Wojciechy
Wojciechy | ||
---|---|---|
? | ||
Basisdaten | ||
Staat: | Polen
| |
Woiwodschaft: | Ermland-Masuren | |
Powiat: | Bartoszyce | |
Gmina: | Bartoszyce | |
Geographische Lage: | 54° 16′ N, 20° 40′ O | |
Einwohner: | 489 (2021[1]) | |
Postleitzahl: | 11-200[2] | |
Telefonvorwahl: | (+48) 89 | |
Kfz-Kennzeichen: | NBA | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DW 512: Szczurkowo–Bartoszyce–Tolko ↔ Piasek–Pieniężno | |
Solno–Barciszewo ↔ Rodnowo | ||
Borki → Wojciechy, und: Pilwa → Wojciechy | ||
Eisenbahn: | kein Bahnanschluss | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig |
Wojciechy [deutsch Albrechtsdorf) ist eine Ortschaft in der Gmina Bartoszyce (Landgemeinde Bartenstein) in Polen. Sie liegt im Powiat Bartoszycki (Kreis Bartenstein (Ostpr.)), Woiwodschaft Ermland-Masuren.
] (Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ortsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Albrechtsdorf wurde im Jahre 1335 von Bartenstein aus als deutsches Bauerndorf gegründet. Leider ist die erste Gründungsurkunde verloren gegangen und es liegt darüber nur die Handfeste 20. Mai 1392 vor. Erster Lokator und erster Schulze des Dorfes war ein Lambert Krumm. Doch schon bald danach, spätestens 1362, verlor der Ort seine Unabhängigkeit und wurde bis zur Aufhebung der Gutsuntertänigkeit nicht wieder selbständig. Im Laufe der Zeit wechselte es sehr oft den Grundherrn und war auch mehrfach unter zwei und mehr Herren geteilt. 1362 kam Albrechtsdorf in den Besitz des prussischen Ritters Santunge zu magdeburgischen Rechten, nachdem es zuvor im Besitz der Malgedins gewesen war, an die es später, als der Besitz Santunges zerfiel, wieder zurückkam.
Im Krieg des Deutschen Ordens gegen Polen im Jahre 1414, erlitt der Ort großen Schaden. Er wird für den Ort mit 3000 Mark, und für die Kirche mit 300 Mark angegeben. Etliche Hufen blieben sicherlich wüst liegen, wenn auch keine genaue Angaben vorhanden sind.
1419 bekam Joseph Malgedins Witwe ein Viertel des Ortes verliehen. 1429 gehörte die Hälfte von Albrechtsdorf, mit jetzt zwei Krügen, Lorenz und Ambrosius Malgedin. 1470 erwarb die Familie Malgedin weitere 11 Hufen in Albrechtsdorf und 1491 kaufte ein „Vogt zu Preußisch Eylau“ 8 Hufen von Hans Lossau. 1504 erhielt der Söldnerführer Hans Ponnau daselbst 8 Hufen verliehen. Nach dem Krieg von 1520 mit vielen Schäden, erwarb 1535 Melchior von Kreytzen auf Groß Peisten 14 Hufen mit einem Krug in Albrechtsdorf. Damit legte er den Grundstein für den späteren Gesamtbesitz des Dorfes. 1542 kaufte Georg von Aulack Teile des Dorfes und erhielt 1555 das Kirchenlehen. 1572 verkaufte Hans von Kalckstein 45 Hufen an die Familie Aulack. Dieser gehörte damit der größte Teil von Albrechtsdorf. 1584 erfolgte eine Verschreibung an Caspar von Aulack auf Loyden über 8 Hufen. Im selben Jahre (1584) erhält dann wieder Hans von Kalckstein als Hofdiener des Kurfürsten von Brandenburg 10 Hufen von Albrechtsdorf verliehen. 1584 ein Vergleich zwischen Johann von Kreytzen und Jakob von Kalckstein über Albrechtsdorf, wonach Johann von Kreytzen für sich und seine Nachkommen Albrecht von Kreytzen und dessen Erben und Erbnehmer 40 Hufen von Albrechtsdorf erhält, darunter 8 Freischulzenhufen samt dem freien Kruge. Albrecht von Kreytzen, besaß nun zusammen mit den 4 Kirchenhufen insgesamt 63 Hufen des Dorfes. Den Rest von 17 Hufen erwarb er erst später dazu.
Nach dem Jahr 1600 war ganz Albrechtsdorf mit dem Kirchenpatronat im Besitz der Familie von Kreytzen auf Groß Peisten. So blieb es über 200 Jahre bis 1820. Der Ort hat also recht oft den Gutsherrn gewechselt und ein Teil seiner Hufen war anderen Herren verpfändet oder zum Nießbrauch bestellt. Dennoch behielt das Dorf seine Handfeste nach kulmischem Recht, das seine Bewohner in ihrem Recht und Besitz schützte. Lediglich die Oberhoheit und die Zinszahlungen gingen an die adligen Lehnsherren. Die Größe des Dorfes blieb mit 80 Hufen seit der Gründung des Dorfes bestehen. Auch die Anlage blieb unverändert erhalten und noch heute verläuft die Dorfstraße in der Nord-Süd-Richtung.
Die Zeit, wann die Reformation in Albrechtsdorf ihren Anfang genommen hat, kann nicht genau ermittelt werden. So viel geht aber aus den vorhandenen Nachrichten hervor, dass zu Ende des Jahres 1523 kein Zins von den ausstehenden Kapitalien, welche der Kirche gehörten, mehr abgetragen wurde. Nachdem am 8. April 1525 zwischen dem vormaligen letzten Hochmeister und nunmehrigen Herzog von Preußen, Markgraf Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach, und dem König Sigismund von Polen der endgültige Friede zu Krakau geschlossen wurde, schwand die letzte Aussicht auf Wiederherstellung des vorigen Zustandes. Aus Mangel an Geistlichen, welche die neue evangelische Lehre verkünden konnten, ging der Gottesdienst um diese Zeit in vielen kleinen Dorfkirchen ein, und man findet auch in Albrechtsdorf die Nachricht, dass die Kirche lange Zeit nach der Reformation, ebenso wie die vom Nachbarort Reddenau wüst gelegen hat. Reddenau bekam 1568 den ersten evangelischen Pfarrer und in Albrechtsdorf wirkte ab 1577, als erster evangelischen Pfarrer, Gregorius Braun.
Ob auch die in Preußen im Jahre 1529 wütende pestartige Krankheit unter dem Namen „Englische Schweißkrankheit“ in Albrechtsdorf Opfer gefordert hat, ist nicht zu ermitteln gewesen. Noch ein schwerer Schlag traf die Gegend durch die Pest, die zu Anfang des 17. Jahrhunderts ausbrach. Im Kirchenbuch findet man zwar keine wesentlich höhere Sterberate in Albrechtsdorf, aber man findet in der Familienchronik der von Kreytzen auf Peisten, dass mehrere Familienangehörige durch die Pest dahingerafft wurden.
1785 hatte das adlige Kirchdorf Albrechtsdorf 42 Feuerstellen, 1820 waren es dann 45 Feuerstellen und in Albrechtsdorf lebte 274 Einwohner.
1820 fand auch die Gutsauseindersetzung mit den 18 Bauern statt. Diese waren neben dem Scharwerk dem Lehnsherrn in Groß Peisten zu einem jährlichen Zins von 544 Talern, 18 Gänsen, 108 Hühnern, 540 Eiern, 18 Stück Leinwand und 18 Stof Schwadengrütze verpflichtet. Die Bauern behielten ihr ganzes Land als freies Eigentum ohne Scharwerksdienste, zahlten dafür eine jährliche Rente von 665 Talern, 15 Silbergroschen, 4 Pfennig sowie für die „Hofwehr“ (das war der frühere, von den Lehnsherrn gestellte „Besatz“, also Vieh, Saatgut und die Arbeitsgeräte für einen Bauernhof) den einmaligen Betrag von 1829 Talern. (Was darüber hinausging, gehörte den Bauern als persönliches Eigentum.) Die jährliche Grundsteuer an die Kreiskasse betrug nun 136 Taler, 22 Silbergroschen, 6 Pfennig.
1831 hatte Albrechtsdorf 5.340 preußische Morgen Land. Das Vorwerk von Gr. Peisten hatte 810 Morgen, 18 Bauerngüter besitzen 4.252 Morgen Land. Eine Pfarrkirche mit 272 Morgen Land. 29 Kätner, 3 Handwerker, 6 Instleute; zusammen 318 Einwohner. 15 Jahre später, 1846 waren in Albrechtsdorf schon 74 Wohnhäuser und 646 Einwohner. Nach der Separation wuchs das Dorf schnell weiter, weil das zu Groß Peisten gehörende Vorwerksland an Bauern verkauft wurde. Dadurch und durch Hofteilungen entstanden viele neue Besitzungen. 1859 besaßen bereits 58 Bauern 4436 Morgen Land und 48 Kätner 350 Morgen. 1871 gab es 147 Wohngebäude, 280 Haushalte und 1109 Einwohner im Dorf, darunter 2 Katholiken und 41 Baptisten. 1885 war die Dorfflur 1325 ha groß; davon 922 ha Ackerland und 183 ha Wiesen. Im Dorf befanden sich 156 Wohnhäuser, 236 Haushalte und 1214 Einwohner. Dieses war die höchste Einwohnerzahl des Ortes. 1895 waren 162 Häuser und 237 Haushalte, aber nur noch 1048 Einwohner. Diese fehlenden Einwohner sind wahrscheinlich nach Westdeutschland und vielleicht auch in die Ukraine ausgewandert, denn schon um 1862 sind Albrechtsdorfer Familien, wie Scheffler und Fuhr nach Wolhynien und Russland ausgewandert.
Die 1928 gebildete Gemeinde Albrechtsdorf war 1.270,70 ha groß, hatte 156 Wohnhäuser, 220 Haushalte und 834 Einwohner. Im Ort waren Kirche, Standesamt und Amtsbezirk. Albrechtsdorf gehörte zum Amtsgericht Bartenstein. Der Grundsteuerreinertrag betrug 7,47 Rm je ha und deutete auf leichte Mittelboden hin.
Die Schule soll 1662 eingerichtet worden sein. Im Kirchenbuch wird im 18. Jahrhundert ein Kirchschullehrer erwähnt. Seit 1863 war sie zweiklassig, ab 1886 dreiklassig. 1925 wieder zweiklassig. Als letzte Schulleiter und Organisten waren August Eduard Guske (1873–1910), Karl Anton Guske (1910–1928), Karl Reichwald (1928–1945) im Amt. Als zweiter Lehrer war Ewald Weißgräber von 1920 bis 1945 in Albrechtsdorf tätig.
Die alte Ordenskirche, 1335 gegründet, lag in der Mitte des Ortes und war aus verputzten Feldsteinen gebaut. Sie wurde 1655 und 1818 renoviert.
Der sogenannte „Reiterkrieg“ von 1519 bis 1521 brachte Preußen und Natangen neue Notzeiten. Auch in dem Bürgerkrieg von 1454 bis 1466 hat Albrechtsdorf gelitten, weil um Bartenstein häufig Kämpfe tobten. Dabei kam es zu einer Belagerung der Stadt Bartenstein durch die Polen und eine Plünderung der umliegenden Dörfer. Die Bewohner von Albrechtsdorf werden sich damals zum größten Teil, wohl auch wie die Adelsherren, nach Bartenstein zurückgezogen haben, mitsamt ihrem Hab und Gut, um dort sicherer zu sein. Trotz mehrfacher Aufforderung, verlorener Vorgefechte und Verlustes der Johannis-Vorstadt in Bartenstein hielt die Stadt tapfer aus und ergab sich nicht. Durch diese Plünderungen und Verheerungen sind sicher auch viele Schriftstücke verloren gegangen, die näheren Aufschluss über Albrechtsdorf, zu jener Zeit, gegeben hätten.
Aus der ganzen Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts sowie dem unglücklichen Krieg von 1806/07 lässt sich über die Geschichte von Albrechtsdorf wenig feststellen. Die Schlacht bei Preußisch Eylau der verbündeten Preußen und Russen gegen Napoleon am 7./8. Februar 1807 brachte sicher wieder Not und Bedrängnis. In damaliger Zeit war es üblich, dass die durchziehenden Armeen von der Bevölkerung alle benötigten Sachen requirierten. Das führte zwangsläufig zu Not und Elend. Der Pfarrer Kolbe aus Landsberg/Ostpr. hat genau ermittelt, welchen Schaden er durch die Besatzung erlitten hat.
Die hygienischen Verhältnisse waren sicher auch nicht die besten, so dass Krankheiten sich schnell ausbreiten konnten. So verzeichnete der Pfarrer von Landsberg im Februar 1807 im Kirchenbuch: „Vom 7. bis 20. d. Mon. (Febr. 1807) stand allhier die feindliche französische Armee, die Kriegsunruhen dauern fort, und seit dieser Zeit sind durch neuentstandene faulartige Diarrhoen sehr viele, die fast alle in der Stille und ohne Anmeldung begraben wurden, gestorben. Nach langer angewendeter Mühe sind nachstehende Verstorbene ausgemittelt und hier eingetragen“. Es folgen bis 1. März ca. 44 Sterbefälle. Bis zum 31. Dezember 1807 sind im Kirchspiel Landsberg 396 Sterbefälle eingetragen, gegenüber 50 bis 70 in den anderen Jahren. Diese Ruhrepidemie hat im Sommer 1807 auch Albrechtsdorf erreicht. Das Albrechtsdorfer Kirchenbuch verzeichnet von 1800 bis 1805 im Durchschnitt 20 Sterbefälle im Jahr. 1807 sind aber 157 Leute im Kirchspiel verstorben, allein im August gab es 29 Tote. Der überwiegende Teil starb an Ruhr, vor allem Kinder und Leute im Alter von 55 bis 65 Jahren.
In den alten Hausbüchern von Bartenstein ist außer einigen Verschreibungen nichts Wesentliches über Albrechtsdorf aufgezeichnet. Von diesen aus der Zeit von 1603 bis 1700 lassen sich noch folgende feststellen:
Vertrag zwischen Ludwig und Friedrich von Aulack und Hans von Malgedin wegen einer zu Albrechtsdorf hinterlassenen Erbschaft von 5 Hufen, die von Aulack auf Loyden verliehen werden.
Kontrakt zwischen Albrecht von Kreytzen und Ludwig und Friedrich von Aulack. Nach diesem Kaufvertrag erhalten die von Aulack 11 Hufen zugesprochen.
1638 wird Albrechtsdorf Herrn von Lehndorf zum rechtmäßigen Unterpfande verschrieben. Diese rechtmäßige Verpfändung von Albrechtsdorf an Herrn von Lehndorf erklärt vielleicht auch die heute noch bestehende Inschrift C.B.v.L. mit dem Wappen in dem alten Stand rechts des Haupteinganges der Kirche.
Protestation Albrechts von Kreytzen wegen 3 Hufen von Albrechtsdorf aus dem Jahre 1675.
1695 erhalten die Brüder Wolf und Achatius von Kreytzen bei ihrer Konfirmation über ihre Güter Albrechtsdorf nebst dem freien Kruge zugesprochen.
Bevor Albrechtsdorf an die von Kreytzen auf Groß Peisten fiel, war es in den Händen des damals mächtigen Hauses von Tettau auf Tolks, woran auch noch der alte Stand in der Kirche, geschmückt mit dem Wappen der Familie von Tettau und der Inschrift G.A.v.T erinnert. Aus der Hand der Familie von Tettau ist Albrechtsdorf dann endgültig durch Patengeschenk des Herrn von Tettau an einen jungen von Kreytzen an Peisten gefallen.
Als der Ort zu Peisten gekommen war, ließ die dortige Gutsherrschaft hier in Albrechtsdorf ein Vorwerk bauen. Von diesem Vorwerk wurden aber nur 12 Hufen bewirtschaftet. Das übrige Areal, welches damals noch viel Wald hatte, wurde von 20 Bauern und 24 Arbeitsleuten bewirtschaftet.
Im Jahre 1811 verteilte die Gutsherrschaft 60 Hufen an die 20 Bauern derart, dass jeder derselben 1 ½ Hufen zinsfrei und 1 ½ Hufen zinspflichtig zu seinem Eigentum erhielt. Wie damals üblich wurde bis zur Separation das Land in drei Feldern von allen gemeinschaftlich bewirtschaftet. Die 24 Arbeiter und der Lehrer hatten Weiderecht. Bei der Separation wurden dieselben durch Weideland abgefunden. Als das Vorwerk baufällig geworden war, wollte die Gutsherrschaft es nicht mehr aufbauen und verpachtete das Vorwerksland an einzelne Interessenten. Später wurden diese 12 Hufen an Wirte in Albrechtsdorf verkauft.
In der Zeit um 1825 hat Albrechtsdorf folgende Wirtschaften:
- 24 Bauern mit je 3 Hufen
- 24 Eigenkätner und Besitzer von Weideland
- 6 Halbhüfner (Kleinbauern)
- 3 Einwohner (Mieter)
Es lebten damals also insgesamt etwa 53 Familien in dem Dorf. Den Unterhalt erwarben die Bewohner fast ausschließlich durch Ackerbau. Nach der Separation 1831 entstanden bald neue Hausstände. Diejenigen Wirte, welche Söhne hatten, fingen an ihre Grundstücke zu teilen. Andere wieder, die in schlechten Verhältnissen lebten, verkauften Teile ihre Grundstücke und es entstanden neue Besitzungen. So stieg die Zahl der Familien und damit der Bevölkerung immer höher. Endlich kamen die Wirte auf den Gedanken, sich auszubauen, um ihre Ländereien zur Bearbeitung näher zu haben. Die Wohnhäuser im Dorfe wurden aber nicht abgebrochen, sondern nebst Garten und Hofstelle verkauft. Auf diese Weise stieg die Zahl der Eigenkätner, Einwohner und Handwerker wieder mehr. Bis um 1880 hatte das Dorf nur ein Gasthaus, das wohl immer an der Stelle gestanden hat, wo heute noch der Krug gegenüber der Kirche steht. Um 1890 hatte aber Albrechtsdorf bereits drei Gasthäuser. 1945 waren 2 Gasthäuser vorhanden. Der dritte Krug hat wohl um 1920/25 aufgehört zu existieren. Handwerker waren bereits damals von allen Gattungen vertreten. Für Verwirrung hat für manchen Familienforscher die Berufsbezeichnung „Wirth“ in den Kirchenbüchern geführt. Hier ist nicht ein Gastwirt, sondern ein Landwirt gemeint. Der Gastwirt wurde immer als „Krüger“ bezeichnet.
Um 1880 war Albrechtsdorf das zweitgrößte Dorf im ganzen Landkreis Preußisch Eylau. Die Einwohnerzahl war bis auf ungefähr 1200 gestiegen. Die massiven Häuser fanden immer mehr Anklang. Das Dorf machte auf den Beschauer einen recht guten Eindruck, wozu besonders die gute Beschaffenheit der Dorfstraßen beitrug. Der Gemeindevorsteher Friedrich Krause hat in den Jahren 1876–1879 viel für die Verbesserung des Dorfes und Verschönerung der Dorfstraßen getan. Sie wurden mit Kies befahren, mit Bäumen bepflanzt und Prellsteine wurden gesetzt. In jener Zeit wurde auch bereits der Bürgersteig von der Kirche nach dem Südende des Dorfes errichtet.
In den kirchlichen Verhältnissen hat sich in der Zeit seit 1858, als Pfarrer Götz amtierte, eine große Umwandlung vollzogen. Es zeigten sich die ersten Baptisten. Sie und ihre Anhänger hielten bald hier, bald dort ihre Andachten, die häufig gestört wurden. Ein von der Wanderschaft soeben heimgekehrter Grobschmiedegeselle, Ferdinand Schirmann, wurde bald der Mittelpunkt der ganzen Bewegung. Er wurde in der Familie des damaligen Wirtes Saat gastfreundlich aufgenommen und war bald unter dem Titel Prediger bekannt. Nachdem er Schwiegersohn des Wirtes Saat geworden war, wurde die Zahl der Baptisten immer größer. Schließlich wurde eine Kapelle erbaut, daneben ein Predigerhaus, zu dem der Schwiegervater ein Grundstück kaufte. Von weit und breit kamen jetzt Menschen zu Andachten, Festen und Taufen. Bis 1945 bestand diese Baptistengemeinde. Der eigene Friedhof der Baptistengemeinde lag außerhalb des Dorfes.
Das Handwerk erlebte in Albrechtsdorf gegen Ende des vorigen Jahrhunderts einen großen Aufschwung, doch dann vernichtete die aufkommende Industrialisierung auch hier eine Reihe von handwerklichen Betrieben. Am vorteilhaftesten schnitten noch die lebenswichtigen Betriebe der Bäcker und Fleischer, Schneider und Schuster, Maurer und Zimmerleute ab, die bis 1945 noch ihr Fortkommen hatten. Um 1880/90 ist viel für das Dorf getan worden. Der Neubau der Schule, der Bau der Chaussee Landsberg-Bartenstein, Verbesserung der Landwege nach Tappelkeim und Reddenau, erforderten hohe Kosten. Unerwähnt soll auch nicht bleiben, die Überweisung des Jagdpachtgeldes des Jahres 1883 an die von der Überschwemmung am Rhein betroffenen Menschen.
Am 1. Oktober 1912 wurde im Schulzenamt im Beisein des Landrats und Kreisbrandmeisters, die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Der damalige Hauptlehrer und Kantor Guske, wurde ihr Führer. Die Feuerwehr hatte damals 20 aktive Mitglieder. Während des Krieges (1914–1918) ruhte die Arbeit innerhalb der Feuerwehr. Nach dem Kriege fand am 2. Juni 1919 die erste Generalversammlung statt. Kantor Guske wurde wieder einstimmig mit der Führung der Feuerwehr beauftragt. 1923 legte er des fortgeschrittenen Alters wegen den Führerposten nieder und trat ihn an Oberstraßenmeister Plehn ab, der ihn bis 1929 innehatte. 1929 ging der Vorsitz in die Hände des Bauern Zilian. Während seiner Zeit wurde die Motorspritze angeschafft und 1932 der Feuerwehr übergeben. Nach 1933 wurde Gastwirt Scheffler Führer der Feuerwehr, die den ganzen Amtsbezirk umfasst und in die Löschzüge Albrechtsdorf und Bartelsdorf gegliedert war.
Der Ort Albrechtsdorf hatte sehr viele „Abbauten“, das sind Grundstücke, die nicht direkt im Dorf, sondern auf den Ländereien außerhalb des Ortes gebaut waren. Eine Aufstellung der im Dorf gelegenen Grundstücke und der Grundstücke, die außerhalb des Ortskerns lagen, mit Stand von 1945, folgen im Plan des Ortes.
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohnerzahl | Anmerkungen |
---|---|---|
1820 | 274 | |
1885 | 1214 | [3] |
1910 | 959 | [4] |
1933 | 882 | [3] |
1939 | 841 | [3] |
2021 | 489 | [1] |
Zeitchronik für das Kirchspiel Albrechtsdorf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]aufgestellt von Hans-Georg Stritzel, dem Verfasser des Ortssippenbuches von Albrechtsdorf:
- 1335 Gründung von Albrechtsdorf als deutsches Bauerndorf
- 1335/62 Albrechtsdorf wird adliges, gutsuntertäniges Dorf zur Besitzung Groß Peisten
- 1347 Erste Erwähnung Tappelkeims als kölmisches Gut „Tapelkeym“
- 1350/1379 Gründung von Bartelsdorf („Bertholdesdorf“) als untertäniges Bauerndorf privater Grundherren
- 1352/62 Entstehung der Ordenskirche in Albrechtsdorf
- 1354 Erste Erwähnung Bandels als prußischer Edelsitz „Bandelen“
- 1362 Gut Bandels wird dem Prußen Santunge verliehen
- 1414 Schwere Kriegsschäden nach dem Poleneinfall in Albrechtsdorf und Bandels
- 1424 Erste Erwähnung Marguhnens als prußische Siedlung „Mergunen“
- 1454/66 Verwüstungen und Plünderungen in den Orten während des Bürgerkrieges, dem „Ständekrieg“
- 1520/21 Völlige Vernichtung Marguhnens im „Reiterkrieg“
- 1520 Melchior von Kreytzen auf Gr. Peisten erwarb Teile von Albrechtsdorf
- um 1523 Reformation nahm in Albrechtsdorf ihren Anfang
- 1577 Neubesiedlung von Marguhnen durch Simon Dittrich
- 1583 Albrecht von Kreytzen erwirbt von Familie Aulack weitere Ländereien in Albrechtsdorf
- 1600 Ganz Albrechtsdorf mit dem Kirchenpatronat im Besitz der Familie von Kreytzen auf Gr. Peisten
- ab 1610 Ausbruch der Pest mit vielen Opfern im Kirchspiel
- 1638 Verpfändung von Albrechtsdorf an die Herren von Lehndorff
- 1695 Wolf und Achatius von Kreytzen werden Herren über Albrechtsdorf
- um 1720 Einrichtung der Schule in Albrechtsdorf. Erste bekannte schriftliche Erwähnung 1754
- 1755 Neubau der Schule in Albrechtsdorf
- 1794 Lehnsherr Erdmann F.A von Kreytzen hebt Erbuntertänigkeit für seine Dörfer auf.
- 1807 Schlacht bei Preußisch Eylau, Preußen und Russen gegen die Franzosen unter Kaiser Napoleon. Kein Sieg Napoleons
- 1807 Hohe Sterblichkeit im Kirchspiel durch eine, von franz. Truppen eingeschleppte Ruhrepidemie
- um 1807 Einrichtung der Schule in Tappelkeim
- 1819 Gründung des Landkreises Preußisch Eylau
- 1858 Gründung der baptistischen Gemeinde in Albrechtsdorf
- 1864 Bau der Kapelle und des Predigerhauses für die baptistischen Gemeinde
- 1874 Einführung des Königlich Preußischen Standesamtes Albrechtsdorf, Bildung eines Amtsbezirks Albrechtsdorf[5]
- 1885 Neubau der Schule in Albrechtsdorf
- 1897 Gründung des Kriegervereins Albrechtsdorf
- 1912 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Albrechtsdorf
- 1914 Mobilmachung am 1. August, Einberufung von 12 Reservisten des Kirchspiels
- 1928 Bildung der Gemeinde Albrechtsdorf, der Gemeinde Bandels-Sand mit den Vorwerken Kobbelbude und Suiken und der Gemeinde Bartelsdorf mit den Ortsteilen Marguhnen und Tappelkeim
- 1929 Verkauf des Gutes Bartelsdorf mit dem Vorwerk Marguhnen an die „Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft Ostbund“
- 1935 Feier zum 600-jährigen Bestehen von Albrechtsdorf
- Febr. 1945 Schwere Verluste und Besetzung der Orte durch sowjetische Truppen
- 1945 Teilung des Kreisgebietes in den nördlichen sowjetischen und südlichen polnischen Besatzungsteil
- 1946/47 Vertreibung der letzten deutschen Bewohner aus dem Kirchspiel. Der Ort erhielt den Namen Wojciechy und kam zu Polen.
Gutsuntertänigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Güter und Dörfer wurden vom Deutschen Orden und später von der Landesherrschaft bzw. dem König als Lehen vergeben. Die Lehnsherren waren meistens Ritter, die dem Orden in Kriegszeiten beigestanden hatten und denen der Orden den gebührenden Sold oder sonstige Schulden nicht zahlen konnte. Ihnen wurde dann ein Dorf (oder mehrere Dörfer oder Güter) als Lehen gegeben. Die Bauern mussten ihren Zins für die Hofstelle an die Gutsbesitzer, als ihren Lehnsherrn, zahlen. Für die Dörfer, die dem König gehörten, waren die Ämter zuständig. Alle Dörfer, die einen Gutsbesitzer als Lehnsherren hatten, bezeichnete man als „gutsuntertan“ und alle Dörfer die der Landesherrschaft bzw. dem König gehörten, waren „königliche Dörfer“. Dies alles endete mit der Bauernbefreiung.
Amtsbezirk Albrechtsdorf (1874–1945)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 7. Mai 1874 wurde der Amtsbezirk Albrechtsdorf gebildet. Er bestand bis 1945:[5]
Deutscher Namen | Polnischer Name | Anmerkungen |
---|---|---|
Albrechtsdorf | Wojciechy | |
Bandels | Bądle | 1928 Ortsteil der neuen Landgemeinde Bandels-Sand |
Bartelsdorf | Barciszewo | |
Marguhnen | Merguny | 1928 nach Bartelsdorf eingemeindet |
Sand | Piasek | 1928 Ortsteil der neuen Landgemeinde Bandels-Sand |
Tappelkeim | Tapilkajmy | 1928 nach Bartelsdorf eingemeindet |
ab 1937: Borken |
Borki | bis 1937 dem Amtsbezirk Borken zugehörig |
Religionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Christentum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kirchengebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der heutigen St.-Andreas-Bobola-Kirche handelt es sich um eine Ordenskirche, die in ihrer Gründung zurück in die Zeit 1335 bis 1362 geht.[6] Im Zuge der Reformation wurde sie ein evangelisches Gotteshaus, das in den Folgejahren mehrfache Umbauten und Restaurationen erfuhr. Es handelt sich um einen chorlosen verputzten Feldsteinbau mit einem oben in Holz ausgeführtem Westturm.[7] Eine flache, ursprünglich bemalte Decke schließt den Innenraum nach oben ab. Es gibt mehrere wertvolle Ausstattungsgegenstände.
Evangelisch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 1945 war die Kirche das zentrale Gotteshaus des evangelischen Kirchspiels Albrechtsdorf im Kirchenkreis Preußisch Eylau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Jetzt gehört das Dorf Wojciechy zur Johanneskirche in Kętrzyn (Rastenburg), deren Filialgemeinde das Dorf ist und die der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugehört.
Römisch-katholisch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gotteshaus gehört heute der Römisch-katholischen Kirche, deren Glieder früher die Kirche in Bartenstein (polnisch Bartoszyce) besuchten. Es ist eine dem Andreas Bobola geweihte Pfarrkirche, die dem Dekanat Górowo Iławeckie (Landsberg (Ostpreußen)) im Erzbistum Ermland zugeordnet ist.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus dem Ort gebürtig
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andreas Stanislaus von Hatten (1763–1841), römisch-katholischer Theologe, Bischof von Ermland
- Gerhard Böhmer (1879 – nach 1921), deutscher Agrarwissenschaftler
Mit dem Ort verbunden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolf von Kreytzen (1598–1672), Obermarschall im Herzogtum Preußen, Landrat, war Erbherr auf Albrechtsdorf
- Leopold Götz (1833–1903), evangelischer Theologe, Leiter des Mutterhauses und Krankenhaus der Barmherzigkeit in Königsberg, Vorsitzender der Preußischen Bibelgesellschaft, war von 1858 bis 1860 Pfarrer an der Kirche in Albrechtsdorf
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wojciechy liegt an der bedeutenden Woiwodschaftsstraße 512, die durch die nördliche Woiwodschaft Ermland-Masuren verläuft und Szczurkowo (Schönbruch) an der polnisch-russischen Staatsgrenze mit den Städten Bartoszyce (Bartenstein), Górowo Iławeckie (Landsberg (Ostpreußen)) und Pieniężno (Mehlsack) verbindet. Lokale Nebenstraßen enden zudem in Wojciechy.
Eine Anbindung an den Bahnverkehr besteht nicht.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Quelle der Seite
- Wie lebten die Bauern in Albrechtsdorf und Umgebung in der früheren Zeit
- Hans-Georg Stritzel: Ortssippenbuch der evangelischen Kirchengemeinde Albrechtsdorf …, Kreis Preußisch Eylau in Ostpreußen 1700–1887, 1999 (PDF; 2,3 MB)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Polska w Liczbach: Wieś Wojciechy w lliczbach (polnisch)
- ↑ Poczta Polska: Oficjalny Spis Pocztowych Numerów Adresowych ( des vom 26. Oktober 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , 2023, S. 1487 (polnisch)
- ↑ a b c Michael Rademacher: deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Provinz Ostpreußen, Kreis Friedland/Bartenstein. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 10. Mai 2023.
- ↑ Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis Landkreis Preußisch Eylau
- ↑ a b Rolf Jehke: Amtsbezirk Albrechtsdorf
- ↑ Informationszentrum Ostpreußen: Wojciechy - Albrechtsdorf
- ↑ Walther Hubatsch: Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2 Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen 1968, S. 67, Abb. 232