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Die Kunde — 7.1939

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Nr. 8
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Finger, H. M.: Entstehung des Dorfes Mehrum und die daraus sich ergebenden Schluszfolgerungen über die usprüngliche Dorfanlage
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Entstehung des Dorfes Mehrum und die daraus sich ergebenden
Schlußfolgerungen über die ursprüngliche Dorfanlage.
Das Dorf Mehrum scheint sich allmählich aus mehreren Zusammen-
legungen gebildet zu haben' denn die Flurnamen Schilpe, Altedors-
garten, Moorhof, lassen auf Wüstungen schließen, die wahrscheinlich
schon im 12. und 13. Jahrhundert wegen der vielen Fehden der ein-
zelnen Edlen und des Bischofs von Hildesheim verlassen wurden und
deren Einwohner in dem heutigen Mehrum zusammenrückten, um sich
besser schützen und verteidigen zu können, wie man dies auch in vielen
anderen Orten unseres Kreises, Rosenthal, Vöhrum, Schmedenstedt,
Dungelbeck, seststellen kann. Jedenfalls sind die Wüstungen in der
Länderbeschreibung der Orte des Bistums Hildesheim von 1562 nicht
mehr erwähnt. Im Altedorsgarten ist man vor einigen Jahren aus
einen Brunnen gestoßen, aus dem allerlei Kriegsgerät, unter anderem
ein Schwert, herausgeholt sein soll. Leider ist durch die Unachtsamkeit
der Arbeiter alles verloren gegangen. Auch beim Bau des Mittelland-
kanals, der 1932 fertig wuroe und der die Schilper Berge durchschneidet,
desgleichen beim Tiefpflügen sind Mauersteine und andere Teile von
Häusern gesunden worden. Aus den Bergen sollen vier Höfe aus dem
großen und drei aus dem kleinen Berge gelegen haben.
Die beste Aufklärung über die Entstehung des Ortes gibt uns der
Dorfplan vom 19. Dezember 1861, den ich deshalb beigesügt habe
(Abb. 1). Zunächst ist diese Siedlung eine untrügliche Widerlegung
der alten Anschauung, daß der sogenannte Rundling die typische Dorf-
anlage der Wenden oder Slawen sei. Denn hier haben wir eine sächsische
Dorsanlage, die klar den Rundling erkennen läßt. Mußte nicht dieser
sein natürliches Vorbild in den alten schutzgewährenden germanischen
Rundlingen haben? In der Mitte befindet sich auf dem heutigen
Pastorenberg der Thieplatz, welcher später mit Kirche und Schule besetzt
wird und dem alle Häuser ihre Giebelseite zukehrten. Rund um den
Platz lagen die Siedlungen. Teilung durch Erbschaft, Auseinander-
setzungen und Verkauf haben nach und nach die Zahl der Siedlungen
erhöht, und klar hebt sich die Ansiedlungssolge aus der Dorsmark ab;
zuerst die Vollspänner, heute nur noch einer, dann die Halb- und
Viertelspänner, die Kötner, Brinksitzer und zuletzt die Anbauer. Für die
Teilung sind typische Beispiele die Hofstellen 10, 11b, 11a. Nr. 10 und
11b (11) waren bei der Verkoppelung im Besitz von Heinrich Haarsticks
Erben, also Verwandten, und zwar war 10 eine Viertelspännerstelle
und 11 eine Viertelkötnerstelle, die augenscheinlich von 10 abgetrennt
war. Außerdem war 11a als Wohnstelle für einen Häusling, später
Handwerker, abgetreten worden, dem kein Garten oder Hof zur Ver-
fügung stand. Die oben erwähnte Zusammenlegung mehrerer Orte in
Mehrum führte ebenfalls zu Teilungen von Hosstellen und zu Ein-
schachtelungen in den Dorsplan und zur Abkehr der Ausfahrten nach der
Straßenseite. Beispiel sind Nr. 31, 33, 34, 35. Nr. 31 war 1861 und ist

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