Zum Inhalt springen

ADB:Ulrich, Hugo

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ulrich, Hugo“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 255–256, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ulrich,_Hugo&oldid=- (Version vom 3. November 2024, 08:39 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ulrich, Heinrich
Band 39 (1895), S. 255–256 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Hugo Ulrich in der Wikipedia
Hugo Ulrich in Wikidata
GND-Nummer 117289604
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|255|256|Ulrich, Hugo|Robert Eitner|ADB:Ulrich, Hugo}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117289604}}    

Ulrich: Hugo U., ein genial begabter Componist, geboren am 26. November 1827 zu Oppeln in Schlesien, † am 23. März 1872 zu Berlin. Sein Vater war Oberlehrer am Gymnasium zu Oppeln und nebst seiner Frau der Musik ein treu ergebener Verehrer. Schon als Knabe zeigte sich bei Hugo die außerordentliche Veranlagung für Musik, so daß seine Umgebung mit gerechtem Stolz auf ihn blickte. Leider verlor er sehr früh Vater und Mutter und die Kämpfe ums tägliche Leben traten schon in jungen Jahren an ihn heran. Ins Convict am Matthias-Gymnasium zu Breslau aufgenommen, machte er die Gymnasialstudien durch, war dabei Chorsänger an der Matthiaskirche und versah [256] zugleich den Organistendienst. Bei Moritz Brosig empfing er den ersten Unterricht in der Composition. 1846 ging er nach Glogau aufs Gymnasium, bezog dann in Berlin die Universität und durch Meyerbeer’s Vermittlung wurde er Schüler S. W. Dehn’s in der Composition. Hier entwickelte sich sein Compositionstalent in der schönsten Weise, wovon sein Trio für Pianoforte, Violine und Violoncell, als op. 1 erschienen, sowie seine H-moll-Sinfonie die beredtesten Zeugen sind. Entgegen den Bestrebungen der sogenannten neudeutschen Schule, die die durch Jahrhunderte zu hoher Vollkommenheit gelangte Sonatenform zu zertrümmern suchte, um ihre in den Windeln stecken gebliebene Erfindungsgabe durch ein maßloses fantastisches Herumsuchen nach Effecten zu verdecken, goß U. seine reichen Gaben in die vollendetste Sonatenform und erreichte dadurch jene hohen künstlerischen Eindrücke, wie sie nur Werken zu Theil werden können, die in Form und Inhalt gleiche Vollendung zeigen. Ulrich schuf noch eine zweite Sinfonie, die Sinfonie triomphale, die in Brüssel den Preis von 1500 Fr. erhielt und am 27. September 1853 daselbst zur Aufführung gelangte. Sie zeigt in gleicher Vollendung den Meister und nahm ihren Weg durch die gebildete Welt. Leider besaß U. nicht die Energie den Kampf ums Leben aufzunehmen. Weder durch Unterrichten, noch durch ein Amt wollte er sich binden und so erlahmte früh sein Genius, niedergedrückt durch Nahrungssorgen. Selbst die Unterstützung von Freunden konnten ihm nicht aufhelfen, denn er war in Geldangelegenheiten ein Kind geblieben. Trotz des Stipendiums, welches ihm die preußische Regierung zu einer Reise nach Italien auf einige Jahre verlieh (1855), konnte er sich nicht aufraffen, seine Laufbahn siegreich zu vollenden. Am Ende seines kurzen Lebens fristete er seine Existenz mit Arrangements von classischen Werken für Pianoforte für 4 Hände. Zwar erschienen noch 3 Hefte Lieder, eine Sonate für Pianoforte und Violoncell und eine Festouverture für Orchester, doch zeigten dieselben schon den physischen Verfall des Verfassers. Eine schmerzhafte Nierenkrankheit warf ihn auf ein langjähriges Lager, von dem er nicht mehr erstand.

Nach Mendel-Reißmann’s Lexikon und eigener Bekanntschaft mit Ulrich.