Strzelin

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Strzelin
Wappen von Strzelin
Strzelin (Polen)
Strzelin (Polen)
Strzelin
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Niederschlesien
Powiat: Strzelin
Gmina: Strzelin
Fläche: 10,32 km²
Geographische Lage: 50° 47′ N, 17° 4′ OKoordinaten: 50° 47′ 0″ N, 17° 4′ 0″ O

Höhe: 173 m n.p.m.
Einwohner: 12.383 (31. Dez. 2020)
Postleitzahl: 57-100
Telefonvorwahl: (+48) 71
Kfz-Kennzeichen: DST
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DzierżoniówBrzeg
Eisenbahn: Breslau–Kamieniec Ząbkowicki
Nächster int. Flughafen: Breslau

Strzelin [ˈstʃɛlin] (deutsch: Strehlen, schlesisch Strahla, tschechisch Střelín) ist eine Stadt in der Stadt- und Landgemeinde Strzelin der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen. Sie liegt an der Ohle und ist zugleich Amtssitz des Powiat Strzeliński.

Stadtzentrum mit Kreuzerhöhungskirche, dem Haus der Herzöge von Brieg und aufgelockerter Wohnbebauung aus den 1970er Jahren

Strzelin liegt etwa 40 Kilometer südlich von Breslau. Westlich erstrecken sich die Strehlener Granitsteinbrüche (Kamieniołomy granitu), die zu den größten in Europa gehören. Nachbarorte sind Szczawin (Saegen) im Norden, Chociwel (Kuschlau) im Nordosten, Biedrzychów (Friedersdorf) im Osten, Gęsiniec (Hussinetz) im Süden, Mikoszów (Niklasdorf) im Westen und Pęcz (Pentsch) im Nordwesten.

Der Ortsname leitet sich vom polnischen Namen „Strzela“ für Pfeil ab. Die St.-Marien-Kirche in der Strehlener Altstadt (bis zur Vereinigung mit Strehlen „Alt-Prieborn“) stiftete einer Legende nach um 1130 der polnische Magnat Peter Wlast. 1228 erscheinen urkundlich Razlaus bzw. Wratislaus und Boguslaus von Strehlen als Hofrichter bzw. Kastellane.[1] 1292 wurde Strehlen vom Schweidnitzer Herzog Bolko I. nach deutschem Stadtrecht ausgesetzt.[2] 1295 gründete er in Strehlen das Klarissenkloster und bestimmte die St.-Marien-Kirche zur Propsteikirche. 1293 erhielt „Strelyn“ das Recht für Innungssachen der Stadt Schweidnitz. Zur gleichen Zeit wurden die Vogteirechte bestimmt, die Stadt erweitert und eine Stadtmauer errichtet. In einer Urkunde des Breslauer Domkapitels von 1264 wurde erstmals eine Pfarrkirche erwähnt.[3]

Durch Teilung des Herzogtums Schweidnitz 1321 fiel Strehlen an das von Herzog Bolko II. begründete Herzogtum Münsterberg. 1337 wurde Strehlen für 1337 Mark Prager Groschen an die Krone Böhmen verpfändet. 1349 erfolgte durch Herzog Nikolaus von Münsterberg das Recht zu Willküren und der freien Ratswahl. 1350 wurde Strehlen das Recht der Stadt Münsterberg und anderer Städte das Meilenrecht verliehen und ein Hospital erbaut. 1427 wurde Strehlen dem Herzogtum Brieg eingegliedert.[4] 1428 und 1438 wurde die Stadt von den Hussiten geplündert. Dabei kam besonders das Nonnenkloster und die Marienkirche zu Schaden. Ein Teil der Ordensschwestern floh nach Brieg. 1535 hielt die Reformation Einzug. Die katholischen Geistlichen verließen die Stadt. 1548 zerstörte ein Brand weite Teile von Strehlen, darunter die St.-Michaels-Kirche und das Kloster, die St.-Gotthard-Kirche blieb unversehrt. 1552 wurde die neue protestantische St.-Michaels-Kirche geweiht und 1565 ein neues Rathaus erbaut. 1577 wurden das Hospital und 1585 die Schule wieder aufgebaut. 1581 verordnete Herzog Georg II. von Brieg die Anlegung einer städtischen Wasserleitung. Das Wasser wurde in Röhren vom Gebirge in die Stadt geleitet. Am 10. März 1586 erhielten die Krämer von Herzog Joachim Friedrich ein Handelsprivileg und 1590 stiftete er der Stadt eine Schützengilde. 1617 erhielt Strehlen einen neuen Begräbnisplatz und eine der hl. Barbara geweihte Kirche, die 987 Taler kostete.

Trotz des sprachlichen Assimilierungsprozesses konnte sich in Strehlen eine polnischsprachige Minderheit behaupten. In der Kirche St. Gotthard wurde erst 1616 die Predigt in deutscher Sprache eingeführt.[5] Mitte des 17. Jahrhunderts verlief die deutsch-polnische Sprachegrenze noch bei Strehlen.

Als Stapelort des Getreidehandels erfuhr die Stadt von 1585 bis 1604 eine wirtschaftliche Blüte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1633 nach mehreren Besitzerwechseln geplündert und zerstört. Im selben Jahr brach die Pest aus, bei der mehr als 2390 Einwohner ums Leben kamen. Nach 1700 zog der Getreidehandel nach Frankenstein und Schweidnitz.

Nach dem Tode des Herzogs Georg Wilhelm 1675 fiel Strehlen mit dem Herzogtum Brieg als erledigtes Lehen durch Heimfall an die Krone Böhmen. Nachfolgend galt der Religionszwang und die Erhöhung der Abgaben. 1698 kamen Augustinermönche nach Strehlen. Der böhmische Landesherr Kaiser Leopold I. stellte dem Orden das verlassene Kloster und die vormals evangelische Kirche St. Gotthard zur Verfügung. Ein weiterer Stadtbrand vom 6. Oktober 1706 führte unter der Bevölkerung zu großer Not. 1721 ließen die Augustiner eine neue Kirche und Kloster errichten. Die evangelische Gemeinde erhielt die polnische Kirche St. Gotthard zurück. 1713 erwarb der städtische Magistrat das „von Brauchitsche“ Vorwerk in der Altstadt und vergrößerte die der Kämmerei gehörigen Äcker. 1732 wurde eine Armenverpflegung eingerichtet und das Betteln untersagt. Im Ersten Schlesischen Krieg lagerte 1741 die Preußische Armee vor der Stadt. 1742 wurde Strehlen Eigentum des preußischen Königshauses.[6]

Luftbild von Strehlen, 1930er Jahre

Auf Geheiß des preußischen Königs Friedrichs II. siedelten sich 1749 vor den Stadttoren eine bedeutende ethnische Minderheit tschechischsprachiger Glaubensflüchtlinge aus Böhmen an. Die Exulanten gründeten auf den Vorwerksäckern der Stadt die Kolonien Hussinetz, Mehltheuer und Pentsch. Die seit 1548 als städtische Begräbniskirche dienende St.-Marien-Kirche wurde nach der königlichen Konzession vom 24. Juni 1750 mit Parochialrechten ausgestattet und den böhmischen Siedlern zum Geschenk gemacht.[7] Der Siebenjährige Krieg verursachte einen Schaden von 30.000 Reichstalern. Die durch Brände und Mauerrisse baufällige Kirche St. Michael wurde 1769 neu erbaut. 1780 erhielt das Gotteshaus eine neue Orgel. Während der Koalitionskriege kam es am 24. Dezember 1806 in und um Strehlen zwischen preußischen und bayerischen Soldaten zu einem Gefecht, bei dem in der Stadt geplündert und gebrandschatzt wurde.

Um 1900 hatte Strehlen drei evangelische Kirchen, darunter eine altlutherische, und eine katholische Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht und ein Gymnasium.[2] Bis zum Jahr 1945 war Strehlen Verwaltungssitz des Landkreises Strehlen im Regierungsbezirk Breslau. Im Januar 1945 erlitt Strehlen die ersten Luftangriffe, bei denen vor allem der Eisenbahnknotenpunkt Ziel der Angriffe war. Mitte März rückte die Rote Armee in Richtung Strehlen vor. Daraufhin kam es zu starken Gefechten um die Stadt. Kurz vor Ende der Kampfhandlungen veranlasste die deutsche Wehrmacht am 24. März 1945 die Sprengung der Türme in der Altstadt, darunter den Rathausturm und den Kirchturm der Michaeliskirche. Mit Ende der Kämpfe war die gesamte Stadt nahezu zerstört. Lediglich einzelne Fragmente von Gebäuden blieben erhalten.[8] Die Bevölkerung der Stadt war vor Eintreffen der Roten Armee evakuiert worden.

Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Strehlen 1945 mit dem größten Teil Schlesiens an Polen und wurde in Strzelin umbenannt. Die deutschen Einwohner wurden – soweit sie nicht schon vorher geflohen waren – vertrieben. Die neu angesiedelten Bewohner waren teilweise Zwangsumgesiedelte aus Ostpolen, das an die Sowjetunion gefallen war.

Sehenswürdigkeiten

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  • Die Kreuzerhöhungskirche wurde zwischen 1700 und 1721 erbaut und nach starken Kriegszerstörungen wieder aufgebaut.
  • Die Kirche Muttergottes und St. Johannes wurde 1130 gegründet und 1979 nach erheblichen Kriegszerstörungen wieder aufgebaut.
  • Die St.-Gotthard-Kirche wurde im 14. und 15. Jahrhundert erbaut. Der Turm stammt aus dem 12. Jahrhundert.
  • Hospitalkirche St. Georg von 1350.
  • Das im 14. Jahrhundert errichtete und von 1520 bis 1526 im Stil der Renaissance umgebaute Rathaus am Ring wurde 1945 durch die deutsche Wehrmacht gesprengt. Erhalten blieben lediglich die unteren beiden Geschosse des 1520 erbaute Rathausturm, der 2011 originalgetreu rekonstruiert wurde. Das Rathaus wurde von 2020 bis 2023 rekonstruiert.
  • Das 1605/1606 errichtete Haus der Herzöge von Brieg wurde 1945 zerstört. Lediglich die Außenmauern blieben erhalten. In den 1990er Jahren wurde das Gebäude originalgetreu wiederaufgebaut.[9]
  • Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs von 1896
  • Reste der mittelalterlichen Stadtmauer von 1300
  • Jüdischer Friedhof
  • Neogotisches Postamt – 1889 errichtet[10]
Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner Anmerkungen
1840 04.260 davon 1987 männliche und 2273 weibliche Einwohner; 710 Ehepaare; 3035 Evangelische, 1139 Katholiken und 86 Juden[11]
1844 04253 davon 1965 männliche und 2288 weibliche Einwohner; 706 Ehepaare; 3050 Evangelische, 1109 Katholiken und 94 Juden[12]
1875 06289 [13]
1880 07261 [13]
1890 09016 davon 6471 Evangelische, 2433 Katholiken und 108 Juden[13]
1905 08999 davon 2433 Katholiken und 64 Juden.[2]
1925 10.142 davon 7422 Evangelische, 2578 Katholiken, acht sonstige Christen, 59 Juden[13]
1933 11.364 davon 8488 Evangelische, 2643 Katholiken, ein sonstiger Christ, 51 Juden[13]
1939 12.290 davon 9.110 Evangelische, 2904 Katholiken, 34 sonstige Christen, 14 Juden[13]

Der Bahnhof Strzelin liegt an der Kreuzung der Bahnstrecke Wrocław–Międzylesie mit der stillgelegten Bahnstrecke Brzeg–Łagiewniki Dzierżoniowskie. Im Bahnhof der Ortschaft Głęboka an letzterer Strecke endete vormals die Bahnstrecke Grodków Śląski–Głęboka Śląska.

Persönlichkeiten

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Söhne und Töchter der Stadt

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Paul Ehrlich (1854–1915)

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

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Städtepartnerschaften

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Strzelin unterhält mit folgenden Städten Städtepartnerschaften[14]:

  • Tschechien Svitavy (Zwittau), Tschechien, seit 14. September 2015
  • Deutschland Frankenberg, Deutschland, seit 28. Mai 2013
  • Tschechien Libchavy (Lichwe), Tschechien, seit 8. Dezember 2011
  • Tschechien Trutnov (Trautenau), Tschechien, seit 31. Mai 2005
  • Deutschland Straelen, Deutschland, seit 27. Januar 2005
Commons: Strzelin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Franz Xaver Görlich: Geschichte der Stadt Strehlen in Preußisch-Schlesien. Jos. Max, 1853 (books.google.com [abgerufen am 29. April 2021]).
  2. a b c Strehlen. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 19: Sternberg–Vector. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1909, S. 113–114 (zeno.org).
  3. Zeitschrift des Vereins für Geschichte Schlesiens. 1874 (books.google.com [abgerufen am 30. April 2021]).
  4. Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topograph. Übersicht der Dörfer, Flecken, … der königl. Preußischen Provinz Schlesien (etc.). 2., vermehrte Auflage. Graß, 1845 (books.google.de [abgerufen am 29. April 2021]).
  5. C. F. Schönwälder: Die Piasten zum Bringe oder Geschichte der Stadt u. des Fürstenthums Brieg. Ad. Bänder, 1855 (books.google.com [abgerufen am 29. April 2021]).
  6. Friedrich Albert Zimmermann: Beiträge zur Beschreibung von Schlesien: so das Fürstenthum Brieg in fünf einzelnen Stücken enthält. Erster Band. bey Johann Ernst Tramp, 1783 (books.google.com [abgerufen am 1. Mai 2021]).
  7. Friedrich Gottlob Eduard Anders: Statistik der evangelischen Kirche in Schlesien. Verlag von Hugo Wagner, 1848 (books.google.de [abgerufen am 29. April 2021]).
  8. Zerstörung Strehlen 1945 drhdl.de (PDF; 0,2 MB).
  9. Haus der Herzöge von Brieg
  10. Post Strehlen – Hist. Ansichten (polnisch).
  11. Strehlener Stadt-Blatt. Nr. 8 vom 20. Februar 1841 (zefys.staatsbibliothek-berlin.de digitalisierte Ausgabe).
  12. Strehlener Kreis- und Stadt-Blatt. Nr. 6 vom 17. Februar 1844 (zefys.staatsbibliothek-berlin.de digitalisierte Ausgabe).
  13. a b c d e f Michael Rademacher: Strehlen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Miasta partnerskie. In: strzelin.pl. Gmina Strzelin, abgerufen am 26. August 2021 (polnisch).