Vrindavan
Vrindavan वृन्दावन | ||
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Staat: | Indien | |
Bundesstaat: | Uttar Pradesh | |
Distrikt: | Mathura | |
Lage: | 27° 35′ N, 77° 42′ O | |
Höhe: | 186 m | |
Fläche: | 13,5 km² | |
Einwohner: | 63.005 (2011)[1] | |
Bevölkerungs- dichte: |
4667 Ew./km² | |
Vrindavan – Kusuma Sarovar Ghat |
Vrindavan (Hindi: वृन्दावन, Vṛndāvan) ist eine etwa 65.000 Einwohner zählende Stadt im Distrikt Mathura des indischen Bundesstaats Uttar Pradesh. Für die Anhänger des Hindu-Gottes Krishnas ist sie eine heilige Stadt.
Lage
Vrindavan liegt in etwa 186 m Höhe ü. d. M. auf dem Westufer der Yamuna etwa 8 km nördlich der Stadt Mathura. Agra liegt etwa 75 km in südöstlicher Richtung entfernt und Indiens Hauptstadt Delhi liegt etwa 145 km nördlich.[2] Das Klima ist warm bis heiß; Regen fällt fast nur in den sommerlichen Monsunmonaten.[3]
Bevölkerung
Offizielle Bevölkerungsstatistiken werden erst seit 1991 geführt und veröffentlicht.[4]
Jahr | 1991 | 2001 | 2011 |
Einwohner | 47.746 | 56.692 | 63.005 |
Ca. 92,5 % der Einwohner sind Hindus, 7 % sind Moslems; der Rest verteilt sich auf andere Religionen (Sikhs, Jains, Buddhisten, Christen). Der Anteil der männlichen Bevölkerung liegt ca. 20 % über dem weiblichen, was – neben der in Indien häufiger praktizierten Abtreibung weiblicher Föten – auch an der Zuwanderung von männlichen Arbeitskräften liegt.[5]
Witwen
Viele mittellose, von der Familie verstoßene, hinduistische Witwen kommen nach Vrindavan, um dort den Rest ihres Lebens zu verbringen. Sie hoffen, in Vrindavan Erlösung von dem Unglück zu erlangen, das Witwen gemäß weitverbreiteter Meinung bringen sollen, indem sie ihr Leben Krishna weihen. Die meisten leben als Bettlerinnen und haben keinerlei soziale Absicherung.[6][7]
Wirtschaft
Die meisten Bewohner von Vrindavan leben direkt oder indirekt von der in den Dörfern der Umgebung betriebenen Landwirtschaft. In der Stadt selbst haben sich Handwerker, Kleinhändler und Dienstleister angesiedelt. Eine überaus wichtige Rolle im Wirtschaftsleben der Stadt spielt der Pilgertourismus.
Mythologie
Der Überlieferung nach ist die Stadt Vrindavan der Ort des einstmaligen Waldes von Vrindavana, in dessen Umgebung der Hindu-Gott Krishna in Gokula, einem Dorf von Kuhhirten, aufgewachsen sein soll. Dem Bhagavatapurana und dem Gita Govinda zufolge hütete Krishna im Wald von Vrindavan Kühe; er traf sich dort auch mit den Hirtenmädchen, den Gopis und hier ist es besonders sein Verhältnis zu Radha, das in vielen – in ganz Indien äußerst populären – Geschichten erzählt wird. Das Spiel von Radha und Krishna hat im Hinduismus eine tiefe symbolische Bedeutung als das göttliche Spiel (lila) der Seele mit ihrem Herrn.
Geschichte
Trotz der wahrscheinlich weit zurückreichenden Geschichte des Platzes wurde die heutige Stadt erst im 16. Jahrhundert gegründet und mit zahlreichen Tempeln ausgestattet; sie wuchs schnell heran.
Sehenswürdigkeiten
Heute erinnert nur noch wenig an den historischen Wald. Stattdessen gibt es in Vrindavan dutzende historische und moderne Hindu-Tempel (mandira), die Krishna geweiht sind; sie sind jedoch allesamt nicht älter als 500 Jahre. Fast in jedem Haus findet sich ein Altar zur Verehrung Radhas und Krishnas; deshalb wird Vrindavan oft die „Stadt der 5000 Tempel“ genannt. Der Ort ist einer der beliebtesten Pilgerorte für Vishnuiten aus der ganzen Welt.
- Der Shikhara-Turm des auf einem hohen Unterbau ruhenden Madan Mohan Tempels ist mit ornamentalen quadratischen Terrakotta-Platten überzogen. Er gilt als ältester Tempel Vrindavans. Das originale Kultbild wurde zu seinem Schutz in der Zeit des Großmoguls Aurangzeb nach Karauli (Rajasthan) verbracht. In Vrindavan wird eine Kopie verehrt.
- Der von Raja Man Singh I. von Amber finanzierte Govinda Dev Tempel wurde in der Zeit Aurangzebs von 7 auf 4 Stockwerke reduziert und all seines Figurenschmucks beraubt.
- Der Ranganath Temple entstand in den Jahren 1845 bis 1851; sein Torbau (gopuram) verweist auf die beiden aus der südindischen Stadt Madras stammenden Stifter.
- Der Banke Bihari Temple, das Hauptheiligtum Krishnas, wurde ebenfalls erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut.
- Der Bau des sog. Jaipur Temple wurde vom Maharaja von Jaipur Sawai Madho Singh II. Ende des 19. Jahrhunderts initiiert und im Jahr 1917 fertiggestellt.
- Der Krishna Balaram Mandir wurde in den 1970er Jahren von der International Society for Krishna Consciousness (ISKCON) gestiftet und in einem indo-europäischen Mischstil erbaut. Auf dem Gelände steht auch das Marmor-Mausoleum von Bhaktivedanta Swami Prabhupada, dem Gründer der Gesellschaft.
- Der ganz mit weißem Marmor verkleidete und in Stilformen mittelalterlicher Hindu-Tempel erbaute Prem Mandir gilt als der schönste und größte Tempel Vrindavans. Seine Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 2001.
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Madan Mohan Mandir
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Votivtäfelchen in einem Tempel
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Sevakunj
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Krishna-Balaram-Mandir
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Prem Mandir
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Am Keshighat
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Vrindavan – Census 2011
- ↑ Vrindavan – Karte mit Höhenangaben
- ↑ Vrindavan – Klimatabellen
- ↑ Vrindavan – City Population 1991–2011
- ↑ Vrindavan – Census 2011
- ↑ Margarethe Blümel: Das Leben der Übriggebliebenen, Witwen in Indien. Deutschlandradio, 13. September 2012
- ↑ Michaela Maria Müller: Die Stadt der Witwen. Die Welt, 17. Januar 2008