung auf semantische Selektion (wie bei den Kopulakomplementen angemerkt). Eine andere Möglichkeit ist aber auch, eine syntaktische Regel zu haben, die als ihren Bereich nur ein einziges Wort hat, eben statt einer ganzen Klasse. Dieser Punkt wird von Zwicky (1985: 292–293) deutlich entwickelt. Die entsprechenden Regeln sind dann einfach synkategorematische Regeln. Es ist klar, dass ein System, das jedes lexikalische Wort durch eine eigene Syntaxregel einführen würde, im Ganzen nicht handhabbar wäre; das eigentliche Funktionsprinzip der Syntax ist eben die Klassenbildung. Die frühe generative Transformationsgrammatik behandelte beispielsweise „lexikalische Einsetzung“ als eine eigene Regel, die am Ende der Ableitung eines Satzes stand; der größte Teil der syntaktischen Derivation arbeitete in diesem Modell mit Kategoriesymbolen alleine und enthielt überhaupt keine Wörter (vgl. Carnie 2010: 27). Dies motiviert vielleicht die Vorstellung, dass akategoriale Wörter ein Problem wären. Jedoch für einzelne heute so genannte funktionale Elemente sind nach Zwicky (1985) in der Frühzeit der generativen Grammatik genau solche Einzelregeln angesetzt worden. Ein klarer Fall eines Wortes, für das eine syntaktische Spezialregel zuständig ist, ist das deutsche Vorfeld-es: Statt zu sagen, dass es irgendeiner syntaktischen Kategorie angehören müsste, die aber nicht klar feststellbar ist, kann man es ebenso gut als akategorial bezeichnen: Es ist ein Einzelstück, dessen Verhalten auch ohne Wortart-Merkmal schon rein syntaktisch eindeutig bestimmt ist. Es wäre keinerlei Erkenntnisgewinn damit verbunden, wenn man es etwa als Adverb einstufen würde.
Die Wörter, denen man im Deutschen am leichtesten ein Kategoriemerkmal zuschreiben kann, die lexikalischen Kategorien Verb, Substantiv, Adjektiv, sind nicht ohne Grund flektierbare Wörter. Ihre Flektierbarkeit ist ein Anzeichen dafür, dass sie in Selektionsbeziehungen eingehen, die in den funktionalen Kategorien des Satzes wurzeln. Das Konzept der funktionalen Kategorien besteht ja wesentlich in der Idee, grammatische Merkmale und syntaktischen Strukturaufbau in ein System zusammenzufassen; und dasselbe wird man mit lexikalischen Kategorien dann auch tun. Bei Verben sind die relevanten Merkmale zunächst Satztyp, dann Tempus. Im Deutschen wird zwischen Verben und Hilfsverben genau deswegen nicht kategorial unterschieden, weil sie in gleicher Art von der funktionalen Kategorie Tempus selegiert werden (also: weitgehend dieselben Flexionsformen bilden). Genau in dem Maß, wo diese Gleichartigkeit nicht vorliegt, nämlich im Fall des Englischen, erwägt man, gewissen Hilfsverben eine eigenständige Kategorie zuzuschreiben („I“). Für die Kategorie N können wir von Baker (2003) die Charakterisierung übernehmen, dass sie sich durch die Beziehung zu einem referentiellen Index auszeichnet, aber zusätzlich darauf verweisen, dass sich dies (zumindest in Sprachen wie dem Deutschen) als Selektion durch eine funktionale Kategorie D deuten lässt, und vor allem, dass referenzielle Indizes in Argumentpositionen gebraucht werden, die zunächst von V selegierte Positionen sind. Es ergibt sich, von den Satzkategorien ausgehend, eine Selektionskaskade wie zum Beispiel: C – T – V – (D–)N. Im Gegensatz zu den funktionalen Kategorien gibt es bei den lexikalischen Kategorien, insbesondere V, größeren Spielraum in den Kategorien der Ergänzung, hier ist demnach ein Einfluss semantischer Kategorien mit zu berücksichtigen (siehe Rauh 1997 für eine Zusammenfassung der generativen Selektionstheorie in der vorminimalistischen Version). Konjunktionen und Präpositionen können, müssen aber nicht selegiert werden und zeichnen sich am ehesten dadurch aus, dass sie einen Bereich eigener Selektion eröffnen. Die nicht selegierten Fälle sind dann „adverbial“.
Unter dieser Perspektive sind Angehörige derselben Wortart diejenigen Wörter, die sich bezüglich einer Selektionsanforderung in einer bestimmten Umgebung gleich verhalten. Das „distributionelle Kriterium“ der Kategoriebestimmung ist daher so zu fassen: auf Strukturbeziehungen abgestellt, nicht einfach auf Oberflächenslots.
Um die traditionelle Einteilung zu rekonstruieren, fehlt nur noch ein weiterer Aspekt, den ich als das Prinzip der lexikalischen Konstanz bezeichnen möchte. Damit ist gemeint, dass die Fähigkeit von Wörtern, in einem bestimmten Kontext selegierbar zu sein, z. B. als flektiertes pränominales Attribut, als eine essenzielle Eigenschaft dieser Wörter aufgefasst wird, also eine, die in ihrem Lexikoneintrag fixiert wird. Letztlich stellt dies eine reine Ökonomieforderung dar, nämlich dass die Klassen, die als Bereich für eine Regel etabliert wurden, möglichst für andere Zusammenhänge wiederverwendet werden sollen. Das Prinzip der lexikalischen Konstanz ergibt, dass solche positiven Spezifikationen, die ein vorrangiges Kriterium zur kategorialen Unterscheidung sind, in Positionen mitgenommen werden, bei denen es sich um selektionsneutrale Kontexte handelt. Dies ist die Begründung hinter dem traditionellen Verfahren, Adjektive im Deutschen zwar einerseits über ihre Flektierbarkeit zu definieren, aber sie andererseits weiterhin Adjektive sein zu lassen, wenn sie in anderen Positionen regelmäßig unflektiert auftreten, also als Koprädikativ (Depiktiv), in prädikativer oder adverbieller Funktion oder als resultatives Adjektiv.
Das Prinzip der lexikalischen Konstanz erzeugt nun eine Asymmetrie: Wortarten, die nicht durch ein selegierbares Merkmal eine lexikalische Identität erwerben, werden zu Restklassen, indem sich ihre Eigenart allenfalls distributionell beschreiben lässt. Sie zeigen dann kein stabiles lexikalisches Merkmal, das sich in andere Kontexte überträgt, sondern ihre Kategorisierung wirkt „rezessiv“. Das kann man an folgendem Beispiel studieren:
Dieses Beispiel ist eineziemlicheÜberraschung.
Das Wort ziemlich wird in der deutschen Grammatik traditionell als „Steigerungspartikel“ klassifiziert (Pittner und Berman 2010: 25), der einzige Grund hierfür ist, dass es nicht vorfeldfähig ist – ein distributionelles Kriterium. Dadurch, dass sich flektierte Verwendungen (und zwar in derselben Lesart!) finden, wie (18), wird das Vorfeldkriterium, das Partikel und Adverb trennt, aber plötzlich völlig egal, das Wort muss dann als Adjektiv zählen. In diesem Sinn verhält sich das morphologische Kriterium der Flektierbarkeit also dominant, und das distributionelle Kriterium der Vorfeldunfähigkeit rezessiv: Die Kategorisierung, die sich auf Flektierbarkeit stützte, wird in unflektierten Kontexten aufrechterhalten, aber die Kategorisierungsentscheidung, die sich auf Vorfeldunfähigkeit stützte, wird nicht für ein Auftreten in flektierten Kontexten aufrechterhalten. Eine Alternative zu dieser Handhabung der Kategorisierungsdefinitionen lässt sich m. E. nicht plausibel machen. Sie würde so aussehen, wie die Dudengrammatik es an einer Stelle versucht:
So wie Adjektive adverbial verwendet werden können, ist es auch möglich (aber insgesamt weniger üblich), Adverbien adjektivisch zu verwenden. Meist handelt es sich um solche auf -weise, die in attributiver Stellung flektiert werden (…)
Gemeint sind Fälle wie eine stufenweise Absenkung (vgl. (11)), die hiernach also auf einem lexikalischen Adverb stufenweise beruhen sollen. Dieses soll ein Adverb bleiben, auch wenn es flektiert wird. Ein solches Vorgehen ist offenkundig problematisch: Im Gegensatz zu dem Wort ziemlich ist hier die Rede von einer ganzen Klasse, Wörter mit dem Affix -weise; wenn diese Klasse sich einheitlich verhält, liegt aber gerade dadurch ein Indiz für den Effekt einer abweichenden Kategorisierung vor. Zweitens wäre die letzte unabhängige Unterscheidungsmöglichkeit zwischen den Kategorien Adverb und Adjektiv in diesem Bereich entfallen; anscheinend verlässt man sich hier auf eine Intuition, wonach dem Wort stufenweise eine Art „adverbialer Bedeutung“ inhärent sei. Was diese wäre, bleibt aber unbestimmt. Dieses methodische Problem fällt nicht an, wenn man sagt, dass ziemlich und stufenweise Adjektive sind (da prinzipiell flektierbar), auch wenn bei ihnen die Verwendung in adverbialer Funktion häufiger ist als in attributiver. Die adverbiale Funktion mag dann sogar „typischer“ sein, aber das braucht die Kategorisierung nicht zu beeinflussen.
Im Sinne der „funktionalen“ Deutung von Distribution bedeutet eine Kategorisierung von Adjektiven über Flektierbarkeit nicht einfach, dass sie über ein morphologisches Paradigma verfügen – sie tun das gar nicht immer, siehe den Fall des Adjektivs rosa. Vielmehr muss die Flektierbarkeit ein Reflex für die Existenz grammatischer Mechanismen sein, die ein Adjektiv der D/N-Projektion unterordnen. Ich vermeide an dieser Stelle eine Diskussion, inwiefern sich speziell dieser Fall unter das Schlagwort der Selektion einordnen lässt, sondern möchte hier nur annehmen, dass die typologisch verbreitete Möglichkeit der Flexion attributiver Adjektive anzeigt, dass hier tatsächlich ein lokal ausgelöster struktureller Überprüfungsmechanismus existiert. Belegen lässt sich dies durch die Auffälligkeit, dass attributive Modifikation sich hierin anders verhält als adverbielle. Es ist gar nicht einmal so, dass adverbielle Modifikatoren nie Flexion aufweisen könnten. In manchen Sprachen zeigen sie Kongruenzflexion; Beispiele sind Adverb-Subjekt-Kongruenz in kaukasischen Sprachen (Evans 2000) oder Kongruenz von adverbiellen Adjektiven mit dem Objekt in indoarischen Sprachen (Butt et al. 2016). Was aber nicht zu finden ist, ist lokale Kongruenz eines Adverbials mit dem modifizierten Kopf, dem Verb (analog zur attributiven Kongruenz),[19] sondern es existieren nur die eben genannten Fälle von Kongruenz über Distanz mit einem Argument dieses Kopfes. Die Sonderstellung der adverbiellen Modifikation bleibt also bestehen, solange wie man vermuten darf, dass nichtlokale Kongruenz ein anderer Mechanismus ist als die lokale Merkmalsüberprüfung, die man in attributiver Konstruktion sieht. Die adverbiellen Konstituenten wären demnach mit ihrem Kopf lockerer verbunden als attributive Modifikatoren.
Zusammengefasst ergibt sich: Wenn die Kategorienbestimmung in der skizzierten Weise vorrangig gemäß Selektion und lexikalischer Konstanz verläuft, entsteht als Konsequenz eine Unterteilung zwischen positiv bestimmten Hauptklassen und Restklassen, die schwächer definiert sind.
4 Modelle der Kategorisierung mit mehreren Ebenen
Die in Abschnitt 3 entwickelte Sichtweise, dass Flexions- und Distributionseigenschaften Ausdruck desselben Mechanismus in der Kategoriebildung sind, ist unerwartet kontrovers. Sie steht zum einen im Gegensatz zu der Position, die von Gisa Rauh in einer langen Reihe von Arbeiten entwickelt worden ist, siehe Rauh (1999, 2010, 2015, 2017). Rauh spricht von einer lexikalischen Klassifikation und daneben einer syntaktischen Klassifikation von Wörtern, die verschiedene Ursprünge und verschiedene Aufgaben hätten. Im Detail anders aber im Grundsatz ähnlich scheint die Position der Dudengrammatik. Die integrierte Sicht der Wortartenkriterien, die im vorigen Abschnitt dargestellt wurde, soll nun gegen diese Sichtweisen verteidigt werden.
4.1 Die Zwei-Ebenen-Theorie nach Rauh
Wenn eine Zwei-Ebenen-Theorie der Wortarten vorgeschlagen wird, die lexikalische und syntaktische Kategorien trennt, liegt die Beweislast sicherlich bei dieser Theorie. Denn da sowieso zwischen „lexikalischer Kategorie“ und „syntaktischer Funktion“ (z. B. Adverbial) unterschieden wird, muss man begründen, warum zusätzlich auch noch die Zwischenebene einer eigenständigen „syntaktischen Kategorie“ gebraucht wird.
In der Praxis stellt sich allerdings eher die Frage, zu welchem Zweck die von Rauh so genannte Ebene der „lexikalischen Klassifikation“ (im Gegensatz zur syntaktisch-distributionellen) gebraucht wird. Rauh (2015) sagt zusammenfassend hierzu:
Humans learn about parts of speech …and form cognitive categories of words which structure the domain of the vocabulary of a language in the same way as they learn about items of their natural and artificial environments and form cognitive categories that structure the domains of these. The situation is completely different with the syntactic distributional categories of words. Their purpose is to identify and describe sets of words that may occupy the same position in the structures of the sentences of a language. Hence their category structure cannot be the prototypical one.
(Rauh 2015: 37)
Wie und zu welchem Zweck muss das Vokabular in lexikalische Kategorien strukturiert werden, wenn es dabei nicht um Fragen der syntaktischen Einsetzung geht? Rauh (2015: 34) skizziert kurz, was das aus ihrer Sicht sein könnte: Sie nennt die Identifizierung aufgrund von Eigenschaften der Flexionsmorphologie sowie zum anderen semantische Eigenschaften. Beide ergäben, anders als Distributionsklassen, Prototypenkategorien, da solche Eigenschaften nicht immer von allen Mitgliedern einer Kategorie geteilt würden, also zeige dies eine Klassifikationsebene anderer Art.
Ein Zwei-Ebenen-Modell scheint zu bedeuten, dass Flexionsmorphologie und Distribution nicht aufeinander bezogen werden. Sie sollen separat für sich Kategorien bilden, quasi orientierungslos, sei es auch auf zwei irgendwie verbundenen Ebenen. Mit einer syntaktischen Kategorisierungsebene, die separat angelegt ist, entstehen genau wieder die Probleme, die anhand der Kategorie Adkopula bereits demonstriert wurden. Auch war der am-Superlativ ein Beispiel dafür, dass Morphologie nicht für sich allein betrachtet werden kann.
Bei der von Rauh angeführten Idee, dass eine semantische Klassifikation eine Kategorisierungsebene zusätzlich zur syntaktischen aufmacht, sehe ich zuerst ein methodisches Problem: Es ist nicht ersichtlich, warum man semantische Ähnlichkeiten als „Kategorie“ in demselben Sinn bezeichnen sollte. Ein illustratives Beispiel dürfte der funktional definierte Begriff des „Konnektors“ sein (Pasch et al. 2003). Wörter mit der Funktion eines Konnektors werden verschiedenen syntaktischen Kategorien zugeordnet, z. B. Konjunktion oder Adverb. Es mag sein, dass diese Bedeutungsklasse dennoch „das Vokabular strukturiert“, denn man kann beobachten, dass Laien und Praktiker gelegentlich nicht zwischen Konjunktion und Konjunktionaladverb am Satzanfang unterscheiden;[20] das kann ein Hinweis darauf sein dass das Vokabular irgendwo in einer Weise organisiert ist, die diese beiden zusammenfasst. Im Fall der Konnektoren ist aber nicht zu sehen, warum man sie als „lexikalische Kategorie“ benötigen sollte, wenn man bereits sagen kann, dass sie ähnliche Bedeutungsfunktionen haben. Das ist immer noch keine lexikalische Kategorie im hergebrachten Sinne einer Kategorie wie „Substantiv“. Die syntaktischen Eigenschaften von Konjunktionen und Konjunktionaladverbien sind eindeutig völlig verschieden, und es entsteht ein Problem, wenn die lexikalische und die syntaktische Ebene der Kategorisierung sich gar nicht mehr decken – dann ist nicht sichtbar, inwiefern die beiden Klassifikationen überhaupt theoretisch aufeinander bezogen sind, so dass man sie als zwei Ebenen derselben Klassifikation bezeichnen könnte. Je weniger die lexikalischen (z. B. semantischen) Zusammenfassungen mit den distributionellen zur Deckung kommen, desto weniger würde man erstere überhaupt als „Kategorien“ bezeichnen, die ihnen vergleichbar sind. Je mehr sie zur Deckung kommen und dieselbe Einteilung auf zwei Ebenen replizieren, desto weniger notwendig scheint die Ebenenteilung überhaupt. Zu ihrer Rechtfertigung scheint die Theorie also fein austarierte Verhältnisse zu benötigen, wo nur ein gewisses kleines Ausmaß an Inkongruenzen zwischen den Ebenen auftritt.
Der bestmögliche Kandidat für ein Auseinanderlaufen lexikalischer und distributioneller Klassen scheint der Kategoriewechsel durch „syntaktische Konversion“ zu sein (Dudengrammatik 2016: 142–143; Telschow 2014: 169–170; Vogel 1996: 245–247 lese ich in diesem Sinne). Im Deutschen wird so die Konversion des Infinitivs zum Substantiv bezeichnet, wie das Lesen, das Dasitzen, sowie die Konversion eines Adjektivs zum Substantiv wie in ein Angestellter, ein Toter, ein Blinder (Fleischer und Barz 2012: 90). Jedoch liefert dies bei näherem Hinsehen gerade keinen Fall, wo eine zweite, syntaktische Kategorisierungsebene aufträte, und das ist genau auch das Verwirrende am Begriff der „syntaktischen Konversion“. Es ist ja vielmehr so, dass ihre Produkte eindeutig auch neue lexikalische Eigenschaften erwerben, d. h. Eigenschaften, die nach Rauhs Entwurf allein der Ebene der lexikalischen Klassenbildung angehören müssten. Die nominalisierten Infinitive zeigen morphologische Genitivflexion (des Dasitzens). Und die deadjektivischen Konversionsprodukte wie Angestellter, Toter haben auch morphologische Eigenschaften der Zielkategorie Substantiv: Sie nehmen an Wortbildungsprozessen in einer Art teil, die für Substantive charakteristisch ist und bilden Komposita mit Fugenmorphem; es scheint Konsens, dass dies ein Nachweis ihrer substantivischen Natur ist (Fleischer und Barz 2012: 190). Daher: Lebendviehtransport (Adjektiv als Erstglied), nicht *Lebendenvieh, aber: Totenwagen (substantivisches Erstglied); ebenso Blindbegutachtung vs. Blindenbegutachtung. Zugleich erlauben diese Bildungen keine adjektivtypische Präfigierung mit un- (*NUnangestellter; diese Form könnte nur ein adjektivisches Partizip sein, das aber nicht das gezeigte Kompositionsmuster aufweist: *Unangestelltenstatus). Wörter wie Angestellter (und erst recht Beamter, zu dem keine genau passende Konversionsbasis mehr vorhanden ist) verhalten sich also als lexikalische Substantive mit Stärkeflexion, nicht als lexikalische Adjektive mit einer zweiten, syntaktischen Klassifikation als Substantiv.
Wo Rauh (2015) eine 2-Ebenen-Analyse für Adverbien skizziert, bezieht sie bezeichnenderweise keine klare Position, ob es überhaupt einen lexikalischen Prototyp gibt, der die Kategorie ausreichend abdeckt; und für die syntaktische Ebene bleibt es letztlich bei Distribution und semantischen Klassen. So fehlt insgesamt ein Anhaltspunkt für Nutzeffekte des 2-Ebenen-Modells.
Fragwürdig wäre auch die Idee, dass „Adverb“ eine rein syntaktische Kategorisierungsebene von Ausdrücken sei, die lexikalisch z. B. als Adjektive klassifiziert werden, also die Idee vom „Adjektivadverb“, die Telschow (2014) kürzlich wiederzubeleben versuchte. Auch Telschow (2014) bleibt, soweit ich sehen kann, den Nachweis schuldig, dass es irgendwelche Effekte gibt, wodurch das Adverb als „syntaktische Kategorie“ von der sowieso erforderlichen grammatischen Funktion „Adverbial“, also adverbiell gebrauchtes Adjektiv, nochmals getrennt werden kann. Es wäre natürlich zirkulär, wollte man die adverbielle Distribution als Begründung für die Notwendigkeit einer eigenständigen syntaktischen Kategorie verwenden.
4.2 Das Zwei-Ebenen-Modell der Dudengrammatik
Neuere Auflagen der Dudengrammatik bieten eine etwas andere Variante einer Zwei-Ebenen-Theorie an. Zum Beispiel führt sie eine lexikalische Klasse „Artikelwörter & Pronomen“ ein und differenziert diese erst mit Bezug auf die syntaktische Distribution aus. Die Unterscheidung Adverb-Präposition wird genauso eingeordnet. Traditionell wird diese Unterscheidung an Rektionseigenschaften festgemacht:
Die meisten Präpositionen sind ursprünglich aus Lokaladverbien hervorgegangen (ab, auf, aus, hinter, bei). Im Gegensatz zu Adverbien regieren Präpositionen einen Kasus. Über den Weg der Adverbien entstehen auch heute noch Präpositionen: abseits (Adverb) → abseits der Straße (Präposition); links (Adverb) → links der Straße (Präposition).
Nun soll dies aber nicht besagen, dass für diese feinen Unterschiede eine Doppelung von Lexikoneinträgen angenommen wird. Vielmehr soll es so sein, dass ein Wort wie links lexikalisch eine einheitliche Identität hat, während die unterschiedliche Einstufung als „Präposition“ (links des Eingangs) oder „Adverb“ (ohne Ergänzung) eine zusätzliche, syntaktische Kategorisierungsebene darstellen soll. Es wird eine „Lexemklasse der Unflektierbaren“ angesetzt, die in Form mehrerer „syntaktischer Wortarten“ ausdifferenziert wird:[21]
Bei der Wortartbestimmung geht die Dudengrammatik also in zwei Schritten vor:
(i) In einem ersten Schritt werden die Wörter einer der fünf Lexemklassen zugeordnet: Verb, Nomen, Artikelwort/Pronomen, Adjektiv, Nichtflektierbare.
(ii) In einem zweiten Schritt werden die folgenden Unterscheidungen nach dem syntaktischen Gebrauch getroffen:
(…)
– bei den Unflektierbaren: die Unterscheidung von Präpositionen, Konjunktionen, Subjunktionen, Adverbien und Partikeln
(Dudengrammatik 2009: 134)
Die Unterscheidung Präposition / Adverb erscheint somit gleichrangig mit der Ausdifferenzierung der lexikalischen Kategorie Artikelwort zwischen Personal-, / Reflexivpronomen / definiter Artikel …etc. (Dudengrammatik 2016: 140–141). Wenn man sich die enthaltene Vielfalt ansieht, ist es aber fraglich, ob „Unflektierbar“ eine Lexemklasse sein kann, die alle Adverbien und noch dazu Konjunktionen und Partikeln enthält. Eher steht hier ein unerklärter, uneinheitlicher Rest nach Abteilung der Flexion; es ist auch nicht leicht, hier Gemeinsamkeiten mit Rauhs Konzeption der lexikalischen Ebene zu erkennen.
Die Frage, ob oder wie man zwischen Adverbien und Präpositionen unterscheiden sollte, ist wesentlich komplexer als die Unterscheidung zu Adjektiven in Abschnitt 3, daher nehme ich mit dem nachfolgenden Kapitel einen längeren Anlauf. Es soll dort gezeigt werden, dass die Unterscheidung zwischen Adverbien und Präpositionen lexikalischer Natur sein muss, und daraus ergibt sich, dass eine zweite Ebene der syntaktischen Kategorien nicht gebraucht wird. Ich werde letztlich vorschlagen, die Darstellung der Dudengrammatik genau umzukehren.
5 Adverbien und Präpositionen im Deutschen
Wenn Adverbien eine Restklasse bilden sollen, erzeugt das die Frage, ob eine Abgrenzung zu Präpositionen, einer anderen klassischen Restkategorie, damit unmöglich geworden ist. Diese Fragerichtung setzt allerdings die Existenz von Präpositionen bereits voraus. Man sollte besser fragen: Warum werden unter den unflektierbaren Wörtern Präpositionen gesondert identifiziert?
5.1 Mögliche Positionen zur Unterscheidung Präposition / Adverb
a) Adv und P als dieselbe lexikalische Kategorie
Besonders in der Tradition der generativen Syntax herrschte zeitweise eine starke Motivation, eine Aufteilung zwischen Präpositionen und Adverbien überhaupt zu vermeiden: Da das chomskysche System der Merkmale
Die Identifikation von traditionellen Adverbien und traditionellen Präpositionen ist eindeutig erforderlich im Fall der deutschen „Pronominaladverbien“:
WirwartennochPP[ aufeine Antwort ]
WirwartennochAdv?darauf
Diese pronominalisierten Bildungen, die die Argumentstelle der Präposition in demselben Wort mit da- sättigen, werden traditionell als Adverbien bezeichnet. Da jedoch die Präposition in (19-a) eine selegierte Präposition ist, muss in der pronominalisierten Variante in (19-b) dieselbe Präposition der Kopf sein. Das Etikett Adverb für (19-b) ist rein oberflächlich-deskriptiv und für eine Theorie der Wortarten nicht relevant. Dies ist ein klarer, doch isolierter Fall, der sich nicht auf die Gesamtdiskussion überträgt.
b) Adv = intransitiv, P = transitiv
Wird dasselbe Kriterium der Transitivität im Sinne einer grundlegenden lexikalischen Unterscheidung interpretiert, kann man die konzeptionelle Frage aufwerfen, warum wir überhaupt damit anfangen, unflektierbare Wörter nach dieser Eigenschaft in zwei Kategorien zu teilen, so klar handhabbar das Kriterium auch ist. Am besten bestätigt würde dieser Ansatz, wenn andere Unterschiede, die zwischen Adverbien und Präpositionen sonst noch gefunden werden, ebenfalls mit der Existenz oder Abwesenheit von Komplementen korrelieren (in dem Sinne, dass lexikalische Merkmale in mehr als einer Weise zur Klassenbildung verwendet werden sollten, vgl. Abschnitt 3.4). Wie sich zeigen wird, ist dies kaum der Fall.
c) Adv = lexikalisch; P = funktional
Die hauptsächliche andere Möglichkeit, eine Unterteilung herzustellen, würde dem Leitbild folgen, dass Präpositionen geschlossene Klassen bilden. Man würde sie demnach als grammatische Formative einordnen, und Adverbien wären stattdessen eine lexikalische Kategorie. Dies wird von Baker (2003) vertreten. In typologischer Sicht mag dieser Ansatz dem typischen Bild von Präpositionen als kleinen geschlossenen Klassen entsprechen. Er verträgt sich allerdings nicht mit der Einstufung, dass es im Deutschen je nach Zählweise vielleicht sogar 100 Präpositionen gebe (Dudengrammatik 2009: 600; Dudengrammatik 2016: 612), oder gar, dass es sich um eine offene Klasse handle (Dudengrammatik 2009: 600; Dudengrammatik 2016: 612). Viele Präpositionen scheinen überdies komplexe Ausdrücke zu sein; womit man allerdings so umgehen könnte, dass man die kleinere Anzahl von Präpositionen darin als die eigentlich präpositionalen Köpfe ansetzt (Zwarts 1997). Rauh (1997) vertritt die Auffassung, dass die herkömmliche Klasse der Präpositionen uneinheitlich sei: Ein kleiner Bestand an sehr häufigen Präpositionen könne sich wie grammatische Formative verhalten, andere Präpositionen, bzw. andere Verwendungen solcher Präpositionen seien lexikalischen Kategorien gleichzusetzen.
Die folgenden Abschnitte dienen dazu, die These auszuführen, dass ein Unterschied im lexikalischen Gehalt das aussichtsreichste Unterscheidungskriterium ist, es entspricht jedoch nicht der üblichen Trennung „lexikalisch / funktional“.
5.2 Morphologie und relationale Bedeutung
Eisenberg (2002) weist darauf hin, dass in der Form von „Adverbien“ recht regelmäßige Reihen zu sehen sind, die ein Affix -s erkennen lassen. Derselbe Stamm kann alternativ auch zu einem Adjektiv weitergebildet werden:
(= Auszüge aus [7] / [8] in Eisenberg 2002): | |||||
a. | Adv | abseits | beiderseits | jenseits… | |
Adj | abseitig | beiderseitig | jenseitig… | ||
b. | Adv | abwärts | einwärts | rückwärts | ostwärts… |
Adj | abwärtig | einwärtig | rückwärtig | ostwärtig… |
Die Adverbien in (20), so Eisenberg (2002: 67), seien semantisch meist relational, anders als Ortsadverbien vom Typ unten. Die Bildungen auf -seits erlauben regelmäßig Ergänzungen im Genitiv, die nachgestellt werden (zum Beispiel: abseits / beiderseits / jenseits der Straße), für die Bildungen auf -wärts begegnet dies mit Himmelsrichtungen (ostwärts des Bahnhofs), nur nicht mit absoluten Richtungsangaben wie aufwärts. Wenn man mit der Dudengrammatik annimmt, dass jede solche Form, wenn sie eine Ergänzung regiert, eine Präposition ist (Eisenberg 2002 nimmt dies nicht an), dann handelt man sich morphologisch komplexe Präpositionen ein, die mit einem Affix aus einem Stamm abgeleitet werden, der ebenso zu einem Adjektiv werden könnte. Diese Einbeziehung von Präpositionen in ein System der Derivationsmorphologie strapaziert übliche Vorstellungen von dem, was eine Präposition ausmacht.
Auf den ersten Blick scheinen die Formen auf -s sogar stärker relationale Bedeutung zu haben als die entsprechenden Adjektive: Dieselben Stämme, die adverbiell mit einem -s affigiert werden können, erlauben keine Argumente, wenn sie attributiv eingesetzt werden:[22]
a. | ostwärts (des Baikalsees) | / die (*des Baikalsees / *vom B.) ostwärtige Region |
b. | jenseits (des Sees) | / das (*des Sees / *vom See) jenseitige Gebiet |
c. | beiderseits (der Straße) | / die ((*von) *der Straße) beiderseitige Bebauung |
d. | links (der Straße) | / die ((*von) *der Straße) linken Häuser |
Allerdings kann mit diesen adjektivischen Formen sehr wohl eine Ergänzung stehen, wenn sie nicht in der Konstruktion als flektiertes Linksattribut vorkommen, sondern in adverbieller Konstruktion. Dann erscheint Genitivrektion nach rechts, genauso wie bei den analogen Formen auf -s:
So hat die Niederlage der Römer (…) im Teutoburger Wald dazu geführt, dass sie (…) auf alle weiteren Versuche verzichteten,ostwärtig des Rheinseine Provinz zu errichten.[23]
Anfang der 60er Jahre wurden zur Verschönerung dieser Teichanlage (…)beiderseitig des um den Teich verlaufenden WegesRosenrabatten angelegt.[24]
Dasselbe gilt für adjektivische Formen als Rechtsattribute:
Es soll Lehrende (…) in die Lage versetzen, wenn nötig auchLehrinhalte amRande oder jenseitig des eigenen Fachgebietsin grundlegender Form vermitteln zu können.[25]
Man sieht nun, dass das Rektionskriterium nicht nur mit Bezug auf die Unterscheidung Adverb-Präposition relevant ist, sondern dass die Unterscheidung Adjektiv-Präposition mit ins Spiel kommt. Denn tatsächlich wird das traditionelle Rektionskriterium für die Diagnose von Präpositionen auch auf obige Fälle ausgedehnt. Diese Sicht gipfelt dann in dem gefeierten Zitat: „Wo das Adjektiv als Adverbium verwendet wird, wird es als Präposition aufgefasst.“[26] Etwas bedachtsamer formuliert: Adverbieller Gebrauch begünstigt Übergänge von regierenden Adjektiven zu Präpositionen.
Der Fragenkomplex Adjektiv/Präposition wird von Zifonun (2017) ausführlich diskutiert. Zifonun nennt ein starkes Argument für einen präpositionalen Status bei Fällen wie jenseitig, nämlich das Vorkommen als Rechtsattribut, vgl. unser (24); in dieser Position sind Adjektive in der Regel blockiert, nicht aber Präpositionen. Zugleich nennt sie auch ein Problem: Als Rechtsattribute können auch Komparativformen auftreten (eine Wohnlage näher der Innenstadt). In den oben in (22)–(24) angeführten Daten kommt die Merkwürdigkeit hinzu, dass die betreffenden Adjektive eigens durch -ig abgeleitet worden sind, im Gegensatz zu Zifonuns Daten mit Simplizia. Ich möchte bei der Kategorisierung der adjektivischen Formen keine vorschnelle Festlegung treffen, wichtig ist zuerst der Punkt, dass die Begründungen für einen Kategorieübergang von A zu P, die in der Literatur genannt werden, nicht tragfähig scheinen, und dass auch nicht klar ist, um was für eine Art von Übergang es sich handeln soll. Solange sogar dies in Zweifel steht, bleibt auch der Zweifel, ob „Adverbien“ in vergleichbarer Position dann als Präpositionen aufgefasst werden müssten (also die Varianten mit -s in den obigen Sätzen statt ostwärt-ig, beiderseit-ig, jenseit-ig).
5.3 Präpositionen als Produkt von Grammatikalisierung?
Di Meola (2000)[27] behandelt in einer datenreichen Arbeit Reanalyseprozesse, die in seiner Sicht zur Entstehung von Präpositionen führen, und zwar durch Grammatikalsierung eines Adjektivs oder Adverbs. Man würde hoffen, hierbei Aufschlüsse zu erhalten, welche Merkmale für den Status als Präposition entscheidend sind.
5.3.1 Adverb vs. Präposition
Di Meola geht von der traditionellen Position aus, wonach „Adverbien“ unflektierbare Wörter sind, die keine Komplemente selegieren. Dementsprechend führt er gegenüber als Präposition oder Adverb auf (25-a), (25-b) (Di Meola 2000: 62). Hinzugenommen werden muss allerdings noch die Möglichkeit einer Postposition, etwa (25-c), (25-d):
Er wohnt gegenüber. (Adverb)
Er wohnt gegenüber dem Museum. (Präposition)
Dem Rathaus gegenüber ist eine Baustelle.
Seinen Kollegen gegenüber ist er immer nett gewesen.
Der Autor beschreibt nun einen Grammatikalisierungskanal, durch den „Präpositionen mit der Form eines Adverbs“ entstehen, d. h. aus Adverbien entstehen sollen. Er soll so aussehen (Di Meola 2000: 63), dass ein Adverb, „das in einem bestimmten Satz auf eine Nominalphrase folgt, als Präposition in Poststellung reanalysiert werden“ kann. Bedingung sei „unmittelbare Adjazenz zwischen Adverb und NP“. Dies wird an Beispielen diskutiert wie dem Verb gegenüberstehen in (26-a), wo gegenüber keine Konstituente mit dem Rathaus bildet; in (26-b) gibt es hingegen eine Konstituente [seinen Kollegen gegenüber], die nicht mehr durch ein Satzadverbial unterbrochen werden kann.
Er steht dem Rathaus tatsächlich gegenüber
* Er ist seinen Kollegen tatsächlich gegenüber nett gewesen.
Die Position, die dieser Argumentation zugrunde liegt, ist jedoch widersprüchlich: Es ist unklar, woher das NP-Komplement für die Reanalyse zu PP wirklich kommt. Offenbar ist daran gedacht, dass Partikelverben ihre Partikel als ein adverbielles Element in den Satz entlassen, wo es zusammen mit dem NP-Argument des Partikelverbs anfängt, eine Konstituente zu bilden. Die Transitivität des vorausgesetzten Partikelverbs gegenüberstehen ist jedoch nur so zu erklären, dass gegenüber ein Argument einbringt, denn der Verbstamm ist intransitiv. Wenn gegenüber ein Adverb ist, folgt, dass Adverbien nun doch Argumente selegieren. Und die Idee einer Konstituentenbildung durch Reanalyse stellt sowieso nicht klar, ob die Konstituenten [seinen Kollegen gegenüber] und [dem Rathaus gegenüber] PPs wären, oder Adverbphrasen.
Hierzu gehört allerdings ein zweiter Punkt. Di Meola (2000: 70–71) beobachtet, dass in seinen untersuchten Konstruktionen Neuerungen eintreten, nämlich Voranstellung des Kopfes und dabei dann das Auftauchen von Genitivrektion:
a. | dem Ziel entgegen | / * desZiels entgegen |
b. | entgegen allen Grundsätzen | / okentgegenallerUnkenrufe |
Auch dies wird als fortschreitende Grammatikalisierung gewertet. Vorderhand ist es aber eine unbewiesene Annahme, dass mit dem Aufkommen von Genitivrektion nach rechts die Neueinführung eines Kategoriemerkmals P zusammenhängt. Diese Idee ist ja für den Unterschied Postposition-Präposition nicht einschlägig, sondern nur für Adjektive. Dies wird im folgenden Abschnitt betrachtet.
5.3.2 Adjektiv vs. Präposition
Ein Standardbeispiel für einen Zweifelsfall zwischen Adjektiv und Präposition ist das Wort gemäß (vgl. Di Meola 2000: 78–80; Zifonun 2017: 140). Varianten mit Genitivrektion nach rechts gelten dabei als Kandidaten für Präpositionen:
eine seinen Verhältnissen gemäße Beteiligung (Adjektiv)
gemäß seinerfinanziellen Verhältnisse (Präposition?)
Bei Adjektiven herrscht über die Rektionsrichtung in einem Punkt Klarheit: Rektion nach rechts ist in attributiver Konstruktion unmöglich. Deswegen ist aber (28-b) nicht automatisch als Präposition erwiesen, denn es ist ein allgemeingültiger struktureller Grund, der in (28-a) Rektion des Adjektivs nach rechts verbietet: der „edge effect“ (Haider 2000). Daher wäre es auch denkbar, dass adverbiell gebrauchte Adjektive einfach von einer Einschränkung befreit sind, die Rektion nach rechts blockiert hatte. In der Tat spricht die Großflächigkeit des Musters gegen die Annahme einer Grammatikalisierung zur Präposition, die ja für bestimmte Lexeme greifen müsste: Di Meolas Daten (Di Meola 2000: 79–81) würden besagen, dass im Deutschen Dutzende wenn nicht Hunderte von „Präpositionen mit der Form eines Adverbs“ bzw. „Präpositionen mit der Form eines Adjektivs“ existieren würden.
Es finden sich zudem Belege von Adjektiven mit nachfolgender Ergänzung, die die Einstufung als Adjektiv weiterhin nahelegen, da sie in ihrer Funktion Subjekts- und Objektsprädikativen entsprechen (siehe auch Zifonun 2017: 160). Selbst ein Komparativ scheint (oder schien) hier möglich (29-b):
Doch dieser [katholische] Haudegen ist so klug, Brotauftrag von religiöser Überzeugung zu unterscheiden:Treu seinem Dienstherrn Friedrich, dessen Sold er für die Ausführung des Schutzauftrags empfängt, erspürt er blicksicher Luthers Todfeinde, wo er selbst keine hätte.[28]
Darin würde aber der vermeintlich aus dem griechischen abgeleitete lat. Text ein Wortgemässer dem ursprünglichen syrischen (…) Originalgeben als seine griech. Vorlage.[29]
Im Fall von treu ist wohlgemerkt Genitvrektion keine Alternative. Dass der Übergang zu Voranstellung aber anscheinend bereits im Rahmen der Kategorie Adjektiv auftritt, macht den von Di Meola angesetzten Automatismus zweifelhaft.
5.3.3 Die Rolle der Rektionsrichtung
Di Meola ist darin zuzustimmen, dass Genitivrektion nach rechts syntaktisch eine besonders enge Verbindung darstellt, wie sich gleich genauer zeigen wird. Trotzdem ergibt sich kein Argument für eine Grammatikalisierung von Präpositionen (obwohl eine syntaktisch engere Fügung ein klassischer Grammatikalisierungsparameter wäre).
Nach der schon zitierten Formulierung Di Meola (2000: 63), übernommen auch von Zifonun (2017), wäre eine „Adjazenzbedingung“ ein Hinweis auf einen Status als Präposition. Nun trifft es zwar zu, dass ein Modifikator nicht zwischen Präposition und nachfolgendem Komplement intervenieren kann (siehe (30-a)). Aber dies ist kein Effekt eines stärker grammatisierten Status bzw. der Kategorie P, sondern folgt aus generellen phrasenstrukturellen Bedingungen. Adjazenzeffekte treten generell bei Kategorien auf, die kopfinitiale Struktur haben (Haider 2010: 12–14), der berühmteste Fall ist die englische VP. Im Deutschen entsteht der Effekt auch noch mit Substantiven ((30-b) aus Haider 2010):
[ PHinter (*direkt) dem Rathaus]
[DasNErzählen (*im Syntaxunterricht) von Geschichten]
Bei Rektion nach links herrscht dagegen generell Wortstellungsfreiheit und keinerlei Adjazenzbedingung für Argument und Kopf. Dies ist unabhängig von der Kategorie, daher ergibt sich hier auch noch keine Kategoriebestimmung für gegenüber:
a. | [Diese Situationso langedurchgehalten] haben nicht viele. | (Verb) |
b. | Viele [der Fortunaseit Jahrentreue] Fans | (Adjektiv) |
c. | [Dem Rathausdirektgegenüber] ist eine Baustelle. | (Postposition? Adverb?) |
Genauso inkonklusiv ist ein weiterer Test, der bei Zifonun (2017: 161–162) angeboten wird; Zifonun weist darauf hin, dass (vorangestellte) Genitivergänzungen von Adjektiven topikalisiert werden können; die nachgestellten Genitive, anhand derer Di Meola (2000) Präpositionen diagnostiziert, haben diese Eigenschaft jedoch nicht:
Er ist des Deutschen leider unkundig. | / okDes Deutschen ist er leider unkundig. |
Dieser Thriller ist fern des Mainstreams. | / * Des Mainstreams ist er fern. |
Die Fahrt fällt wegen des Sturms aus. | / * Des Sturms fällt die Fahrt wegen aus. |
Das ist jenseits der Grenze. | / * Der Grenze ist das jenseits. |
Es sieht folglich danach aus, dass unkundig ein Adjektiv ist, aber fern in (32-b) schon eine Präposition, analog zu den nachfolgenden Beispielen. Jedoch: Die Topikalisierung[30] von Ergänzungen ist auch in manchen Fällen möglich, in denen die Kategorie des regierenden Kopfes unkontrovers P ist – wenn P eine Postposition ist:
„dem zufolge“:
Das Bistum Fulda bestätigte einen Medienbericht,demeszufolgein der Karwoche „zu Handlungen mit Jugendlichen (…)“ gekommen sei.[31]
„ihnen zuliebe“:
da bin ich ja wieder mal da, wo ich angefangen hab, absammeln… naja aberden schmerliesmach ich daszuliebe.[32]
„ihr gegenüber“:
Nur der Großmutterhat sie sichgegenübergeöffnet und man merkte, sie fühlte sich von ihr verstanden.[33]
Topikalisierung bei fern in (32-b) scheint eher dadurch blockiert, dass Rektion nach rechts vorliegt statt nach links; ein Kategoriemerkmal P als solches würde diese Blockierung gar nicht bewirken.
5.3.4 Semantische Korrelate?
Ein Kriterium für eine Grammatikalisierung hin zu Präpositionen könnte die Konkretheit der Bedeutung sein; grammatisierte Versionen könnten sich durch abstraktere Bedeutung auszeichnen. Bei entgegen gibt es einen Effekt: Die räumlich-direktionale Bedeutung, die die Postposition aufweist, scheint mit der vorangestellten Variante ausgeschlossen. Bei gegenüber zeigt sich aber kein gleichartiger Unterschied. Insgesamt tritt abstrakte Bedeutung nie erst infolge einer Voranstellung auf, sondern ist regelmäßig für Postpositionen möglich.
a. | ? entgegen dem Ziel dem Ziel entgegen | / ?? … des Ziels | (räumlich) |
b. | entgegen allen Unkenrufen allen Unkenrufen entgegen | / ok… aller Unkenrufe | (abstrakt) |
a. | gegenüber dem Eingang dem Eingang gegenüber | / ok… des Eingangs | (räumlich) |
b. | gegenüber seinen Kollegen seinen Kollegen gegenüber | / ? … seiner Kollegen | (abstrakt) |
Es scheint demnach nicht zwingend, dass vorangestellte Präpositionen abstrakter, also in einer semantischen Hinsicht stärker grammatisiert sind. Das Neu-Aufkommen von Genitivrektion korreliert nur mit der nachgestellten Position der NP, nicht mit Typen von Interpretationen.
5.3.5 Zwischenfazit
Die Annahme, dass Genitivrektion nach rechts ein Zeichen von präpositionalem Status und eventuell fortgeschrittener Grammatisierung ist, ist intuitiv nicht unplausibel, jedenfalls für adjektivähnliche Köpfe. Es ist aber, soweit es hier diskutiert werden konnte, nicht nachweisbar gewesen. Die Eigenheiten der Konstruktion, vor allem ihre syntaktische Kompaktheit, ergeben sich bereits aus der Rektionsrichtung als solcher, ohne dass ein Kategoriemerkmal ins Spiel kommen muss. Die Tendenz von Adjektiven, Rektion nach rechts regelmäßig zu erlauben, sobald sie in nichtattributiver Konstruktion stehen, ist als weiteres Problem für eine Unterscheidung mittels lexikalischer Kategorien identifiziert worden.
Wenn damit sogar die Adjektiv-Präposition-Unterscheidung bei Rektion nach rechts ungewiss bleibt, hat dies auch Folgen für die Idee, dass Konstruktionen vom Typ links des Eingangs Präpositionen zeigen. Sämtliche Argumentationen, die bisher gesichtet wurden, haben schlicht vorausgesetzt, dass Adverbien sowieso keine Ergänzungen regieren. Sobald man dies infrage stellt, folgt auch Unsicherheit darüber, ob sie dann nach links oder rechts regieren würden, oder beides, denn es ist anerkanntermaßen schon innerhalb der Kategorie P nicht einheitlich. Keines der bisher diskutierten Kriterien wäre dann imstande, einen Unterschied zwischen zwei Kategorien P und ADV nachzuweisen.
5.4 „Lexikalische“ und „grammatische“ Präpositionen
Das nächste Problem, das ansteht, ist die Diversität, die schon innerhalb der Kategorie P existiert. Dies ist relevant dafür, ob gegenüber dieser gesamten Variationsbreite Adverbien nochmals als distinkt erkennbar werden.
Rauh (1997) unterscheidet drei Typen von Präpositionen: Lexikalische, grammatische und regierte Präpositionen. Typische Beispiele lexikalischer Präpositionen seien solche mit Orts- oder Zeitbezug (über, vor, etc.), die auch entsprechende Modifikatoren erlauben (Beispiele von Rauh 1997: 143):
an hourbefore dinner /right abovethe door /two degreesbelow zero
Neben der Modifizierbarkeit wird auch das Vorkommen in der Position des Kopulakomplements als ein weiteres Anzeichen für die Existenz einer prädizierenden Semantik bzw. einer Argumentstruktur angesehen, und somit als Zeichen für lexikalischen Status (Rauh 1997: 146).
Im Gegensatz hierzu sind regierte Präpositionen nur als Gegenstand der Selektion anwesend, also gleichwertig zu einem Kasusmerkmal. Modifikatoren, selbst semantisch so schwache wie right, sind hier nicht möglich (Rauh 1997: 148):
He had no influence (*right) over his sister
Ein Zwischentyp zwischen beiden sind ferner nach Rauh „grammatische“ Präpositionen, d. h. solche, die als Ergebnis eines Grammatikalisierungsprozesses inhaltlich entleert seien (Rauh 1997: 156), allerdings auch nicht selegiert werden, sondern Adjunkte bilden.
Eine etwas andere Grenze, die vor allem „grammatische“ Präpositionen noch in zwei Gruppen teilt, ergibt sich aus der Arbeit von Bayer und Bader (2007). Diese Autoren weisen darauf hin, dass Präpositionen eine Kasuszuweisung nach Art einer funktionalen Kategorie vornehmen können. Das Argument stützt sich auf eine (von P. Gallmann aufgezeigte) Generalisierung, dass bloße Indefinita wie allerlei, etwas, nichts als Argumente in der Regel nur in Kontexten erscheinen können, wo ihnen struktureller Nominativ oder Akkusativ zugewiesen wird, sie können jedoch nicht von einem Verb als Objekte mit lexikalischem Dativ markiert werden (siehe (38-a)).[34] Die dativregierende Präposition mit in (38-b) verhält sich jedoch nicht wie ein dativregierendes Verb, sie scheint demnach strukturellen Kasus zuzuweisen. Eine andere Gruppe von Präpositionen zeigt diesen Effekt nicht, und aus der Abwesenheit struktureller Kasuszuweisung in (38-c) möchte ich schließen, dass es sich um Präpositionen mit einem weniger „grammatischen“ Status handelt.
Feuchtigkeitschadet* allerlei / * wenig (intendiert = „wenigen Dingen“ etc.)
Otto istmit { allerlei / wenig / nichts } zufrieden.
* {aufgrund / anhand / mittels } nichts
wegen nichts
Ein Problem ist, dass die klarsten Beispiele dieser vermuteten zweiten Gruppe (38-c) genitivregierende Präpositionen sind, und man könnte einwenden, dass Genitive vielleicht sowieso außerhalb der Generalisierung stünden. Bayer und Bader (2007) vermuten, dass die Akzeptabilität von (38-d) auf der alternativ möglichen Dativrektion bei wegen beruhe. Dies scheint aber unbegründet, weil auch bei vielen genitivregierenden Präpositionen des Typs (38-c) gelegentlich auf Dativrektion ausgewichen wird, vor allem bei artikellosen Ergänzungen (Dudengrammatik 2009: 612–613; Dudengrammatik 2016: 624); von daher sollten diese Formen genauso rettbar sein wie (38-d). Sind sie es nicht, ergeben sich zwei Gruppen von Präpositionen, solche mit struktureller Kasusrektion (38-b), (38-d) und solche mit lexikalischer Kasusrektion (38-c).
Zusätzlich zu dem Kontrast, auf den Bayer und Bader (2007) verweisen, gibt es eine weitere Auffälligkeit: In Fällen wie (39-c) kann auch eine Präposition von zusätzlich erscheinen, diese fungiert dann als Kasusexponent, also als regierte Präposition.[35]
anhand solcher Daten / anhand von solchen Daten
angesichts solcher Angriffe / angesichts von solchen Angriffen
mittels Baumaschinen / mittels von Baumaschinen
Genitive nach grammatischen Präpositionen lassen sich nicht derart ersetzen:
* trotz von dem Wetter, * wegen von dem Wetter
In der Gruppe der von-Zuweiser finden sich regelmäßig auch die Elemente, bei denen bisher strittig gewesen ist, ob sie (regierende) Adverbien sein könnten (nur bei nicht-lokalen Bedeutungen scheint die Möglichkeit einer von-Erweiterung unregelmäßig):
a. | jenseits des Sees / jenseits von dem See | / * jenseits etwas |
b. | abseits der Hauptroute / abseits von der Hauptroute | / * abseits allerlei |
c. | links der Straße / links von der Straße | / * links nichts |
Die von-Komplemente in Gruppe (41) (aber nicht (39)) lassen sich sogar extraponieren, ein Verhalten das Zifonun (2017: 162) nur Adjektiven wie fern (von) zutraut. Dies liegt wahrscheinlich an der Gemeinsamkeit beider, dass sie Kopulakomplemente sein können:
etwas, das jenseits ist [von Zeit und Raum]
Gleichzeitig sind diese Wörter es, die auch eine Weglassung eines Komplements erlauben, wiederum im Kontrast zu (39). Dieser Typ erscheint auch hierin als die am stärksten lexikalische, am wenigsten grammatische Variante, und sie ließe sich deutlich von typischen Präpositionen unterscheiden. Ich werde im nächsten Abschnitt begründen, dass nicht das Erscheinen eines Komplements, sondern umgekehrt die Weglassbarkeit eines Komplements im Deutschen das eigentliche Rektionskriterium ist, das Adverbien von Präpositionen trennt.
5.5 Ein Vorschlag zur Trennung von Präpositionen und Adverbien
In diesem Abschnitt fasse ich zusammen, welche möglichen Trennlinien zwischen Adverbien und Präpositionen sich aus den oben diskutierten Eigenschaften ergeben. Nicht benutzt wird der Unterschied zwischen Rektion nach rechts oder nach links, wie in Abschnitt 5.3 ausführlich begründet. Modifizierbarkeit ist auch kein sehr deutliches Kriterium, war aber für Rauh (1997) Klasse der selegierten Präpositionen auffällig abwesend. Anhand der in Frage kommenden Eigenschaften lassen sich nun vier Typen von Ausdrücken wie in Tabelle 2 identifizieren.
a. von, auf | b. wegen, hinter | c. anhand, mittels | d. jenseits, ostwärts | |
selegierbar | + | – | – | – |
Ergänzung ist obligatorisch | + | + | + | – |
modifizierbar, räumliche Bedeutung | – | (viele) | (selten) | + |
strukturelle Kasuszuweisung | + | + | – | – |
durchsichtig morpholog. komplex | – | – | – | + |
Für diese Typen a.–d. kann man nun der Frage nachgehen, wo plausiblerweise eine Kategoriegrenze verlaufen könnte.
a. Funktionale Elemente
Eine klare Möglichkeit der Grenzziehung zwischen Präpositionen und Adverbien wäre die zwischen funktionalen und lexikalischen Elementen. Im Deutschen wären dann selegierte Präpositionen, die wie Kasusexponenten fungieren (etwa in wartenauf, jenseitsvon), von den anderen zu trennen.
Keine einzige Wortartenklassifikation des Deutschen erwägt jedoch eine solche Kategoriedistinktion; vielmehr werden z. B. alle Verwendungen von auf stets als dieselbe Wortart angesehen, ob sie in ihren Eigenschaften nun unter Typ a. oder b. fallen. Eine Rechtfertigung dieses Standpunkts kann so aussehen, dass Entleerung lexikalischer Bedeutung eben nicht mit Grammatikalisierung gleichzusetzen ist (contra Di Meola 2000). Elemente, die eine entleerte lexikalische Bedeutung haben, ohne zu funktionalen Kategorien zu werden, sind in der Literatur als „semi-lexikalische Kategorien“ bezeichnet worden (auf dieses Konzept verweisen auch Bayer und Bader 2007), und solche Paare aus lexikalischen Wörtern und ihren Leicht-Varianten finden sich quer durch verschiedene Kategorien (vgl. Corver und van Riemsdijk 2001: 4).
b. „Klassische Präpositionen“
Wörter wie mit, auf, wegen, hinter, für etc. zeigen unverwechselbare Eigenschaften: Sie haben einen modifizierbaren lexikalischen Gehalt (schräg hinterder Kirche). Sie sind aber (i) strukturelle Kasuszuweiser, (ii) erlauben standardmäßig keine Weglassung des Komplements, bilden dafür (iii) Formen mit Pronominalergänzung in einem Wort, und sind (iv) monomorphemisch.
Eine Klasse a. + b. würde einheitlich Präpositionen mit Eigenschaften von grammatischen Formativen in einem weiteren Sinn ergeben. Die hier durchgängig vorhandene Eigenschaft struktureller Kasuszuweisung korreliert nämlich mit anderen Effekten syntaktischer Transparenz, siehe Bayer und Bader (2007). Die Eigenschaft, modifizierbar zu sein, wäre uneinheitlich, korreliert aber tatsächlich mehr mit einer Bedeutung in der räumlichen oder zeitlichen Domäne.
c. „Neutralisierte relationale Elemente“
Wörter wie angesichts, mittels, anhand bilden einen erkennbaren Typ in Abgrenzung zu b.: Sie sind (i) keine strukturellen Kasuszuweiser, (ii) erlauben weder Weglassung noch wortinterne Pronominalisierung ihrer Ergänzung (vgl. *damittels / damit). (iii) Sie zeigen Spuren morphologischer Komplexität, die allerdings erstarrt sind, d. h. zeigen keine abtrennbaren Endungen und morphologische Alternationen mit derselben Basis. (iv) Beispiele für Modifikation sind schwer zu finden, dies hängt vielleicht damit zusammen, dass die Bedeutungsdomänen abstrakt sind.[36] Eine naheliegende Einordnung ist, dass es sich um Wörter handelt, die aus anderen Kategorien herausgetreten sind (der lexikalische Ursprung ist meist noch identifizierbar). Sie sind dabei semantisch verblasst, als Maß dafür kann dienen, dass sie unfähig sind, als Kopulakomplement oder ohne Komplement aufzutreten.
Eine Klasse a. + b. + c. enthielte alle Elemente, die einen nur schematischen lexikalischen Gehalt aufweisen, und deren Ergänzung nicht weggelassen werden kann. Es würde sich um eine plausible Kernklasse von Präpositionen handeln, deren Mitglieder lediglich in unterschiedlichem Grad lexikalisch „leichte“ Elemente sind. Der Kontrast dieser zu Klasse d. ist die deutlichste Grenze, die in den Daten erscheint:
d. „Lexikalische Verhältniswörter“
Wörter wie ostwärts, jenseits, innerhalb sowie (räumlich) gegenüber[37] bilden einen eigens identifizierbaren Typ, da sie mit oder ohne Ergänzung erscheinen können; sie sind in ihrer lokalen Bedeutung auch modifizierbar. Beides spricht für einen intakten lexikalischen Gehalt. Auffällig ist die morphologische Alternation mit Adjektiven in Fällen wie ostwärt-s, jenseit-s, link-s etc., woraus die Existenz eines lexikalischen Morphems folgt, und also auch von daher eine größere semantische Selbständigkeit. (Beim Typ innerhalb findet sich immerhin noch gewisse Reihenbildung). Sie sind niemals Gegenstand der Selektion durch Verben oder Adjektive (ebenso wie Typ c.). Sie sind keine strukturellen Kasuszuweiser und haben auch keine der übrigen Eigenschaften grammatischer Elemente, die Bayer und Bader (2007) identifizieren.
Obwohl der Unterschied a-b-c. / d. am deutlichsten ist, wird m. W. nirgendwo in der Literatur zu Wortarten die Grenze zwischen Adverb und Präposition hier verortet. Das traditionelle Rektionskriterium zieht die Grenze stattdessen innerhalb des Typs d., in Abhängigkeit davon, ob eine Ergänzung im Einzelfall erscheint oder wegbleibt. Es dürfte deutlich geworden sein, wie unmotiviert dies ist. Nicht das Erscheinen, nur die potenzielle Weglassbarkeit einer Ergänzung korreliert mit anderen Unterschieden.
Statt einem rein formalen Rektionskriterium plädiere ich also dafür, den Gradienten, der die oben gesichteten Beispiele hauptsächlich gliedert, in der Stärke des lexikalischen Gehalts zu sehen. Dann würde man auch wirklich Lexeme klassifizieren statt Konstruktionsvarianten. Ein stärkerer lexikalischer Gehalt erklärt sofort die Möglichkeit intransitiven Gebrauchs und auch die morphologische Gliederung in lexikalische Morpheme und Affixe. Adverbien ließen sich dann definieren als diejenige Restklasse von Wörtern, die nicht selegierbar sind und vollen lexikalischen Gehalt besitzen. So würde Typ d. auf die Seite der Adverbien fallen, wenn man eine Distinktion zu Präpositionen wünscht.
Ich halte die vorgeschlagene Einteilung, auch wenn sie zur Annahme regierender Adverbien führt und behauptet, dass jenseits keine Präposition ist, immer noch für plausibler als den umgekehrten Schritt der Integration von allen möglichen Resten in die Kategorie P, wozu auch Sternefeld (2008: 194–195) neigt. Das Spannungsverhältnis zwischen dem funktionalen Charakter selegierbarer Präpositionen vom Typ a. einerseits und der Lexikalität des Typs d. andererseits ist schon sehr groß, und es erscheint merkwürdig, gezielt Inhaltswörter mit Funktionswörtern zusammenzulegen, anstatt dass man die Gelegenheit nutzt, Inhaltswörter aus der Klasse P auszugliedern.
6 Fazit: Das Adverb als Wortart?
Das Gesamtbild aus dieser Untersuchung besagt, dass Adverbien als der grammatisch inaktive Bodensatz lexikalischer Elemente charakterisiert werden können, also als Wörter mit vollem lexikalischen Gehalt, die außerhalb des Bereichs von Regeln der Merkmalsüberprüfung bleiben. Sie hätten dadurch auch kein grammatisch aktives Kategoriemerkmal.
Die Abgrenzung lexikalischer Adverbien zu Adjektiven verschwimmt im Deutschen überall dort, wo Adjektive unflektiert vorkommen, genauer gesagt in Kontexten ohne Merkmalsüberprüfung. Adjektive werden im Deutschen in attributiver Konstruktion in die Überprüfung von Definitheits- und nominalen Deklinationsmerkmalen einbezogen. Adverbiale gehen generell keine ebenso enge morphosyntaktische Verbindung mit dem von ihnen modifiizierten Kopf ein. Wörter, die nur in adverbieller (oder prädikativer) Funktion vorkommen, erscheinen dann kategorial neutralisiert, da Kategorien die Funktion haben, Selektionsmechanismen ökonomisch handhabbar zu machen.
Die Untersuchung der Präpositionen in Abschnitt 5 führt zu dem Schluss, dass das einfache Rektionskriterium zur Unterscheidung von P und Adv verworfen werden sollte. Die Ebenenteilung der Dudengrammatik (vgl. Abschnitt 4.2) wäre geradewegs umzudrehen: Statt einer „lexikalischen Klasse der Unflektierbaren“, die in Präpositionen und Adverbien „syntaktisch differenziert“ wird, haben wir vielmehr eine morphosyntaktische Restklasse der Unflektierbaren, die nur noch lexikalisch differenziert werden kann, nämlich hauptsächlich wortsemantisch. Dies ist die Schlussfolgerung daraus, dass die Unterscheidung Adverb/Präposition am ehesten im lexikalischen Gewicht der Wörter zu finden ist. Und dies deckt sich mit dem traditionellen Ansatz, dass man auch Adverbiale am liebsten semantisch klassifiziert. Es scheint generell am vielversprechendsten, die grammatischen Eigenschaften von Wörtern in Restklassen semantisch zu regeln.
Eingangs in dieser Arbeit wurde die Passage aus Alexiadou (2013) zitiert, in der es so klingt, als seien Adverbien zugleich auch noch Mitglieder anderer Wortklassen. Einer Wortart üblichen Typs könnte man derlei natürlich nicht unterstellen. Ich habe aber auch gegen Konzeptionen argumentiert, dass simultane Klassifikationen in Form von zwei Ebenen der Kategorisierung existieren. Wenn es so scheint, als hätten Adverbien zugleich auch Eigenschaften von Adjektiven (oder Nomina, ein Thema, das in dieser Arbeit ausgelassen wurde), so könnte dies daran liegen, dass es sich um Wörter handelt, die ein nominales oder adjektivisches Merkmal zur Regelung ihrer syntaktischen Distribution einfach nicht (mehr) brauchen. Adverbien erscheinen insofern als eine kategorial unbestimmte Restklasse; für diese lassen sich weiterhin Klassifikationen angeben, aber diese führen nicht auf ein Kategoriemerkmal herkömmlichen Typs, also in dem Sinne, dass das Kategoriemerkmal es ist, was ihre grammatischen Eigenschaften codiert.
Danksagung
Das früheste Stadium dieser Arbeit war ein Vortrag in der AG „Probleme der syntaktischen Kategorisierung“ auf der 36. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft 2014 in Marburg. Ich danke den Organisator/innen Sandra Döring und Jochen Geilfuß-Wolfgang für Kommentare, sowie für weitere Hinweise Peter Gallmann. Spätere Versionen wurden vorgetragen im Linguistik-Kolloquium des Deutschen Seminars der Universität Tübingen und im Morpho-Syntax-Kolloquium der Allgemeinen Sprachwissenschaft an der Universität Düsseldorf – ich danke dem dortigen Publikum ebenfalls für Feedback, insbesondere Albert Ortmann. Weiterer Dank gilt den beiden anonymen Gutachter/innen und für die ZS-Redaktion ganz besonders Hans-Martin Gärtner, der für diesen Artikel Extra-Schichten einlegen musste. Diese Arbeit entstand teilweise mit Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), in Form der Förderung des SFB 991 „Die Struktur von Repräsentationen“, Projekt B09, geleitet von Sebastian Löbner.
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