Vortragsberichte.
Grundzüge der Vevölkerungsgeschichte Nord-Westdeutschlands.
Vortrag von Prof. vr. Erich Keyser - Danzig
am 14. 2. 39 im Nieders. Volkstumsmuseum-Hannover.
Der nationalsozialistische Umbruch im deutschen Geistesleben hab
das Volk in den Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns gestellt.
Auch der Wissenschaft erwächst damit die Aufgabe, Wesen und Werden
des deutschen Volkes eindringlicher zu ergründen als es bisher geschehen
ist. Dabei ist das Volk in der Gesamtheit seiner Stämme, Stände und
Sippen und für den ganzen Ablauf seiner Geschichte zu betrachten;
denn das deutsche Volk sind alle, die aus seiner Blutsgemeinschaft er-
wachsen und auch befähigt und gewillt sind, an seinem Fortleben mit-
zuwirken. Wir können daher das Wesen des Volkes, die Eigenart sei-
ner Leistungen nicht begreifen, wenn wir uns nicht klar machen, daß
alle Volksgenossen gleichsam Angehörige einer großen Sippe sind. Volks-
tumskunde setzt daher Volksahnenforschung voraus. Die früher vor-
wiegend übliche Beschäftigung mit dem Volksgut mutz planmäßig er-
gänzt werden durch die Untersuchung der Ahnenreihen des deutschen
Volkes in seiner Gesamtheit und in seinen einzelnen Stämmen. Da
diese Stämme und auch das Volk selbst im Raume Mitteleuropas nicht
für sich allein stehen, sondern mit fremdstämmigen und fremdvolklichen
Bevölkerungsgruppen vielfach verschmolzen sind, mutz eine solche Volks-
tumsforschung auf die Bevölkerung bestimmter Räume ausgerichtet sein.
Dabei ist die Ausbreitung und die Aufstellung der Bevölkerungsgruppen
in einem solchen Raume ebenso zu berücksichtigen wie ihre gruppen-
mäßige Gliederung, ihre zahlenmäßige Veränderung und ihre körper-
liche und geistige Artung.
Einer der wichtigsten Räume für die Bevölkerungsgeschichte
Deutschlands ist der Nordwesten, das Gebiet zwischen der Nordsee und
dem deutschen Mittelgebirge, zwischen der Elbe und der Ems. Diesem
Raume kommt deshalb eine hervorragende Bedeutung zu, weil er als
die Urheimat des deutschen Volkes angesöhen werden kann. Denn seit
der jüngeren Steinzeit lebt in ihm ununterbrochen und verhältnismäßig
wenig gemischt eine Bevölkerungsgruppe nordischer Rasse und indo-
germanischer Sprache. Die heutigen Forschungen und genaue bevölke-
rungs-wissenschaftliche Überlegungen erlauben die Feststellung, daß zwi-
schen den Bevölkerungsgruppen der Jndogermanen, der Germanen
und der Deutschen keine wesentlichen Unterschiede bestehen, sondern daß
diese Gruppen nur als die zeitlich aufeinanderfolgenden Ahnenreihen
im Stammbaum des deutschen Volkes zu erachten sind. Eine weitere
grundlegende Beobachtung über die Bevölkerungsentwicklung Nord-
westdeutschlands ergibt, daß aus diesem Raume von der ältesten Stein-
zeit her bis in die Gegenwart immer wieder gewaltige Auswanderun-
108
Grundzüge der Vevölkerungsgeschichte Nord-Westdeutschlands.
Vortrag von Prof. vr. Erich Keyser - Danzig
am 14. 2. 39 im Nieders. Volkstumsmuseum-Hannover.
Der nationalsozialistische Umbruch im deutschen Geistesleben hab
das Volk in den Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns gestellt.
Auch der Wissenschaft erwächst damit die Aufgabe, Wesen und Werden
des deutschen Volkes eindringlicher zu ergründen als es bisher geschehen
ist. Dabei ist das Volk in der Gesamtheit seiner Stämme, Stände und
Sippen und für den ganzen Ablauf seiner Geschichte zu betrachten;
denn das deutsche Volk sind alle, die aus seiner Blutsgemeinschaft er-
wachsen und auch befähigt und gewillt sind, an seinem Fortleben mit-
zuwirken. Wir können daher das Wesen des Volkes, die Eigenart sei-
ner Leistungen nicht begreifen, wenn wir uns nicht klar machen, daß
alle Volksgenossen gleichsam Angehörige einer großen Sippe sind. Volks-
tumskunde setzt daher Volksahnenforschung voraus. Die früher vor-
wiegend übliche Beschäftigung mit dem Volksgut mutz planmäßig er-
gänzt werden durch die Untersuchung der Ahnenreihen des deutschen
Volkes in seiner Gesamtheit und in seinen einzelnen Stämmen. Da
diese Stämme und auch das Volk selbst im Raume Mitteleuropas nicht
für sich allein stehen, sondern mit fremdstämmigen und fremdvolklichen
Bevölkerungsgruppen vielfach verschmolzen sind, mutz eine solche Volks-
tumsforschung auf die Bevölkerung bestimmter Räume ausgerichtet sein.
Dabei ist die Ausbreitung und die Aufstellung der Bevölkerungsgruppen
in einem solchen Raume ebenso zu berücksichtigen wie ihre gruppen-
mäßige Gliederung, ihre zahlenmäßige Veränderung und ihre körper-
liche und geistige Artung.
Einer der wichtigsten Räume für die Bevölkerungsgeschichte
Deutschlands ist der Nordwesten, das Gebiet zwischen der Nordsee und
dem deutschen Mittelgebirge, zwischen der Elbe und der Ems. Diesem
Raume kommt deshalb eine hervorragende Bedeutung zu, weil er als
die Urheimat des deutschen Volkes angesöhen werden kann. Denn seit
der jüngeren Steinzeit lebt in ihm ununterbrochen und verhältnismäßig
wenig gemischt eine Bevölkerungsgruppe nordischer Rasse und indo-
germanischer Sprache. Die heutigen Forschungen und genaue bevölke-
rungs-wissenschaftliche Überlegungen erlauben die Feststellung, daß zwi-
schen den Bevölkerungsgruppen der Jndogermanen, der Germanen
und der Deutschen keine wesentlichen Unterschiede bestehen, sondern daß
diese Gruppen nur als die zeitlich aufeinanderfolgenden Ahnenreihen
im Stammbaum des deutschen Volkes zu erachten sind. Eine weitere
grundlegende Beobachtung über die Bevölkerungsentwicklung Nord-
westdeutschlands ergibt, daß aus diesem Raume von der ältesten Stein-
zeit her bis in die Gegenwart immer wieder gewaltige Auswanderun-
108