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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 1.1911-1912

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Lorenz, Felix: Die Internationale Leipziger Ausstellung 1912
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DIE INTERNATIONALE
LEIPZIGER AUSSTELLUNG 1912.

Die größte Handelsstadt Sachsens will auch
als Kunststadt endlich eine Geltung ge-
winnen, die ihr als Hüterin so vieler
geistigerTraditionen von Rechtswegen schon seit
langem zukommt. Bisher spielte, sie in der
deutschen Kunstpflege eine nicht gerade hervor-
stechende Rolle; das wird nun anders werden,
wenn der neugegründete „Verein Leipzigerjahres-
ausstellung“ seine Aufgaben richtig erkennt. Vor-
läufig hat er einen imponierenden Anfang ge-
macht. Leipzig hat für dieses Jahr eine größere
Kunstausstellung erhalten, die im Handelshof
etabliert werden mußte, weil es noch an einem
eigenen Gebäude fehlte. Da nun alljährlich
eine umfassende Ausstellung stattfinden soll,
wird wohl bald auch das nötige Eigenheim
entstehen und damit ein künstlerisches
Unternehmen garantiert sein, dem eine breite
Wirkung auf die
ganze Kunstpflege
Mitteldeutschlands
beschieden sein
dürfte.

Es war zweifellos
weise, die erste
größere diesjährige
Ausstellung auf eine
solche für Aquarell,

Pastell, Zeichnung
und Kleinplastik zu
beschränken. Inner-
halb dieser Grenzen
ist etwas über-
raschend Gutes zu
Stande gekommen.

Man war bemüht,
einen Überblick
über das moderne
Schaffen auf diesen
Spezialgebieten zu
geben und dabei
alles auszuschalten,
was nach Marktware
aussah. So sind die
führenden Namen
Deutschlands hier
alle vereinigt, wenn
auch Süddeutsch-
land etwas schlecht
weggekommen ist.

Dafür wird die

Bekanntschaft mit überfall. Zeichnung

mehreren jungen Leipziger Künstlern vermittelt,
die etwas zu sagen haben. Ihr bestes Talent
steckt in Wil Howard („Mädchen im Profil“),
außerdem interessieren Francke, Leistner,
Soltmann, Olbertz mit guten Gaben. Von
dem geschätzten Steiner-Prag sieht man
mehrere seiner vortrefflichen Porträtstudien, auch
Walter Tiemann hat Reifes gesandt. Allen
voran nehmen natürlich Meister Klingers neue
Aquarelle — Weinbergsidyllen — alle Auf-
merksamkeit in Anspruch.

Von der Kunst des Aquarells, die sich er-
freulicher Weise seit den letzten Jahren einer
besseren Pflege erfreut und nach immer leb-
hafteren Expressionen in Ton und Licht trach-
tet, ist überhaupt hier vieles vereinigt, was an-
regend fortwirken wird. Die Theaterbilder Karl
Walsers, die Landschaften von Fritz Rhein

ALBRECHT LEISTNER-LEIPZIG

DIE KUNSTWELT I, 9

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