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Die Ausstellungen in den Lhamps-Llysees und auf dem Lhamp-de-Mars. von Gtto Feld.
einem Porträt, das hart und geschmacklos in der Farbe
ist und — es muß einmal gesagt werden — eine Ver-
irrung wie der ganze Präraphaelitismus, Ma cathur mit
einer schönen Landschaft. Von den Amerikanern arbeiten
Hopkinson und Humphreys Johnston in der ange-
deuteten Richtung. Dieser bringt einige sehr fein auf einen
grünlichen Ton gestimmte Bilder, jener unter anderem
eine „Dame in schwarz" auf grünem Ton mit einer
roten Note. Harrison hat eine herrliche Marine und
einige sehr interessante Lichtstudien. Sonst noch Robinson,
Carl, Lockwood. Aus Holland und Belgien Israel
und Mesdag. Courtens erreicht mit einer großen
„Morgenstimmung im Walde", — diesmal viel weniger
raffiniert wie sonst — große Einfachheit der Wirkung.
Deutschland ist — leider muß man es sagen —
sehr schwach vertreten. Abgesehen von Liebermann,
der mit seinen „Jungen in Zandwort, die aus dem Bade
kommen" und dem „Ende des Tages" die Ehre rettet
und Kühl mit zwei bekannten Bildern „Schlächterladen
in Lübeck" und „Blick auf Lübeck", auch Skarbina,
dessen Akt im Freien sehr hübsch ist, geben die übrigen
Arbeiten, die wir von Deutschen hier finden, kein Bild
von dem blühenden Leben der deutschen Kunst der
Gegenwart. Nennenswerte Arbeiten sehen wir von
Dora Hitz, Boznanska, Burger, Gudden. Die
„Danae" von Slevogt wirkt etwas brutal und meinem
Dafürhalten nach nicht sehr geschmackvoll.
Die Franzosen sind diesmal, wie erwähnt, von den
Schotten und einigen Amerikanern überflügelt, nur Aman-
Jean, den ich schon genannt, und wohl Menard
mit einem schönen Porträt und einigen groß aufgefaßten,
fein gestimmten Landschaften gehören in jenen Rang.
Über Puvis deChavannes braucht man nichts zu
sagen. Ein Saal mit Zeichnungen, den er ausgestellt, ent-
hält natürlich Vortreffliches. Seine fünf großen Panneaux
für die Bibliothek in Boston scheinen mir nicht auf der
— wohl auch unerreichbaren Höhe — seines Pantheon-
bildes zu stehen. Bi net bringt eine gesuchte „Maria
Magdalena", Dagnan-Bouveret ein „Abendmahl"
von schönen Qualitäten in Komposition und Lichtführung,
dem aber stille Größe fehlt. Auch Besnard ist dies-
mal nicht glücklich. Aublet, Collin, Barau,
Cottet, Raffaeli, Sisley, Bocquet und Blanche
geben natürlich Gutes, aber nichts Neues. Cazin und
Billotte sind fein, wie immer! Wundervoll, einfach und
ruhig in der Haltung sind die Interieurs von Lob re. —
In der kleinen graphischen Abteilung Zorn, Hanniot,
Helleu, Köpping. Auch in der Abteilung der
Skulpturen, Zahl wie Inhalt nach, kaum Bedeutsames.
Die wertvollsten Arbeiten stammen von Fagel, Vall-
green, Meunier und dem nur etwas zu geistreichen
Tegner. Hahns kleine Bronzestatuette einer „Eva"
mit plumpen Beinen und Platten Füßen dürfte hier auch
wohl recht merkwürdige Vorstellungen von deutscher Bild-
hauerkunst vermitteln. — Die Abteilung für Kunstgewerbe
giebt neben manchem Schönem auch viel Gesuchtes und
Geschmackloses. Im allgemeinen ist es eine Bibelot-Kunst,
der wir hier begegnen. Wunderschön in ihren einfachen
Formen und Farben sind dagegen die Gefäße von Cazin.
Lachenal und Chaplet sandten schöne Vasen, Vall-
green reizvolle Silberarbeiten. — So bietet diese Aus-
stellung dem Gesamtüberblick nichts Sensationelles aber —
erfreulicher als dies — das Bild gesunder, gleichmäßiger
Entwickelung.
Die Frhr. v. Biel sehe Stiftung für FceDa-Malerei.
/limine alte Erfah-
rung lehrt, daß
sich das Wesen und
der Charakter eines
Menschen auch in
der Gestaltung der
ihn täglich umgeben-
den Räume seines
eigenen Heims aus-
prägt. Bei einer
Erörterung dieses
Satzes wollen wir
von vornherein ab-
sehen von denen,
welchen ihre äußere
Lebenslage nicht ge-
stattet, einen be-
stimmenden Einfluß
in dieser Frage nach
allen Richtungen hin
auszuüben, wir
wollen uns nur an
diejenigen halten, welche, mit Glücksgütern in mannig-
fachen Abstufungen gesegnet, im stände sind, , ihrer
Wohnung den Schmuck zu verleihen, den die Kunst
in den verschiedentlichsten Ausgebungen bieten kann.
Es wird sich uns dabei sehr bald auch der bereits
oft ausgesprochene Erfahrungssatz ausdrängen, daß die
Thomson Fryr. von Viel.
Kunst heutzutage bei uns immer noch viel zu sehr
Luxus statt Bedürfnis ist. Trotz aller Kunstmuseen,
Ausstellungen w. hat sie in unserem Volksleben noch
nicht den Einfluß gewonnen, daß der wohlhabende
Gebildete es als eine Notwendigkeit empfindet, nicht nur
gelegentlich durch Besuche der eben genannten Institute
und Veranstaltungen bei der Kunst zu Gast zu sein,
sondern sie bei sich selbst heimisch zu machen. Unter
diesem „heimisch machen" verstehen wir nicht, daß man
gelegentlich ein Kunstwerk erwirbt, um es in seinen
Räumen an einer tapeten- oder auch holzbekleideten
Wand aufzuhängen oder es bei sich aufzustellen, sondern
daß man sich in der Ausschmückung seiner Wohnräume
von künstlerischen Prinzipien leiten läßt, die darauf
Hinzielen, die Räume in lebendige Beziehung zu sich
selbst zu bringen, in ihnen jedem, der sie betritt, das
Wesen ihres Besitzers, sein geistiges Sein auch ohne
Kenntnis seiner äußeren Persönlichkeit nahe zu bringen.
Zu den vornehmsten Mitteln, dies zu erreichen, kann
ohne Zweifel der künstlerische Wandschmuck gehören, wie
er im Fresko-Gemälde ausgeführt werden kann. Die
Fresko-Malerei auch in das Privathaus eingeführt zu
haben, ist eines der Hauptverdienste der uns hier be-
schäftigenden Stiftung, von welcher den Lesern dieser Zeit-
schrift durch Bekanntgabe der aus ihr ausgeführten
Arbeiten schon verschiedentlich*) berichtet worden ist.
») II. Jahrg. S. 94: VII. Jahrg. S. 125.
Die Ausstellungen in den Lhamps-Llysees und auf dem Lhamp-de-Mars. von Gtto Feld.
einem Porträt, das hart und geschmacklos in der Farbe
ist und — es muß einmal gesagt werden — eine Ver-
irrung wie der ganze Präraphaelitismus, Ma cathur mit
einer schönen Landschaft. Von den Amerikanern arbeiten
Hopkinson und Humphreys Johnston in der ange-
deuteten Richtung. Dieser bringt einige sehr fein auf einen
grünlichen Ton gestimmte Bilder, jener unter anderem
eine „Dame in schwarz" auf grünem Ton mit einer
roten Note. Harrison hat eine herrliche Marine und
einige sehr interessante Lichtstudien. Sonst noch Robinson,
Carl, Lockwood. Aus Holland und Belgien Israel
und Mesdag. Courtens erreicht mit einer großen
„Morgenstimmung im Walde", — diesmal viel weniger
raffiniert wie sonst — große Einfachheit der Wirkung.
Deutschland ist — leider muß man es sagen —
sehr schwach vertreten. Abgesehen von Liebermann,
der mit seinen „Jungen in Zandwort, die aus dem Bade
kommen" und dem „Ende des Tages" die Ehre rettet
und Kühl mit zwei bekannten Bildern „Schlächterladen
in Lübeck" und „Blick auf Lübeck", auch Skarbina,
dessen Akt im Freien sehr hübsch ist, geben die übrigen
Arbeiten, die wir von Deutschen hier finden, kein Bild
von dem blühenden Leben der deutschen Kunst der
Gegenwart. Nennenswerte Arbeiten sehen wir von
Dora Hitz, Boznanska, Burger, Gudden. Die
„Danae" von Slevogt wirkt etwas brutal und meinem
Dafürhalten nach nicht sehr geschmackvoll.
Die Franzosen sind diesmal, wie erwähnt, von den
Schotten und einigen Amerikanern überflügelt, nur Aman-
Jean, den ich schon genannt, und wohl Menard
mit einem schönen Porträt und einigen groß aufgefaßten,
fein gestimmten Landschaften gehören in jenen Rang.
Über Puvis deChavannes braucht man nichts zu
sagen. Ein Saal mit Zeichnungen, den er ausgestellt, ent-
hält natürlich Vortreffliches. Seine fünf großen Panneaux
für die Bibliothek in Boston scheinen mir nicht auf der
— wohl auch unerreichbaren Höhe — seines Pantheon-
bildes zu stehen. Bi net bringt eine gesuchte „Maria
Magdalena", Dagnan-Bouveret ein „Abendmahl"
von schönen Qualitäten in Komposition und Lichtführung,
dem aber stille Größe fehlt. Auch Besnard ist dies-
mal nicht glücklich. Aublet, Collin, Barau,
Cottet, Raffaeli, Sisley, Bocquet und Blanche
geben natürlich Gutes, aber nichts Neues. Cazin und
Billotte sind fein, wie immer! Wundervoll, einfach und
ruhig in der Haltung sind die Interieurs von Lob re. —
In der kleinen graphischen Abteilung Zorn, Hanniot,
Helleu, Köpping. Auch in der Abteilung der
Skulpturen, Zahl wie Inhalt nach, kaum Bedeutsames.
Die wertvollsten Arbeiten stammen von Fagel, Vall-
green, Meunier und dem nur etwas zu geistreichen
Tegner. Hahns kleine Bronzestatuette einer „Eva"
mit plumpen Beinen und Platten Füßen dürfte hier auch
wohl recht merkwürdige Vorstellungen von deutscher Bild-
hauerkunst vermitteln. — Die Abteilung für Kunstgewerbe
giebt neben manchem Schönem auch viel Gesuchtes und
Geschmackloses. Im allgemeinen ist es eine Bibelot-Kunst,
der wir hier begegnen. Wunderschön in ihren einfachen
Formen und Farben sind dagegen die Gefäße von Cazin.
Lachenal und Chaplet sandten schöne Vasen, Vall-
green reizvolle Silberarbeiten. — So bietet diese Aus-
stellung dem Gesamtüberblick nichts Sensationelles aber —
erfreulicher als dies — das Bild gesunder, gleichmäßiger
Entwickelung.
Die Frhr. v. Biel sehe Stiftung für FceDa-Malerei.
/limine alte Erfah-
rung lehrt, daß
sich das Wesen und
der Charakter eines
Menschen auch in
der Gestaltung der
ihn täglich umgeben-
den Räume seines
eigenen Heims aus-
prägt. Bei einer
Erörterung dieses
Satzes wollen wir
von vornherein ab-
sehen von denen,
welchen ihre äußere
Lebenslage nicht ge-
stattet, einen be-
stimmenden Einfluß
in dieser Frage nach
allen Richtungen hin
auszuüben, wir
wollen uns nur an
diejenigen halten, welche, mit Glücksgütern in mannig-
fachen Abstufungen gesegnet, im stände sind, , ihrer
Wohnung den Schmuck zu verleihen, den die Kunst
in den verschiedentlichsten Ausgebungen bieten kann.
Es wird sich uns dabei sehr bald auch der bereits
oft ausgesprochene Erfahrungssatz ausdrängen, daß die
Thomson Fryr. von Viel.
Kunst heutzutage bei uns immer noch viel zu sehr
Luxus statt Bedürfnis ist. Trotz aller Kunstmuseen,
Ausstellungen w. hat sie in unserem Volksleben noch
nicht den Einfluß gewonnen, daß der wohlhabende
Gebildete es als eine Notwendigkeit empfindet, nicht nur
gelegentlich durch Besuche der eben genannten Institute
und Veranstaltungen bei der Kunst zu Gast zu sein,
sondern sie bei sich selbst heimisch zu machen. Unter
diesem „heimisch machen" verstehen wir nicht, daß man
gelegentlich ein Kunstwerk erwirbt, um es in seinen
Räumen an einer tapeten- oder auch holzbekleideten
Wand aufzuhängen oder es bei sich aufzustellen, sondern
daß man sich in der Ausschmückung seiner Wohnräume
von künstlerischen Prinzipien leiten läßt, die darauf
Hinzielen, die Räume in lebendige Beziehung zu sich
selbst zu bringen, in ihnen jedem, der sie betritt, das
Wesen ihres Besitzers, sein geistiges Sein auch ohne
Kenntnis seiner äußeren Persönlichkeit nahe zu bringen.
Zu den vornehmsten Mitteln, dies zu erreichen, kann
ohne Zweifel der künstlerische Wandschmuck gehören, wie
er im Fresko-Gemälde ausgeführt werden kann. Die
Fresko-Malerei auch in das Privathaus eingeführt zu
haben, ist eines der Hauptverdienste der uns hier be-
schäftigenden Stiftung, von welcher den Lesern dieser Zeit-
schrift durch Bekanntgabe der aus ihr ausgeführten
Arbeiten schon verschiedentlich*) berichtet worden ist.
») II. Jahrg. S. 94: VII. Jahrg. S. 125.