Zum Inhalt springen

ADB:Ramm, Mathilde

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ramm, Mathilde“ von Paul Schlenther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 215, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ramm,_Mathilde&oldid=- (Version vom 6. November 2024, 04:58 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ramler, Karl Wilhelm
Band 27 (1888), S. 215 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Mathilde Ramm in der Wikipedia
Mathilde Ramm in Wikidata
GND-Nummer 138367949
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|27|215|215|Ramm, Mathilde|Paul Schlenther|ADB:Ramm, Mathilde}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138367949}}    

Ramm: Mathilde R., geb. am 1. Mai 1856 zu Stettin, Tochter eines dortigen Theaterrequisitors, betrat schon als Kind die Bühne, fand auf verschiedenen norddeutschen Provinztheatern, zuletzt in Potsdam, Beschäftigung als muntere Schauspielerin und gelangte 1875 an das Residenztheater zu Berlin. Hier heirathete sie am 25. Juli 1877 ihren Berufsgenossen, den trefflichen Lustspielkomiker Karl Beckmann († 1882); bald darauf erkrankte sie am Typhus und starb am 13. October 1877. Sie gab in den modernen französischen Sittendramen jene stets wiederkehrende Rolle des naiven jungen Mädchens, das mitten im Pfuhl gesellschaftlicher Laster keusch und ahnungslos bleibt. Ihr zartes Wesen, der staunende Kindesblick ihrer großen braunen Augen, etwas Unentwickeltes im Ton der feinen Stimme, die naive Unkenntniß aller Theaterroutine, sogar eine unbewußte Beschränktheit ihres Talents machte sie zu diesen Contrastgestalten wie geschaffen. Man glaubte an ihre jungfräuliche Reinheit und also glaubte man an die für sich oft unwahrscheinliche Figur der modernen französischen Ingénue. Die Poesie ihres Wesens aber bewährte sich auch in höhern Aufgaben. Wie von ungefähr gelang ihr Emilia Galotti, und ihr ganzer Liebreiz trat in der Perdita des Shakespeare’schen „Wintermärchens“ hervor. Ihre holde Jugend entzückte sofort und ausnahmslos alle Theaterfreunde Berlins, und als sie gestorben war, verglich man ihr Wesen wie ihr Schicksal mit Goethe’s Euphrosyne.