Anonym: Edda | |
|
Mir meines Sigurd mordlichen Tod:
Jenseits des Stroms (Rheins) erschlagen liegt er,
Den Guthorm fällte, zum Fraß den Wölfen.
Höre Krähen krächzen und Raben,
Adler jauchzen der Atzung froh,
Und Wölfe heulen um deinen Helden. —
Dem wonnewaisen Weibe gesagt?
Daß Raben und Falken das Herz dir zerführten
Weiter über Land als du Leute kennst!“
Des sanften Sinnes mit Schmerz beraubt:
„Das gäbe dir, Gudrun, erst Grund zu weinen,
Wenn Mir auch die Raben zerrißen das Herz!“
Die Brocken zu lesen von der Wölfe Leichenschmaus.
Ich schluchzte nicht, noch schlug ich die Hände,
Brach nicht in Klagen aus wie Brauch ist der Frauen,
Da ich schmerzvoll saß über Sigurden.
Da ich sorgend saß über Sigurds Leiche.
Viel sanfter würden die Wölfe mir scheinen,
Ließen sie mich das Leben missen,
Oder brennte man mich wie Birkenholz.
Naht ich den hohen Hallen Alfs.
Sieben Halbjahre saß ich bei Thora,
Hakons Maid in Dänemark.
In deutschen Sälen dänische Wikinge.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/217&oldid=- (Version vom 31.7.2018)