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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 1.1902-1903

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Heilbut, Emil: Turner und Aubrey Beardsley
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IAX LIEBERMANN, STUDIE AUS FLORENZ (PASTELL)

TURNER UND AUBREY BEARDSLEY.

SOBALD ausserordentliche Künstler über
Künstler sprechen, ist es bemerkenswert;
sie übertreffen die „richtigen" Meinungen,
ebenso wie ausserordentliche Gemälde in den
Geist der Kunst selbst dann einführen, wenn
sie Fehler haben. Die Fehler gehen aus dem
Begnadetsein des Künstlers hervor; wer den
Künstler liebt, wird ihn auch in seinen Ueber-
treibungen lieben und lernt durch ihn unsag-
bare Dinge. In glänzender Weise hat Ruskin,
der, obzwar Schriftsteller von Profession,
doch gleichfalls ein Künstler war, der sich in
Ucbertreibungen erging, gesagt: Michelangelo
und Turner waren Gegenpole und die beiden
grossten Künstler jeder in seiner Art, der
einc ^er grösste Monumentalkünstler, der
andere der grösste Landschaftsmaler. Er hat
geirrt. Derartiges Generalisieren führt
notwendig cinen Mangel an Feinheit des
Urteils herbei. Er hat jedoch in grossen Strichen

gezeichnet und sein Urteil wirkt anschaulich.
Aber wunderbar hat andererseits der geniale
Zeichner Aubrey Beardsley den englischen
Landschaftsmaler charakterisiert — ebenfalls
mit paradoxen Mitteln. In einer Novelle hat
Aubrey Beardsley dies Kunsturteil über Turner
niedergelegt. Zauberhaft geschrieben ist sie.
Beardsley zeigt den Helden seiner Novelle in
einer Morgenstunde, den sonderbar gemuster-
ten Betthimmel anblickend und seinen Ideen
nachhängend. Nachdem er erzählt hat, an
was alles sein bizarrer Held in diesem Augen-
blick denkt, an lauter schöne, anmuthige und
interessante Dinge, fährt Aubrey Beardsley,
der sich mithin nicht allein zum Novellisten
sondern auch zum Kritiker geeignet zeigte,
in seiner Erzählung fort:

„Erdachte auch an denClaude Lorrain inLady
Delaware's Sammlung, das Hauptwerk eines
anbetungswürdigen und unfehlbaren Meisters,

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