GONZALO BILBAO SEVILLA.
STUDIE AUS DER TABAKFABRIK IN SEVILLA.
FRANKREICH UND UNSER KUNSTGEWERBE.
Es bestehen bereits zahlreiche Dokumente
für die eingehende Beachtung, die Frank-
reich den kunstgewerblichen Erfolgen Deutsch-
lands schenkt. Eine Beachtung, deren Wirkung
sich dann je nach dem Temperament in Angst
und bleicher Besorgnis oder in müder Resig-
nation oder in lebhafter Aufraffung zur Nach-
eiferung äußert. Das bricht dann alles heraus in
warnenden Flugschriften, in den Berichten über
deutsche Ausstellungen, in Enqueten, diesen
ewigen Enqueten, die mit viel mehr gutem
Willen als Sachkenntnis unternommen und von
Unmaßgeblichen oft recht leichtherzig beant-
wortet werden. Und die schließlich die gute
Sache nicht einen kleinen Schritt weiter bringen.
Eine starke Beunruhigung hat Platz gegriffen,
entspringend vornehmlich aus der Verlegenheit,
wie nunmehr das berechtigte Nationalgefühl
vor der drohenden oder bereits vollzogenen
Niederlage auf geschmacklichem Gebiete zu
salvieren sei. Denn daß dies geschehen muß,
ist klar. — Eine neue französische Zeitschrift,
„L'art de France", befaßt sich ausschließlich mit
der angewandten Kunst Frankreichs. Fast die
ganze Nummer handelt von Deutschland: Aner-
kennungen, Warnungen, Ablehnungen, Verhöh-
nungen, Kassandrarufe und Ausbrüche exaltier-
ten Stolzes im buntesten Wechsel, ein getreues
Spiegelbild der verwirrten und besonders für die
Künstler sehr beängstigenden Lage. Im Mittel-
punkte desGanzen eine sehr herabsetzende Aus-
lassung über Deutschlands Zivilisation, über den
Stilmischmasch der Bauten, über die wahllose
Dekorationssucht, gipfelnd in der Behauptung,
daß der Gesichtssinn der Deutschen auf einer
barbarischen Entwicklungsstufe stehen geblie-
ben sei, — dabei die naive Fußnote, daß das
alles vor 15 Jahren geschrieben, aber für die
moderne kunstgewerbliche Entwicklung Deut-
schlands charakteristisch und aufschlußreich sei.
Liest man in derselben Nummer die Dutzende
von Angstausbrüchen vor der deutschen Kon-
kurrenz, so wird der Kasus einigermaßen ridikül.
Und man denkt an die Art, wie die französische
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STUDIE AUS DER TABAKFABRIK IN SEVILLA.
FRANKREICH UND UNSER KUNSTGEWERBE.
Es bestehen bereits zahlreiche Dokumente
für die eingehende Beachtung, die Frank-
reich den kunstgewerblichen Erfolgen Deutsch-
lands schenkt. Eine Beachtung, deren Wirkung
sich dann je nach dem Temperament in Angst
und bleicher Besorgnis oder in müder Resig-
nation oder in lebhafter Aufraffung zur Nach-
eiferung äußert. Das bricht dann alles heraus in
warnenden Flugschriften, in den Berichten über
deutsche Ausstellungen, in Enqueten, diesen
ewigen Enqueten, die mit viel mehr gutem
Willen als Sachkenntnis unternommen und von
Unmaßgeblichen oft recht leichtherzig beant-
wortet werden. Und die schließlich die gute
Sache nicht einen kleinen Schritt weiter bringen.
Eine starke Beunruhigung hat Platz gegriffen,
entspringend vornehmlich aus der Verlegenheit,
wie nunmehr das berechtigte Nationalgefühl
vor der drohenden oder bereits vollzogenen
Niederlage auf geschmacklichem Gebiete zu
salvieren sei. Denn daß dies geschehen muß,
ist klar. — Eine neue französische Zeitschrift,
„L'art de France", befaßt sich ausschließlich mit
der angewandten Kunst Frankreichs. Fast die
ganze Nummer handelt von Deutschland: Aner-
kennungen, Warnungen, Ablehnungen, Verhöh-
nungen, Kassandrarufe und Ausbrüche exaltier-
ten Stolzes im buntesten Wechsel, ein getreues
Spiegelbild der verwirrten und besonders für die
Künstler sehr beängstigenden Lage. Im Mittel-
punkte desGanzen eine sehr herabsetzende Aus-
lassung über Deutschlands Zivilisation, über den
Stilmischmasch der Bauten, über die wahllose
Dekorationssucht, gipfelnd in der Behauptung,
daß der Gesichtssinn der Deutschen auf einer
barbarischen Entwicklungsstufe stehen geblie-
ben sei, — dabei die naive Fußnote, daß das
alles vor 15 Jahren geschrieben, aber für die
moderne kunstgewerbliche Entwicklung Deut-
schlands charakteristisch und aufschlußreich sei.
Liest man in derselben Nummer die Dutzende
von Angstausbrüchen vor der deutschen Kon-
kurrenz, so wird der Kasus einigermaßen ridikül.
Und man denkt an die Art, wie die französische
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